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Beobachtungsbericht vom 25. Juli 2009

Verfasst: 28.07.2009, 20:22
von Alrukaba
Eigentlich wollte ich im Juli nicht auf die Alm, aber nach über einen Monat Abstinenz ließ ich mich, nach einem Mail am Freitag von Sepp doch dazu weichklopfen und sollte es nicht bereuen.
Als ich um 19 Uhr 15 von zu Hause wegfuhr regnete es leicht und von der Ferne hörte man es sogar donnern. Michael wäre eigentlich auch mit von der Partie gewesen, sagte aber ab, selber schuld. Obwohl, ich wäre schon gespannt gewesen, was seine neue APO – Gurke kann.
Sepp und Kurt waren schon da als ich kurz nach 8 auf die Alm kam. Wolfgang und Alex, ein Kollege, Freund, was auch immer, sind wegen Geldmangel nochmal runter gefahren und hatten da gleich was gegessen. Wir sind auch noch rüber zur Hütte, es war stark bewölkt, der Wind pfiff uns um die Ohren und der Durst, bei Kurt und Sepp auch der Hunger, war groß und so ließen wir den Mond erst mal Mond sein.
Zirka eine ¾ Stunde später waren wir wieder auf der Station, wo wir unsere Geräte aufstellten. Auch Gerald und Willy trafen wenig später ein, verabschiedeten sich aber für längere Zeit ins Almhaus. Der Mond hatte sich schon sehr dem Horizont genähert und ihm zog ein breites Wolkenband entgegen und so konnte ich nur einen kurzen Blick auf unseren 3 Tage alten Begleiter erhaschen.
Auch ein Grund, warum ich diesmal auf die Alm fuhr war, ich wollte meine zwei neuen UWA 2´´ Okulare mit 17 und 8 mm Brennweite testen. Da gerade nichts anderes zur Verfügung war, nahm ich Mizar – Alkor her, um das Blickfeld des 17 mm Okular mit dem 40 mm 1 ¼ ´´ Okular zu vergleichen. Dafür, daß das 2´´ Okular mehr als das doppelte vergrößert, stand es dem 40 mm Okular um nicht viel nach. Ich war beeindruckt. Auch bei Epsilon Lyra zeigten sich alle vier Komponente. Beeindruckt war ich auch von M 57 im 8 mm Okular. Noch nie bekam ich den, bei der Vergrößerung, mit meinem Rohr, so toll zu Gesicht. Sepp und Kurt hatten M 22 im Visier, den nahm ich mir etwas später vor. Ich war erst mal bei Antares und M 4 und schwenkte erst danach auf den Kugelhaufen im Schützen. Der vergleich war perfekt. Natürlich kam er in den APO´s von Kurt und Sepp besser rüber aber auch bei mir war er supa aufgelöst. M 13 machte etwas Probleme. Erst zogen ständig Wolken durch, kaum hatte ich ihn im Sucher, war er als ich ihn durch´s Okular betrachten wollte, schon wieder hinter Wolken. Und als er schließlich halbwegs frei war, leuchtete Wolfgang mit seinem Laser rein. Erst beim dritten oder vierten Anlauf konnte ich ihn in voller Pracht beobachten, herrlich aufgelöst, bis ins Zentrum, auch im 8mm Okular.
Ja, Wolfgang und Alex waren auch inzwischen wieder da. Sie montierten einen 20´´ ASA Astrographen in seiner Hütte, für unsere Veranstaltungen im August. Die Montierung war, weil das gesamte Gerät schon auf mehreren Messen ausgestellt war, schon etwas in Mitleidenschaft gezogen. Aus irgendeinem Grund hatte er, als zusätzliches Gewicht, ein Fäustel am Okularauszug befestigt. Und zum justieren war da eben der grüne Laser am Rohr montiert, der ständig irgendwo hinzeigte und so beim beobachten ziemlich nervte.
Leider blieb es an diesem Abend bei den üblichen Verdächtigen. Vor Mitternacht zogen ständig Wolken durch und danach war ich zu faul, um etwas neues zu suchen.
Sepp hatte als nächstes M 11, den Wildentenhaufen im APO. Ich versuchte es mit M 51. Im 17 mm kam er echt gut rüber aber bei 8 mm zeigten sich die Grenzen meines Geräts. Gegen Mitternacht betrat endlich Jupiter die Himmelsbühne, wenn sein Auftritt auch von Wolken getrübt war. Links von ihm standen Kallisto und Io, rechts Europa. Ganymed zog zu dieser Zeit hinter Jupiter umher.
Nach längerer Zeit und ein paar G´spritzte später ließen sich auch Willy und Gerald bei uns wieder blicken. Sein Speki stand sowieso schon die ganze Zeit im Weg herum. Und nun ging er auch noch auf Tuchfüllung, doch das hab ich ihm gleich wieder abgeblasen. Auch Willy pflanzte sein Rohr mitten auf den Platz, so dass ein Gang zur Hütte fast zum Hindernislauf wurde.
Ich widmete mich, bis sich der Göttervater ganz aus dem Gewölk befreit hatte einigen Objekten im Schützen. Der Lagunen Nebel machte den Anfang und ihm folgte der Trifit Nebel mit angrenzenden M 21. An der Grenze zur Schlange nahm ich M 24, die kleine Sagittarius Wolke, den wesentlich schwächeren und kleineren M 18 und den Omega Nebel auf´s Korn. Noch ein Stück weiter oben durfte natürlich der Adlernebel, mit eingebetteten offenen Sternhaufen,
NGC 6611, nicht fehlen. In der Zwischenzeit hatten uns Wolfgang und Alex wieder verlassen.
Sepp hatte wieder Jupiter im Okular, oder besser in Kurtl´s neuen Bino, in dem kam er echt supa rüber. Als nächstes schaute ich mir M 27 im Füchschen an, aber auch da hatte ich Startschwierigkeiten wegen den letzten Wolkenfetzen. Die anderen betrachteten währenddessen den Cirrus Nebel. Auch Gerald versuchte ihn in seinem Speki zu erhaschen, war aber doch etwas zu schwach auf der Brust. Gerade als ich M 31 im Visier hatte, begann Sepp mit wahren Begeisterungsausbrüchen: „ Schauts eich den Jupita au, wau! Des is fost so guad wia französisch!“ – und da meinte er nicht die Sprache. Ich blieb trotzdem bei der Andromeda Galaxie. Fast hätte er mit samt seinen Begleitern ins 17 mm Okular gepasst. Auch über h und chi hingen noch leichte Wolken, als sich die aber verzogen hatten, sah es aus, als würden mir lauter kleine Diamanten entgegenklitzern.
Nach dem sich Sepp wieder etwas beruhigt hatte, schwenkte auch ich noch mal um auf Jupiter. Es war wirklich ein toller Anblick. Trotz Horizontnähe stand er da wie ausgestochen. Für das Seeing gab es diesmal eine 1. Die Milchstraße spannte sich von Nord nach Süd. Obwohl im Süden immer noch Wolken drinnen hingen, leuchteten die hellen Objekte im Schützen immer wieder schön heraus. Auch die Schildwolke hob sich vom Rest der Milchstraße deutlich ab. Adler und Schwan sah man fast vor lauter Sterne nicht. Im kleinen Bären war indirekt auch die kleine Sterngruppe um Pi UMi, welche aussieht wie die fünf Augen des Würfels, gut zu erkennen, das bedeutet +6,9 mag. Der Wind bekommt eine 5. Der pfiff frisch aus Westen und es kühlte von Anfangs 15° auf ca. 10° ab.
Moment, wo war ich zuletzt, - achja Jupiter. Der war echt toll. In den beiden APO konnte man deutlich das untere Wolkenband trennen, schön waren ein paar hellere Wirbel zu erkennen. Im oberen Wolkenband war ein dunklerer Fleck auszumache, der wie eine Träne herunterhing. Aber auch so war er reich strukturiert. Wäre der Impact oder der Große rote Fleck zu sehen gewesen, bin ich mir sicher, wir hätten auch die ausmachen können. Ich bin schon gespannt auf nächstes Monat. Neptun in seiner Nachbarschaft suchte ich mir als nächstes und fand ein kleines bläuliches Scheibchen. Uranus ließ ich für das nächste Mal offen, dafür suchte ich mir zum Abschluß M 33, den Dreiecks Nebel.
Kurz nach 2 packten wir zusammen. Mein Resümee, die zwei Okulare sind sicher ein Gewinn, da werd ich mir noch zwei bis drei zulegen, sobald es mein Finanzminister zuläßt und natürlich einen passenden Zenitspiegel. Wir hatten zwar eine tolle Sicht, wahrscheinlich die beste in diesem Jahr, dafür pfiff uns der Wind um die Ohren aber summa summarum war es trotz Startschwierigkeiten ein toller Beobachtungsabend.

Benutzte Geräte:
Sepp – einen 4´´ APO mit 735 mm Brennweite
Kurt – einen 5´´ APO mit 952 mm Bw.
Willy – einen Refraktor mit 120 mm Durchmesser und 1000 mm Bw.
Gerald – ein Spektiv mit 80 mm Durchmesser und 460 mm Bw.
Ich hatte meinen 4´´ Refraktor mit 1000 mm Bw. im Gepäck
Kurt hatte sich erst vor kurzem ein Bader Max Breith Bino zugelegt

Die Zeichnung unten entspringt Großteils meinen Erinnerungen, zu einem kleinen Teil meiner Phantasie und für den Rest mußte ein aktuelles Foto vom Riesenplaneten herhalten. Rechts von ihm, der weiße Klecks, soll den Mond Europa darstellen.

Bild

Verfasst: 30.07.2009, 15:30
von darthvader
Hallo Alex,

wie immer ein toller Beobachtungsbericht mit unterhaltsamer Hintergrundinfo, speziell über "Fremdsprachen" :wink:

LG Andreas

Verfasst: 30.07.2009, 17:19
von Alrukaba
Hallo Andreas!

Danke für deinen Kommentar, man bemüht sich

Alex