Beobachtungsbericht vom 30. August 2008

Astronomie, Naturbeobachtung, Mikroskopie...
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Alrukaba
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Beobachtungsbericht vom 30. August 2008

Beitrag von Alrukaba »

Wird es eine Strafe geben wenn wir dem Hochbärneck mal untreu werden sollten? Schon am Nachmittag rief mich Gerald an und meinte, er wolle heute mal wo anders hinfahren, irgendwo in die blaue Zone des Lichtverschmutzten Voralpenlandes.
Kurt war mit Michael und seinem Dobson auf den Großglockner unterwegs und Hans war wieder mal irgendwie anders verhindert und so beschloßen wir mit unseren transportablen Geräten mal was neues auszuprobieren. Die Rede war erst vom Hochkar, aber hier würden wir in einem Kessel sitzen, 400m unter den Gipfeln und ob eine Auffahrt auf 1700m zum Geischläger – Haus genehmigt werden würde, war fraglich und deshalb schied diese Möglichkeit bald aus. Die große Grippe zwischen Opponitz und St. Georgen / Reith bot keinen geeigneten Standort um vor vorbeifahrenden Autos sicher zu sein, also entschieden wir uns für die kleine Promau, zwischen Hollenstein / Ybbs und Lassing im Sandgraben, eingebettet zwischen Königsberg und den östlichen Ausläufern des Gamsstein auf 809m Seehöhe.
Mit von der Partie waren Gerald, Willy und David. Als wir dort eintrafen war es zwar finster aber der Sternenhimmel versteckte sich hinter einer dichten Wolkendecke, nur da und dort blitzten ein paar hervor, fast zu wenig um sich orientieren zu können. War das die Rache für unseren Frevel?
Nach kurzen warten zeigte sich endlich die Milchstraße und obwohl Anfangs ständig Wolken durchzogen, rieß es allmählich immer mehr auf.
Rasch waren die Geräte aufgestellt und David hatte als erstes M13 im Visier seines Dobson. Ich mußte mein Zielfernrohr an der Tafel Promau – 809m welches ich mit dem Fernlicht anleuchtete, einrichten, aber dann ging es los.
Ich machte es David gleich und suchte mir ebenso den Kugelhaufen, viel anderes ließ die Bewölkung noch nicht zu. Auch M57 mußte ich mir später nochmal suchen um ihn stärker vergrößern zu können.
Der Adlernebel lag an der unteren Grenze im Süden, sowie der kleine Bär dieselbe im Norden war. Jupiter und der Rest des Schützen schieden damit aus. Gerald hätte sich gern dieses Sternbild vorgenommen.
Leider hatte ich meinen Koffer mit all meinen Unterlagen, Taschenlampe und all dem anderen zu Hause vergessen und so mußte ich mich mit den Altbekannten begnügen. War auch das eine Strafe für den Verrat?
Im Osten schoben sich langsam die Herbststernbilder ins Blickfeld, Gott sei Dank verzogen sich die Wolken allmählich ganz. Schon bald waren h/chi, M31 samt Begleitgalaxien und M33 abgehagt.
David nahm schließlich die „Knochenhand“, besser bekannt als NGC 6960 auf´s korn und schwenkte weiter auf den Rest des Nebels – sprich NGC 6992-5. Ein toller Anblick in seinem Dobson.
Gerald wanderte hauptsächlich mit seinem Feldstecher über den gestirnten Nachthimmel und Willy suchte sich mit seinem kleinen Refraktor, 400mm Bw., 100mm Öffnung, einige Sternhaufen und Doppelsterne. Ich suchte mir M11 und M26 im Schild sowie M15 im Pegasus und plötzlich war Neptun im Gespräch, welcher im nordöstlichen Eck des Steinbock seine Bahnen zog. Eigentlich waren wir uns nicht sicher, ob es wirklich Neptun war der da durch unsere Teleskope blitzte. Aber laut Sternkarten gehörte er nicht hier her und er schimmerte bläulich. Erst das Cartes du Ciel gab uns Recht. Für Triton war entweder das Seeing in Horizontnähe zu schlecht oder sein Abstand zu Neptun zu gering, denn in Davids Dobson hätte er sich zeigen müßen.
Apropos, was das Seeing betrifft. Leider war es, zumindest in dieser Nacht, hier nicht so finster wie in einem Bärenarsch, wie wir es erhofft hatten, 5,5 mag. war die Grenze, das bei leichten Wind und kühlen 10°, Tendenz fallend. Kurt am Glockner hatte aber auch nicht den Himmel des Jahres und auch Hans, der doch mit seinem Sohn auf der Alm war, war nicht begeistert.
Immer wieder zischten ein paar helle Meteore über den Himmel, aber nicht nur die blitzten kurz auf, sondern auch Willy nervte ziemlich mit seiner fotografiererei. Weiter ging es mit ein paar üblichen Verdächtigen wie M27, weiter zu Albireo, sowie omikron und 61 Cygnie. David hatte dann mal M31 im Visier, schön zeigten sich die dunklen Staubbänder, welche diese Galaxie durchziehen. Den Abschluß bildete dann Epsilon Lyra, nochmals und dieses mal größer der Ringnebel und M45, ehe wir um 0 Uhr 45 unsere Geräte wieder abbauten und nach Hause fuhren.
Ob es nun die Rache für den Verrat war oder auch nicht, ganz überzeugt hat uns dieser Platz, zumindest in dieser Nacht nicht. Vielleicht sollten wir, wenn absolut klarer Himmel angesagt ist, nochmals diesen Ort aufsuchen, denn in dieser Gegend ist ein Bärenarsch allemal möglich.

tschüß Alex
Bocki
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Beitrag von Bocki »

Bericht unter dem Motto:Bärenarsch....hahahaha..... super - I hau mi o! Cooler Bericht. Danke fürs Zusammenschreiben! Bis bald hoff i! Sollt ma noch einmal hinfahren, wenn kein Fön und gute Durchsicht ist - ich glaub dann ist das um Hausecken besser und daher wirkli guat....

LG, David
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Gerald Pfiffinger
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Waldkauz

Beitrag von Gerald Pfiffinger »

Hallo Alex,
du hast den Waldkauz vergessen, der uns mit seiner Herbstbalz unterhalten hat :D
Ansonsten ein super unterhaltsamer Bericht!! Danke,
gerald
Richard-visuell
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Beitrag von Richard-visuell »

Hallo Alex,

vielen Dank für deinen BB. Für dein fleißiges (viele Berichte 8) ) schreiben möchte ich dir heute auch meine Anerkennung aussprechen. Das setzt schon eine große Begeisterung für unser schönes Hobby voraus.
Wie man liest, bist du zum Glück auch immer mit mehreren Gleichgesinnten (visuelle Beobachter) unterwegs - das wäre ich auch sehr gerne. Bin in der Regel als "Visueller" alleine am Beobachtungsort :( Es ist einfach viel spannender, wenn man die Objekte in verschiedenen Optiken vergleichen, sowie Okulare u. Filter gegenseitig testen kann. Ja und in einer Gruppe ist der Spaßfaktor in der Regel auch garantiert :lol:

LG Richard
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Alrukaba
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Beitrag von Alrukaba »

Hallo

Erst mal danke für die Reaktionen. Wir sollten den Ort vielleioch mal im Frühjahr aufsuchen oder gleich nach Wildalpen fahren. Gerald, entschuldige, dass ich deine ornitologischen Interessen nicht berücksichtigt habe, habe aber auch deine ängstlichen Augen, wenn irgend ein Waldtier einen Laut von sich gegeben hat, nicht erwähnt.
Richad, dir kann ich nur raten, sich einem astronomischen Verein anzuschließen, wenn es in deiner näheren Umgebung einen gibt oder mit anderen Gleichgesinnte in Kontakt zu treten. Ich war immer der Meinung, wenn ich fürs Beobachten zahlen muß, sprich Mitgliedsbeitrag, gebe ich mein Hobbie lieber auf. Heute macht es mir Spaß, auch durch andere Geräte, Objekte zu beobachten, die meinem, einem 4" Refraktor mit 1000mm Brennweite verborgen bleiben. Ich bin seit Sept. 1999 bei einem Verein und mir macht mein Hobbie seither mehr Spaß als zuvor. Ich beobachte seit 1984 mit einem Teleskop, damals ein Newton, 900 : 114. Erst vom Garten aus, späte, als ich mobil war, von verschiedenen Standorten. Es gab auch Zeiten wo ich mehr als ein Jahr lang mein Teleskop, quasi verstauben ließ. Vor meinem Vereinseintritt hatte ich mich immer wieder mit Bekannten verabredet und war dann trotzdem meist alleine am Beobachtungsplatz. Heute bin ich beim beobachten meist in Gesellschaft genieße es aber auch manchmal ganz alleine über den Sternenhimmel zu wandern. Noch ein Rat zum Schluß, zeichne deine Beobachtungen auf. Seit meiner ersten Beobachtung mit einem Fernrohr hab ich jedes Objekt schriftlich festgehalten. Ich lese heute noch gerne meine alten Aufzeichnungen durch, ob der Halleysche Komet, ob die verschiedensten Planeten, Nebel und Sternhaufen oder die Sofi von 1999. Ich bin sicher, dass auch du Gleichgesinnte findest, aber die Hauptsache ist, dass du den Spaß an deinem Hobbie nicht verlierst

tschüß Alex
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Josef
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Beitrag von Josef »

Na Alex,

wie sieht es den dann Morgen am Freitag aus!
Werde auf der Alm sein, Kurti und Hans haben sich auch schon angesagt!
Richard-visuell
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Beitrag von Richard-visuell »

Hallo Alex,

meine Beobachtungen werden von mir seit Jahren auf ein Diktiergerät gesprochen und dann zu Hause in schriftform festgehalten - sonst könnte ich ja auch nicht hier im Forum BB "abliefern" :wink: Da ich diesen Punkt kurz zuvor bei meiner Antwort zu deinem Feedback in meinem letzten BB übersehen hatte, habe ich mich entschlossen, dich hier an dieser Stelle darüber zu informieren.

LG Richard
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Alrukaba
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Beitrag von Alrukaba »

Da bist du ja noch genauer als ich. Ich schreib mir das alles nur auf

Alex
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ilkr
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Beitrag von ilkr »

Hallo Alex,

mich fasziniert nicht nur Dein Bericht, sondern auch der Standort, den Ihr entdeckt habt. Als gebürtiger Aschbacher hab ich mich als Schüler und Student eher mit dem windigen Buchenberg zwischen Ertl und St. Michael oder dem baumbewachsenen Schnabelberg gequält. Auf die Promau wär ich nie gekommen. Aber nach Eurem Bericht dürfte die Südsicht dort gar nicht so schlecht sein, wie ich sie erwartet hätte (Stichwort Neptun). Und ich sag Euch, in einer wirklich guten Nacht sieht man dort die Hand nicht vor den Augen ...

Danke für den Bericht über Eure Beobachtungsnacht!

Grüße
Reinhard
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Alrukaba
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Beitrag von Alrukaba »

Hallo Nachbar!

Naja fast. Danke erst mal für die Reaktion. Wir sind eher aus neugierde da hin gekommen. Wollten mal sehen ob es in unserer näheren Umgebung einen dunkleren Himmel gibt als auf dem Hochbärneck. Leider waren die Bedingungen aber nicht ideal. Wie werden aber sicher mal dort hin zurückkehren oder doch gleich auf´s Hochkar fahren.

tschüß Alex
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