Mein erster M42, bzw was mit einer Gurke alles geht ;)

Was Du schon immer wissen wolltest, aber bisher nicht zu fragen wagtest...
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PM
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Mein erster M42, bzw was mit einer Gurke alles geht ;)

Beitrag von PM »

Hiho,

also nachdems ja diese Woche ein paar richtig schön klare Tage gegeben hat und ich am Wochenende zuvor einen einfachen RA Achsen Nachführungsmotor für meine EQ2 besorgt habe wollt ich doch mal ausloten, was man aus so Gurkenequipment wie dem meinen doch alles herausholen kann :)

Equipment ist: 102/500 Refraktor auf EQ2 mit dem einfachen RA Motor (kein Schrittmotor), Canon Eos 500D
Ich beobachte von meinem Balkon im 6ten Stock mit schön freiem Blick nach Süd bzw Südwesten und habe von da aus letzte Woche Orion nach Sonnenuntergang noch ganz gut sehen können.

Also erstmal alles aufgebaut und gleich mal getestet was für eine Geschwindigkeit ich brauche um halbwegs korrekt nachzuführen (da mein RA Motor kein Schrittmotor ist muss man da händisch über einen Regelwiderstand die korrekte Geschwindigkeit finden *g*). Das geht ganz gut indem man die Kamera ans Teleskop hängt und nen Stern in der Nähe des Objektes anpeilt, das man ablichten will und dann solange nachjustiert bis der Stern am Ende des vorher positionierten Mauszeigers (die Kamera hängt immer am Laptop damit ich fernauslösen kann) bleibt... ich hab mich schnell für Sirius entschieden, da dieser problemlos über remote live view sichtbar ist (verwend ich auch zum scharf stellen).

Als nächstes hab ich dann mal ausprobiert wie lange ich Belichten kann ohne dass die Sterne darunter zu sehr leiden... Immerhin hats meistens für ca 20s gereicht :) . Klar, darüber können Besitzer ordentlicher Montierungen nur schmunzeln, aber ich war extrem froh, weil ohne Nachführung selbst 5s Belichtungen schon nicht mehr möglich waren. So, 2 Nächte hab ich jetzt verschiedene Kombinationen von ISO Werten und Belichtungszeiten durchgespielt (ich denke bei einem weiteren Versuch werde ich schaun dass ich das etwas systematischer mache ;) ). Die hab ich dann alle gepackt und mit hilfe von Deep Sky Stacker zusammengefügt (Flats hab ich noch keine gemacht... muss ich auch bei Zeiten mal versuchen zu schießen... Darks hab ich die Kamera automatisch abziehen lassen. Das werd ich wohl nächstes Mal auch anderst lösen.)

Das Resultierende 32Bit Floatingpoint TIFF ist dann mit Hilfe von Photoshop weiter bearbeitet worden, wonach dieses Ergebnis zustande gekommen ist.

small:
Bild

large:
http://www.cg.tuwien.ac.at/~muigg/image ... essed1.jpg

Man sieht schön, wie aufgeblasen die Bläulichen Sterne alle sind weil ihr Licht nicht korrekt fokusiert ist. Außerdem ist natürlich auch ordentliches Rauschen zu sehen, weil ich meist mit relativ hohen ISO Werten gearbeitet habe um nach 20 Sekunden schon etwas sehen zu können.

Trotzdem denk ich sieht man schon ein paar schöne Details im Nebel (mit etwas Fantasie kann man sogar die hellsten 4 Trapezsterne auseinanderdividieren). Und wenn man nochmal genauer hinsieht erkennt man sogar schon eine Spur des Running Man :)

lg, Philipp
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Christoph K.
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Beitrag von Christoph K. »

Hi Philipp

Da hast du ne Menge rausgeholt aus deinem 'Gurkenequipment', wie du es nennst. Für den Anfang recht gut. Ich wär schon froh wenn ich meinem VMC 110 ein ähnliches Ergebnis entlocken könnte.

lg. Christoph
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Josef
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Beitrag von Josef »

Hallo Philipp,

sorry ich konnte es einfach nicht lassen! :wink:
Arbeite selber viel mit FH-Refraktoren.( Sind auch billiger wie APO´s)
Habe mir dabei eine Bearbeitungsroutine zurechtgerückt die ich unbedingt an Deinem Bild probieren wollte.

Guckst Du:
Bild
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Alrukaba
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Beitrag von Alrukaba »

Hallo Philipp!

Für einen ersten Versuch ist das Ergebnis echt toll :!: und Sepp zeigt, was man noch rausholen kann, auch nicht schlecht

Alex
http://www.astrostation.at

Der größte Irrtum der Menschheit ist der Glaube intelligent zu sein.
PM
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Beitrag von PM »

danke für die netten Kommentare :)

Wow die Neubearbeitung ist echt nochmal feiner anzusehen. Ich nehm mal dan du hast da ne Art deconvolution im Blaukanal verwendet? Und das, bei gleichzeitiger Verringerung des Rauschens... und die Details sind auch noch alle da... genial!

Und Christoph dein VMC 110 ist mit seinen 1035mm Brennweite sicher um ein vielfaches anspruchsvoller als mein 500mm refi... Kopf hoch, das wird sicher schon noch!


lg, Philipp
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Christoph K.
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Beitrag von Christoph K. »

Hi Philipp

Naja ich denke die Brennweite ist nicht so das problem aber der Fokus ist 0815. Ich könnte mir vorstellen mein Apo mit seinen 430mm Brennweite und dem 1:10 Fokus drauf ist richtig easy zum fokussieren, weil der auch noch ne skala draufhat, wo man den Fokuspunkt nachsehen kann (zB. mein 40mm SWAN hat seinen Fokus bei 25mm). Da fehlt mir momentan aber noch die passende Adaption zur Kamera.

lg. Christoph
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Daniel_Guetl
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Beitrag von Daniel_Guetl »

Hallo Sternfreunde,

dekonvolution, was für ein komisches Fremdwort hier schon wieder herumgeistert :D Ich kann euch versichern das ist eine Spezialsache die man nicht eben so mal anwendet, genauer gesagt hat Deconvolution nur einen Sinn bei Amateuren, nämlich wenn man Auflösungsverlust der durch Oversampling entsteht entgegenwirken will. hier schön zu sehen: http://www.princeton.edu/~rvdb/images/d ... DLnew.html

Das manche Leute eine PSF auch schon dazu verwendet haben um Optikfehler auszugleichen ist auch bekannt. Aber ich finde der Aufwand rechnet sich hier nicht. Viel einfacher ist:

Fitswork :D Da gibts nen punkte blausaum um sterne entfernen *g* Ich denke so hat das der Josef auch gemacht (zumindest wenn ich das im Fitswork mache kommt 1:1 das gleiche Bild raus).

Viele Grüße

Daniel
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PM
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Beitrag von PM »

Ah, ok. Wusste nicht, dass es spezialisierte Software gibt die genau das Entfernen von Blausäumen unterstützt.

Aber gut, wenn man bedenkt, dass dieses Artefakt bei einer ganzen Klasse von Teleskopen auftritt ists im nachhinein nicht verwunderlich dass es diese Option gibt :)

Auf deconvolution bin ich gekommen, weil das einfach eine schön robuste Schärfungmethode ist. Adobe photoshop unterstütz es ja mittlerweile auch schon mittels des smart sharpen filters, wodurch es auch nur minimaler Aufwand ist diese Technik anzuwenden.

lg, Philipp
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Daniel_Guetl
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Beitrag von Daniel_Guetl »

Hallo Philipp,

Fitswork is eh Freeware, kannst ja mal ausprobieren...

Viele Grüße

Daniel
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PM
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Beitrag von PM »

Jupp, werd ich machen... komme aus der Computer Grafik und hab auch manchmal ein wenig mit Bildverarbeitung zu tun aber ich seh schon: was die Bildverarbeitung astronomischer Aufnahmen angeht hab ich noch einiges zu lernen :)

lg, Philipp
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Josef
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Beitrag von Josef »

Hallo Philipp,

Daniel hats schon vorweggenommen - Fitswork!!!!!
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PetziK
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Beitrag von PetziK »

Hallo,
Glückwunsch zum ersten M42 - sehr schön! Auch Dir kann ich nur den Neatimage Filter für den Photoshop empfehlen - damit kannst Du das "Bröseln" eliminieren.

Eine Frage: wenn Du durch Deinen Refraktor blickst, sehst Du dann M42 auch so scharf oder kommt das erst am Foto raus?

Weiterhin frohes Schaffen und Clear skies,
Peter
********************
Heute schon Sterndaln geguckt?
http://peterkreissl.ibk.me
Refraktoren: Bresser 70/700, Celestron 80/900
Oki: P5/P-8/P15/P30/K20-25 Ø: 1,25'' 2x & Bresser 3x Barlow achromr, 8x50 Sucher, Celestron CAM GoTo
PM
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Beitrag von PM »

PetziK hat geschrieben:Hallo,
Glückwunsch zum ersten M42 - sehr schön! Auch Dir kann ich nur den Neatimage Filter für den Photoshop empfehlen - damit kannst Du das "Bröseln" eliminieren.

Eine Frage: wenn Du durch Deinen Refraktor blickst, sehst Du dann M42 auch so scharf oder kommt das erst am Foto raus?

Weiterhin frohes Schaffen und Clear skies,
Peter
hiho,

nein, visuell seh ich von M42 leider bei weitem nicht die Details wobei ich auch keine extrem guten Okulare habe (hab nur die 10mm und 25mm Teile die beim Teleskop dabei warn, wobei mein Farbwerfer ohnehin mit high quality Okularen wohl überfordert wäre). Bei guten Bedingungen (und wenn ichs schaff mal 10 Minuten nicht ins Licht der Hausbeleuchtung zu sehen) dann kann ich im hellen Kerngebiet mit indirektem sehen das eine oder andere schattenhafte Detail erkennen (z.B. die dunkle Wolke links neben dem Trapez und oberhalb der drei Sternen, die in einer Reihe liegen)... aber wirklich viel mehr seh ich nicht. Also im Endeffekt ist der Nebel beim direkten sehen auch nicht viel mehr als ein etwas hellerer leicht ausgefranster Fleck der die Trapezsterne umgibt. Eventuell könnt ich noch mit nem Filter was rausholen... mal sehn.

Für mehr Farbe und Details bräucht man aber trotzdem wohl nen schönen Lichteimer mit viel mehr Öffnung :)

lg, Philipp
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Christoph K.
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Beitrag von Christoph K. »

Hi Leute

Also ich bin von M42 visuell begeistert. Nicht dass man da soviel sieht wie am Foto (wird man visuell nie), aber visuell ist der viel Besser als auf jedem Foto :D
Beim Orionnebel zahlen sich dunkler Himmel, Messerscharfe, farbreine Optik und vor allem das sauteure 40mm Übersichtsokular wirklich aus. Ein Atemberaubender Anblick ;-)
...Mit dem 70er WO Apo wohlgemerkt (von wegen Lichteimer).

Wär eigentlich ne gute Idee den Abends noch mal in die Linse zu nehmen wenns Wettermäßig passt bevor er die Sommerpause einlegt.

lg. Christoph
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PM
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Beitrag von PM »

jo, stimmt... dunkler Himmel und ein gutes Okular sind sicher extrem wichtig. Ob die Farbreinheit einer Optik aber wirklich so großen Einfluss auf das visuelle Erlebnis von Deepsky Objekte hat bin ich nicht so sicher weil man von Farben eh nix sieht :) (klar das Bild könnt marginal heller werden... aber nachdem das menschliche Auge blaues Licht ohnehin nur schlecht wahrnimmt wird das auch nicht soo der Faktor sein)

Und naja mit dem 40iger Okular und deinem APO wird der Nebel ja nur ziemlich schwach vergrößert... mit nem Lichteimer könnt man sich das Ganze auch etwas größer ansehen ohne an Helligkeit zu verlieren :)

Aber ja, wenn man endliche mal wieder den Himmel sehen könnt wärs wirklich schön sich von Orion mit einem letzen langen Blick zu verabschieden.

lg, Philipp
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StefanP
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Beitrag von StefanP »

Hallo Philipp,

tolle Aufnahme ist dir da gelungen.
Wenn man die Ausrüstung bedenkt, is es ein einfach grandioses Ergebnis.

so denne, Stefan
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Christoph K.
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Beitrag von Christoph K. »

PM hat geschrieben:jo, stimmt... dunkler Himmel und ein gutes Okular sind sicher extrem wichtig. Ob die Farbreinheit einer Optik aber wirklich so großen Einfluss auf das visuelle Erlebnis von Deepsky Objekte hat bin ich nicht so sicher weil man von Farben eh nix sieht :) (klar das Bild könnt marginal heller werden... aber nachdem das menschliche Auge blaues Licht ohnehin nur schlecht wahrnimmt wird das auch nicht soo der Faktor sein)
Hi Philipp.

Die Farbreinheit hat schon einen Einfluss auf visuelle Beobachtung. Vielleicht nicht an Lichtschwachen Objekten, aber an den Sternen hast du dann nen farbigen Rand, was das ganze ein wenig unscharf macht.
Dann ists aus mit den Stecknadelkopf-Sternchen ;-).
Je heller die Objekte umso schlimmer wirds. Gerade auch bei Sonnenbeobachtung überstrahlt der Farbfehler dann gern mal den Ansatz der Protuberanzen (Vollständig sieht man die eh nicht, is ja kein h-alpha-Teleskop, daher bleiben die im Vergleich zum Farbfehler recht 'finster').

lg. Christoph
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Beitrag von PM »

Danke Stefan für den netten Kommentar :)

Und ja Christoph, was die hellen Objekte angeht hast du natürlich recht. Hab mich da etwas undeutlich ausgedrückt.

Mit Deep Sky Objekten meinte ich in dem Fall nebulöse Teile wie eben den Orion Nebel. Klar bei Kugelsternhaufen und Doppelsternen (wobei gehören die eigentlich in die Deep Sky Kategorie?) hilft Farbreinheit natürlich ungemein. Daher plane ich eh mir irgendwann mal auch nen kleinen Halb-Apo oder nen mittelgroßen Newton zuzulegen. :)

lg, Philipp
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rorma
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Beitrag von rorma »

Hallo Philipp,


alle Achtung, ist ja auch mein Lieblingsnebel - toll was du trotz "Gurkenequipment" herausgeholt hast.

Was ist erst möglich wenn du einmal besseres zur Hand hast?


HG Robert
"Erwarten Sie nicht, beim Schauen schon zu sehen. Sehen ist eine Kunst, die erlernt werden muss!"
William Herschel
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