Vom Himmel her wär es egal gewesen, wobei der auf dem Hengstberg vielleicht noch eine Spur besser ist als der in Saxen. Auf jeden Fall hätte ich da um die Zeit Jupiter und den Mond nicht gesehen.
Zur Sache. Ich wollte Andrea natürlich nicht sitzen lassen und so war mir klar, welchen Ruf ich folge. Kurz nach halb 8 war ich auf dem Hengstberg, die Sonne war schon untergegangen, Sterne zeigten sich aber noch keine. Andrea kam ein paar Minuten später und mit ihr ein paar Neugierige, die von einer Bank aus vielleicht den Sonnenuntergang beobachtet hatten und uns damit etwas voraus hatten.
Zeigen konnten wir ihnen noch nichts, weil außer dem Sommerdreieck und ein paar andere helle Sterne noch nichts da waren. Mars und Saturn standen nicht nur hinter einem kleinen Wald, sondern zu der Zeit auch schon ziemlich im Mist, sodaß sich selbst Andrea und ich nicht darum bemühten, unsre Teleskope da hinzustellen, wo sie sichtbar waren.
Die Gäste verließen uns bald und Andrea und ich plauderten ein wenig, bis es dunkel genug war, mal was vor die Linse zu holen. Andrea fragte mich plötzlich, ob ich einen Apfel will. In einem unserer Gespräche muß ich wohl mal erwähnt haben, das ich gerne Äpfel esse. Sie hatte ihn extra für mich frisch gepflückt, einer von wenigen am Baum, gewaschen und vergiftet, wie sie meinte. Egal, ich biß genußvoll rein und würde ich nun nicht mehr leben, könntet ihr auch nicht diese Zeilen lesen.
Ich nahm M57, den Ringnabel als ersten aufs Korn. Andrea hatte ihn auf ihrer Wunschliste und ich holte ihn ihr vom Himmel. Schön zeigte sich das Ringerl inmitten des Sternengewimmels. Ein Stück weiter, in Richtung Schwan, zeigte sich, dezent wie Andrea meinte, M56, ein Kugelhaufen.
M27, der Hantelnebel, war der nächste Kandidat und der erste, den sich Andrea selber suchte – und sie hatte ihn tatsächlich eine Spur früher als ich im Visier. Dazwischen huschte eine helle Sternschnuppe vom Kepheus in den Schwan.
Während Andrea versuchte, die Milchstraße auf Chip zu bannen, rollte ich sie von Süden her auf. Den Anfang machte M8, der Lagunennebel. Schön war der Nebel und der in ihm eingebettete Sternhaufen zu sehen. Etwas weiter oben wartete M20, der Trifidnebel schon auf mich, auch er zeigte schöne Strukturen. Natürlich durfte da auch der benachbarte offene Haufen M21 nicht fehlen.
Schließlich machte ich einen großen Sprung von einigen Lichtjahren zu M17, dem Omeganebel. Wow, kam der toll. Allesamt waren im Schützen. Auch M18, der Adlernebel im Schwanz der Schlange war ein echter Hingucker. Von hier ging es aber erst wieder zurück zu Krotos, und erst mal zu der kleinen Wolke, die im Norden von ihm zu finden ist, der kleinen Sagittariuswolke, auch bekannt als M24. Dann machte ich einen kleinen Sprung, rüber zu M25, einem weiteren offenen Sternhaufen. Bevor ich den Satyr verlies, holte ich noch M22, den Kugelhaufen am Deckel des Teapot.
Natürlich präsentierte ich all die Objekte auch Andrea und sie war von ihnen ebenso begeistert wie ich. Sie waren fast ebenso schön zu betrachten, als vor fast einem Monat auf dem Hochbärneck, wo ich den fast gleichen Streifzug von Norden her machte. Das Seeing war diesmal echt supa, es bekommt diesmal eine 1 minus. Die Grenzgröße lag leicht jenseits von 5 mag. und das ganze bei angenehmen 14° und kaum Wind. Wer auch immer um uns herum schnurrte, war der Anstandsmiau, der bei unseren Beobachtungen hier oben immer herumstreunt. Er hätte ruhig ein paar Batmans fangen können, die andauernd um uns herumflatterten.
Irgendwann um die Zeit huschte ein Meteor über den Himmel, den wohl mehrere beobachtet hatten.
Er erschien für mich zwischen 22 Uhr und 22 Uhr 30 unterhalb des Schwan, tauchte im Bereich Delphin in die Milchstraße ein und verglühte in Höhe der Schildwolke. Es sah aus, als würde es ein später Perseid sein, denn aus dieser Richtung kam er. Am nächsten Tag im Forum las ich, daß den wohl mehrere beobachtet hatten und das von Wien über gesamte Niederösterreich, zumindest südlich der Donau, bis in die Steiermark.
Am Abschluß der Reise durch die Milchstraße machte ich einen großen Sprung nach Norden und ließ M11, den Wildentenhaufen im Schild einfliegen. Auch der strahlte besonders schön ins Okular. Aber da gibt es ja auch noch einen Kugelhaufen. Richtig, NGC 6712; „sehr dezent!“, meinte Andrea.
Sie hatte sich in der Zwischenzeit über eines ihrer Lieblingssternbilder hergemacht, dem Delphin und zeigte mir in ihm den wunderschönen Doppelstern Gamma Delphini, ein gelber Stern mit einem grünen Begleiter.
Ich holte uns Epsilon Lyra. Sehr schön waren beide Pärchen zu trennen. Wenn wir schon mal bei Doppelsternen waren, dann durfte natürlich auch 61 Cygni im Schwan und Mizar Alkor nicht fehlen.
Nun machte ich mich auf nach Osten. Den Doppelhaufen h&chi holte ich als erstes rein. Ins 17mm Okular passten gerade mal noch beide hinein. Mirachs Geist oder NGC 404, war der Nächste, der als schwacher Nebelfleck neben Mirach zu erkennen war.
Nun machte ich mich über das Objekt her, das ich mir für diesen Abend vorgenommen hatte, NGC 7331 im Pegasus. Nach leichten Anfangsschwierigkeiten, hatte ich sie schließlich vor der Linse. Irgendwie hatte ich die heller in Erinnerung, aber mein Refraktor ist eben nicht Kurts Dobson.
Ich ging wieder zurück in die Andromeda und suchte mir dort unsere Nachbarin M31 samt ihren Begleitern. Das Trio passte zwar nicht ganz in mein Okular, aber sie waren ein schöner Anblick.
M33 war schließlich die letzte Galaxie dieses Abends. Andrea mußte schon genau hinschaun, um etwas zu sehn.
So, jetzt war jenes Objekt, welches ich mir als zweites für diesen Abend vorgenommen hatte. Endlich war er vor den Vorhang getreten, oder besser gesagt, vom Sender weit genug weg, um nach ihn auf die Suche zu gehen. Von wem die Rede ist. Von Uranus, der Ende des Monats in Opposition kommt, auf den ich aber jetzt schon neugierig war. War gar nicht so leicht, ihn zu finden. Ich versuchte es erst, ihn in einem Dreieck zu finden, welches aus zwei Sternen in den Fischen und einem im Walfisch bestand. Damit war ich aber nicht erfolgreich, also suchte ich mir einen anderen Weg. Ich verband Algenib im Pegasus mit jota Ceti und da sollte er etwa in der Mitte etwas östlich davon liegen und genau da fand ich ihn. Naja, viel mehr als ein blaugrünes Scheibchen war nicht zu sehn, aber es war etwas neues, das ich Andrea präsentieren konnte.
Nun warteten wir eigentlich nur noch auf Jupiter und den Mond. Die Plejaden standen schon hoch genug, um sie mal ins Okular leuchten zu lassen, nur für den Riesenplaneten dauerte es noch eine Weile.

Leider quälten Andrea schon die ganze Zeit solche Rückenschmerzen, daß sie, kurz bevor Jupiter über den Horizont trat, zusammenpackte und nach Hause fuhr. Schade, nur 10 Minuten später war Jupiter hoch genug, um ihn ins Visier zu nehmen. Kallisto stand links von ihm, Io, Europa und Ganymed rechts. Selbst bei 200 facher Vergrößerung zeigte er sich noch gestochen scharf und das obwohl er noch nicht weit über dem Horizont war.
Bis der Mond auf der Bildfläche erschien, schaute ich anhand von Wega, wie sich die Beugungsringe verhalten. Naja, ein wenig ausgefranzt waren sie schon, aber mehr konnte man in einer solchen Nacht nicht erwarten. Etwas Dunst lag eben doch in der Luft.
Bis sie der Mond über die Bäume hob, machte ich noch ein paar Aufnahmen von Jupiter und den Plejaden, auf denen man trotz kurzer Belichtungszeit schon einige Sterne erkennen kann und endlich war es soweit. Erst zeigte sich nur ein kleines Horn und schon bald stand unser Begleiter in voller Pracht im Osten. Selten hatte ich den Mond in der Abnehmenden Phase beobachtet und ich muß sagen, es war ein toller Anblick. Auch hier gab es kaum ein flackern. Er hatte das letzte Viertel und die Westhälfte lag im hellen Sonnenlicht. Der Terminator verlief zirka entlang des 7. westlichen Längengrads. Er streifte Plato, während Archimedes schon im Dunkeln lag. Ich machte einen kurzen Spaziergang über das Sinus Iridium, den Kratern Eratosthenes und Kopernikus und den Rest des beleuchteten Teils unseres Trabanten und packte gegen 1 Uhr ebenso zusammen um auch nach Hause zu fahren.
Andrea blieb während der Heimfahrt ein paar Mal stehen und sah sich die Konstellation mit freiem Auge an und spielte auch mit dem Gedanken noch mal umzukehren. Es hätte sich ausgezahlt, aber die Schmerzen und ihre Müdigkeit siegten. Irgendwie war sie den ganzen Abend ziemlich aufgedreht. Keine Ahnung, was sie so gut bei Laune hielt, waren es die Sterne oder war sie einfach nur gut drauf. Naja, eigentlich genügt bei mir auch schon das Erscheinen eines Sterns um mich happy zu machen.
Eine solche Sicht wie diesmal hatten wir heuer selten und ich hoffe schon jetzt, das uns ein schöner und dunstarmer Herbst bevorsteht, um noch ein paar Beobachtungsabende zu starten, bevor es wieder richtig kalt wird.
Andrea beobachtete mit ihrem Dobson 200/1200
und ich mit meinem Fh 102/1000