Es war wieder mal öffentlicher Abend angesagt und eigentlich wollte ich nicht daran teilnehmen, da bei uns im Ort ein Fest angesagt war. Aber es kam anders. 35 Gäste waren angesagt und bei Erika fand ein Klassentreffen mit 25 Personen statt und es wäre nicht da erste Mal gewesen, das Gäste einer Hochzeit, Geburtstagsfeier oder eben eines Klassentreffen, plötzlich bei uns auf der Treppe standen. Wären also gesamt, 60 Personen gewesen. Also beschloß ich, kurzfristig, unser Team zu verstärken.
Es sollten zwar tagsüber noch Wolken herumziehen, aber für den Abend waren gute Bedingungen angesagt. Theresa war diesmal auch wieder dabei und gegen 7 Uhr waren wir auf der Alm. Da herrschte bereits reger Betrieb. Gerald, Kurt, Sepp und Walter waren schon da. Werner, Max und Roman stießen in der nächsten Stunde zu uns.
Ich stellte, wie immer, mein Teleskop auf, und anschließend gingen wir rüber ins Almhaus. Dort warteten auch schon ein Teil unserer Gäste auf uns. Rasch wurde für Stärkung gesorgt und nach einem aufmunternden Kaffee ging es wieder zurück zur Astrostation. Werner und Roman war um diese Zeit auch schon bei uns.
Hier begrüßte ich erst mal unsere, diesmal doch zahlreichen, Gäste, erklärte kurz unser heutiges Programm und ließ das Licht vom Mond in den Tubus fallen. Dieser hatte noch einen Tag zum ersten Viertel, prost, und zog in der Waage seine Bahnen.
Florian, ein junger Nachwuchsastronom, hatte sein Teleskop vor der Hütte von Hans aufgestellt und war ganz davon begeistert, als unser treuer Begleiter auch in sein Okular leuchtete.
Wie üblich schnappte Gerald einen Teil der Gäste und ging mit ihnen hinauf auf den Parkplatz und erklärte ihnen dort mit dem Laserpointer den Sternenhimmel. Hier hatte sich auch Max platziert, der mit seinem Teleskop, das eine oder andere Objekt zeigte.
Ich nahm mir einen anderen Teil der Gäste auf der Astrostation unter meine Fittiche und zeigte hier, ebenfalls mit einem Laserpointer bewaffnet, den Sternenhimmel und zeigte mit meinem Teleskop verschiedene Objekte. Der Rest teilte sich auf Werner, Roman und Walter, sowie auf Sepp auf, die ebenfalls entweder ihre Geräte erklärten aber natürlich auch ein paar Objekte zeigten. Und auch Kurt betreute, auf der unteren Terrasse, ein paar Gäste.
Leider waren die Bedingungen diesmal nicht so optimal. Wolken zogen immer wieder herum und zeitweise mußte man Objekte zum Herzeigen richtig suchen. Der Wind war dabei nicht gerade hilfreich, den der verhielt sich sehr still. Es hatte um die 19°, das Seeing war ganz gut, es bekommt eine 1 Minus. Auf die Grenzgröße hab ich aber nicht geachtet
Jupiter sollte der Nächste sein. Der zog im Wassermann seine Kreise. Vom Götterboss sind unsere Gäste immer wieder fasziniert. Ganymed, Europa und Kallisto standen links vom Gasriesen, Io knapp rechts.
Auch Saturn ist immer beliebt. Der Ringträger war im Steinbock zu finden. Titan stand, links außen, in etwa in der Ringebene, Reha und Thetis, ebenso links, allerdings etwas über bzw. unter der Ebene. Dione war rechts von ihm, etwas unter der Ringebene.
Bei 61 Cygni im Schwan mußte ich, wie des Öfteren, etwas suchen, aber dafür hörte meine Gruppe dann alles, was ich über eine Parallaxe erzählen kann.
Eigentlich wollte ich auch Albireo zeigen, aber da war der Schwan auch schon wieder hinter Wolken. Der Schütze war offen und so holte ich erst mal ein Asterismus rein. Schon im Juli hatte Max mich auf die Sternengruppe aufmerksam gemacht, also, auf M 25, der mit einem Sternenbogen darüber, wie ein Auge aussieht, welches nach dem von Kleopatra benannt ist.
Etwas weiter nördlich, im Füchschen, gaben die Wolken den Kleiderbügel frei, den ich als nächsten zeigte.
Eigentlich wollte ich auch die wiederkehrende Nova zeigen, die gerade im Schlangenträger strahlte, aber leider wurden die Wolken immer lästiger. RS Ophiuchi hatte ich schon bei der Begrüßung erwähnt.
Man konnte sie zwar nicht sehen, aber ich erzählte alles, was ich in den letzten Tagen darüber gelesen hab. Und weil der Bericht nach der Nova, quasi zu Ende wäre, erzähl ich auch hier, was es damit auf sich hat.
Bei RS Ophiuchi umkreist ein weißer Zwerg und einen Roten Riesen. Dabei saugt der Weiße Zwerg dem Roten Riesen Materie ab, vor allem Wasserstoff. Nach etwa 20 Jahren hat sich genug Gas angesammelt, um unter der starken Gravitation des Weißen Zwergs eine thermonukleare Explosion zu entzünden, zu vergleichen mit einer Explosion einer Wasserstoffbombe, nua eben um a poa Dimensionen gräßa.
Rötlich leuchtete mir die Nova ins Okular. Um mich bei den Gästen nicht zu blamieren, hab ich mir die Nova bereits am Vortag, zu Hause, im Garten mit dem Feldstecher gesucht und auch rasch gefunden.
Bei meinen Nachforschungen wegen der Nova, bin ich auch über die Benennung von veränderlichen Sternen gestolpert. Denn im Prinzip ist eine wiederkehrende Nova nichts anderen als eine Variante eines veränderlichen Sterns.
R, RR oder RS dachte ich eigentlich immer, steht für einen veränderlichen Stern, der irgendwelche Radio oder Röntgenstrahlung ausstrahlt, bei der Bezeichnung UV, daß dies etwas mit UV Strahlung zu tun hat, aber Pustekuchen. Dem ist aber nicht so. Dafür muß ich aber jetzt sehr weit zurückgehen.
Johann Bayer (* 1572, †1625) war ein Zeitgenoße von Galileo Galilei, nur hatte der noch kein Fernrohr. In seinem astronomischen Hauptwerk, der Uranometria führte Bayer ein System zur Benennung von Sternen erst mit griechischen und später mit lateinischen Kleinbuchstaben ein und als er damit durch war, nahm er die lateinischen Großbuchstaben her und kam im Schwan bis zum Buchstaben Q.
Und was kommt im Alphabet nach dem Buchstaben Q, richtig, R. Und so begann man eben veränderliche Sterne ab dem Buchstaben R zu benennen. So trägt der Erste entdeckte veränderliche Stern in einem Sternbild den Buchstaben R, weiter geht’s mit S, T bis Z. Und dann geht es weiter mit RR, RS bis ZZ, wenn es so viel gibt. Als man dann auch damit durch war, fing man mit AA an, bis QZ. RS Ophiuchi ist also der 11. veränderliche Stern, den man im Schlangenträger entdeckt hat. So oafoch is des.
Ausnahmen sind natürlich z. B. Mira oder Omikron Ceti oder My Cephei, auch bekannt als Granatstern.
Mit immer größer werdenden Teleskopen wurden natürlich auch immer mehr veränderliche Sterne entdeckt und schon bald war man auch mit den Doppelbuchstaben am Ende der Fahnenstange. Also schlug der holländische Astronom Albertus Antonie Nijland vor, das System der Benennung von Grund auf neu zu gestalten und einfach die Bezeichnungen V1, V2, V3, … zu verwenden: das V für veränderlich, gefolgt von einer fortlaufenden Nummer. Da einige der vergebenen Namen jedoch bereits fest etabliert waren, etwa für RR-Lyrae-Sterne und W-Ursae-Maioris-Sterne, wurde dieses neue System erst ab der Nummer V335 eingesetzt. Und warum mit V335? Nachdem man mit den Einzel und Doppelbuchstaben am Ende war = 334 möglichen Buchstabenkombinationen, machte man mit V335, V336, V337, usw., weiter.
So, und wenn du jetzt immer noch liest, bist du nun nicht nur gut informiert, sondern zeigst auch Ausdauer. Nun wieder weiter mit der Beobachtung und zurück zu den Sternen.
Dank meiner etwas längeren Ausführung über veränderliche Sterne, hatten sich in der Zwischenzeit nicht nur die Wolken im Bereich der Nova im Schlangenträger verzogen, sondern haben uns auch der Großteil unserer Gäste verlassen.
Also machte ich mich auf die Suche nach RS Ophiuchi und dank meiner Neugier am Vortag, leuchtete sie mir schon bald, rötlich ins Okular.
Mit M 31, der Andromedagalaxie war sie auch schon wieder vorbei, die Beobachtung. Ich packte zusammen und verabschiedete mich von den anderen. Als ich mich bei Max verabschiedete, fragte er mich, ob ich mir noch den Kleinen Teekessel, unweit von Enif im Pegasus anschaun wolle. Noch nie gehört, also lugte ich kurz durch sein Teleskop und tatsächlich war da eine Konstellation zu erkennen, die dem Teapot, wie der Schütze bei den Amerikanern genannt wird, sehr ähnlichsieht.
Es war bereits Mitternacht, als wir nach Hause fuhren.
Florian beobachtete mit einem 90mm Bresser Refraktor mit 1000mm Brennweite,
Sepp hatte einen baugleichen Refraktor von Orion
Kurt hatte gar zwei Teleskope. Einen TMB Refraktor mit 152 Öffnung und 1200mm Brennweite und einen Weltblick Refraktor, Bj. Anfang der 1970er mit 76mm Öffnung und 1200mm Brennweite,
Max hatte ebenso einen Bresser Refraktor mit 90mm Öffnung und 500mm Brennweite,
Walter betreute das Vereinsteleskop, ein Takahashi Merlon mit 250mm Öffnung und 2500mm Brennweite,
und ich mit meinem Bresser Refraktor mit 127mm Öffnung und 1200mm Brennweite.
Beobachtungsbericht vom 14. August 2021
Re: Beobachtungsbericht vom 14. August 2021
Servus Alex,
ja an dem Abend war wirklich was los, richtig toll wurde der Himmel dann beim Absperren der Sternwarte, da hat es dann vollständig aufgerissen!
ja an dem Abend war wirklich was los, richtig toll wurde der Himmel dann beim Absperren der Sternwarte, da hat es dann vollständig aufgerissen!
- Alrukaba
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Re: Beobachtungsbericht vom 14. August 2021
Ja und wir schossen aus allen Rohren. Es woa schon oft so, daß es aufreißt, wenn de Gäst weg san!