Tja, die gute alte Diskussion um die KI & Topaz & Co... ich erinnere mich an einen Mars auf Astonomie.de, den ein recht bekannter Sternenfreund als "Wooow"-Effekt präsentiert hat.
Fast schon bemitleidenswert waren die Kniefälle der Fans, die sich bewundernd in den Staub warfen und die meisterliche Aufnahme und ebenso meisterliche Ausarbeitung bebeifallten. "Da sieht man, was ein wahrer Meister an Details aus einem Bild herausholen kann"... war das Fazit von gut 20 Bewunderern, denn in Foren geht es zumeist um Bewunderung, auch wenn das so gut wie möglich verdrängt und umgedeutet wird.
Ich war geneigt, einen - nein, mehrere - Marsatlanten (Nasa, ESO, etc.) zur Hand (zu Schirm) zu nehmen und die Bilder zu vergleichen. Natürlich gab es gut die Hälfte der so detailliert gezeigten Formationen in Wirklichkeit gar nicht, da die Software hier wie üblich Schärfungsartefakte erfunden hatte die der Algorithmus eben so errechnet hatte. Es grenzte ebenso natürlich an Blasphemie, dem Gott-Kollegen und seinen ihn feiernden Anhängern da in den Rausch zu grätschen und zart anzumerken, dass der gefeierte Mars hier nicht den Planeten Mars darstellte, aber es führte bald auch dazu, dass der Autor erst das gefeierte Bild und schließlich den gesamten Thread entfernte. Zum Wohle des Mars und der Wahrheit. Dann brach eine KI-Diskussion los, die wie erwartet darin mündete, dass man die Bearbeitung von Astro-Bildern zur Geschmacksache erklärte. Damit legitimierte man jedweden Blödsinn, aber sicherte sich künftige Beifallsorgien...
Natürlich sind auch bei Juppi die zartesten Fähnchen und Wirbel mit der Auflösung und dem Seeing meist nicht vereinbar, als Topaz am Markt erschien, wurden aus den 8-10" Röhren plötzlich wie aus Zauberhand 25" Spiegel und das Seeing schien bei diesen Kollegen jeweils eine Pause zu machen. Man könnte fast meinen, dass bei jenen Aufnahmen die Atmosphäre in Antizipation des Futurums sofort stillhielt, da sie wusste, dass später eine KI das Bild optimieren würde und ein großer Beitrag von ihr erwartet wurde.
Ein Schelm ist, wer vermutet, man könnte die Bilder als "Aufnahme vom Jupiter" oder "Mars" oder wie auch immer bezeichnen, wenn die gesamte Kette nur mehr Abläufe von Algorithmen kennzeichnen. Vom Chip weg über Stretching, Stacking, Deconvolution und Endbearbeitung rechnen unsere PCs, Pinguine und Macs ganz selbstverständlich einen Planeten hin, wie wir und die Coder denken, dass es aussehen soll. Beeindruckend, besser als der von gestern, noch besser als der von voriger Woche natürlich und viel besser als der vom Kollegen, ohne ihm damit nahetreten zu wollen, denn wir schätzen ja gegenseitig unsere Bemühungen.
Nun ja, und trotzdem wollen wir ja täglich besseres zeigen, auch morgen und übermorgen, denn alles andere haben wir bereits gesehen, und erst die KI Tools hoben die Rohdaten auf einen neuen Level einer Scheinrealität, ergo finden die Grenzen der Optik und der Atmosphäre weniger Beachtung als die unfassbare Detailfülle. Es ist ein wenig so wie die Sättigungsregler, die früher nur Grafiker kannten, die heute aber fast pflichtbewusst von jedem User (yes, they USE it!) auf Anschlag geschoben werden (deshalb heißt es auch "Anschlag").
Die KI führt also zu KFo, künstlichen Fotos, und wie wir das künftig steigern wollen, damit es nicht schal wird, wird spannend. Aber ich bin sicher, uns wird schon was einfallen.

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lg
Niki