Grillen, Wolken und Missis Columbo

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Alrukaba
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Grillen, Wolken und Missis Columbo

Beitrag von Alrukaba »

Hallo Allemitsammen!

Dies ist zwar kein Beobachtzungsbericht wie ihr ihn von mir gewohnt seit, aber da der lezte schon so lange her ist dachte ich, besser den als gar keinen, bevor ihr Entzugserscheinungen bekommt :lol:

Mal einen Grillabend auf der Alm abzuhalten, die Idee schwirrte schon seit Bestehen der Sternwarte im Raum herum, aber bis jetzt scheinbar im unendlichen.
Natürlich wurde auch heuer wieder ein solch gemütliches Beisammensein mit anschließender Beobachtung ins Auge gefasst, ganz adaptiert war dieses aber noch nicht, obwohl Werner bei der Ausschreibung der öffentlichen Termine den 5. August schon mal dafür einräumte, mit Lop versteht sich.
Schon bei der Vorpremiere zu „Erlebnis Österreich“ Ende Juni in Waidhofen, weihte er Erika, die Hüttenwirtin, in unsere Pläne ein. Sie sagte uns zu und versprach uns Fleisch und Griller zu organisieren, Werner wollte den Grillmeister spielen. Stattfinden sollte das ganze beim Almhaus mit anschließender Beobachtung mit unseren Gästen auf der Station.
Am Montag vor dem Abend hatten wir unser monatliches Vereinstreffen, bei dem das ganze wegen einer neuerlichen Schlechtwetterfront, die sich, wie schon so oft in diesem Sommer, über dem Wochenende breitmachen sollte, abgesagt wurde. Die Abstimmung ergab 2:den Rest. Gerald war der eine, der andere ist egal.
Schon am Mittwoch schwenkten die Prognosen um und plötzlich stiegen die Aktien wieder zu Gunsten des Grillabends. Nur war es etwas zu kurzfristig für Erika, die erst am Donnerstag vom neuerlichen Umschwung erfuhr.
Werner und Wolfgang organisierten also alles neu. Jeder sollte das Fleisch selber mitnehmen und Wolfgang sorgte für Griller und Kohle.
Fest stand natürlich auch, daß die Mitnahme unserer Partnerinnen den Beobachtungsabend drastisch verkürzen würde, denn das astronomische Interesse unserer Frauen und da mein ich die von Gerald, von Sepp und von mir -, liegt ungefähr genauso hoch, wie Wahrscheinlichkeit, daß wir heuer noch eine Schönwetterperiode bekommen, die länger als drei Tage dauert.
Ich wollte gegen 18 Uhr fahren, nachdem ich mit meinen Hund eine Runde gegangen war. Ich hatte schon „alles“ eingeräumt und wartete eigentlich nur noch auf meine Frau - wie immer, als mir plötzlich einfiel: „Upps, i hob mei Roa nu net eipockt!“ Okay, noch etwas später fuhren wir los und eine schwache Stunde später waren wir auf der Alm, dicht gefolgt von Gerald und Missis Columbo.
Warum Missis Columbo? Ganz einfach. Ich war schon ein paar Mal bei Gerald, hatte aber seine bessere Hälfte noch nie zu Gesicht bekommen und es ging nicht nur mir so. Wir hatten dafür unsere Theorie. Entweder ist sie so ein Drachen oder ein Engel, den er uns nicht zeigen will.
Als wir auf der Alm eintrafen sah es von der Bewölkung her noch ziemlich vielversprechend aus. Es waren schon fast alle hier. Heiner mit Frau Heidi und Sohn Jonas, Dietmar mit seiner Frau Irene, Wolfgang, Sepp alleine, Kurt und Werner mit seiner Frau und Tochter. Und uns folgten, dicht auf den Fersen, Gerald und seine Frau.
„Aah, Missis Columbo - aungenehm Augustin!“ Na, daß sie Christa haßt wiß ma scho laung, weil Gerald meist über ihre Mailadresse sei Post verschickt. Als wir über unsere Theorie zu Reden kamen meinte sie: „Und, wos bin i jetzt?“
„Eeehm, des was nua da Gerald, dea kennt di bessa!!“
Wolfgang hatte eine Kombination aus herkömmlichen Holzkohlengrill und Gasgriller mit. Er heizte nämlich mit einem Gasbrenner die Grillkohlen an und schon bald konnten wir unsere Koteletts auf diesen legen.
Ich stellte in der Zwischenzeit mein Gerät und einen Tisch auf, der Griller wurde kurzer Hand auf die untere Terrasse verfrachtet. Schon kurze Zeit später ließen wir uns das Fleisch schmecken und Wolfgang machte sich als besserer Grillmeister bemerkbar als – naja.
Werner fehlte in der Runde. Der Verräter fuhr mit seiner Familie rüber zu Erika und ließ sich da ein Schnitzl schmecken, wie originell an einem Grillabend! Seine Frau und seine Tochter bekamen wir gar nicht zu Gesicht, denn sie fuhren zwar gemeinsam herüber zur Station, stiegen aber nur um in ein anderes Auto und fuhren nach Hause.
Egal, wir waren eine illustre Gesellschaft und ließen uns auch nicht von den Gästen stören, die Werner mitbrachte. Er zeigte ihnen unsre Station, erklärte ihnen die Geräte und Gerald ließ für sie den Mond in sein Teleskop lächeln. Den ließen wir natürlich gleich durch die Runde gehen und wie es beim ersten Viertel so ist, zeigte er sich tatsächlich halb beleuchtet.
Auch Roman hatte sich in der Zwischenzeit zu uns gesellt und ließ sich sein Fleisch schmecken. Als Abschluß unserer Schlemmerorgie teilte meine Frau, hab ich schon erwähnt daß sie Doris heißt, selbstgemachten und wie immer köstlichen Rotweinlikör aus, der jeden mundete.
Genug dem Grias. Kurz darauf gingen Heiner mit Familie, Gerald und ich mit unseren Frauen hinüber ins Almhaus um uns einen Kaffee zu genehmigen. Schon herrlich, Kaffee und Torte nach einem guten Essen; - gut gegrillt Wolfgang!
Als wir wieder auf der Station zurück waren war Werner bereits am Weg nach Hause, der Himmel Wolken verhangen aber die Stimmung ungebrochen. Wir begannen also etwas fachzusumpan. Wer nun der Sumpa war, sei dahingestellt.
Allmählich öffnete der Himmel seine Schleusen – nana, die Wolken lichteten sich - und Gerald und ich konnten unseren Angetrauten und den anderen die ersten Sternbilder zeigen. Wir gaben unser Bestes und schon bald hatte Sepp den Kometen Garradd im Okular, herrlich.
Den, mit bürgerlichen Namen übrigens als C/2009 P1 bekannt, hatte ich schon am Mittwoch im Visier, da war er zu Gast beim Kugelsternhaufen M 15 im Pegasus. Nachdem ich die beiden zu Papier gebracht hatte, suchte ich mir noch die Andromeda Galaxie, die ziemlich im Mist stand und den Kugelhaufen M 13 im Herkules. Mehr sollte es an diesem Abend nicht sein, denn ich mußte am nächsten Tag wieder arbeiten.
Nach und nach lichteten sich die Wolken immer mehr und gab die Milchstraße frei. Kein Grund allerdings, mein Gerät aufzubaun, denn die Meinung unserer Frauen war die gleiche; „Um 12e foa ma owa!!“ Naja, Gerald wollte ja auch bald nach Hause. Er wollte am nächsten Tag gegen 8 in Wiener Neustadt sein. Da wurde ein Wettkampf im Schweiß… ehh, Schmeißgeier fliegen abgehalten. Da packt man einen Modellflieger beim Flügel, schleudert ihn hoch in die Luft und versucht ihn mittels Fernsteuerung möglichst lange oben zu halten.
„Jetzt wissts warum i mei Frau daham lossn hob.“ ließ uns Sepp wissen, aber er mußte gegen ½ 1 spätestens fahren, weil er seine Tochter von einem Zeltfest abholen mußte, sehr sinnig!
Bis dahin holte er uns aber noch die Andromeda Galaxie, diesmal samt Begleiter, den Doppelhaufen h&chi und M11 in der Schildwolke vom Himmel. Unsre Fraun zeigten sich sehr begeistert.
Etwas weiter südlich zeigte Sepp uns M 17, den Omeganebel und den Lagunennebel im Schützen, sowie über unsren Köpfen, M 13 im Herkules.
Es klingt schon fast pervers. Wir hatten den besten Himmel seit Monaten und wir brachen alle unsre Zelte ab. Naja, Heiner machte uns ein Angebot, das unsre Frauen mit seiner mit nach Hause fahren könnten. Da hatte ich mein Zeug aber schon weggeräumt und Gerald und Sepp wären ohnehin nicht mehr lange geblieben. Wie lange es bei Roman und Kurt noch dauerte, keine Ahnung. Dietmar, Irene und Wolfgang weilten schon längst mehr unter uns und so war es kurz von Mitternacht, als Gerald und ich diesmal im Konvoi nach Hause fuhren.
Fazit: Wir hatten wieder mal eine „Beobachtungsnacht“ auf der Alm, die nicht wirklich zu einer solchen werden wollte. Aber wie immer in einer solchen Situation, machten wir das Beste daraus. Wir ließen uns die Leckereien schmecken, die uns Wolfgang zubereitete, plauderten ein wenig und holten uns das vom Himmel, das er uns bot. Achja – und die eine Frage kann uns wirklich nur Gerald beantworten, ob nun Engel oda Drochn, owa egal - auf jedn Foi Fligl!

Gerald hatte seinen APO aufgestellt mit 120 mm Durchmesser und 900 mm Brennweite und
Sepp einen Orion Refraktor mit 90 mm Durchmesser und 1000 mm Brennweite.
Ich hatte am Mittwoch meinen kleinen Refraktor mit 102 mm Durchmesser und 500 mm Brennweite im Garten aufgebaut.

Ich würde euch hier gerne eine Zeichnung von Garradd und M 15 zeigen, nur läßt unsere Hp zur Zeit nicht zu, das man neu hochgeladene Bilder auch sieht, sorry!

Alex
Zuletzt geändert von Alrukaba am 09.08.2011, 10:38, insgesamt 2-mal geändert.
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Josef
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Beitrag von Josef »

Kein Glück! :cry:
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Alrukaba
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Beitrag von Alrukaba »

Uiuiuiuije!!

Daun ta man wida weg
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rorma
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Beitrag von rorma »

Hallo Alex,


ein "Ausnahmeklassiker" - aber es zeigt, dass es manchmal besser ist, die bessere Hälfte zu Hause zu lassen :wink:
Jedenfalls gehts bei euch ziemlich familiär ab, das gefällt mir.

Schade, dass ihr die schöne Nacht nicht nutzen konntet.

CS Robert
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Alrukaba
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Beitrag von Alrukaba »

Servus Robert!

Bei normalen Beobachtungsnächten geht es eh nicht so familiäe zu, das kommt nur alle paar Jahre rüber - Gott sei Dank.

Jetzt hoff ich auf einen schönen Spätsommer und einen noch schöneren Herbst, ohen Anhängsl und längeren Beobachtungen

Alex
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