Hab hier schon seit Ewigkeiten nix mehr geschrieben. Das liegt daran, dass ich im letzten Jahr fast nix Astronomisches gemacht hab. Am Dienstag bin ich aber seit Langem wieder einmal auf die Hohe Wand (Postl) gefahren und hab für knapp 1,5 Stunden a bissl am Nachthimmel herumgeschaut.
Wissenswertes:
Gerät: Meine 8“ Chinaröhre
Himmelshelligkeit: ~21,40 mag/arcsec² (SQM-L)
Seeing: 2+ (Schulnote)
Temperatur: kalt!
Objekte: NGC 1300, M 42 (Orionnebel), NGC 2404 (Flammennebel) B 33 (Pferdekopfnebel), M 1 (Krebsnebel)
Schon tagsüber hatte ich gehofft, dass die dichte Nebeldecke unter der Hohen Wand hängenbleibt und es oben am Berg klar ist. Und tatsächlich: Gegen 23:30 h bin ich die Wandstraße raufgedüst und kurz nach dem Parkplatz gleich nach dem Serpentinen war dann auf einen Schlag der dichte Nebel wie weggeblasen. Perfekt! Dadurch lagen die Stadtlichter unter dem Nebel verborgen und der Himmel darüber war ausgesprochen klar.
Ich hatte schon so lange keinen richtig dunklen Sternenhimmel mehr gesehen, dass ich, nachdem ich aus dem Auto ausgestiegen war, erst amal einen Schritt zurück machen musste, als ich den Orion in seiner vollen Pracht über den Baumwipfeln thronen sah. Dazu entwich mir ein leises „Pfoah!“. Echt Gewaltig! Das SQM-L spuckte die ersten drei Werte bei ca. 21,25 mag/arcsec² aus. Nichts Besonderes, aber das sollte noch übertroffen werden.
G'scheiterweise stellte ich als erstes Objekt den Jupiter ein, was mir auf einen Schlag die komplette Dunkeladaption zusammenhaute. Man merkt also wirklich, dass ich schon lang nimmer beobachtet habe – so ein Anfängerfehler.
Das erste Objekt aus dem Deep Sky sollte dann NGC 1300 werden. Die Balkenspirale hab ich schon seit gut zwei Jahren am Programm, aber aus irgendeinem Grund noch nie beobachtet. Tief am Horizont, im Eridanus, war sie mit ihren 10,3 mag rasch gefunden. Nach ein paar Minuten konnte ich den diffusen Nebelfleck eindeutig als elongiert erkennen. Die Spiralarme waren aber nicht ansatzweise auszumachen. Klar, der Night Sky Observer's Guide gibt dafür als Untergrenze 20 Zoll Öffnung an.

Der Orionnebel M 42 war im Übersichtsokular auch filterlos eine Wucht! Wie schön unser Kosmos doch selbst bei 20 cm Öffnung sein kann! Ich verlor fast den Überblick bei den unzähligen Nebelfilamenten und dunklen Schwaden, die den Nebel formten. (Das SQM-L zeigte mittlerweile Werte von über 21,40 mag/arcsec² an, einzelne Ausreißer in die Gegend von 21,6 bis 21,7 ließ ich unberücksichtigt.)
Jetzt war das Primärziel dieses Abends dran: der Pferdekopfnebel B 33. Obwohl er noch nicht kulminierte und der Gürtel des Orion noch ganz leicht im Horizontdunst hing, machte ich mich an's Werk. Direkt neben Alnitak war der Flammennebel NGC 2404 auffällig, mit Dunkelteilung in der Mitte und variierender Helligkeit innerhalb des Nebels. Schön! Aber eigentlich wollte ich zum alten Gaul:
Bei 60x war mit UHC-Filter nix zu machen. Die Nebelbank von IC 434 war zwar halbwegs zu erkennen, aber vom Kopf des Rosses war nichts auszumachen. Und dann kam die Premiere meines H-Beta-Filters. Der dunkelte das Bild ordentlich hab! Aber die Nebelbank war besser zu erkennen als vorher, und nach kurzer Zeit bemerkte ich einen Dunkelnebel daraus hervortreten. Nachdem ich mit dem Atlas verglichen hatte, war ich sicher, den berühmten Pferdekopfnebel gefunden zu haben. Wenn das Okular nicht gerade beschlagen war, war er wirklich problemlos zu sehen. Gelegentlich meinte ich sogar, die Schnauze ausmachen zu können, wobei das keine 100%ig gesicherte Beobachtung ist – werd das beim nächsten Mal versuchen. Theoretisch möglich wär's jedenfalls.
Langsam hat's mich dann doch ordentlich durchgefröstelt und ich machte nur noch einen kurzen Abstecher zum Krebsnebel M 1. Im Übersichtsokular (filterlos) erschien der Supernovaüberrest richtig plastisch und im Raum schwebend. Auf Details achtete ich eigentlich gar nicht. Der pittoreske Gesamteindruck war mehr als genug.
Ein wundervoller Abend war das. Der Himmel war schön dunkel, wenn auch nicht so dunkel wie am Fuß des Schneebergs, wo die SQM-Werte das Niveau von Namibia erreichen können. Und irgendwie krieg ich langsam doch Gusto auf mehr Öffnung... 12“ wären schon fein. Aber die Sperrigkeit und das Gewicht werden mich dann wahrscheinlich doch beim 8“er halten. Ich bin ja sogar bei diesem Gerät schon oft zu faul, es ins Auto zu hieven.

Danke fürs Lesen,
Christian