Filtererlebnis Farbe und DS

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Wolfman
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Registriert: 23.03.2013, 10:46

Filtererlebnis Farbe und DS

Beitrag von Wolfman »

Irgendwie schaue ich immer wieder in das Forum und bemerke, dass die Artikel bei visuell etwas dünn sind. Drum schreibe ich mal selber wieder was. Vielleicht schreibst ja gerade du auch deine Erfahrungen irgendwo drunter. Würd mich total freuen, denn ich lese gern! Schreibe selten was und wenn, dann viel.

Zumindest in Wien Umgebung sind wir zu echten visuellen Beobachtern geworden und haben schon über 300 Nutzungen auf der Sternwarte oben.
(Doppelfernrohr 80mm Zeiss AS und 250mm Cassegrain; beides 1:15; diverse Selbstbau Newton Wiesengeräte und Gucker)

Eine der wohl lohnendsten Anschaffung war bei Thommy ein Farbfiltersatz, zu dem ich meinen Sternwartenpartner echt überreden musste.
Vom Rausholen von Mars, Jupiter, Saturndetails brauchen wir bestimmt nicht viel sprechen, aber es gibt echt auch andere tolle Anwendungen, vor allem zur Beruhigung des Bildes bei schlechter Luftunruhe bei Planeten am Horizont. Erst letzte Woche bei Merkur getestet wirkt Orange wie Wunder. Da kommt die Phase erst richtig schön durch, ohne Filter hat man mehr oder weniger eine Art Planetenspektrum.
Beim Tagschauen ist dieser Filter auch mein Liebling und zeigt unglaublich bereits Details am Jupiter. Bei schlechter Luft haben wir öfter auch Rot am Mond verwendet. Da wird der Luftstrom gebremst, das Bild wirkt ruhiger. Der Baadersatz hat 6 Filter, eigentlich würde ich mir zwischen gelb und rot noch einige Abstufungen wünschen. Das ist ist 2" scheinbar schon schwierig zu bekommen.

Wir haben uns auch einige DS und Schmalbandfilter genommen und da waren die Ergebnisse komplett verwirrend und unterschiedlich.
Den Schlüssel scheinen wir erst langsam zu finden. Das Postulat besteht, dass Menschen in der Nacht unterschiedliches spektrales Sehen aufweisen.
Zumindest behauptet Robert, dass ich scheinbar auch im Roten Nebel wahr nehmen kann. Mir hilft dann ein Schmalbandfilter nur bei helleren Objekten, bzw. helfen mir diese PN zu finden.

In unseren Tests hauptsächlich mit Astronomikfiltern haben wir festgestellt, dass gleiche Filter über die Jahre andere Kennlinien haben. Beim CLS gibt es welche, die wesentlich mehr im Roten durchlassen, als Neuere. Da sind die Bänder verschoben. Entsprechend mehr grün sind die Sterne verfärbt oder nicht. Ich mag beide Versionen und habe damit große Erfolge bei wirklich gutem dunklen Himmel gehabt Grenzobjekte für das Teleskop wahrzunehmen. UHC E punktet dagegen eher bei schlechteren Bedingungen oder kleineren Öffnungen. Als Kometenfilter würde ich ihn nicht bezeichnen, zumindest bei den letzten war CLS eher der Renner. Beim UHC Filter haben wir auch zwei Versionen. Die alte Version, eine der ersten überhaupt am Markt, macht hässliche grünrot Sterne. Das schreckt einem mal komplett ab. Wenn man das mal überwunden hat und weiterguckt, kommt man drauf, dass zumindest ich damit mehr in die Tiefe schauen kann. Sh Objekte kommen damit zum Vorschein. Der OIII hat wieder seine Spezialgebiete und Objekte. Eines davon ist wohl der Rosettennebel, Helix, aber auch diverse planetarische Nebel sind ein Traum.

Beim H Beta hatte ich immer das Gefühl, die Linie liegt daneben. Jetzt weiß ich, dass manche Nebel nur für mich schwächer werden, weil einfach Rot komplett gelöscht wird. Mein Lieblingsobjekt ist der Orionnebel und Umgebung. Eine wundervolle Variante. Für California und Co brauche ich ihn nicht, die sehe ich auch so mit breitbandigeren Filtern. Für Details und Strukturen könnte man ihn gut verwenden. Sieht jemand im Roten nicht so gut, dann ist dieser Filter der Richtige für große Öffnungen. Vor allem schwache Nebel wie Pferdekopf sollen da super rauskommen. Ich arbeite da auch eher mit leichteren Filtern oder UHC. Trotzdem würde ich den Filter nicht hergeben, auch wenn er eher seltener zum Einsatz kommt. Manchmal ist grad die Varianz interessant und zu gucken was ist denn H und was ist O.

In den letzten Jahren habe ich wohl so viele Bücher über Astronomie gelesen, wie noch nie. Irgendwo habe ich gelesen, dass Herschel für gewisse Objekte lange im Dunkeln war (ca. eine halbe Stunde) und erst dann beobachtet hat. Dies konnte ich in der Kuppel nicht nachvollziehen. Im Gegenteil. Bei spontanen Beobachtungen konnte ich zumindest im indirekten Sehen einen Sack als Pferdekopfnebel ausmachen, bei weiterem Abdunkeln der Augen mit zwei Bechern aber nicht mehr. Scheinbar waren die Pupillen eh schon am Maximum auf. Mit dem Wärmelack außen und einem Antireflektierenden Lack in der Kuppel haben wir allerdings ins Schwarze getroffen. Es ist nicht möglich im Freien die Tiefe mit dem gleichen Instrument zu erhalten wie aus der Kuppel. Selbst mit Blendschutz usw.. Ein paar Blicke in irgendwelche Lichtquellen und der Abend ist gelaufen.

Übrigens habe ich durch Zufall einen gebrauchten Lumicon DS Filter kaufen können. Der hat einen eigenen Charakter und ist auch eine eigene Variante, die nicht zu verachten ist. Von den Baader Kontrastfiltern haben wir uns beim Thommy welche geholt. Der Kontrastbooster ist ein guter Filter für die Dämmerung. Wenn man sonst noch nichts sieht, dann kann man Besuchern schon damit einen Ringnebel herzeigen. Hin und wieder war dieser Filter auch ein Gewinn bei Kometen oder als gelb grün Variante kann man ihn auch nehmen. Ob der beworbene Effekt wirklich so auftritt halte ich bei guten Teleskopen als eher ein Postulat.
Den Einsatz vom Neodymefilter halte ich auch für begrenzt, zumindest macht er manchmal beim Seeliger Effekt am Saturn einen schlanken Fuß, oder auch einen hübscheren Jupiter wenn er tiefer steht und im dunkleren gelb strahlt. Ich würde ihn als leichten Violettfilter sehen. Eine wirkliche Detailgewinnung konnte ich bisher damit nicht ausmachen, da hat mir bei den Wolkenstreifen und beim großen roten Fleck der hellblaue Filter aus dem Baader Set oft besser gefallen.

Alles in Allem hatte ich früher nie die Chance so viel zu probieren und war ein Filterfeind. Wenn man Objekte richtig erforschen, erarbeiten, im Detail oder überhaupt sehen will, empfehle ich sich durchzutesten! Was auch toll ist, wenn man so herumstreift und dann mit Filter Nebel einfach so findet und dann anhand der Karte als relativ schwache z.B. VdB Objekte identifiziert.

100%ig sicher kann ich sagen, dass die Filter Auswahl vom Standort UND von der eigenen spektralen Empfindlichkeit vom Auge UND von den gerade herrschenden Wetterbedingungen UND der Stärke vom Airglow abhängt.
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