Ich stelle den Beitrag über die Technik meiner Remotesternwarte mal hier rein - wird ja am ehesten Astrofotografen interessieren.
Grundsätzlich sollte man sich bei der Planung eines solchen Projektes bewusst sein, dass wir in Österreich und Deutschland gesegnet sind mit einer stabilen Strom- und Internetversorgung.
Wenn bei uns der Strom ausfällt, dann meist bei wirklich starken Wetterereignissen.
In anderen europäschen Regionen sieht die Versorgung gleich anders aus, auch in "führenden" Nationen.
Der zweite wichtige Punkt ist, dass man eigentlich für (fast) alles, was man normalerweise von Hand erledigt, eine Lösung via PC braucht. Nicht zuletzt sollte so eine Sternwarte meiner Meinung nach so funktionieren, dass sie den Großteil der Nacht selbstständig die Bilder aufnimmt - bei so vielen klaren Nächten wird man kaum immer vor dem PC sitzen.
Ob das System bei passenden Bedingungen am Beginn der Nacht auch von alleine starten soll, ist eine andere Frage.
Meine Sternwarte steht als sechstes Observatorium im Verbund der ROSA-Sternwarten (ROSA = remote observatory southern alps). Es war daher schon einiges an Infrastruktur gegeben.
Die galt es zu nutzen - und gleichzeitig möglichst viele "doppelte Böden" einzubauen, um größtmögliche Redundanz zu erreichen.
- Internet:
wir verfügen über zwei unabhängige ADSL-Leitungen, eine dritte steht für Notfälle zur Verfügung. Eines der Modems hängt an einer USV, um auch im Falle eines Stromausfalles die Versorgung zu gewährleisten. Warum nicht beide an einer USV hängen, erkläre ich später.
- Stromversorgung:
wie schon erwähnt, sind wir verwöhnt von einer sehr stabilen Stromversorgung. Das ist in Südfrankreich anders - im Schnitt verzeichnen wir mindestens einen Stromausfall pro Tag. Zwar immer nur im Sekundenbereich - aber lange genug, damit zB der PC abgeschaltet würde. Das mag er aber ggf gar nicht...
Um das zu überbrücken, hängen alle wichtigen Geräte an einer großen USV. Die muss stark genug sein, um den Betrieb für einen gewünschten Zeitraum (das werden einige Minuten sein) aufgrecht zu erhalten. Dann soll noch genug Power vorhanden sein, um zB das Dach schließen zu können. Als Abschluss muss der PC kontrolliert heruntergefahren werden.
Ich nutze eine USV von APC, die sehr gute Einstellmöglichkeiten bieten. Sie haben allerdings die Eigenschaft, dass sie das Shutdown-Programm durchziehen, wenn es einmal gestartet wurde. Danach ist die USV "aus" und ließe sich nur mittels Knopfdruck wieder aktivieren. Es gibt aber Managementkarten, mit denen man über den Browser die USV wieder zum Leben erwecken kann.
Das ist der Grund für zwei ADSL-Leitungen, und warum nur eine davon an einer USV hängt: das USV-versorgte Modem ermöglicht eine Internetverbindung auch bei Stromausfall. Die zweite Leitung ermöglicht den Zugriff auf die Managementkarte, wenn der Strom wieder da ist, um die USV wieder zu starten.
Hinge die Managementkarte an einem USV-versorgten Modem und ist die USV ausgeschaltet, dann beißt sich buchstäblich die Katze in den Schwanz.

Bei mir laufen die Systeme bei Stromaufall drei Minuten weiter, ehe das Dach geschlossen und der PC abgeschaltet wird. Bevor der PC herunterfährt, schließt ein kleines Script alle laufenden Programme, damit Windows das nicht erzwingt (was vermutlich auch kein Problem wäre, aber wer weiß). Die USV schickt mir ein Email, wenn das Script startet, also Feuer am Dach ist.

Das Dach schließt unabhängig vom PC. Die Dachsteuerung misst über einen eigenen Eingang stets die Spannung und merkt so, wenn der Strom weg ist. Dann wartet sie kurz, ehe das Dach schließt.
Ein- und ausschalten lassen sich alle Geräte über zwei IP-Power switches. Einer hängt an der USV - das sind alle Geräte, die auch bei Stromausfall weiterlaufen sollen. Der zweite hängt am "Normalstrom", das sind Peripheriegeräte, die im Falle eines Stromausfalles nicht weiter wichtig sind.
An ersterem switch sind angehängt:
- Dachsteuerung
- CCDs
- 2x Motorfokus
- PC
- Montierung
Am zweiten switch hängen:
- Rot- und Weißlicht
- Lüfter der Hütte
Dann gibt es noch eine USB-Steckdosenleiste, die über den PC bedient werden kann. Da sind Geräte eingesteckt, die man praktisch nie abschalten muss. Funktioniert nämlich der PC nicht, kann man den Schaltzustand der Ausgänge nicht verändern. Bei mir sind das:
- zwei Webcams
- zwei USB-Hubs
Die Wetterbeobachtung übernimmt ein AAG Cloudwatcher, weitere Wetterdaten kommen von einer davies Wetterstation. Zusätzlich gibt es einen fest installierten SQM und einen SBIG-Seeingmonitor.
Die Südwand der Sternwarte lässt sich teilweise aufklappen - unabhängig vom Dach. An der Nordwand gibt es zwei Wohnraumlüfter, die Luft von außen nach innen fördern - bei offener Klappe im Süden entsteht ein Luftstrom, der einem "Warmluftsee" im Inneren entgegenwirken soll.
Die Reise durch die Nacht steuert der CCD Commander. Das Programm überzeugt mich sowohl preislich als auch von der Funktionalität.
Der CCD Commander übernimmt alles, von Herunterkühlen der Kamera über die Steuerung der Montierung, Aufnahme von Skyflats, Aufnahme der Lights bis zum Shutdown am Morgen. Durch die Knicksäule bleibt ein Meridianflip erspart, was das ganze ein bisschen vereinfacht.
Selbstverständlich übernimmt der Commander auch die Wetterbeobachtung und reagiert bei Bewölkung / Regen entsprechend. Nebenher läuft ein kleines Programm, welches veranlasst, das Dach zu schließen, sollte sich der CCD Commander aufhängen.
Die Dachsteuerung beobachtet ebenfalls das Wetter über den AAG Cloudwatcher. Das Dach wird bei Schlechtwetter geschlossen, aber ein bisschen später, als der CCD Commander das machen würde. Tut der Commander nicht, was er soll, so dient das als Backup.
Da die Dachsteuerung derzeit noch am PC hängt, gibt es noch keine Lösung für den Fall "PC mag nicht mehr". Also, eine Lösung gibt es schon, die heißt Telefon.

Wir arbeiten an einer Trennung von Dach und SteuerPC, wird hoffentlich bis zum Herbst fertig.
An was man sich noch gewöhnen muss...
- der Blick aus dem Fenster hilft nicht bei der Frage "geht heute was?"

- die Sonne geht fast eine halbe Stunde später unter.
- download der Bilder kann dauern...
- schlafen gehen und auf die Technik vertrauen...
Ein paar Bilder:

Ein typischer Ablauf im CCD Commander - eine Aufname ist fertig, die nächste steht an. Dithering wird durchgeführt (setting guide star position to...), dann wird gewartet, bis das Guiding wieder ruhig läuft und weiter gehts.

Das Ende einer Nacht - um 04:35 Uhr ist Schluss - aber die letzte begonnene Aufnahme wird noch fertig belichtet. Dann wird geparkt, die Kamera aufgewärmt und das Dach geht zu. Ende...

Das beste zum Schluss...
LG, Markus