Astrofoto: Einsteiger-Fragen

Was Du schon immer wissen wolltest, aber bisher nicht zu fragen wagtest...
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wowa
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Astrofoto: Einsteiger-Fragen

Beitrag von wowa »

Hallo Forum,

das ist mein erster Auftritt hier im Forum, daher werde ich kurz was zu meinem bisherigen "Werdegang" erzählen.
Nach gut zehn Jahren Interesse an der Astronomie hatte ich mir eine Skywatcher EQ6-pro und ein 180er MAK zugelegt. Damit wurden vorerst Mars, Saturn und Jupiter per Webcam abgelichtet (womit ich eigentlich ziemlich zufrieden war). Neuerdings gibt es aber auch ein 100/900ED-APO von SW in meiner Sammlung - gekauft mit der Absicht, in Richtung Deep Sky Fotografie vorzustoßen. -> bisher (für mich) noch nicht zufriedenstellend

d.h. bisher hatte ich mir die notwendige Erfahrung autodidaktisch beigebracht.

Letzte Woche hatte ich hier perfektes Wetter, sodass ich prompt 3 Nächte durchgemacht habe; das MAK zum guiden per Webcam und den Refraktor mit Flattener und IR-modifizierter Canon 1000d als Aufnahmegerät aufgebaut und auf M31 gerichtet.

Das Ergebnis aus 3x25m und 2x12m Belichtung bei 800 ISO, IR&UV-Filter und etlichen Darks, Flats und Biases:
Bild

Die Bearbeitung erfolgte mit dem Programm nebulosity2 und Photoshop CS5.

Ich möchte dieses Motiv (in Zukunft auch incl. M110) nach und nach zur Posterqualität bringen und an meine Wand pinnen. :)
Dazu brauche ich nun allerdings eure Hilfe, da ich momentan einen Punkt gefunden habe, an dem ich selber keine (Wissens-)Fehler in der Aufnahme mehr ausmachen kann.

Meine Knackpunkte zzt. sind u.a.:
1* Wie bekomme ich eine noch bessere Belichtung zusammen, sodass auch die Randgebiete von M31 sichtbar werden? Noch mehr Einzelaufnahmen? Längere Einzelaufnahmen? ...
2* Wie schaffe ich es am einfachsten, die Farben in der Bearbeitung vom FITS-Rohbild möglichst natürlich hinzubekommen? Sobald ich das/die FITS-Files in Farbe konvertiere, bekomme ich entweder perfekte Falschfarben oder bestenfalls eine grobe Annäherung an die "echten" Farben - je nach Konvertierungseinstellungen.
3* Ich bekomme im Summenbild trotz Bias-und Dark-Abzug beim Strecken des Histogramms immer sehr hässliches und gleichmäßiges Farbrauschen im gesamten Bild. Hauptsächlich aber grüne Pixel. (am gezeigten, stark verkleinerten Bild noch gut zu erkennen)
4* Wie werden die einzelnen Belichtungsreihen am effektivsten zusammengefügt? Über abgestufte Masken in Photoshop bekomme ich durch den Helligkeitsangleich der einzelnen Ebenen praktisch nie einen unauffällugen Verlauf hin.

Um zweckdienliche Hinweise wird gebeten ;P

Danke schon mal und cs,
Wolfgang
Zuletzt geändert von wowa am 15.07.2010, 20:19, insgesamt 1-mal geändert.
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wowa
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Beitrag von wowa »

Hab ich was falsches geschrieben, oder weiß keiner hier was beizutragen?
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Christoph K.
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Beitrag von Christoph K. »

Hi Wolfgang

Was falsches hast du nicht geschrieben. Da ich selbst erst Astrofoto-einsteiger bin kann ich auch nicht wirklich was beitragen aber ich versuchs mal XD.

1 - Mehr Aufnahmen sind immer gut, soweit ich weiß wird in der Regel aber auch nicht länger belichtet als eine halbe Stunde weil sonst das Guiding oftmals wieder problematisch wird. Daher würd ich weniger ganz lang belichtete Aufnahmen machen sondern viel mehr so um die zehn Minuten herum. Dann sinds schon mal 20...30 Aufnahmen. Was halt geht.

2 - Was ist bitte FITs? XD Sind das keine RAW-Dateien? Mit dem Bildbearbeitungszeuchwerk kenn ich mich leider überhaupt nicht aus. Ich finde aber dass die 'richtigen' Farben ohnehin nach persönlichen Empfinden eingestellt werden sollten.

3 - Das Bildrauschen / Dunkelrauschen ist bei langzeitbelichtungen und bei hohen ISO normal. Das ist dann mühsam das wieder rauszukratzen (dafür sind ja die Dark-Frames). Da hilft nur wenig ISO und Kamera kühlen da sich das Rauschen mit höherer Temperatur verstärkt.

4 - Siehe Punkt 2 XD. Photoshopper bin ich überhaupt keiner.

Hoffe es hilft ein wenig.

lg. Christoph
Wish you a starry night!
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wowa
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Beitrag von wowa »

Danke dir Christoph für deine Antwort.
Ich hatte schon gedacht, mit irgend einer Formulierung hier das halbe Forum aus meinem Thread verscheucht zu haben ;P

zu:
1) Mhm, dass mehr Aufnahmen besser sind ist mir klar. Momentan feile ich noch an der Routine, damit ich an einem Abend alle Aufnahmen in den Kasten bekomm und möglichst wenig "Dunkelzeit" verschenke. Besonders wegen der doch auch zeitlich langen darks bin ich noch am probieren, wann ich die mache. Derzeit mache ich die teilweise noch im Aufbauen und während der Dämmerungsphasen.

2) FITS ist ein RAW Grafikformat - angeblich ursprünglich von der NASA entwickelt - mit dem u.a. nebulosity2 arbeitet. DSLR-RAWs lassen sich dorthin leicht konvertieren. k.A., welche Vorteile es gegenüber dem fotografischen RAW hat.

3) Schon klar das mit dem Rauschen (ich komm privat eh aus der DSLR Fotografie), aber genau dafür macht man doch eigentlich flats und darks. Nur, dass ich trotz Masterdark und Masterflat Abzug von den einzelnen Lightframes immer noch das genannte nervige (hauptsächlich grüne) flächige Rauschen habe.

4) kein Problem. Heißt das also, dass es Usus ist, dass in der Astrofotografie die aufgenommenen Farben sowieso in der Bildbearbeitung "ausgewürfelt" werden?

JEDE Antwort hilft mir, CHristoph.

Gruß, Wolfgang
zinglerm
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Beitrag von zinglerm »

Hallo Wolfgang!

Ich bin zwar kein Astrofotograf, aber ich bin im grafischen Gewerbe und arbeite daher viel im Photoshop.

Wie gehst du vor, bzw. was möchtest du machen?
Die Bilder übereinanderlegen oder die einzelnen Farbkanäle mit Informationen füttern?

Wenn du mir das Ziel erklärst, kann ich Dir vielleicht weiterhelfen.

Obwohl unsere Profis das besser können......... :)

Liebe Grüße
Markus
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wowa
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Beitrag von wowa »

Hallo Markus,

mein Ziel ist es, zwei bis drei verschieden stark belichtete Summenbilder (eigtl. fertig bearbeitete Kompositionen) in PS übereinander zu legen und dann wohl am Besten über Masken die hellsten und oft übrebelichteten Bereiche aus den dunkleren Bildern wieder "herauszuholen".

Gemacht habe ich das bisher so, dass ich die Summenbilder als Ebenen von hell (oben) bis dunkel (unten) abgelegt habe, dann in der obersten Ebene eine Maske angelegt habe, welche ich dann mit einem Pinsel oder über Auswahl-Farbbereich-Lichter langsam mit nur ~10% deckendem Schwarz bemalt habe. Detto mit den weiter unten liegenden, dunkleren Bildern (natürlich immer kleiner werdende Auswahl/Pinsel-Bereich).

Leider entstehen bei mir so entweder hässliche Stufen oder deutlich sichtbare Pinselflächen...
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tommy_nawratil
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Beitrag von tommy_nawratil »

hallo Markus,

deine Fragen lassen sich eigentlich nur durch einen Workshop beantworten, die Bildbearbeitung kann sehr extensiv (odr exzessiv?) werden. Ich mache mit der Canon 450da derzeit so 30x4 oder 25x5 Minuten, also eine Gesamtbelichtungszeit von etwa 2 Stunden. Anders wird man das thermische Rauschen nicht los, das lässt sich nicht mit Darks, Flats, Biases beseitigen, nur durch Statistik. Und die warmen Nächte jetzt tun der Canon nicht gut.

Deine Aufnahme wirkt sehr natürlich, gefällt mir gut. Die Tiefe kommt mit der Belichtungszeit, da kann man dann etwas mehr an den Reglern drehen.

lg Tommy
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Beitrag von wowa »

Hallo Tommy,

mein Name ist Wolfgang, nicht Markus ;)
Wir kennnen uns eh zuminfest flüchtig - ausm TSZ Geschäft in Linz.

btt:
Mit der gezeigten Gesamtzeit hätte ich dann größenordnungsmäßig gar net so weit danebengehauen. Den Anfängerfehler, eher mehr kürzere Frames zu machen, werde ich heute Nacht gleich ausmerzen. :)

Mal schaun, wie widerspänstig das Motiv sich wohl heute ablichten lässt...
Ergebnisse gibts dann ev. die kommenden Tage.

Danke bisher,
Wolfgang
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tommy_nawratil
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Beitrag von tommy_nawratil »

hallo Wolfgang,

oioi da war ich wohl noch im Tiefschlaf, hab den Markus einfach vom vorigen Post abgeschrieben...

Fausregel ist, solange zu belichten, bis der Peak im Histogramm etwa 1/5tel vom linken Rand weg ist, im Verhältnis zur ganzen Breite. Durch viele kurze Aufnahmen kann man durchaus eine lange ersetzen, aber es geht darum das Rauschen rauszumitteln. Hier ein Link zu einer Grundlagenseite:

http://astrofotografie.hohmann-edv.de/grundlagen/

lg und viel Erfolg!
Tommy
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wowa
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Beitrag von wowa »

sodele...
Jetz sind endlich die ersten Ergebnisse von vorgestriger Nacht einigermaßen fertig. Dank dem Forumskollegen ReiFu hab ich mich an Fitswork probiert, da hier einer der größten Fehlerquellen in meinem Ablauf lagen. nebulosity2 scheint (ev. auch durch einen Fehler meinerseits) schon nach dem dark & flat Abzug massivst Detaildaten zu schlucken.
Lange Rede kurzer Sinn: Mein erstes eigenes und gefälliges Bild von M31 gibts in der Foto-Sektion zu finden.

DANKE nochmal an alle, die mir Tipps geben konnten, speziell an ReiFu für die super Anleitung.

Gruß,
Wolfgang
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