NEAIC NEAF 2008

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Dietmar Hager
Austronom
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NEAIC NEAF 2008

Beitrag von Dietmar Hager »

hallo leute,

hier mal kurzer bericht von meinem ausflug nach NYC zum NEAIC und NEAF:

NEAIC-NEAF Suffern New York 2008-04-29

Das Meeting fand heuer zum 4. Mal im Nordosten der USA statt und hat sich sehr rasch dank der Teilnahme so vieler Interessenten zu Amerikas größter Astro-show entwickelt. Dabei war der zur Verfügung stehende Platz im Rockland Community College schon fast ein wenig knapp.
Was wird dort geboten?
Dieses 4 tägige Meeting ist zweiteilig. In den beiden ersten Tagen findet eine Konferenz statt, die es sich zur Aufgabe macht, in zahlreichen Vorträgen und Workshops die neuesten Entwicklungen der Bildbearbeitung von digital gewonnenem Bildmaterial der breiten Interessensgruppe darzubieten. Es wird dabei darauf geachtet, dass sowohl, Einsteiger, Fortgeschrittene aber auch sehr fortgeschrittene neuen Input erhalten.
In den Vorträgen werden Themen bearbeitet, die praktisch alle Bereiche der Amateurastrofotografie beleuchten. In den Workshops geht es um Pre-Processing, also die Vorbearbeitung der Rohdaten, wie z.B. das Verarbeiten der Rohdaten mittels Darkframekalibrierung und der gleichen.
Ebenso wird das wichtigste Instrument des Post-Processing, der Photoshop, vorgestellt. Unter Rücksichtnahme auf die Teilnehmer bietet der Tutor angemessenen Schwierigkeitsgrad für die Teilnehmer.
Als 3.es gibt es in sogenannten Breakout-Sessions Interessantes zu hören zum Thema optical Design von Profis. Modern sind zur zeit Astrographen für den Bereich des widefield-deepsky.
Auch wenn das Meeting in den USA stattfindet, kamen die geladenen Vortragenden des diesjährigen Meetings aber nicht nur aus Amerika. Dieses war zwar in der überwiegenden Mehrheit, aber es kamen auch Leute aus Mittelamerika und Europa zu Wort.

In den folgenden letzten beiden Tagen findet in einer riesigen Halle Amerikas größte Astro-Messe statt. Auf einer Ausstellungsfläche von etwa 5000 QM konnte man sich detaillierte Information zu praktisch allen astronomischen Fachbereichen holen, welche für die Amateurastronomie von Belang sein können. Hersteller von klingenden Namen aber auch weniger bekannte, aber nicht minder qualitativ standen in mehr als 100 eigenen Kojen von 8-18 Uhr zur Verfügung.
Jeden Abend gab es gleich mehrere gesellschaftliche Events, zu denen von zahlreiche Sponsern einluden.
Eine Übersicht über alle teilnehmenden Händler gibt es hier zu sehen:
http://www.rocklandastronomy.com/neaf/N ... rList.html

Untertags waren Journalisten von den gängigen Astro-Magazinen damit beschäftigt, Interviews und Fotos zu sammeln, um zum Teil sogar online all jenen Bericht zu erstatten, die nicht am Meeting teilnehmen konnten. So zum Beispiel war Tom Trusock von Cloudy Nights da, der alle Hände voll zu tun hatte, um das sehr umfangreiche Programm abbilden zu können.
Neben der Show fand im „Hintergrund“ eine tolles Programm statt, das für Kinder und absolute Neueinsteiger eine reiche Palette an Interessantem zur Verfügung stellte. So erzählte eine Astronautin von ihrem Tagesgeschäft, Thierry Legault aus Frankreich berichtete von seiner Sonnenfotografie, Profiastronomen vom JPL, dem Jet Propulsion Laboratory faszinierten mit ihren neuesten Projekten.
In einem der vielen Gärten des Campus waren zahlreiche Teleskope aufgebaut, mit denen man im Weißlicht, Kalziumlicht und natürlich in H-Alpha die Sonne beobachten konnte. Alan Friedman war wohl der prominenteste freiwillige Tutor in den Massen, und es war schön, ihn endlich nach all den Jahren der „Online-Bekanntschaft“ persönlich kennen zulernen.

Nun zu einigen Details der NEAIC Konferenz. Die Abkürzung steht für North-East-American-Imaging –Conference.
Jim Burnell, Robert Moore und Alan Traino sind die Hauptorganisatoren dieses Meetings. Die sehr großzügig bemessene Rednerzeit von 90 Minuten wurden eigentlich von allen konsequent eingehalten, sodaß auch stets ausreichend Zeit zur Verfügung stand, um Fragen aus dem Publikum ausreichend zu beantworten.
Ken Crawford war ein würdiger Eröffnungsredner, der uns einige Tricks zum Thema Luminanzbearbeitung im Photoshop vorstellte. Obwohl Don Goldman auch als Händler in der NEAF-show auftrat, fanden es alle sehr zu schätzen, dass sein Vortrag zum Thema Engbandfilter in der Astrofotografie keinerlei Sequenzen der Selbstdarstellung enthalten hat, sondern lediglich dazu diente, darzustellen, wie und woraus solche Filter hergestellt werden und warum sie eigentlich funktionieren. Es war eine hervorragende Darstellung dieses nicht ganz einfachen Spezialbereiches der Astrofotografie.
Peter Ceravolo erläuterte sehr eindrucksvoll und auf unterhaltsame humoristische Weise, wie er dazu kam, einen völlig neuen Typ von Wide-field-Astrografen zu planen und zu bauen. Für mich als überzeugten Anwender von nicht obstruierten Optiken werden zwar immer Spiegelteleskope mit einer Obstruktion von über 50% äußerst suspekt bleiben und keinerlei Reiz ausüben, sie mir zuzulegen, dennoch scheint es allein aus der sicht des Designers von Optiken mit sehr großem perfekt korrigiertem Feld keinen anderen Weg zu geben, ein solch korrigiertes Feld zu erhalten, welches die Chips der CCDs der nächsten Generation (bis zu 50x50mm) auszuleuchten vermögen, als über 50% obstruierende Riesenfangspiegel zu einzubauen.
Der Kontrastverlust führt sicherlich dazu, dass solche Optiken reine Spezialisten für Deepfieldaufnahmen bleiben werden.
Warren Keller gab einen Workshop zu Astroart und Photoshop, der sehr gut besucht war.
Craig Stark stellte seine neue Software vor, die sowohl zur Bildgewinnung praktisch alle gängigen CCDs und DSLRs abdeckt, aber auch interessante preprocessing tools und Autoguiding tools beinhaltet.
Die Bisque – Brüder erzählten von ihrer neuesten Version der remote-controll Software zur Steuerung der sehr weit verbreiteten Paramount, die immer öfter in sich immer mehr verbreiteten Remote-Observatories Anwendung findet.
Denn besonders die amerikanischen Kollegen sind an ihren Heimatorten der Küstenregionen aber auch teilweise im Landesinneren von massiv ausgeprägter Lichtverschmutzung betroffen und müssen sich daher entweder auf Engbandfilter-Astrofotografie beschränken, oder aber sich ein Remote-Observatorium zulegen; oder sich in eine solches einmieten, um LRGB oder OSC Fotografie betreiben zu können.
Neil Fleming zeigte mit beachtlichen Ergebnissen aber, was trotz maximaler Lichverschmutzung – er fotografiert unmittelbar im Kernbereich von Boston, wo er gar nicht mal mehr mit freiem Auge entscheiden kann, ob der Himmel frei ist von Wolken – mit Engbandfiltern und einem 8 Zoll Apochromaten fotografisch möglich ist. Allerdings mit Gesamtbelichtungszeiten von allen drei Filtern zusammengenommen (O3, S2 und H2) von weit mehr als 20 Stunden. Neil gehört zu den bedeutendsten Deepskyastrofotografen Nordost-Amerikas in diesem speziellen Feld.
Der Vortrag von R Jay GaBany wurde zumindest von mir mit größter Spannung erwartet, da er sicherlich zu den weltweit top-gereihten Astrofotografen gehört. Als jüngste Errungenschaft aus seiner Sicht gehört es, dass Jay von den Profis auf den Kanaren eingeladen worden ist, mit dem Newton-Teleskop (dem 2.5m Spiegel, der nach I.N. benannt wurde) zu fotografieren. Jay zeigte uns seine Ergebnisse die in Kooperation mit den Profis entstanden sind. Er konnte als Amateur mit seinen unglaublich tiefen Bildern seinen Beitrag als Amateur dazu liefern, eine wissenschaftliche Entdeckung gemacht zu haben, die von seinem Profi-Kollegen durch theoretische Überlegungen prognostiziert worden sind. Es geht dabei um die Entdeckung, dass wohl die allermeisten Galaxien von sogenannte „tidal-loops“ umgeben sind, die dadurch zustande kommen, dass Kleingalaxien ins Schwerefeld von größeren Nachbarn geraten und dabei auf gravatatorische Weise dazu gezwungen werden, diese nunmehr auf einem gemeinsamen Massenmittelpunkt, der natürlich unwesentlich von dem der größeren Galaxie entfernt liegt, zu umkreisen. Dabei werden diese Kleingalaxien regelrecht zerrissen und formen so diese Schleifen.
Aber auch Olivier Thizy trug mit seinem Vortrag zur hochauflösenden spektroskopischen Fotografie sehr dazu bei, dass dieses Amateurmeeting einen nennenswerten wissenschaftlichen Touch erhalten hat.
Auch durfte ich mich als geladener Sprecher in dieser Konferenz über reichlich positives feed-back erfreuen. In meinem Vortrag ging es um ein eher ungewöhnliches Fernrohr in Amateurkreisen, nämlich dem eines 9 zölligen, nach Schär gefalteten apochromatischen Refraktors und der Tatsache, dass diese unobstruierten 9 Zoll mit den richtigen Kameras und einem richtig dunklen Himmel ohne weiteres mit den 16zölligen großen „Lichteimern“ in Sachen hochaufgelöste Deepskyfotografie mithalten können; zumindest ist dies das Zugeständnis von Leuten wie Ken, Rob Gendler oder Don Goldman.
Es war sehr schade, dass Damian Peach leider aus familiären Gründen ganz kurzfristig nicht teilnehmen konnte.
Am allermeisten habe ich es aber genossen, zumindest einige meiner Astro-Online-Freunde endlich nach vielen Jahren der Kommunikation via Internet endlich mal persönlich zu treffen.
Zusammenfassend sei gesagt, daß der Weg zum NEAIC-NEAF sicherlich weit ist, aber zweifellos ist es den Aufwand wert.

Hier der Link zur detaillierten Übersicht üder die Konferenz:
http://www.rocklandastronomy.com/NEAIC/


Und hier noch der Link zur Astro-Messe:
http://www.rocklandastronomy.com/neaf.htm


Einige Bilder von der Messe gibt es hier:
http://www.stargazer-observatory.com/various03.htm
beste grüße,
Dietmar
www.stargazer-observatory.com
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