Aufgetauchte Fragen bezüglich Zenit, Stacken und Temperatur!

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HHV
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Aufgetauchte Fragen bezüglich Zenit, Stacken und Temperatur!

Beitrag von HHV »

Guten Morgen!

War letzte Nacht lange draußen...bis gegen 2:45h.
Folgende Beobachtungen und daraus sich ergebende Fragen:

a) Warum werden meine Einzelaufnahmen immer dunkler, lichtschwächer je mehr sich mein Objekt dem Zenit nähert?
Aufnahmen mit 10min sind heller als später gemachte mit 15min, sogar 20min!

b) Die Temperaturen sinken in der Nacht stark ab, es kommt zur Kondensation, Taubildung. Bis dato am Rand von meinem Newton.
Ist das egal? Kann man dagegen etwas tun?

c) Aus Punkt b) folgend - wie sieht es grundsätzlich mit dem Astroequipment in der kalten Jahreszeit aus? Ich habe ja erst im Juni mit Deep Sky begonnen, daher mir unbekannt. Hält der Newton, die Montierung (EQ6), MGEN-II usw. die kommenden Temperaturen gut aus?
Welche Punkte gilt es zu beachten?

Danke im voraus,

Michael S.
Zuletzt geändert von HHV am 17.08.2013, 10:02, insgesamt 1-mal geändert.
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TONI_B
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Re: Aufgetauchte Fragen bezüglich Zenit, Stacken und Tempera

Beitrag von TONI_B »

a) Weil der Himmel immer dunkler wird, je näher du zum Zenit kommst. D.h. du kannst ganz einfach länger belichten.

b) Tau ist allgegenwärtig in der Astrofotografie. Da helfen Taukappen und Tauheizungen. Entweder selber basteln oder kaufen.

c) Ja, das halten die Dinger schon aus. Wart nur wenn es im Winter ordentlich kalt ist und die Geräte am Morgen voller Reif sind. Bei DeepSky wirst du dich freuen, weil die Kamera weniger rauscht, dafür halten die Akkus nicht so lange.
lG
TONI


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HHV
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Re: Aufgetauchte Fragen bezüglich Zenit, Stacken und Tempera

Beitrag von HHV »

Hi Toni!

Puh...aber nicht mal die doppelt so lange belichteten Bilder waren annähernd vergleichbar wie mit jenen 1 Std. vorher...und ich war schon bei 20 Minuten. Fand ich schon heftig für iso400.

:mrgreen:

Und tatsächlich? Minusgrade machen dem Spiegel, bzw. der Montierung (da muss ja das Schmieröl drinnen ja schon sehr zäh sein) nix aus?

Da bin ich ja gespannt. DANKE für's feedback.

LG und CS,

Michael S.
Zuletzt geändert von HHV am 17.08.2013, 10:45, insgesamt 1-mal geändert.
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TONI_B
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Re: Aufgetauchte Fragen bezüglich Zenit, Stacken und Tempera

Beitrag von TONI_B »

HHV hat geschrieben:Hi Toni!Puh...aber nicht mal die doppelt so lange belichteten Bilder waren annähernd vergleichbar wie mit jenen 1 Std. vorher...und ich war schon. 20 Minuten fand ich eh schon heftig bei iso400.
D.h. die Bilder im Zenit waren besser, oder?
HHV hat geschrieben:Und tatsächlich? Minusgrade machen dem Spiegel, bzw. der Montierung (da muss ja das Schmieröl drinnen ja schon sehr zäh sein) nix aus?
Dem Spiegel ist das egal - es dauert halt möglicherweise länger, bis er ins thermische Gleichgewicht kommt, wenn du vom warmen Haus rausgehst damit. Aber wenn deine Hütte fertig ist und du kaum Temperaturunterschiede zwischen innen und außen hast, sollte das auch besser funktionieren.
lG
TONI


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HHV
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Re: Aufgetauchte Fragen bezüglich Zenit, Stacken und Tempera

Beitrag von HHV »

Hi Toni!

NEIN, jene Bilder die zeitlich früher gemacht habe, mit weniger Belichtungszeit, DIE sind heller geworden. Jene mit 20 Minuten schon nahe am Zenit waren dunkel, kaum ein Nebel auszumachen.

Um nicht zu theoretisieren (nix verändert, alles gleich geblieben zwischen den Aufnahmen):

Bild 1 um 0:12h mit 700s
Bild

Bild 2 um 1:02h mit 1166s
Bild

LG,

Michael S.
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TONI_B
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Re: Aufgetauchte Fragen bezüglich Zenit, Stacken und Tempera

Beitrag von TONI_B »

Ok, da habe ich dich falsch verstanden mit "hell" und "dunkel"...

Vielleicht sind Cirren durchgezogen? Vielleicht hat sich die Transparenz verändert durch Dunst usw.?
lG
TONI


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HHV
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Re: Aufgetauchte Fragen bezüglich Zenit, Stacken und Tempera

Beitrag von HHV »

Servus.. also Wolken gabs in der letzten Nacht nicht, aber Dunst könnte es sein...die Plejaden haben mit dem bloßem Auge schon geklitzert.
:-)
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markusblauensteiner
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Re: Aufgetauchte Fragen bezüglich Zenit, Stacken und Tempera

Beitrag von markusblauensteiner »

Hallo Michael,

zu den Temperaturen: bei -20° machte mal die Optik schlapp (Verspannung), ansonsten bisher keine Probleme. Ich denke dass du da in der Kuppel / Hütte keine Schwierigkeiten bekommst.
Beim Newton eher eine Heizung à la Martin Helm einbauen, keine Fangspiegelheizung! Führt oft zu Abbildungsproblemen.

Wie sind denn die Hintergrundwerte bei den Bildern - die sollten abnehmen (=dunkler werden). Um 00:12 Uhr war der Mond ja grad am Untergehen, da war der Himmel sicher noch aufgehellt.
Ich hatte gestern z.B um ca 23:00 Uhr Werte von 4000 ADU (4000 von 65535) im Hintergrund, mit dem Rotfilter. Gehen wir davon aus, dass der etwa ein Drittel des sichtbaren Spektrums durchlässt, hätte ich in der Luminanz wahrscheinlich etwa 12000 ADU gehabt. Nach Monduntergang fielen die Werte auf etwa 3200 ADU in der Luminanz. Dementsprechend dunkler wirken die Bilder, wenn sie vom Betrachtungsprogramm gleich skaliert werden.
Es wäre daher interessant, wie dein Betrachtungsprogramm die Bilder in der Helligkeit skaliert.

LG, Markus
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HHV
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Re: Aufgetauchte Fragen bezüglich Zenit, Stacken und Tempera

Beitrag von HHV »

Hallo Markus!

Tja deine Frage kann ich leider nicht beantworten.
:-)
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markusblauensteiner
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Re: Aufgetauchte Fragen bezüglich Zenit, Stacken und Tempera

Beitrag von markusblauensteiner »

Servus Michael,

irdendwo werden sicher Werte angezeigt, wenn man mit der Maus übers Bild fährt? Das kann sogar Canon... :D
Ansonsten Bild mal in Fitswork öffnen, dort gehts jedenfalls.

LG, Markus
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Re: Aufgetauchte Fragen bezüglich Zenit, Stacken und Tempera

Beitrag von HHV »

Hallo Markus!


Welche Werte sollte ich wo finden?
LG,

Michael S.
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markusblauensteiner
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Re: Aufgetauchte Fragen bezüglich Zenit, Stacken und Tempera

Beitrag von markusblauensteiner »

Servus Michael,

interessant sind, wie oben beschrieben, die Helligkeitswerte des Himmelshintergrundes im Bild. Irgendwo (das weiß ich nicht wo man im das Nikon-Betrachtungsprogramm findet :D ) findet man sicher ein Fenster, Kästechen,..in dem man sich die Helligkeitswerte jedes einzelnen Pixels in deinem Bild anzeigen lassen kann.
Wenn nicht, empfiehlt sich Fitswork, in dem Programm werden dir, so du deine Maus über das Bild bewegst, allerhand Werte angezeigt, z.B die "Pixelkoordinaten" und auch die Helligkeitswerte.

In anderen Programmen kann das z.B so aussehen:
http://www.sbig.de/universitaet/glossar-htm/adu.htm
Hier wäre der "ADU" Wert interessant - in dem Beispiel ist der helle Stern etwas über der halben Sättigung (die wäre bei 65535).

So, wenn nun bei deiner gestrigen (heutigen) Bildserie die Hintergrundwerte abfallen, ist alles gut. Der Himmelshintergrund wird dunkler und somit müssen die Werte fallen. Die merkwürdig unterschiedliche Darstellung der Bilder liegt dann vermutlich einfach an der Art der Skalierung durch das Betrachtungsprogramm.
In der Regel wird der Himmelshintergrund bei Schleierwolken,...heller (!) bei gleicher Belichtungszeit und natürlich ist weniger drauf am Bild.

Wichtig ist nur, dass die Messung am Rohbild erfolgt, ohne dass irgendeine Funktion an dem Bild irgendwas rumskaliert oder irgendwelche Regler nach eigenem Gutdünken verschiebt, sonst ist die Messung für die Katz. Daher empfiehlt sich wirklich Fitswork.

Dieser Hintergrundwert ist ein erstklassiger Indikator für die Güte der Durchsicht. Je niedriger der Wert bei sonst gleichen Umständen (Teleskop, Belichtungszeit, ISO), desto besser die Nacht.

Bei deinem Beispiel wird es nicht so ganz eindeutig sein, da die Einzelbelichtungszeit verlängert wurde.

Und schon bist mittendrin in der unendlichen Welt der Zahlen, willkommen in der Astrofotografie! :D :D

LG, Markus
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Re: Aufgetauchte Fragen bezüglich Zenit, Stacken und Tempera

Beitrag von GKar »

Genau die Fragen wollte ich auch stellen :)

Also hält das Equipment wirklich so viele Minusgrade aus? Da geh ja ich vorher in die Knie.
Bezüglich Tau: Eine Taukappe schafft wirklich so viel Abhilfe? Ist doch nur eine Verlängerung des Tubus?
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TONI_B
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Re: Aufgetauchte Fragen bezüglich Zenit, Stacken und Tempera

Beitrag von TONI_B »

Physikalisch betrachtet tritt Taubeschlag auf einer Optik dann auf, wenn deren Temperatur niedriger ist als die sog. Taupunktstemperatur. Das ist jene Temperatur, bei der bei gegebener Luftfeuchtigkeit diese auskondensiert.

D.h. die Optik muss auf eine Temperatur abkühlen, die i.A. unter der Lufttemperatur liegt. Das geht nur, wenn die Optik Energie durch Strahlung abgibt. Das geht wiederum am schnellsten, wenn die Optik gegen den klaren Himmel schaut.

Verringert man nun den Winkelbereich, den die Optik vom Himmel sieht, kühlt diese wenniger aus. ==> Taukappe

Aber speziell im Bereich des Zenits funktioniert das nicht mehr. Da hilft nur mehr eine Heizung!
lG
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Re: Aufgetauchte Fragen bezüglich Zenit, Stacken und Tempera

Beitrag von GKar »

Danke Toni, so ist es verständlicher

Was sagen eure Erfahrungen dazu? Ab welcher Aussentemperatur tritt dies schnell auf?
Schadet es dem Teleskop/Montierung bzw speziell dem Spiegel?
Oder reicht es dann wenn man das Equipment trocknen lässt?

CS Christian
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TONI_B
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Re: Aufgetauchte Fragen bezüglich Zenit, Stacken und Tempera

Beitrag von TONI_B »

Es hängt weniger von der Temperatur als von der Luftfeuchtigkeit ab. Im Hochgebirge, wo die Luft trockener ist, gibt es trotz geringeren Temperaturen weniger Tau!

Die Geräte halten das schon aus. Trocknen reicht i.A. - zu viel putzen oder trocken reiben schadet eher.
lG
TONI


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