Beobachtungsbericht vom 30. September 2011

Astronomie, Naturbeobachtung, Mikroskopie...
Antworten
Benutzeravatar
Alrukaba
Austronom
Beiträge: 2811
Registriert: 03.01.2008, 22:53
Wohnort: Brand/Finsternau
Kontaktdaten:

Beobachtungsbericht vom 30. September 2011

Beitrag von Alrukaba »

Wie so oft, wenn ich auf der Alm beobachte, war auch diesmal wieder öffentlicher Abend, also will ich uns die übliche Mail-Prozedur ersparen. Stört mich auch weiter nicht, solange sich der Mond nicht allzu lange über dem Horizont aufhält. Neu war, daß ich einen Notruf absetzen mußte, weil nach und nach Absagen hereinkamen. Naja, man sollte nächstes Jahr vielleicht nicht gerade den Freitag wählen, wo in Kärnten immer die große Astrowahlfahrt stattfindet, zu der auch immer einige von uns hin pilgern. Und wenn da noch andere wegen anderer Gründe ausfallen, wird es eng. Letztendlich waren wir aber doch zu viert, um dem astrointeressierten Laien den gestirnten Himmel näher zu bringen.
Außerdem war ein Pärchen angesagt, welches sich ein vor kurzem erworbenes Teleskop erklärt haben wollte und eine Familie, die nach ihrem Sohn einen Stern benennen ließen und diesen mal durch ein Teleskop betrachten wollten. Letzterer fielen dann zwar wegen Grippe aus, versprachen aber, dieses am nächsten öffentlichen Abend nachzuholen.
Als ich kurz vor 19 Uhr auf der Alm war, war Werner schon da und damit beschäftigt Gerlinde und Christoph, jene mit dem Teleskop, dieses denen zu erklären. Sie hatten ein ½ Meter Bresser Reflektor in Newton Bauart mit 114mm Öffnung und 1000mm Brennweite.
Als ich meinen Refraktor daneben aufgebaut hatte, zeigte ich ihnen gleich mal anhand des Mondes, welchen Vorteil mein Gerät gegenüber den ihren hat. Da fällt das Licht des Ojekts durch eine Linse 1000 mm direkt bis zum Okular, umgelenkt nur durch einen Zenitspiegel. Bei ihnen wird das Licht über vier Spiegel zum Okular geleitet, was zur Folge hat, das jeder seine Lichtmaut fordert. Das Ergebnis war ein wesentlich dunklerer Mond als bei mir. Zur Verteidigung muß noch gesagt werden, daß die 1“ Okulare gegen meine 2“ auch ziemlich blass aussahen, aber für den Preis, den sie dafür bezahlten, nicht schlecht.
In der Zwischenzeit waren auch ein Astronomie interessierter Großvater war mit seinem ebensolchen Enkel + zwei Freunden bei uns auf der Station. Ich zeigte auch ihnen den Mond, der schon bald seinen Abschied nahm und ging mit ihnen rüber ins Almhaus auf Kaffee und Torte.
Als wir wieder zurück waren, war es dunkel genug, um sich auch anderen Objekten zu widmen. M 101 im Großen Bärn mit der Supernova war das erste, schließlich kratzte die schon sehr am Horizont. Eine leichte Kost war sie deshalb nicht. Der Komet Garradd war da schon leichter. Er stand diesmal irgendwo im nirgendwo zwischen Adler, Leier, Herkules und Schlangenträger, war aber dennoch ein Hingucker.
Anhand vom Hantel Nebel erklärte ich Christoph, wie man Starhopping betreibt, was beim Ringnebel überflüssig war und bei unserer Nachbargalaxie, M 31 auch schon gut selbst funktionierte. Schön leuchtete sie mit ihren Begleitern ins Okular.
Hans und Roman waren inzwischen auch da und Werner telefonierte die längste Zeit schon mit Wolfgang, der Remote ein paar Bilder von zu Haus aus machte. Er machte einige zwei Minuten Aufnahmen von verschiedenen Objekten und wir konnten sie dank Live View auf Werners Laptop betrachten.
Als nächstes war dann Geisterstunde angesagt. Nein, es war nicht Mitternacht, ich holte Mirach und ihren Geist, auch bekannt als NGC 404, vom Himmel. Da wurde auch Hans neugierig. Roman zeigte in seinem APO ganz beeindruckend u. a. den Kugelhaufen
M 13 und half Christoph diesen auch zu finden.
Werner hatte auch das Vereins Mead aufgebaut und Roman zeigte auch damit die verschiedensten Objekte, die durch mein Gerät nicht so gut rüber kamen, wie M 33. Gut konnte ich den zwar auch bei mir erkennen, aber für den haben wir ja noch etwas Zeit. Weiter ging die Reise zu NGC 752, einem offenen Schmuckkästchen in der Andromeda.
Christophs Augen glänzten, als er die Bilder durch unsere Teleskope sah. Ich sagte ihm, daß man mit 500 Euro locker einen Refraktor wie meinen bekommt.
„An Dobson kriagst owa a scho um des Göd!“ – meinet Roman.
„Jo, den kaunst daun ois Mistküwe zur Verfügung stön, wenn´sd moi zu an Teleskoptreffm kummst!“ – war meine Reaktion.
„Oda dein Refaktoa einesteck´n, waunst damit net z´friedn bist!“ – äzte Roman zurück.
So hat eben jeder seine Meinung.
Werner war plötzlich verschollen. Er war still heimlich in die Almhütte hinüber gegangen und brachte ein paar Wahlfahrer mit, die er dazu überreden konnte, auch einen Blick ins All zu werfen, ehe sie sich am nächsten Tag weiter auf ihren Weg nach Maria Zell machten.
Noch ehe ich Jupiter anvisierte, nahm ich noch schnell die Plejaden auf´s Korn. Naja, die haben sich auch eine höhere Stellung verdient. Jupiter war der letzte, den wir unseren Gästen präsentierten. Io hatte gerade eine Verfinsterung hinter sich und kam östlich des Planeten wieder zum Vorschein. Ganymed und Kallisto standen noch etwas weiter draußen, Europa westlich von ihm. Aber auch Jupi hatte sich eine höhere Stellung verdient.
Auch Roman verabschiedete sich schon von uns, fuhr aber erst noch mal mit zu Erika hinüber, mich packte plötzlich so ein Hungergefühl. Gegen ½ 12 war ich wieder zurück. Werner war auch schon am Heimweg und so waren Hans und ich alleine.
So suchte ich mir Zeta Cygni, jenen Stern, der nach dem kleinen Lukas benannt wurde. Naja, recht aufregend ist er nicht. Spektroskopisch ist er ein Doppelstern, visuell jedoch ein Stern wie viele andere, der gelb-weiß ins Okular strahlt.
Bei ihm schaute ich aber mal, wie es mit dem Seeing aussieht. Die Beugungsringe waren nur geringfügig ausgefranst und bekommt deshalb vorerst mal eine +2 und die Grenzgröße lag bei 5,6 mag. Leider war der Himmel durch hohe Cirren und Kondensstreifen aber ziemlich aufgehellt. Das verbesserte sich aber nach Mitternacht noch ein wenig. Mit Temperaturen um 15° war es auch fast spätsommerlich warm und auch der Wind verschonte uns weitgehend, von einigen mäßigen Böen abgesehen.
Eigentlich wollte ich als nächstes NGC 6649, einen offenen im Schild suchen. Sepp hatte ihn vor kurzem abgebildet, der war aber schon fast unterm Horizont. Naja, der nächste Sommer kommt bestimmt.
Jupiter kam jetzt, dank höherer Stellung, noch besser, von dem auch Hans sehr beeindruckt war. Jetzt zeigte er sich gleich noch einiges besser. Es waren einige Wolkenbänder zu erkennen, außerdem ein dunkler Fleck auf dem oberen Wolkenband.
Hans wollte diesmal NGC 1055 ablichten, gemeinsam mit M 77 im Walfisch. Dafür hatte er bis ½ 5 Uhr früh Zeit, ehe die Dämmerung den Himmel zu sehr aufhellte, um weiter sinnvoll zu belichten. Das höchst interessante Pärchen machte auch mich neugierig und war laut Karte auch leicht zu finden, und so holte ich sie mir gleich vom Himmel. Okay, NGC 1055 war etwas schwach auf der Brust, aber mit 10,6 mag. war sie nicht gerade die hellste. Somit beschloß ich, diesmal den Walfisch durchzumachen.
Mira fiel mir ein, die gerade ihr Maximum hatte. „Najo, a Stern – suach moi in Helix Nebel oda NGC 253 im Bildhauer.“ „Nix, i bleib jetzt im Walfisch!“
Ist ja wirklich nur ein Stern, aber eben einer, der nicht immer so gut zu beobachten ist, wenn der Walfisch mal über dem Horizont ist. Auf halben Weg zwischen dem Veränderlichen und M 77 fiel mir NGC 936 auf. War auch schön zu sehen. NGC 779 sollte eigentlich die nächste sein, die lies ich aber, vorerst.
Östlich von Theta Ceti sollten auch ein paar Galaxien zu finden sein, aber auch da war ich mir erst nicht sicher, ob da nun eine oder zwei zu sehen waren. Ich einigte mich zunächst mal auf eine, und das müßte dann natürlich die hellere der Gruppe sein, nämlich NGC 584. Alleine NGC 246, ein planetarischer in der Schwanzfloße des Meeresungeheuers brachte etwas Abwechslung bei meinem Streifzug. Der war, mit dem in ihm eingebetteten Sternen, mal wieder ein leicht zu identifizierenden Objekt. Mit 10,4 mag. dürfte er aber eher am oberen Ende der Nahrungskette sein, was mein Teleskop betrifft.
Hans war mittlerweile im Land der Träume, was mir sein schnarchen, verriet. Außerdem hörte ich immer wieder Hirsche röhren, muß wohl wieder mal Brunftzeit sein und gelegentlich einen Waldkauz, was Gerald wieder in Verlockung gebracht hätte.
NGC 720, östlich der Linie zwischen Zeta und Tau Ceti war die nächste. Auch die konnte ich relativ rasch abhacken. Meine Reise durch das antike Monster hatte bis hier her sicher mehr als eine Stunde gedauert, Mitternacht war schon eine gute Stunde vorbei und der Himmel kam mir noch etwas dunkler vor als am Beginn des Trips.
Na, dann versuchen wir doch noch mal NGC 779. Wau, die war aber schnell gefunden. Entweder hab ich vorher an der falschen Stelle herumgestochert oder der Himmel war nun wirklich besser. Mit 11,2 mag. war er das schwächste Objekt in dieser Nacht.
So, was bot sich noch alles an. Jota Ceti, ein Doppelstern, der sich aber nicht gerade doppelt zeigte. NGC 157, noch eine Galaxie, in unmittelbarer Nähe des Dopplers. Die war schnell gefunden, wenn auch nur ebenso schwach wie die anderen zu erkennen.
Jetzt machte ich mich noch mal über die Galaxiengruppe östlich von Theta Ceti her. Rasch war diese wieder gefunden und diesmal waren deutlich zwei, also neben NGC 584 auch NGC 596, zu sehn.
Der Himmel war jetzt noch eine Nuance besser als vor Mitternacht, das Seeing lag etwa bei 1- und man hätte sicher auch Sterne jenseits von 5,6 mag ausmachen können, aber meine Augen waren zu müde, um nochmal nach schwachen Punkten am Himmel zu suchen.
Für den Abschluß ging ich noch mal zurück zu M 77, in dessen Nachbarschaft nun NGC 1055 deutlich besser zu sehen war. Die Hirsche röhrten nun nicht mehr, nur aus der mittleren Hütte hörte ich immer noch ein schnarchen und ich stellte mir vor, so könnte sich auch ein Mönch anhören, zur selben Zeit.
Jupiter war dann das endgültige Schlußlicht und er stand da wie ausgestochen. Details waren zwar nicht mehr, diese aber besser zu sehen. Damit ging gegen 2 Uhr die wahrscheinlich beste Beobachtungsnacht in diesem Jahr zu Ende und wenn ich vor 2 ½ Jahren auch noch tiefer ins All blickte, stieß ich bei meinem Streifzug durch den Walfisch dennoch in Bereiche vor, die ich noch nie zuvor gesehen hatte.

Roman hatte diesmal seinen Triplet APO mit 115 mm Öffnung und 800 mm Brennweite im Gepäck.
Außerdem betreute er das Vereins Mead, ein Schmidt-Cassegrain mit 250 mm Öffnung und 2500 mm Brennweite.
Christoph hatte den schon oben beschriebenen Bresser aufgestellt
und ich beobachtete durch meinen Fh 102 mit 1000 mm Brennweite
http://www.astrostation.at

Der größte Irrtum der Menschheit ist der Glaube intelligent zu sein.
Benutzeravatar
Josef
Austronom
Beiträge: 4263
Registriert: 03.01.2008, 18:23
Wohnort: Saxen
Kontaktdaten:

Beitrag von Josef »

Toller Bericht Alex,

leider konnte ich an diesem Abend wirklich nicht, hatte aber mein Highlight der anderen Natur.

Meine Mannschaft eroberte an diesem Abend durch einen 5:2 Auswärtssieg gegen den Tabellenführer die Tabellenspitze, das letzte Mal als das war bin ich noch Jungfussballer gewesen und diesmal Stand ich als Coach an der Linie, ein tolles Gefühl!
Benutzeravatar
Alrukaba
Austronom
Beiträge: 2811
Registriert: 03.01.2008, 22:53
Wohnort: Brand/Finsternau
Kontaktdaten:

Beitrag von Alrukaba »

Servus Sepp!

Danke, laung, laung is´s her und gratuliere!!

Alex
http://www.astrostation.at

Der größte Irrtum der Menschheit ist der Glaube intelligent zu sein.
Antworten