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astro-fotografie - next level

Verfasst: 25.09.2020, 12:56
von fateish
hallo forum,

ich als entscheidungsschwacher mensch benötige eure unterstützung bzw. erfahrung:

nach 2 jahren mit DSLR (canon vollformat stock, canon apsc mod) und div objektiven auf meinem star adventurer möchte ich mir nun eine ordentliche montierung samt teleskop und co zulegen. mein budget sind EUR 3.000,00 und das möchte ich nicht übersteigen.

ziemlich fixiert bin ich auf ein triplet 80/480 teleskop, ich glaub mehr brennweite brauchts zum einstieg mal nicht, weniger (200/300mm) hatte ich jetzt schon. die gretchenfrage:
  • "normale" EQ5 + MGEN (belastung lt internet fotografisch max 7-8kg, das sollte locker drin sein) oder doch
  • HEQ5 + guiding via ASI + software am laptop (mit den 10-11kg fotografisch wäre ich auch für grössere abenteuer gerüstet)
ich muss dazusagen, dass ich, was guiding angeht, komplett jungräulich bin. immer wieder lese ich jedoch, dass jeder, der den MGEN mal probiert hat, nix anderes mehr möchte (unabhängig von level und erfahrung). aufgenommen wird vermutlich zu 80% im eigenen garten - wie lange darf die verkabelung im falle der software-lösung zum lapi dann eigentlich sein?

danke schon mal für eure anregungen und support!

lg christoph

Re: astro-fotografie - next level

Verfasst: 25.09.2020, 14:45
von DeeJayD
Hallo Christoph,

Eine HEQ5 ist sicher die bessere Wahl aber auch da kannst du den MGEN benutzen. Ich hatte schon 2 Normale EQ5 (1 von Skywatcher und 1 von Celestron) und war mit beiden nicht wirklich zufrieden mit den ~8kg die ich draufhatte.

Der MGEN3 ist recht Anfängerfreundlich, im Prinzip anhängen auf Start drücken und los geht's. Mit dem MGEN kannst auch deine DSLR ansteuern und Dithern usw.
Wenn du auf Platesolving verzichten kannst/willst wäre das die einfachste Variante da kein Laptop/Tablet benötigt wird.

Ich habe mal mit drei 10m langen USB kabeln am Laptop gearbeitet und das lief einwandfrei. Waren aber auch hochwertige Kabel. Ob mehr geht kann ich nicht sagen.

Den ASIAir solltest dir auch mal anschauen der kann auch DSLR ansteuern. Ich nutze ein ähnliches System https://stellarmate.com/ ist fast das gleiche wie ASIAir nur das es nicht so sehr auf ZWO Equipment fokussiert ist. Hat aber eine gewisse Lernkurve wenn man noch nie mit Linux gearbeitet hat

Zu dem Triplet Apo kann ich dir nichts sagen da ich bisher nur mit Newton Fotografiert habe. Was ich dir aber sagen kann ist das du zusätzlich zum Apo noch einen Flattener brauchst.

Lg
Danny

Re: astro-fotografie - next level

Verfasst: 25.09.2020, 15:30
von fateish
hi danny,

danke für die rückmeldung.

da gehts mehr ums budget - preisunterschied zwischen EQ5 und HEQ5 sind EUR 350, ungefähr so wie bei MGEN und ordentlicher guiding-kamera. da aber später mal evt. ein grösseres teil dran soll, werd ich mich wohl für die HEQ5 entscheiden und mit PHD2 (soll ganz gut sein?) guiden - werde wohl die meiste zeit im garten sein, strom etc. somit nicht so schlimm.

ad flatener - brauchts da für vollformat und apsc jeweils einen anderen oder reicht einer? empfehlungen?

danke & lg
christoph

Re: astro-fotografie - next level

Verfasst: 25.09.2020, 15:58
von DeeJayD
Eine stabile Montierung ist fast das wichtigste weil was nutzt dir das beste und teuerste Teleskop wenn die Montierung es nicht sauber nachführen kann.

Allerdings beziehen sich meine Erfahrungen mit der EQ5 auf 750-1000mm Brennweite ich weiß nicht wie die EQ5 sich bei 400mm schlägt. Bei kleineren Brennweiten fallen Guidingfehler oder Abweichungen nicht so ins Gewicht wie bei Großen Brennweiten.

Du brauchst nur einen Flattener den kannst mit FF und APS-C dann nutzen. Solltest aber darauf achten das der Flattener auch für deinen Apo geeignet ist.
Aber auf den Arbeitsabstand zwischen Flattener und Kamerachip musst achten (Meistens 55mm) deine EOS hat von Haus aus schon 44mm und mit Standard Bajonett was 11mm hat bist schon bei den 55mm.

PHD2 macht einen guten Job ich nutze es seit ich angefangen habe mit Fotografieren.

Einen MGEN2 bekommst aber gebraucht auch schon um ~350-400€ musst halt mal schauen was die unterschiede zw. MGEN2 und 3 sind. Beim 2er z.b. geht das nicht mit anhängen Knopf drücken und los geht's aber so viel komplizierter soll der auch nicht sein.

Eine Bathinov Maske zum Fokussieren solltest zu Anfang auch einplanen kostet um die 20€

Lg
Danny

Re: astro-fotografie - next level

Verfasst: 25.09.2020, 16:29
von Niko
Hallo Christoph,

Für den Anfang reicht hier mal eine EQM 35- die packt locker 7,5kg photographisch. Mehr würde ich sie meiner Erfahrung nach nicht belasten, wenn es dir nur ums fotografieren geht.
Selbst hab ich diese EQM35 und eine AZEQ6 die das nonplusultra unter den transprortablen Montierungen ist.
Die HEQ 5 ist bei mir ausgefallen, weil mir die Polhöheneinstellung zu filigran einzustellen ist.- das ist bei iOptron Montierungen wesentlich einfacher.
Beim Teleskop würde ich eher zu einem Esprit 80 tendieren- Top Abbildung und so gut wie keine Farbfehler. Allerdings doktere ich mit meinem Esprit 100 gerade herum, dass meine Sterne mit Vollformat in den Ecken rund werden.
Alternativ kannst du dir noch einen 150/750 Newton nehmen, der kostet einen Bruchteil von dem, was der Esprit kostet- Auch hier kommen Top Bilder raus!
Zum Mgen3 kann ich noch nichts sagen, weil ich bisher mit dem Mgen2 immer gut ausgekommen bin(bis auf ein paar Wackelkontakten an der Auslösebuchse). Plate solving geht auch manuell- Abgleich mit Probebild und Sternatlas bzw diversen Apps.

Das meiste davon kannst du dir sicher im Willhaben oder hier im Forum gebraucht besorgen und du bleibst sicher unter deiner 3000€ Marke.
Nochmal kurz zusammengefasst: EQM35 neu 660.- Esprit 80 (1140,-) oder Newton 150/750 (305,-) mit Mgen3 (730,-) Also kommst du im teuersten Fall mit 2530€ + kleinzeug davon. Preise hab ich gerade aus dem Teleskop Austria Shop abgekuckt.
Lg
Niko

Re: astro-fotografie - next level

Verfasst: 25.09.2020, 16:32
von marcspictures
Kurz meine Meinung dazu:

Was Montierung angeht würd ich zumindest zur HEQ5 greifen, wenn dus preislich unterbringen kannst, dann eine EQ6-R. Damit wärst du dann auch gerüstet solltest du mal was größeres haben wollen.

Bezüglich guiding: Ja, bis jetzt hab ich nur gutes über den MGEN gelesen, meines Erachtens ist er aber etwas überflüssig wenn du ohnehin einen Laptop nutzt, was das Leben sehr viel einfacher macht. Ein MGEN3 kostet halt über 700 € und bringt dir kaum Vorteile. Eine ASI120MM + 50 mm Guidingrohr bekommst du um knapp 300 € (oder ca. 200€ wenns sein muss). Die gesparten 400 € sind sinnvoller in einer besseren Montierung investiert.

PHD2 funktioniert zum guiden tadellos, ansonsten gäbe es noch Metaguide was auch gut funktionieren soll (NINA integration soll mit dem nächsten Release kommen). Zusätzlich kannst du die guiding Kamera auch als Planetenkamera verwenden (musst dann halt eine Farbkamera nehmen, z.B. die 224 wenn du Farbbilder bekommen möchtest). Außerdem kannst du mit einer guiding-Kamera das Polar Alignment Feature von Sharpcap Pro verwenden was ich zu 100% empfehlen kann (bin innerhalb ca. einer Minute top eingeordnet ohne mir Gedanken über richtig adjustierte Polsucher o.Ä. machen zu müssen).

Noch kurz zum Laptop - ich könnte mir nicht vorstellen, ohne Computersteuerung aufzunehmen. Schon allein das Planen der Session, das automatisierte Anfahren mit Platesolving, die automatischen Meridian Flips,... einfach schlafen gehen zu können nachdem man auf Start gedrückt hat. Für mich geht es definitiv nicht mehr ohne. Achja, hab ich erwähnt, dass man sich das Alignment erspart weil man ja eh Platesolving hat (also nicht das Polar Alignment natürlich)?
aufgenommen wird vermutlich zu 80% im eigenen garten - wie lange darf die verkabelung im falle der software-lösung zum lapi dann eigentlich sein?
Ich hab mir einen kleinen Tisch neben das Teleskop gestellt wo mein Laptop oben steht. Die USB Kabeln sind so 2-3 m lang. Ein Verlängerungskabel zur Steckdose versorgt das komplette System mit Strom (habe keinerlei Akkus mehr, außer der eingebaute im Laptop). Kontrolliert wird der Laptop von drinnen mittels VNC/TeamViewer/Chrome Remote Desktop (hängt draußen im WLAN). Somit erspart man sich den Kontrollgang im Winter.

Re: astro-fotografie - next level

Verfasst: 25.09.2020, 22:41
von fateish
danke mal für die vielen rückmeldungen!

ad newton vs apo: hab ein wenig sorge bez justierung und großer brennweite, da erscheint mir ein apo als teleskop-anfänger "userfreundlicher". würde die heq5 einem newton 150/750 eigentlich packen?

ad guiding: wie is es im winter bezüglich außentemperatur? bis wieviel grad unbedenklich für hardware (Kabel, laptop)?

ad plate solving: wenn ich das richtig begriffen habe geht's da in erster linie um "wo genau bin ich und was finde ich dort" bzw zum exakten wiederanfahren eines motivs. sollte das nicht auch goto schaffen?

danke & lg
christoph

Re: astro-fotografie - next level

Verfasst: 25.09.2020, 23:04
von marcspictures
ad newton vs apo: hab ein wenig sorge bez justierung und großer brennweite, da erscheint mir ein apo als teleskop-anfänger "userfreundlicher". würde die heq5 einem newton 150/750 eigentlich packen?
Newton Justage ist nicht so schlimm/schwer, du hast von einem 80mm Triplet gesprochen, da bist du mit Reducer wohl bei ca. 380 mm. Solltest du dabei bleiben ergänzen sich die beiden Teleskope ziemlich gut. Falsche Entscheidungen gibt es von da her also kaum. Für die meisten Galaxien sind die 750 mm Brennweite vom Newton wohl besser.

Ja, die heq5 reicht für ein 150 mm Newton.
ad guiding: wie is es im winter bezüglich außentemperatur? bis wieviel grad unbedenklich für hardware (Kabel, laptop)?
Kein Problem. Ich packe den Laptop allerdings in ein Handtuch - das hält Tau und Frost ab. Andere verwenden auch Boxen um das Problem zu umgehen.
ad plate solving: wenn ich das richtig begriffen habe geht's da in erster linie um "wo genau bin ich und was finde ich dort" bzw zum exakten wiederanfahren eines motivs. sollte das nicht auch goto schaffen?
Ja, GoTo ist im Grunde dafür gedacht aber weitaus weniger genau. Mit Platesolving bist du zuverlässig und vollautomatisiert innerhalb kürzester Zeit (< 1 min) präzise am Objekt (1 arcmin oder je nachdem was du als Toleranz einstellst).

Das ist besonders wichtig, wenn man nach dem Meridian Flip wieder genau das Bildfeld finden muss oder auch wenn man mehrere Nächte an einem Objekt arbeiten möchte.

Objekte anfahren mit Platesolving läuft im Grunde so ab: Dein Laptop sagt der Montierung wo sie hinfahren soll, dabei wird natürlich das GoTo verwendet. Dann wird ein Bild gemacht (so ca. 5s Belichtungszeit) und gesolved (dauert ca. 5-10 s mit ASTAP und meinem knapp 10 Jahre alten Laptop). Dann wird die tatsächliche Position zur Montierung geschickt (sync) und erneut angefahren. Das wird dann so lange wiederholt bis man innerhalb der gegebenen Toleranz liegt. Meistens sind das bei mir 1-2 Wiederholungen.

Re: astro-fotografie - next level

Verfasst: 25.09.2020, 23:28
von DeeJayD
Die HEQ5 schafft problemlos einen 6" Newton mit Zubehör. Alternativ kannst auch wenn du weniger Brennweite willst den Skywatcher PDS 130/650 nehmen der wiegt nen Kilo weniger. Würde aber in dem Fall (auch beim 150/750) zur PDS Variante greifen da der schon einen Microfokus hat und auch ein bissel mehr auf Astrofotografie ausgelegt ist.
Wenn du dich für einen Newton entscheidest brauchst zum Fotografieren statt einen Flattener wie beim APO einen Komakorrektor.

Die Justierung eines Newton hört sich erst mal recht kompliziert an aber ist es eigentlich nicht. Ist recht schnell gelernt und geht dann auch schnell.
Ich justiere immer erst mit Collimating Eyepiece und final am Stern. Gibt auch Laser zur Justierung aber da hab ich keine Erfahrung mit.

Im Winter nutze ich mein Tablet anstatt den Laptop zur Kontrolle meines Teleskops aber viele nutzen den Laptop auch im Winter da gibt's fertige Lösungen wie https://www.amazon.de/dp/B00GADA2HW/?co ... _lig_dp_it oder du baust dir da selber etwas.
Aber bei mir dienen Laptop bzw. Tablet nur als Kabellose Bildschirme da alles Equip am Raspberry Pi angeschlossen ist.
Die Netzteile sollten auch auf Betrieb bei Minustemperaturen ausgelegt sein sonst kann es Probleme geben. Mit https://teleskop-austria.at/Stab6#m hatte ich auch bei -10 Grad keine Probleme.

Platesolving ist weitaus genauer als nur das Goto vor allem wenn es um die exakte Positionierung des Teleskops geht.
Im Prinzip fährt Goto das Objekt grob an und per Platesolve wird dann final Positioniert.
Das geht recht schnell mit ASTAP sogar auf meinem Rapberry Pi 3b+ meist 2-3 Durchgänge und dauert ~2-3min
Vor allem Wunderbar nach einem Meridan Flip da das Objekt danach wieder genau an der selben Position platziert ist.
Man erspart sich auch das 1,2 oder 3 Stern Alignment nur die Polausrichtung muss stimmen.

Lg
Danny

Re: astro-fotografie - next level

Verfasst: 26.09.2020, 07:40
von fateish
@marcspictures: "du hast von einem 80mm Triplet gesprochen, da bist du mit Reducer wohl bei ca. 380 mm"

benötige ich unbedingt einen reducer?

mein plan ist in erster linie, mit 400 bis eben 480mm zum erlernen der technik mir fotografisch bereits bekannte objekte formatfüllender abzubilden und gleichzeitig an meiner EBV zu arbeiten. natürlich möchte ich in weiterer folge auch kleinere objekte mit 750mm+ abbilden, da führt am newton vermutlich kein weg vorbei.

danke jedenfalls wieder für eure Vorschläge und Hinweise!

Re: astro-fotografie - next level

Verfasst: 26.09.2020, 08:36
von marcspictures
Naja du benötigst entweder einen 1x Flattener oder eben einen Reducer der gleichzeitig als Flattener fungiert. Ohne Reducer bist du bei f/6, mit x0,79 Reducer bist du bei f/4,7, damit bist weitaus Lichtstärker d.h. du bekommst mehr Signal in der gleichen Zeit.

Natürlich kannst du auch bei f/6 fotografieren, du brauchst halt eben mehr Belichtungszeit für ungefähr das selbe Ergebnis.

Re: astro-fotografie - next level

Verfasst: 26.09.2020, 13:26
von DeeJayD
Du könntest auch gleich einen 80/400 Triplet Apo nehmen da bist ohne Reducer schon bei F/5

Lg
Danny