Eigentlich hätte der öffentliche Beobachtungabend schon am Freitag stattfinden sollen, aber da war der letzte Urlaubstag der Almhausbesatzung und obendrein war Samstag und Sonntag Riesenschnitzelessen angesagt. Also änderten wir diesen Termin kurzfristig auf Samstag, den am Freitag wären nur Leute gekommen, die nicht wußten, daß das Almhaus geschloßen ist oder solche, die nur wegen uns auf die Alm gekommen wären. In dem Fall wären wir wahrscheinlich allein auf weitem Flur gewesen.
Nach meinem diesmaligen Aufruf hörte ich mehr Absagen und Vielleicht als Zusagen. Natürlich wurde auch im Bekanntenkreis angefragt aber niemand ließ sich mit einem Schnitzel locken. Allein meine Familie konnte ich zum Mitkommen bewegen, wenn ich nicht zu lange beobachten würde. Doch dann fing sich meine Frau einen Virus ein und war vom Scherm kaum mehr runter zu bekommen und so waren meine Kinder auch nicht mehr zu begeistern.
Toni rief mich am Freitag an, ob ich ihn mitnehmen könnte, ich mußte ihn aber vorerst absagen, weil ich eben noch meine Familie im Boot hatte. Ihn holte ich aber an Bord, nach dem meine Familie ausfiel.
Kurz nach ½ 6 war ich bei ihm und eine schwache Stunde später waren wir auf der Alm. Kurt war schon da und kam gerade von einem Spaziergang zur Station zurück. Gemeinsam gingen wir erst noch auf den Aussichtsturm, um uns die Schnitzel wirklich zu verdienen.
Wir saßen gerade mal bei Tisch, als Michael mit seinem Nachbarn eintrickste, und kurz nachdem wir bestellt hatten kreuzte auch Roman auf, das Sextett schien komplett. Etwas später tauchten unsere einzigen Gäste für diesen Abend auf. Sarah, unser Draht zur Weltpresse, wollte mit ein paar Freunden und Familienmitgliedern bei uns in die Sterne schaun.
Kurz vor neun war es endlich dunkel genug, um unsere Teleskope etwas Sternenluft schnuppern zu lassen. Wir bezahlten und gingen zur Sternwarte rüber. Roman war schon früher gegangen, er wollte seinen Dobson aufbaun und auskühlen lassen. Michael vertschüßte sich gleich wieder und ließ nur eine Linse für Kurt da.
Sarah und Anhang folgten uns kurz darauf und wir zeigten ihnen als erstes den sechs Tage alten Mond, der zwischen dem Stier und den Zwillingen, zum größten Teil im Orion stand. Natürlich waren alle begeistert und von den Kraternarben unseres Begleiters fasziniert. Die jüngsten unter ihnen fragten auch nach dem Mann im Mond, den konnten wir ihnen aber nicht zeigen.
Ich wollte schließlich etwas tiefer ins All vordringen aber mit dem Leo-Trio war es etwas zu tief. Sehr erbauend zeigte es sich aber nicht, selbst ich konnte nur zwei der Kandidaten erkennen.
Roman zeigte ihnen den Mond noch etwas größer, schließlich schwenkte er auf den Herrn der Ringe um und zeigte ihnen die beiden Sterneninseln von M81 und M82, der Zigarre im Großen Bärn.
Ich bewaffnete mich mit dem Laserschwert – eh – pointer und zeigte ihnen, sofern es das Mondlicht zuließ, die interessanteren Sternbilder und wo die Objekte, die wir ihnen zeigten, zu finden sind.
Mit dem 40mm Okular holte ich die Krippe im Krebs und den Coma-Haufen vom Himmel, nebenbei beantworteten wir alle Fragen so gut wir nur konnten. Kurz darauf verließ uns der Großteil unserer Gäste, weil die Kinder schon zu quengeln anfingen und auch Kurt verdünnisierte sich von der Bildfläche.
Dem harten Kern zeigte ich den Orionnebel, der zeigte sich aber schon etwas blas um die Nase, am Westhorizont. M51, die Whirlpool – Galaxie in den Jagdhunden gefiel mir da schon besser. Einer von Sarahs Bekannten wunderte sich, wie man auf all die Namen kommt, als ich ihm aber ein Foto zeigte, verstand er, woher die blühende Phantasie kommt.
Mizar und Alkor war auch noch ein dankbares Objekt und als ich ihnen erzählte, das sich nur zwei der drei Sterne wirklich umkreisen, kam das große warum und ich erklärte ihnen auch noch diese Umstände so gut ich konnte.
Bei Polaris kam ich wieder mal auf die Präzession zu reden, aber leider konnte ich ihnen nicht den gesamten Schwenkbereich der Erdachse zeigen, dafür war die falsche Jahreszeit. Dafür konnten sie seinen schwachen Begleiter auf sechs Uhr erkennen und waren sehr erstaunt, als ich ihnen erklärte, daß fast jeder Stern einen hat.
Kurz nach zehn verließ uns dann das Quartett auch noch, versprachen aber im Sommer wieder zu kommen, wenn es wärmer ist, sich die Milchstraße über den Himmel spannt und darin viel unbekannte Welten zu entdecken sind.
Ich suchte mir dann noch Saturn, konnte aber nur Titan über dem Ringträger erkennen. Kurz nach halb elf packten auch wir zusammen und fuhren nach Hause.
Über das Seeing gibt es diesmal kein Wort zu verlieren, ich habe zu wenig darauf geachtet aber sagen wir eine 2 minus. Ein böiger Wind blies aus westlicher Richtung und wir hatten +6° und wenn auch die Beobachtungsbedingungen nicht gerade das Gelbe vom Ei waren, so waren Erikas Schnitzel und die folgende Mehlspeise jeden Kilometer wert, den ich dafür gefahren bin.
Roman hatte seinen Dobson mit 300mm Öffnung und 1500mm Brennweite aufgestellt
und ich meinen Kreuzschonenden kleinen mit 102mm Öffnung und 500mm Brennweite.
Beobachtungsbericht vom 9. April 2011
- Christoph K.
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