In letzter Zeit ist mein Hobby, Astronomie ja viel zu kurz gekommen. Was soll ich sagen; unter der woche um halb Fünf aufstehen hackeln und jedes zweite Wochenende Samstags auch noch... und das bei so nem Nachtmensch wie mir

However, genug selbst bemitleidet. In der Nacht von Samstags auf Sonntag ergab sich endlich wieder mal die Chance auf eine erfolgreiche Beobachtungsnacht. Klarer Himmel, Kein Mond, nicht hackeln... hab ich den klaren Himmel schon erwähnt? So gegen 20:00 packte mich die Motivation das RCX nach längerer Abstinenz wieder aus dem zweiten Stock (wohin es wegen Besuch ausweichen musste) ins Erdgeschoss und darüber hinaus gleich vor die Haustüre zu schleppen. Also erst mal alles aufgebaut, Ready for Rumble gemacht, sprich Auto-Alignment (was in der Regel eine viertel Stunde in Anspruch nimmt) und dann rein in die Küche Mohnnudeln mit Apfelmuß (lecker) essen. Wieder heraußen erst mal der Schock: Das teil ränkt sich 110°ig in den Himmel... also schon auf Anschlag. 'ALIGNMENT:ERROR'. Im ersten Moment dachte ich: 'Oh Gott, hoffentlich beißen sich die Getriebe so nicht alle Zähne aus. Schnell ausgeschaltet. Das ganze noch mal von vorn, nur diesmal neigt das Teil nicht dazu sich in den Zenit zu drehen, diesmal dreht es sich langsam aber sicher richtung Erdkern. Ausschalten. Nach zwei weiteren vergeblichen Versuchen: 'ALLIGNMENT, LEVEL NORTH: ERROR'... erst mal überlegen warum das nicht klappt. Schwach dämmert mir da sowas. Netzteil NIE direkt unters Teleskop stellen, da die MAgnetfelder scheinbar die Sensoren irretieren. Alles klar, Kabelrolle mit Netzteil etwas nach außen hin verschoben; nächster Versuch: Klappt. Habs zwar nicht 100%ig genau Ausgerichtet aber damits GOTO einigermaßen zu Objekt findet hats dann doch gereicht.
Im ersten Moment tat sich mal Ratlosigkeit auf: Welches Objekt? Da der Orion-Nebel schon hintern Baum verschwinden zu drohte und ich den durchs RCX ohnehin noch nie begafft hatte, fiel die Wahl zumindest fürn Anfang nicht schwer. Somit hab ich mir das Teil mal reingezogen, zuerst mitn 25mm Meade: M42: Formatfüllend. Trapezsterne alle vier sichtbar, super. Dann probierte ich das Trapez mal mit hoher Vergrößerung, nutzte aber nicht viel weil das Seeing leider Gottes mehr als grottig war, es war einfach obergrottig! Weiter gings mitn WO 40mm SWAN. Selbst im ähämmm 'Widefield' (insofern man bei 2032mm Brennweite noch von sowas reden kann) waren die Trapezsterne noch gut zu erkennen und mitn 40 mm hatte ich bei weitem nicht so arg mitn Seeing zu kämpfen.
Weiter gings mit einem Experiment: Pferdekopfnebel... 'Na ob das was wird?' dachte ich, schließlich wird der ja als schwieriges Objekt deklariert... Man sehe und staune; um den linken Gürtelstern tut sich tatsächlich eine Wolke auf. Allerdings hatte ich sehr damit zu kämpfen, dass mir der relativ helle Stern meine Tiefen-Adaption permanent zu nichte machte. Ich stellte das Teleskop zwar so hin, dass der leicht außerhalb vom Gesichtsfeld stand, aber einstrahlende Reflektionen störten trotzdem noch. Somit war der Nebel für mich erst mal gestorben.
Aus Freude zum Experimentieren holte ich meine Kamera raus und schoss so ziemlich die schlechtesten Fotos von Beteigeuse, was man überhaupt schießen kann. Man erinnere sich: Seeing war obergrottig. Nachdem ich nun gut eine halbe Stunde mit der Kamera rumgespielt hatte kam ich zu zwei Schlüssen: 1) An nem hellen Stern zu fokussieren funktioniert doch! 2) Der Fokuspunkt für die Kamera liegt bei 2,25mm.
In weiterer Abfolge hab ich an den Plejaden mal ausprobiert was so alles reinpasst ins Bildfeld. Nicht viel

Bis zu diesem Zeitpunkt war mir zum Thema Objekte noch nicht viel eingefallen. Das änderte sich auch zu diesem Zeitpunkt nicht. Ich erinnere mich noch völlig desinteressiert mal an M105 herangemacht zu haben... NGC 4532 (oder so) was nicht grad sichtbar war ehe sich meine sonstige Ideenvielfal in absolute Leere invertierte. Jetzt musste die zündende Idee her und ich beschloss Quantität durch Qualitat zu ersetzen.
Das nächste und somit letzte Kapitel stand damit ganz im Zeichen von:
'Eine Stunde im Whirlpool'... M51
Das ganze ist schnell erklärt, von nun an verbrachte ich tatsächlich über eine Stunde lang damit, mir M51 reinzuziehen. An der Stelle sei noch erwähnt: Ich beobachte mit einem f/8! Somit erwieß sich dieses Doppel-Objekt als ziemlich anspruchsvoll. Nach den Okular-Tests hab ich mich permanent auf eine zwischenbrennweite im WO Zoom eingestellt, welche mir als geeignete Alternative zwischen Gesichtsfeld und Helligkeit erschien. Die erste viertel Stunde sah ich mal so gut wie gar nix außer den zwei Galaxien-Kernen in der Zeit danach kamen mehr und mehr Details zum vorschein. In kurzen Momenten bildete ich mir ein sogar Strukturen in den Spiralarmen sehen zu können, da ich zu der Zeit aber noch nicht mal so wirklich die Spiralarme selbst sah, zweifle ich an der Richtigkeit dieser Aussage. Was man über das beobachten eines einzigen Objektes rausfinden kann hab ich, glaub ich alles rausgefunden. Ich zog folgende Rückschlüsse: 1) Es ist nie das ganze Objekt auf einmal zu sehen. Die Details entwickeln sich aus den einzelnen Teilbeobachtungen, welche erst dann möglich werden wenn man verschiedene Areale rund ums Objekt beobachtet d.h. es ist immer nur der Teil des Objektes sichtbar, welcher sich in geeignetem Abstand zum derzeitigen direkten Blickpunkt befindet. 2) Auch der Abstand zum Okular und das abwechselnde verwenden von linkem und rechtem Auge können verschiedene Details am Objekt hervorheben. 3) Zwischendurch mal immer wieder wo anders hinsehen da sich die Augen sonst überanstrengen. Dann wirds entgegengesetzt des Adaption wieder dünkler...
Das Seeing beruhigte sich mit der Zeit etwas, was die Galaxie nicht unbedingt schärfer machte. Zudem wurde der Wind (bei den 0°c herum) immer stärker wodurch es einerseits immer kälter wurde *brrrrr*, dieser andererseits aber permanent die Schmidtplatte absolut Taufrei hielt. Irgendwann gesellten sich dann noch Kreuzschmerzen durch die Dauerposition dazu. Nach einer dreiviertel Stunde begann die Beobachtung interessant zu werden, denn da wurden die Spiralarme langsam sichtbar. Sogar die Verbindung zwischen den Objekten wurden bei guter indirekter Betrachtung ansatzweise sichtbar. Am Ende der Beobachtungsstunde, bzw. zu dem Zeitpunkt als ich schon mehr als ne Stunde dranhing sah das Teil schon super aus, nur verließ mich nun die Motivation, womit ich die Langzeitbeobachtung einstellte und unter schwerster Körperlicher Anstrengung das Teleskop wieder ins Haus schleppte.
Ende der Beobachtungsnacht.
Zu guter letzt hab ich meine Beobachtung noch schematisch aufgezeichnet und mit nem Foto abgeglichen. Bei mir isses durchs SC selbstverständlich verkehrt. In der Zeichnung sind außerdem die Punkte durch Kreuze markiert, welche sich für meine indirekte Beobachtung des Objektes als effizient erwießen hatten.
lg. Christoph
