Der Abend wurde leider nicht so klar, wie ich das nachmittags erhofft hatte. Zwischen zwei Wolkenbänken im Westen konnte ich dann aber dennoch Merkur erst mit dem Binokular, und später auch mit dem freien Auge auffinden. Als die Dämmerung dann weiter fortgeschritten war, und die Cirren einen freien Blick auf den Mond ermöglichten, richtete ich das Glas auf unseren Erdtrabanten. "Der alte Mond in den Armen des Neuen": Die schmale, beleuchtete Mondsichel lies schon zahlreiche Krater erkennen. Der Terminator schnitt das Mare Crisium in zwei Teile - im Fernglas war die Fortsetzung des Meeres aber auch noch auf der "dunklen", nur durch den Erdschein beleuchteten, Seite des Mondes erkennbar, so wie zahlreiche andere Meere auch. Mit vielen Details auf der von der Sonne beleuchteten und der unbeleuchteten Seite war das ein sehr plastischer und auch ästhetisch ansprechender Anblick, den kein Foto wiederzugeben vermag.
Mittlerweile war es dunkel geworden. Noch immer zogen Wolken über das Firmament, dazwischen war der Himmel aber klar: Im kleinen Wagen waren Sterne bis ca. 5,5mag sichtbar. Ich richtete das Binokular daher auf das Galaxienpaar M81/82. Beide waren sehr schön im Gesichtsfeld von 3° zu sehen, sogar mit ihren charakteristischen Formen. Ein sehr netter Anblick, der aber bei einem so hochstehenden Objekt mit einem geradsichtigen Binokular etwas "Genickakrobatik" erforderte.
Ich schwenkte noch zu M 51 (wo sogar der Begleiter, NGC 5195, ganz leicht zu erkennen war) und (um den Nacken etwas zu schonen
) zu M 104, M13, und M 3, die sich alle sehr schön und kontrastreich abbildeten.Nun stand mein Entschluss fest: Nein, ich geben das 20x90 Binokular nicht her. Zumindest nicht, bevor ich mir ein Großbinokular mit 90°-Einblick geleistet habe.
Einen klaren und dunklen Himmel wünscht
Herbert