Für Ornithologen: NGC6705

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Überläufer
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Für Ornithologen: NGC6705

Beitrag von Überläufer »

Vielleicht war ja der Mond schuld (der ist es im Zweifelsfall ja immer), aber ich kann beim besten Willen weder fotografisch noch visuell einen Wildentenflug in diesem Sternhaufen entdecken.
Dafür habe ich etwas für mich Sonderbares beim Bearbeiten entdeckt (die alten Füchse wird's nicht wundern - mich aber schon): Mir erscheint das Hintergrundrauschen dieses Bildes auf meinem Bildschirm als grau-grünlich. Wenn ich in Photoshop mit der Maus drüberfahre und mir die Werte ansehe, so müsste es eigentlich grau sein. Mein Bildschirm ist mit einem "Spider" geeicht, so gut es geht -> mir unerklärlich.
Jedenfalls mute ich dieses Grün den Augen der Allgemeinheit zugunsten des um diesen Haufen wogenden Sternenmeeres zu. Wer weiß, vielleicht kommt dieses Grün ja von kleinen grünen Männchen und ich habe nur zu wenig Belichtungszeit, um sie besser sehen zu können. Mehr als ca. dreieinhalb Stunden habe ich in eineinhalb Nächten nicht zusammenbekommen. Wer soll denn sonst tagsüber die Gartenarbeit machen! (Mal abgesehen von der Zeit für ein schnelles Saturnvideo und ein Spektrum von Arktur, was beides eher für die Tonne war.)
Ich denke, dass ich nun mein Setup soweit eingestellt habe, dass es prinzipiell funktioniert. Dem einzigen verbleibenden Rätsel in meiner Ausrüstung bin ich noch nicht auf die Spur gekommen: Hier und da gibt es beim Guiding in RA einen großen Sprung. Ich gebe es zu, ich betreibe Sucherguiding mit der Sucherschelle (ich will jetzt nicht noch einen Teil kaufen - das Wetter ist gerade so schön). Aber die Kabel habe ich an den Tubus angebunden, da sollte nichts ziehen. Ich hoffe, dass an der (gebraucht gekauften) Montierung nichts ist, das wäre blöd, wenn ich längere Subframes machen wollte. Aber das gehört schon in einen anderen Thread ...

http://astrobin.com/192165/B/
Bild

Ein paar Daten (steht aber auch auf Astrobin)
3. und 4. Juni 2015
EOS 700 da
73 x 180 Sek.
ISO 100
Darks, Flats, Bias je 2 x 10

Workflow
APT (aufnehmen)
DSS (stacken - no, na)
Fitswork (stretchen, ebnen, Gauß-glätten)
Photoshop (Hintergrund entrauschen, schärfen, leichte Tonwertkorrektur, Gradationskurven (gaanz leicht), mit Hochpass multipliziert)
Überläufer
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Re: Für Ornithologen: NGC6705

Beitrag von Überläufer »

Ja, mit den Sternzentren da hast Du recht. Ich habe mir jetzt das Bild auf einem anderen Schirm angesehen. Das Grün des Hintergrunds ist weg, dafür sind die Artefakte in den Sternen zu sehen. Was bedeutet, dass ich die Bildbearbeitung nicht auf meinem Laptop machen kann.
Das mit den verschobenen Farben kann ich nicht ganz nachvollziehen. Mir ist schon aufgefallen, dass die Sterne bei mir unten immer rot, oben immer bläulich sind. Ich halte das für eine Streuungserscheinung. Ich kenne die Funktion in Fitswork, habe sie aber noch nicht benutzt. Da muss ich mal sehen, ob das etwas bringt.
Vielen Dank für den Hinweis.

Und noch als Nachtrag zu den Daten: 200/1000 Newton auf EQ6.
Das Offensichtlichste sieht man oft nicht.
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tommy_nawratil
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Re: Für Ornithologen: NGC6705

Beitrag von tommy_nawratil »

hallo Erich,

eine schöne Aufnahme ist dir gelungen, gefällt mir gut!

Technisch gesehen sind die Sterne gut rund, sehr fein.

Diese Gegend ist so mit Sternen angefüllt, dass eigentlich kein Zwischenraum bleibt,
deshalb vermute ich dass da noch Daten im Dunkeln schlummern, oder:

Bei 3min mit Iso100 und f/5 kann es schon sein, dass du nicht gut hintergrundgesättigt gearbeitet hast.
Das heisst, die schwachen Bildanteile gehen dann bereits im Ausleserauschen unter.
Eine Faustregel sagt: Am Canon Display Histo soll der Buckel vom Hintergrund mindestens beim ersten Teilstrich sein.
Also bei 20% der Helligkeit. Da man am Canon Display immer ein aufgezogenes und kein lineares Bild sieht,
sagt das noch immer wenig über das CR2 aus (hängt von deinen Einstellungen ab), aber das ist so ne gute Regel.
Da kannst du mal nachschauen wie das bei deinen RAW Bildern hier ist.

Farbe Blau vermisse ich auch, und Reinhard hat die Sternzentren auch angemerkt.
Eine Farbverschiebung macht schon die Atmosphäre (Dispersion), die kann man dann leicht korrigieren
wenn mans mal bemerkt hat.

Der erste Satz gilt aber: Schöne Aufnahme! :mrgreen:

lg Tommy
Physik ist die Poesie der Natur..
arbeite fröhlich mit bei https://teleskop-austria.at
Überläufer
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Re: Für Ornithologen: NGC6705

Beitrag von Überläufer »

Ehrlich gesagt schaue ich mir das Histogramm auf der Kamera nicht an, da diese je nach Objekt oft schwer zugänglich ist. Ich bin nach dem Histogramm in APT gegangen. Dieses hat das Histo in fünf Bereiche aufgeteilt, wobei Rot rechts im zweiten Bereich das Maximum hat und Grün knapp im zweiten Bereich an der Grenze des ersten zum liegen kommt. Das Histogramm zeigt außerdem eine dünne Linie, die ganz nach rechts geht, nach links sind die Hügel abgesetzt, das heißt, es gibt offenbar keine Null-Werte. Da dachte ich: Hauptsache nicht ausbrennen lassen - vielleicht ein Fehler.
Die Aufnahmen entstanden erst nach Mondaufgang ohne Verwendung irgendwelcher Filter. Möglicherweise hat das Mondlicht seinen Anteil am fehlenden Hintergrund. Außerdem war ich beim Hintergrundentrauschen auch nicht sehr zimperlich. Da kann schon sein, dass da ein paar Sternchen ihr Leben ausgehaucht haben.

Momentan bin ich auf die runden Sterne stolz. Ich hatte genug Material, um auszusondieren, was nicht passte.

BTW: Kann mir einer schlüssig erklären, warum Sterne verschieden dick erscheinen? Das sind doch alles Punktlichtquellen oder nicht? Verschieden hell würde ich verstehen, aber verschieden dick? Oder sind alle gleich dick, werden durch das Seeing verschmiert und der "Kranz" um die schwachen Sterne ist bloß zu schwach, um auf den Fotos gesehen zu werden?
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HHV
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Re: Für Ornithologen: NGC6705

Beitrag von HHV »

Guten Abend!

Ein Haufen ist es definitiv...eine (Wild)ente darin zu entdecken fällt auch mir schwer.
:twisted:

Wird wohl auch deswegen nicht so oft gezeigt.


LG,
Michael S.
Überläufer
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Re: Für Ornithologen: NGC6705

Beitrag von Überläufer »

So, habe die Sternzentren korrigiert. War offenbar etwas "überdehnt".
Außerdem habe ich neu gestackt, diesmal ohne RGB-Kalibrierung, sondern Kalibrierung pro Kanal. Doch nach dem Setzen des Schwarzwertes war in Fitswork nicht mehr viel Unterschied zur Vorgängerversion. Diesmal habe ich auch nur einmal in FW gestretched, dafür etwas mehr.
Auf das Blau habe ich etwas mehr aufgepasst und die Rauschentfernung habe vorsichtiger vorgenommen.
Interessanterweise gehen mir die Farben beim Konvertieren nach JPG verloren. Die letzte Datei auf Astrobin ist jetzt ein PNG.

Übrigens: Der Haufen sollte dem Flug eines Wildentenschwarms ähnlich sehen. Irgendwo wäre ein "V" zu erkennen. Scheint sich um ein Suchbild zu handeln.
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