Es ist fast schon etwas spät, so lange hab ich noch nie für einen Bericht gebraucht. Heute ist schon Mittwoch und die Beobachtung liegt also schon fast eine Woche zurück aber was soll´s, es ist nicht aller Tage Abend und noch sind die Spuren frisch, also ran ans Werk.
Wie sollte es anders sein, es war wieder mal unserer öffentlicher Tag. Ich startete, wie immer, einen Aufruf, auf den, wie fast immer, kaum Echo zurückkam. Mit Gerald telefonierte ich unter der Woche mal wegen einer andern Sache und auch Werner meldete sich am Vortag, wer denn nun oben sei. Naja, immerhin hatte sich die FF Kirnberg mit 15 Personen angemeldet und denen sollten wir schon etwas bieten.
Eigentlich sah es während des Tages nicht gerade rosig aus, aber im Laufe des Nachmittags
verbesserte sich die Lage immer mehr. Natürlich mußte meine Frau wieder mal arbeiten und so mußte ich mit Gerald mitfahren. Der konnte aber erst ab ½ 9. Kurz bevor er kam traf ich Michael im Facebook und konnte ihn dazu überreden, auch zu kommen. Außerdem sollte laut Werner auch Roman da sein.
Bis Gerald bei mir war und wir endlich weg kamen, war es fast 9. Eine schwache Stunde später waren wir auf der Alm und hier fanden wir Werner von Leuten umringt, nicht von 15 sondern von fast 30.
Rasch baute ich mein Teleskop auf und Gerald schnappte sich einen Teil der Gruppe, spazierte mit ihnen auf den Parkplatz und erklärte ihnen, mit einem Laserpointer bewaffnet und den dazu passenden Sagen, den Sternenhimmel.
Ich fragte mal in die Runde, ob jemand eine Supernova sehen will. Naja, nicht gerade gut als Einstiegsobjekt, aber ich hatte SN2011fe in M 101 auch noch nicht gesehn und die stand schon ziemlich knapp über dem westlichen Hüttendach. Natürlich kam die Frage; „wos is a Supanova?“ Ich erklärte kurz die Fakten und einen Augenblick später hatte ich die Galaxie mit dem explodierenden Stern im Okular.
He, ich hab auch noch nie eine gesehn und wer weiß wie lange die noch mit kleinen Geräten zu sehn ist und vor allem, wann die nächste zu beobachten ist. Sie war überraschend gut zu sehn und stellte die ganze Galaxie in den Schatten. Naja, M 101 war für den Laien schon etwas schwierig zu erkennen aber wenn ich die Nova in die Mitte stellte und den Leuten erklärte, daß die Galaxie rechts oberhalb wäre, hörte ich zumindest von ein paar ein – aha.
Als ich nach einen Kometen fragte, meinten zumindest die Älteren, vor etlichen Jahren mal einen gesehen zu haben. Sie meinten natürlich Hale Bopp. Mit einem so hellen konnte ich natürlich nicht dienen, aber C/2009 P1, auch Garradd genannt, stand dafür inmitten von Cr 399 im Füchschen. Er hing am Hacken des Kleiderbügels und war sehr gut zu sehen. Leider sah man selbst durch das 17mm Okular nur einen Teil des Haufens, also stellte ich noch mein Fotostativ auf und schraubte meinen Feldstecher darauf. Dadurch konnte man den ganzen Haufen und den Kometen gut beobachten.
Als Gerald mit seiner Gruppe wieder runter kam, stellte er sein Speki auf, Werner gab auf die vielen Fragen so gut er konnte Antwort und ich holte den Kugelhaufen M13 im Herkules vom Himmel. Der war nun wirklich beeindruckend.
Ich wollte für etwas Abwechslung sorgen und so suchte ich als nächstes M8, den Lagunennebel im Schützen. Der stand schon etwas tief, aber er war mit dem in ihn eingebetteten Sternhaufe schön zu beobachten. Ich erklärte, daß dies ein Emissionsnebel sei und erzählte weiter, daß man in der Nähe gleich drei verschiedene Nebel in einem beobachten könnte und visierte den Trifitnebel an.
Ich war gerade mitten in der Bildbeschreibung, als hinter mir plötzlich jemand; „ Servus Alex!“ – sagte. Ich drehte mich um und Sarah stand hinter mir, unser Draht zur Weltpresse. Sie hatte schon vor ein paar Wochen angefragt, wann wir wieder mal beobachten. Ich antwortete ihr, daß dies die letzte Chance sein würde, wo man nicht drei Schichten Kleidung benötigt und nach einem kurzen SMS vor der Abfahrt war sie nun unter uns. Wir begrüßten uns kurz und ich erklärte auch ihr, was man sieht.
Bei 61 Cygni erzählte ich wieder mal alles was mir über die Parallaxe wußte und machte den Gästen klar, wie weit die beiden voneinander entfernt sind. Irgendwann, als ich die Andromeda Galaxie mit ihren Begleitern zeigte, waren schließlich auch Michael und Roman da. Zum drüberstreun, unsre Gäste waren schon in Aufbruchsstimmung, da sich die Wolken etwas verdichteten, holte ich noch den Doppelhaufen h/chi vor die Linse.
Warum verdichten sich die Wolken? Richtig, Roman baute seinen neuen Dobson auf, was in letzter Zeit nie ein gutes Zeichen war. Denn immer wenn er damit auftauchte, zog es zu. Man sollte ihm das wirklich verbieten.
Mit den aufziehenden Wolken zogen auch die Gäste ab und wir verzogen uns ins Almhaus, nur Roman hielt die Stellung, aber er mußte ja auch erst seinen Dobson justieren.
Werner hatte es sich verdientermaßen schon vor einer Weile hier bequem gemacht und plauderte mit ein paar Gästen. Wir bestellten uns Kaffee und Torte und schwärmten wieder mal über Erikas Backkunst.
Nach einer Zeit kam auch Roman rüber und meinte; „ Burschen, es is kloa!“ Ja, das was vor uns stand war aber auch kloa, ein Zirberl, nur um sich aufzuwärmen.
Wenig später, es war bereits fast 1 Uhr, waren wir wieder auf der Station. Klar schreibt man zwar anders, aber die Wolkendecke lichtete sich langsam wieder. Womit wir bei den Sichtbedingungen wären. Das Seeing war gut, also eine 2, die Grenzgröße lag zwischen 5 und 5,5 mag, immerhin konnte man die helleren Sterne des Kleiderbügels mit freiem Auge sehen. Wind wehte keiner und wir hatten ca. 17°.
Werner verließ uns gleich nach unseren Besuch bei Erika. Naja, soll sein Schaden nicht sein. Wir nahmen alle drei Jupiter auf´s Korn. Für den großen roten Fleck war es leider zu spät, da hätten wir ihn eine Stunde früher anvisieren müßen, aber er zeigte sich sehr Detailreich. Mehrere Wolkenbänder waren zu erkennen und ein Fleck, den wir erst für den Roten hielten. Aber ich erinnerte mich, daß der bereits um Mitternacht im Meridian stand und Cartes du Ciel gab mir recht. Es mußte also eine andere Wolkenstruktur sein. Ganymed und Io standen östlich, Kallisto - hab ihn selten so nah an Jupiter beobachtet - und Europa westlich. Bei Roman war er natürlich noch größer und in Gerald´s Speki, naja.
Ich verplauderte jetzt mehr Zeit, als ich beobachtete. Dafür war Roman fleißiger. Er holte nacheinander den Helixnebel im Wassermann, den Katzenaugennebel im Drachen und die Knochenhand und den Sturmvogel im Schwan ins Okular. Dank Filter waren sie allesamt echt eine Augenweide.
Sarah und Michael verließen uns irgendwann um die Zeit und ich suchte mir irgendwo dazwischen den 20 Vulpecula Cluster im Füchschen. Bis ich den hatte dauerte es eine Weile. Er stand ziemlich hoch und bei all den Sternen tat ich mir fast ein wenig schwer, mich zu orientieren.
Eigentlich handelt es sich beim Vulpecula Cluster um drei offene Haufen. NGC 6885 ist jener um den Stern BSC 20 Vul, NGC 6882 ist ein eher loser unspektakulärer Haufen nordöstlich davon und
NGC 6886 liegt zwischen den beiden. In ihm eingebettet ist das Himmels – W, daß ich schon vor
2 Wochen von zu Hause beobachtet hatte, aber nicht alle Sterne der Formation erkennen konnte. Diesmal sah ich sie alle, selbst den mit 11,03 mag. Er war zwar schwach, aber ich konnte ihn direkt sehen. Sterne dieser Größe dürften so ziemlich das höchste der Gefühle sein, was ich mit meinem Gerät sehe, außer der Himmel ist noch besser.
Für den Abschluß besuchte ich noch mal Jupiter und Garradd und kurz nach 2 Uhr packten wir zusammen und fuhren nach Hause. Roman hielt noch die Stellung, er wollte hier übernachten. Werner hat in seiner Eile vergessen eine der Hütten zu versperren, für die nur er einen Schlüßel hat und den wollte er am nächsten Tag holen. Die Ausbeute war zwar etwas dürftig, dafür hab ich mit SN2011fe wieder mal etwas beobachtet, was ich noch nie zuvor gesehen habe.
Heute Dienstag, wo ich den Bericht ins Net geb ist die Beobachtung schon 1 ½ Wochen her und als ich ihn begonnen hab zu schreiben fast eine Woche aber he, ich bin ja kein Auftragschreiber.
Gerald hatte sein Speki aufgestellt mit 80mm Durchmesser und 460mm Brennweite
Roman seinen neuen 16“ Dobson mit 1800mm Brennweite und wenn sich die Wolken in Zukunft immer so rasch verziehn, sollte er ihn immer im Gepäck haben.
Und ich hatte meinen Fh 102 mit 1000mm Brennweite und meinen 10x50 Feldstecher dabei.
Beobachtungsbericht vom 2. September 2011
Hallo Alex!
Wieder einmal ein sehr schöner BB von dir. ( Ich lese deine am aller liebsten!)
Wenn ihr das nächste mal "Tag der offenen Tür" habt, würde ich gerne bei euch Vorbeischauen. ( Natürlich nur um die legendären Backkünste von Erika kennen zu lernen
)
cs und lg Martin
Wieder einmal ein sehr schöner BB von dir. ( Ich lese deine am aller liebsten!)
Wenn ihr das nächste mal "Tag der offenen Tür" habt, würde ich gerne bei euch Vorbeischauen. ( Natürlich nur um die legendären Backkünste von Erika kennen zu lernen

cs und lg Martin
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Servus Martin!
Das hört sich an, als wärst du meinerster Fan, danke.
Unsre zwei letzten öffentlichen Abene dieses Jahr haben wir am 30. September, drei Tage nach Neumond und am 28. Oktober, zwei Tage nach Neumond. Danach treffen wir uns ohne Gäste, da es für die ohnehin zu kalt ist. In den Wintermonaten haben wir selten Besucher auf der Alm.
Also wenn du Lust hast bist du immer willkommen, das gilt auch für alle anderen, die das lesen.
Wenn ich nicht vergesse, werd ich wieder was in den Zeitraum stellen
Alex
Ps.: Schon allein Erikas Backkünste sind eine Reise wert!!
Das hört sich an, als wärst du meinerster Fan, danke.
Unsre zwei letzten öffentlichen Abene dieses Jahr haben wir am 30. September, drei Tage nach Neumond und am 28. Oktober, zwei Tage nach Neumond. Danach treffen wir uns ohne Gäste, da es für die ohnehin zu kalt ist. In den Wintermonaten haben wir selten Besucher auf der Alm.
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Alex
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EINSPRUCH
Auch ich bin treuer Alexbeobachtungsberichteleser
Übrigens - wann gibst endlich ein Buch heraus - Titel z.B. die Beobachtungsmemoiren des ALEX
LG und CS Robert



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LG und CS Robert
"Erwarten Sie nicht, beim Schauen schon zu sehen. Sehen ist eine Kunst, die erlernt werden muss!"
William Herschel
C11 CPC + Hyperstar, Skywatcher ED 80
MGEN II, Canon Eos 350D; 1000Da,
http://www.meixnerobservatorium.at
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