Brennweite berechnen

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TONI_B
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Re: Brennweite berechnen

Beitrag von TONI_B »

klausbaerbel hat geschrieben:Zumindest habe ich dabei rausgelesen, daß die EOS einfach einen zu großen Sensor mit viel zu vielen, zu kleinen Pixeln dafür hat.
Das stimmt insofern, weil die EOS keine hohe Bildgeschwindigkeit zulässt. Die neuen Kameras, die extra dafür gebaut wurden (zB. ASI120MM; ALCCD5LII u.v.a.m) haben kleinere Chips (zB. 1280x960 Pixel) mit ähnlichen Pixelgrößen (ca. 4µm). Bei voller Bildgröße erreichen sie ca. 30 Bilder pro Sekunde. Dann kann man aber ROIs ("region of interest") auswählen, d.h. die Bildgröße während der Aufnahme reduzieren (zB. auf 640x480 Pixel), aber gleichzeitig die Bildgeschwindigkeit erhöhen (auf bis zu 200 Bilder pro Sekunde!). Zudem sind diese neuen Sensoren sehr empfindlich und man kommt mit Belichtungszeiten von 5-10ms (1/200-1/100s) aus.
klausbaerbel hat geschrieben:Sind Dir da Tippfehler unterlaufen?
Ja, sorry: es sollte natürlich C11 lauten! Aber sonst sollte es doch klar sein, oder? 13000mm=13m Brennweite ist ganz einfach zu lang für Planetenaufnahmen. Das bringt keinen Gewinn mehr. Mit einem C11 solltest du mit 9000mm Brennweite auskommen.

Die Beugung beschränkt die Auflösung deines Fernrohres auf ca. 0,4" (Bogensekunden). Mehr geht nicht. Und diese 0,4" sollen auf 2 bis 4 Pixel fallen. D.h. du solltest einen Abbildungsmaßstab von 0,1" bis 0,2" pro Pixel erreichen. Und das geht mit 4500 bis 9000mm Brennweite. Nimmst du eine längere Brennweite, so erzeugst du nur eine sog. "leere" Vergrößerung, da du nur die Beugungsunschärfen vergrößerst aber keinen Informationsgewinn erzielst. Und wenn das Seeing (die Luftunruhe) nicht mitspielt, sind sogar diese Brennweiten zu lang.
lG
TONI


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klausbaerbel
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Re: Brennweite berechnen

Beitrag von klausbaerbel »

Hallo Toni,

Ja so ungefair verstehe ich.

Also ist bei meinem derzeitigem Equipment die Barlow die einzige sinnvolle Anwendung am C11 mit EOS.

Leider ist aufgrund der Sensorgröße Jupiter damit so winzig, daß kaum etwas an Details zu erkennen ist.

Weißt Du vielleicht, ob es Sinn macht bei der EOS eine Videoauflösung von 640x480 zu verwenden?
Ich vermute da wird auch nur auf dem sensor ein Ausschnitt verwendet, was da wohl eher nichts bringt.

Liebe Grüße
Heiko
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TONI_B
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Re: Brennweite berechnen

Beitrag von TONI_B »

Nein, mit max. 9000mm holst du das Maximum raus. Mehr an Vergrößerung hat gar keinen Sinn! Der Jupiter ist groß genug - ja schon zu groß! Mit den 13000mm war er 620 Pixel groß. 400 Pixel reichen vollkommen. Wenn du dir die besten Bilder im Internet von Amateuren anschaust, die auch mit einem C11 arbeiten, macht keiner größere Jupiter.

Nach der Aufnahme bei der EBV kann man ev. noch etwas vergrößern.
lG
TONI


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klausbaerbel
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Re: Brennweite berechnen

Beitrag von klausbaerbel »

Hallo Toni,

Kannst Du bitte mal diese beiden Bilder vermessen, wie viele Pixel da Jupiter groß ist?

Einmal EOS direkt im C11:

https://www.dropbox.com/s/bmvmurbdt45t4 ... 427.JPG?m=

Und einmal mit Barlow:

https://www.dropbox.com/s/k6ts8y4ucg9ah ... 461.JPG?m=

Ich habe ja schonmal Bilder wie das 2. gemacht und bearbeitet. So richtig was draus machen kann ich da nicht und nach der Bearbeitung vergrößern hat nur Pixelbrei veranschaulicht.

Liebe Grüße
Heiko
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TONI_B
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Re: Brennweite berechnen

Beitrag von TONI_B »

Hier die Vermessungen! Ich habe die Bilder so beschnitten wie sie bei den modernen Planetenkameras entstehen würden. Diese haben eine maximale Fläche von 1280x960 Pixel. Bei den Planeten wird meist aber nur 640x480 oder noch kleiner verwendet!

1280x960:
Bild

640x480:
Bild

Mit dieser Brennweite von fast 10m hast du den Jupiter formatfüllend drauf! Das macht keiner der "Planetenjäger" - das ist ganz einfach zu viel. Nahezu alle, die ein C11 oder C14 für Planeten verwenden, nehmen eine 2x oder 2,5x Barlow. Und sonst nichts.

Ich glaube, du musst dich von der Vorstellung lösen, dass man mit einer modernen 16MP-Kamera die Planeten formatfüllend fotografieren kann. Das Um und Auf bei der Planetenfotografie sind möglichst viele Aufnahmen in möglichst kurzer Zeit! D.h. empfindlicher Chip, der nicht groß sein braucht und dann 6000-10000 Aufnahmen in ein bis zwei Minuten. Mit einem Öffnungsverhältnis von ca. f/20-f/30!!!
lG
TONI


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Re: Brennweite berechnen

Beitrag von klausbaerbel »

Hallo Toni,

Davon daß man mit einer DSLR keine guten Platenbilder machen kann hatte ich mich ja schon soweit verabschiedet, bis ich die Bilder von Jerry Lodriguss gesehen habe.

Eine Planetenkamera ist mir aufgrund des nötigen Laptops einfach zu viel Aufwand. Zumindest derzeit.

Das Bild mit 460 Pixeln ist das, welches ich mit der Barlow gemacht habe. Also auch schon zu viele Pixel.

Irgendwie blöd, aber nicht zu ändern. Denn die Powermate ist ja nur eine 2x.

Da werde ich mit dem Matsch weiter leben müssen, bis es mich mal überkommt und ich mir einen Laptop anschaffe.

Liebe Grüße
Heiko
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TONI_B
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Re: Brennweite berechnen

Beitrag von TONI_B »

Nein,es geht durchaus mit einer DSLR!

Aber nur mit Videos und nicht mit Einzelbildern - es sei denn, du machst einige Tausend, schneidest dann ein Feld mit 640x480 rund um den Planet heraus und stackst die Bilder dann.

Lodriguss nutzt eine EOS, bei der man den zentralen Teil des Videos (640x480) bereits bei der Aufnahme rausschneiden kann. D.h. er hat defacto eine ähnliche Kamera wie wir sie benutzen. Nur hat er dabei maximal 30 oder 60fps - aber immerhin. Ich fürchte nur, dass deine EOS das nicht kann.

Und die Brennweite reicht mit der 2x Barlow vollkommen aus!
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TONI


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Re: Brennweite berechnen

Beitrag von klausbaerbel »

Hallo Toni,

Die 600D kann Videos in 640x480 machen. Wenn ich mich recht entsinne wird dann nur dieser Teil des Sensors ausgelesen.

Es geht auch 800x600.

Die Pixelgröße bleibt allerdings die selbe. Es ist quasi so, als würde man aus einem Vollbild 640x480 croppen.

Bei 60fps ist dann Schluss. Schneller geht nicht, wie Du schon schreibst.

Liebe Grüße
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TONI_B
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Re: Brennweite berechnen

Beitrag von TONI_B »

klausbaerbel hat geschrieben:Hallo Toni,

Die 600D kann Videos in 640x480 machen. Wenn ich mich recht entsinne wird dann nur dieser Teil des Sensors ausgelesen.

Es geht auch 800x600.

Die Pixelgröße bleibt allerdings die selbe. Es ist quasi so, als würde man aus einem Vollbild 640x480 croppen.
Wenn das die 600D kann, ist alles ok!!! Genau das brauchst du! Und genau davon schreibt Lodriguss.
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Re: Brennweite berechnen

Beitrag von klausbaerbel »

Ich habe schonmal Video in 640x480 ausprobiert.

Einen Unterschied konnte ich in der Qualität nicht feststellen.

Aber ich werde es nochmals probieren. Mehr als Matsch kann ja zum Glück nicht passieren.

EDIT:

Hier mal ein solches 640x480 Standbild aus einem Video.

Bild

http://abload.de/image.php?img=mvi_1272 ... iwiu62.jpg

Liebe Grüße
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Re: Brennweite berechnen

Beitrag von klausbaerbel »

Hallo Toni,

Das Ergebnis ist ja mehr als ernüchternd.

Aus dem 640x480 Video ist mit Autostakkert, 3xDrizzle, RegistaxWavelet und Pixinsight das hier rausgekommen.

Bild

http://abload.de/image.php?img=drizzle3 ... nkqc4s.jpg

Zum Vergleich der Saturn in 1920x1088 in der selben Nacht aufgenommen:

Bild

Ich weiß jetzt nicht mehr, was besser ist, bzw Sinn macht.

Liebe Grüße
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Re: Brennweite berechnen

Beitrag von TONI_B »

klausbaerbel hat geschrieben:IEinen Unterschied konnte ich in der Qualität nicht feststellen...
In der Qualität kann auch kein Unterschied sein - ist ja der selbe Sensor.

ABER: du hast die Möglichkeit zig Tausende Bilder zu machen (in Form eines Videos!), die Software (zb. RegiStax) sucht sich dann die besten Tausend Bilder raus, stackt diese und du erhältst ein wesentlich besseres Bild!
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Re: Brennweite berechnen

Beitrag von klausbaerbel »

Naja, zigtausende eher nicht.

60fps ist das Maximum. Und länger als 2 Minuten nehme ich nie auf.

Die Videos haben egal ob mit 640x480 oder 1920x1088 die gleiche Bilderanzahl. Nur daß bei der höheren Auflösung wesentlich mehr Details im Bild sind.
Das 640x480 Bild spricht da ja eine ganz deutliche Sprache. Saturn besteht fast nur aus Zacken und zeigt überhaupt nichts.
Es lässt sich auch nicht bearbeiten.

Die EOS interne 640x480 Auflösung bringt auf jeden Fall nicht das gewünschte Resultat. Keine Ahnung warum das so ist.

Liebe Grüße
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Re: Brennweite berechnen

Beitrag von TONI_B »

klausbaerbel hat geschrieben:Naja, zigtausende eher nicht.

60fps ist das Maximum. Und länger als 2 Minuten nehme ich nie auf.
Passt ja: sind 7200 frames - reicht vollkommen.
klausbaerbel hat geschrieben:Die Videos haben egal ob mit 640x480 oder 1920x1088 die gleiche Bilderanzahl. Nur daß bei der höheren Auflösung wesentlich mehr Details im Bild sind.Das 640x480 Bild spricht da ja eine ganz deutliche Sprache. Saturn besteht fast nur aus Zacken und zeigt überhaupt nichts.
Das spricht aber dafür, dass deine Kamera eben nicht einen crop macht, sondern nur "zusammenstaucht".

Edit: Habe gerade einen Link gefunden, der bestätigt, dass die 600D eben KEINEN crop Video Modus hat! Damit ist klar, warum es nicht funktioniert. :cry:

Wenn du tiefer in die Planetenfotografie einsteigen willst, führt wohl kein Weg um eine dezitierte Kamera vorbei...
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Re: Brennweite berechnen

Beitrag von klausbaerbel »

Aha!

Da liegt der Hase im Pfeffer.

Also muß ich mit Matsch leben, wenns um Planetenaufnahmen geht.

Aber gut, daß wir das mal genauer beleuchtet haben was das Optimum bei meiner EOS ist.

Das erspart viel Rumprobiererei.

Vielen, lieben Dank nochmal dafür.

Liebe Grüße
Heiko
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