Guten Morgen!
Für mich als autolosen Großstadtbeobachter, der nur selten ausreichend astronomieaffine Bekannte dazu bringen kann, mich tief in der Nacht in die freie Landschaft herauszufahren, stellt die leichte Transportierbarkeit eines Teleskops das absolut entscheidende Kriterium dar, um mit öffentlichen Verkehrsmitteln und zu Fuß brauchbare Beobachtungsorte ansteuern zu können. Deshalb will ich mich in den nächsten Jahren, bis ich vielleicht selbst einen Führerschein gemacht habe oder unter dunklerem Himmel lebe, mit kleinen, handlichen und leichten Geräten begnügen. Ich habe mir schon einen kleinen 90/1250er-Maksutov zugelegt, mit dem ich für Mond- und Planetenbeobachtung sehr zufrieden bin (Und der vor allem den Vorteil bietet, dass er so klein und leicht ist, dass ich ihn problemlos in einen kleinen Rucksack packen und zum Mond- und Planetengucken zu Fuß zur nächsten Freifläche tragen kann), der aber natürlich aufgrund seiner langen Brennweite, der recht kleinen Öffnung und der hohen Obstruktion nur sehr bedingt Deep Sky-tauglich ist.
Als zweites Gerät zur Deep Sky-Beobachtung, und dabei vor allem zur Großfeldbeobachtung, hatte ich nun an den Skywatcher 120/600er-Refraktor von Skywatcher gedacht, der ja sehr günstig für weniger als 350€ angeboten wird. Dass ein 120mm-Teleskop keine Lichtkanone zur beeindruckenden Galaxienbeobachung ist, ist mir natürlich klar, aber ich würde das Gerät wie gesagt primär zur Großfeldbeobachtung mit niedrigen Vergrößerungen benutzen wollen, für offene Sternhaufen und große Nebel und denke, dass ich auch bei Galaxien und Kugelsternhaufen ja zumindest schon ein Stück mehr sehen müsste als mit meinem alten 114/900er-Newton, der mir schon viel Spaß machte. Da ich bisher noch nie einen Refraktor hatte, habe ich nun einige Fragen zum Teleskop:
1.) Ein 120mm-Refraktor mit so geringer Brennweite wird ja schon einen ziemlich ausgeprägten Farbfehler haben. Steigert sich der Farbfehler mit zunehmender Vergrößerung oder ist er auch bei niedrigen und mittleren Vergrößerungen schon störend wahrnehmbar? Wenn der Farbfehler bis etwa 80-100x nicht oder nur wenig spürbar wäre, wäre das für mich in Ordnung, weil ich das Teleskop ja wie gesagt ohnehin nur selten an Mond und Planeten verwenden würde.
2.) Ist der Farbfehler an unterschiedlichen Beobachtungsobjekten auch unterschiedlich stark ausgeprägt? So habe ich bspw. gelesen, dass bei der Planetenbeobachtung der Farbfehler nur bei Jupiter wirklich störend sei, sich bei Saturn allerdings sehr in Grenzen halte. Und wie sieht es am Mond aus - ist Mondbeobachtung bei mittleren Vergrößerungen bis etwa 100x gut möglich, ohne dass der ästhetische Eindruck allzu stark durch Farbsäume gestört wird?
3.) Durch die Obstruktionsfreiheit müsste ein Refraktor ja spürbar mehr Licht sammeln als ein Spiegelteleskop gleicher Öffnung. Wie groß kann ich mir den Unterschied vorstellen? Ist die Lichtsammelleistung eines 120mm-Refraktors ungefähr mit der eines 130mm-Newtons vergleichbar, oder liegt sie sogar noch höher, kann die Deep Sky-Tauglichkeit bei niedrigeren Vergrößerungen vielleicht sogar fast mit einem 150/750er-Newton verglichen werden? Wenn die Lichtsammelleistung so ungefähr zwischen der eines 130mm- und eines 150mm-Newtons läge, wäre das für mich erst einmal völlig ausreichend, zumal meine Deep Sky-Erfahrung noch ziemlich begrenzt ist und ich eine ganze Weile damit beschäftigt sein werde, auch nur alle helleren DS-Objekte gut kennenzulernen.
Grüße,
Delyon
Einige Fragen zum Skywatcher 120/600-Refraktor
- tommy_nawratil
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Re: Einige Fragen zum Skywatcher 120/600-Refraktor
hallo Delyon,
der 120/600 ist vor allem als Kometensucher, also als Instrument für dunklen Himmel mit kleinstsinnvoller Vergrösserung in Gebrauch.
Das Gerät ist relativ leicht und noch gut transportierbar, braucht als Montierung aber doch mindestens ein EQ3 Äquivalent.
Der Farbfehler eines "Achromaten" dieser Grösse und Öffnungszahl ist allerdings enorm. Dabei stört mich weniger der Blausaum,
weil der bei kleinen Vergrösserungen wenig sichtbar ist, aber das Blau fehlt in den Sternen -> die Wega wird zitronengelb.
Bei zunehmender Vergrösserung, bei Planeten/Mond wird der Farblängsfehler zunehmend deutlich, nicht nur als Blausaum, auch die anderen Farben haben keinen gemeinsamen Fokus. In der Theorie fällt je eine Wellenlänge in Rot/Blau zusammen und Grün ist vorne, d.h. wenn du scharf stellst - normal auf Grün - hast du Rot/Blaue Farbsäume.
Die Obstruktionsfreiheit ist eher ein Kontrastvorteil (wäre es ein farbreiner Apo !!! ). Beim Achromaten wird dieser Vorteil durch die Farbmischkulanz völlig zunichte gemacht.
Du kannst den Lichtsammel-Vorteil über die abgeschattete Fläche leicht selbst ausrechnen. Ein 150mm Spiegel mit 50mm Fangspiegel entspricht, was Licht sammeln betrifft,
einem Refraktor von Wurzel (150^2 - 50^2) = 141mm Durchmesser. Das ist weniger Verlust als über die Reflektivität des Hauptspiegels von 91% 150 x 0,91 = 136,5mm.
Zusammen also 141 x 0,91 = 128,3. Der Fangspiegel entspricht dem Zenitspiegel beim Refraktor.
Ich empfehle diesen Refraktor also wirklich nur und ausschliesslich für Beobachtung bei maximalen Austrittspupillen von 6-7mm unter dunkelstem Himmel,
weil so ein maximal grosses zu beobachtendes Feld am Himmel möglich ist. Da kann man schon Spass daran haben. Für mittlere und höhere Vergrösserungen
ist es wegen des Farbfehlers nicht mehr so geeignet. Z.B. bei Kugelhaufen verlierst du an Grenzgrösse bei den aufgelölsten Einzelsternen, nicht weil du den
Blausaum bei den schwachen Sternen sehen würdest, sondern weil genau das unfokussierte Licht dir im Stern auch bei skotopischem Sehen (Stäbchen) abgeht und er daher schwächer ist. Da wird der gleich grosse Newton vielleicht sogar die Nase vorn haben!
lg Tommy
der 120/600 ist vor allem als Kometensucher, also als Instrument für dunklen Himmel mit kleinstsinnvoller Vergrösserung in Gebrauch.
Das Gerät ist relativ leicht und noch gut transportierbar, braucht als Montierung aber doch mindestens ein EQ3 Äquivalent.
Der Farbfehler eines "Achromaten" dieser Grösse und Öffnungszahl ist allerdings enorm. Dabei stört mich weniger der Blausaum,
weil der bei kleinen Vergrösserungen wenig sichtbar ist, aber das Blau fehlt in den Sternen -> die Wega wird zitronengelb.
Bei zunehmender Vergrösserung, bei Planeten/Mond wird der Farblängsfehler zunehmend deutlich, nicht nur als Blausaum, auch die anderen Farben haben keinen gemeinsamen Fokus. In der Theorie fällt je eine Wellenlänge in Rot/Blau zusammen und Grün ist vorne, d.h. wenn du scharf stellst - normal auf Grün - hast du Rot/Blaue Farbsäume.
Die Obstruktionsfreiheit ist eher ein Kontrastvorteil (wäre es ein farbreiner Apo !!! ). Beim Achromaten wird dieser Vorteil durch die Farbmischkulanz völlig zunichte gemacht.
Du kannst den Lichtsammel-Vorteil über die abgeschattete Fläche leicht selbst ausrechnen. Ein 150mm Spiegel mit 50mm Fangspiegel entspricht, was Licht sammeln betrifft,
einem Refraktor von Wurzel (150^2 - 50^2) = 141mm Durchmesser. Das ist weniger Verlust als über die Reflektivität des Hauptspiegels von 91% 150 x 0,91 = 136,5mm.
Zusammen also 141 x 0,91 = 128,3. Der Fangspiegel entspricht dem Zenitspiegel beim Refraktor.
Ich empfehle diesen Refraktor also wirklich nur und ausschliesslich für Beobachtung bei maximalen Austrittspupillen von 6-7mm unter dunkelstem Himmel,
weil so ein maximal grosses zu beobachtendes Feld am Himmel möglich ist. Da kann man schon Spass daran haben. Für mittlere und höhere Vergrösserungen
ist es wegen des Farbfehlers nicht mehr so geeignet. Z.B. bei Kugelhaufen verlierst du an Grenzgrösse bei den aufgelölsten Einzelsternen, nicht weil du den
Blausaum bei den schwachen Sternen sehen würdest, sondern weil genau das unfokussierte Licht dir im Stern auch bei skotopischem Sehen (Stäbchen) abgeht und er daher schwächer ist. Da wird der gleich grosse Newton vielleicht sogar die Nase vorn haben!
lg Tommy
Zuletzt geändert von tommy_nawratil am 10.06.2013, 14:34, insgesamt 1-mal geändert.
Physik ist die Poesie der Natur..
arbeite fröhlich mit bei https://teleskop-austria.at
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Re: Einige Fragen zum Skywatcher 120/600-Refraktor
Erst einmal Danke für die Informationen! Da ich kein Kometenbeobachter bin und meistens aus mäßigen stadtnahen Lagen beobachten werde, ist der 120/600er dann wohl nicht das Optimale für mich, zumal mich der Farbsaum wahrscheinlich schon stören würde. Ein 150/750er wäre vielleicht das ideale Großfeldgerät, aber mit EQ3, die da ja das Minimum sein dürfte, würde so ein dickes Rohr schon sehr an die Grenzen des für mich noch Transportierbaren gehen. Ich liebäugle jetzt mit einem kleinen 130/650er-Newton, der ja sehr gut als Großfeldgerät brauchbar, aber auch noch für gelegentliche Mond- und Planetenbeobachtung sinnvoll sein dürfte, auch wenn ich für Mond und Planeten wohl hauptsächlich den Maksutov mit seiner langen Brennweite verwenden würde. Und vor allem scheint der auf EQ2 ja noch wirklich leicht und gut transportierbar zu sein.
- tommy_nawratil
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- Beiträge: 5930
- Registriert: 13.06.2008, 10:34
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Re: Einige Fragen zum Skywatcher 120/600-Refraktor
hallo,
ja das kleine 130mm Newton-Töpfchen ist eine Option!
eine weitere Option:
Ich verwende als (Fern) Reisegerät ein C5 mit Eckdaten 125/1250. Das ist ein sehr transportabler Kompromiss,
mit 40mm Plössl bekommt man 31 fache Vergrösserung und Austrittspupille 4mm.
Also bei aufgehelltem Himmel durchaus verträglich. Es ist absolut Fotostativ tauglich und kann
auch als Spektiv für Natur eingesetzt werden.
Von der Brennweite her ist es wie dein 90mm Mak,
aber halt doch ein wesentliches Stück mehr Durchmesser und Lichtstärke.
lg Tommy
ja das kleine 130mm Newton-Töpfchen ist eine Option!
eine weitere Option:
Ich verwende als (Fern) Reisegerät ein C5 mit Eckdaten 125/1250. Das ist ein sehr transportabler Kompromiss,
mit 40mm Plössl bekommt man 31 fache Vergrösserung und Austrittspupille 4mm.
Also bei aufgehelltem Himmel durchaus verträglich. Es ist absolut Fotostativ tauglich und kann
auch als Spektiv für Natur eingesetzt werden.
Von der Brennweite her ist es wie dein 90mm Mak,
aber halt doch ein wesentliches Stück mehr Durchmesser und Lichtstärke.
lg Tommy
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