Beobachtungsbericht vom 16. Jänner 2010

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Alrukaba
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Beobachtungsbericht vom 16. Jänner 2010

Beitrag von Alrukaba »

Das Wetter meint es heuer nicht gut mit uns Hobbyastronomen im Mostviertel, liegt doch die letzte Beobachtung auf der Alm schon fast zwei Monate zurück und da war das Seeing Sch…. . Dazwischen wollte ich einmal bei Sepp in Saxen beobachten, doch es zog schon zu, noch bevor ich weggefahren war. Ein andermal hatte ich meinen Refraktor schon auf der Terrasse stehen, doch ich hab leider nur einen kurzen Blick auf Jupiter werfen können. Es war der 4. Jänner und kurz vor 18 Uhr hatte ich ihn das erste Mal im Visier. Er stand schon ziemlich tief und ich glaube der Dunst der Ybbs trübte den Blick auf den Riesenplaneten erheblich, was heißen soll, das Seeing war im Arsch. Ganymed und Io standen links, Europa und Kallisto rechts von ihm.
Danach bin ich erst mal mit unseren Hund spazieren gegangen, was schon der erste Fehler war. Der zweite und dritte Fehler war, daß wir uns an diesen Tag einen WLAN - Router gekauft haben und unsere Kinder einen Laptop. Internetverbindung bekamen die Kinder erst am nächsten Tag, aber bis wir zur Erkenntnis gekommen sind, noch mal im Geschäft nachzufragen, war es ½ 8. Dann meldete sich der kleine Hunger und warm wollten wir es auch noch haben. Als ich endlich wieder so frei war, um mich den Sternen zu widmen, war die Mühle zu.
Zu dieser Beobachtung hab ich eigentlich schon eine Woche vor Weihnachten aufgerufen, jedoch für das Wochenende davor. Als da das Wetter schlecht war, verschoben wir es auf Freitag und schließlich lachte am Samstag selbst im sonst nebelverhangenen Amstetten die Sonne vom Himmel.
Kurz vor 18 Uhr war ich auf der Alm. Michael hatte am Nachmittag die nicht gerade hohe Schneedecke schon fleißig weggeschaufelt und auch Kurt war schon da. Der Wind pfiff und eisig um die Ohren und das bei -3°.
Michael montierte gerade seinen Refraktor auf die Säule, Kurt hatte noch seine zwei Geräte eingepackt. Ich stellte meinen Großen etwas links der Säule auf den Platz und holte gleich mal Jupiter ins Okular. Was ist das, ein waberndes etwas mit drei Klecksen in seiner Umgebung?! Ja ich konnte wirklich nur drei erkennen, bei Michael waren es dann doch vier. Europa und Io standen links, Ganymed und Kallisto rechts. Warum ich bei mir nur drei gesehen hab, weiß ich nicht. Bei der höheren Vergrößerung hatte ich vielleicht den falschen Ausschnitt gewählt und bei der geringeren war vielleicht die Linse nicht richtig geschärft. Wie dem auch sei, der Riesenplanet sank rasch Richtung Horizont und wurde damit uninteressant.
Auch Gerald und Willy waren inzwischen eingetroffen. Gerald baute sein Spektiv rechts der Säule auf, Kurt wollte seinen APO in der Hütte von Hans aufbaun, da wär es etwas windgeschützter gewesen. Michael redete dagegen schon wieder vom abbauen, da das Seeing sowieso nicht gerade berauschend war. Ich schwenkte dagegen mal auf die Plejaden, um in größerer Höhe mal die Luftunruhen zu prüfen. Freiäugig funkelten natürlich auch diese Sterne und im Refraktor zeigten sie sich auch nicht gerade punktförmig. Gerald hatte dann noch den Orionnebel in seinem Speki, ehe wir auf Willy´s drängen hin erst mal zur Almhütte rüberfuhren um uns zu stärken.
Nach dem Essen fragte Gerald, Erika nach der Krone vom Freitag. Hier hatte sich der Telemax über ihn lustig gemacht, weil er es einfach nicht raffte, wie ein Ornithologe Pfiffinger heißen kann. Es genügte also nicht, daß die Moderatorin von Winterzeit ihn eine gute Woche vorher als Herr Pfifferling vorstellte, worüber wir uns beim letzten Vereinstreffen schon lustig machten. Und was ist heute, da wird er doch glatt in der Krone Bunt auf Seite 3 zitiert. Langsam wird der Junge ein Medienstar.
Nach Gulaschsuppe und Toast fragte Willy auch noch nach einer Nachspeise, entschied sich für eine Schneewind Torte und fing zu schwärmen an. Gerald kostete und war auch begeistert und so bestellte ich mir auch eine. Kurt machte es mir gleich, nur Gerald brauchte, wie üblich länger. Ehrlich, ein blutiger Anfänger findet den Katzenaugennebel schneller, als Gerald so manche Entscheidung trifft. Und was war das Fazit, er bekam nur noch das Endstück, das nicht mal die Hälfte von unserem Keil war. Nun an alle die das lesen. Solltet ihr jemals auf das Hochbärneck kommen, dann bestellt euch Erika´s Schneewind Torte, die ist ein echter Geheimtip!!
Aber eigentlich waren wir zum Sternschaun hier und das sollte ein Beobachtungsbericht sein. Aber nach einer guten Stunde hatte sich das Seeing noch immer nicht gebessert, wir hatten also nichts versäumt. Ans abbauen dachten wir allerdings nicht. Kurt und Willy ließen ihre Geräte im Koffer und so hatten wir nur Gerald´s Speki und meinen Refraktor zum beobachten. Michaels Gerät mitgerechnet hätten wir diesmal 9 Geräte zur Verfügung gehabt. Ich suchte mir als erstes den Orionnebel. Der Nebel selber war nicht so schlecht, aber das Trapez war ein einziger weißer Klecks. Auch Riegel, eigentlich ein schöner Doppelstern aber diesmal eine Katastrophe. Wenig später war Mars hoch genug, um ihn mal auf´s Korn zu nehmen aber auch der waberte herum wie ein Wackelpudding. Auch die Krippe, in seiner Nachbarschaft, war nicht gerade das Gelbe vom Ei, aber wir gaben nicht auf. Gerald suchte sich R Lepus und ich machte es ihm gleich, ein Blutstropfen wie vor einem Jahr war er aber nicht. Auch RX Lepus war nur ein roter Tupfen. Gerald durchsuchte danach den großen Hund und zeigte uns unter anderem M 41. Ich blieb im Hasen und holte mir M 79 rein, den hatte Gerald auch schon vor mir im Visier. Dann wollte ich den Hasen abschließen und holte mir beta Lepus ins Okular, irgendwie hab ich den im letzten Jahr vergessen, aber doppelt zeigte er sich nicht.
Eigentlich wollten wir noch auf Saturn warten, aber nach einem Blick ins Himmelsjahr kamen wir zur Erkenntnis, daß der Herr der Ringe nicht vor Mitternacht über den Horizont treten würde und so schloßen wir um ¼ nach 11 unsere Beobachtung.
Das Fazit: Das Seeing besserte sich den ganzen Abend nicht, die Temperaturen blieb gleich und der Wind ließ auch nicht nach. Die Durchsicht war gut, Grenzgröße lag indirekt zwischen 6 und 6,5 mag. Die Milchstraße schlängelte sich, gut erkennbar, zwischen den Wintersternbildern hindurch. Das Beste des Abends war, einstimmig dazu auserkoren, Erikas Schneewind Torte und ihr Kurzbesuch bei uns auf der Sternwarte. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt und so hoffen wir, daß sich der Himmel in einem Monat, kurz nach der Opposition des roten Planeten, von einer besseren Seite zeigt.

Benutzte Geräte:
Michael hatte, wenn auch nur kurz, seinen TMB APO im Gepäck mit 175mm und 1400 mm Brennweite
Gerald sein Spektiv mit 80 mm Öffnung und 460 mm Brennweite
Ich hatte meinen Fh 102 mit 1000 mm Brennweite aufgebaut
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Josef
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Beitrag von Josef »

Hallo Alex,

gut das ich Zuhause blieb und mit meinen Sachen ein wenig spielen konnte, aber es wird trotzdem Zeit das mein mobiler 90/900 endlich mal "First Light" am Sternenhimmel sieht und nicht nur die Kirchturmuhr! :lol:
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Alrukaba
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Beitrag von Alrukaba »

Servus Sepp!

Da du ohnehin nicht fit warst, war es bestimmt das beste. Die nächste Gelegenheit bietet sich dann nächstes Monat aber bis dahin sehen wir uns sowieso noch mal

Alex
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Christoph K.
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Beitrag von Christoph K. »

Hi Alex

Was isn bitte ne 'Schneewindtorte' ?

lg. Christoph
Wish you a starry night!
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Alrukaba
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Beitrag von Alrukaba »

Du als Feinschmecker weißt das nicht :?: Eine Schneewindtorte besteht aus zwei dünnen Scheiben Biskuittes, ca. 3 - 4 cm dick, dazwischen eine Mischung aus Sauerrahm uns Schlagobers. Oben drauf Schnee, kurz überbacken, so wie bei Kardinalschnitten, einfach köstlich :!: :!: :!:

Alex
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