Grüß euch!
In meinem aktuellen Wohnort südlich von Karlsruhe wollte ich heuer erstmals einen vollen Messier-Marathon versuchen mit dem ehrgeizigen Ziel, eine dreistellige Zahl an Objekten zu beobachten. Der Wettergott meinte es sehr gut mit mir, es war praktisch die ganze Nacht klar, aber auch frisch (ca. +1 Grad zu Beobachtungsbeginn). Mein Beobachtungsstandort liegt nur 1 - 2 km vom Wohnhaus entfernt und bietet sehr gute Rundumsicht. Beobachtet habe ich mit einem Dobson, Methode "Starhopping", als Unterlagen verwendete ich den von mir sehr geschätzten "Atlas für Himmelsbeobachter" von Erich Karkoschka und eine Liste aus dem Internet mit der vorgeschlagenen Beobachtungsreihenfolge für den Marathon. Zum Protokoll der Nacht siehe unten.
Heute (Sa) Nachmittag habe ich noch im Fernrohr die superschmale, wirklich tolle Venus-Sichel beobachtet. Die Venus war nur mehr zu 2,5 % beleuchtet!
Hinweis: Im Vergleich zu Ostösterreich sind Sonnenauf- und -untergänge bei uns ca. eine halbe Stunde verspätet.
Clear skies,
Wolfgang
===== Beobachtungsprotokoll Messier-Marathon, 20./21.03.2009 =====
Meine ersten Objekte sind um 19:46 Uhr M 45, M 42 und M 43. 10 Minuten später sind M 31 und M 32 dran, dann kümmere ich mich um M 77 und M 74. M 77 gelingt um 20:15 Uhr, ist aber schwieriger als erwartet. M 74 geht noch nicht, daher kommen zuerst noch M 110 und M 33 an die Reihe.
M 74: Um 20:25 Uhr nicht zweifelsfrei identifiziert. Ich fertige eine kleine Skizze an, die ich später mit einer Karte vergleiche, was mich aber auch nicht wirklich sicher werden lässt. Ich entscheide mich am nächsten Tag, M 74 nicht mit in die Wertung zu nehmen.
Nun geht es einfacher weiter: Für M 52, M 76, M 103, M 34, M 79, M 78, M 1, M 35, M 37, M 36, M 38, M 41, M 93, M 50, M 44, M 67, M 48, M 96, M 95, M 105, M 65, M 66, M 47 und M 46 brauche ich in Summe 33 Minuten (24 Objekte).
Nach einer kurzen Tee- und Saturnpause geht es in UMa weiter: M 81, M 82, M 108, M 97, M 109, M 40, M 101.
Dann kommt ein Spaziergänger vorbei, dem ich Saturn und Orionnebel zeige.
M 106, M 94, M 63, M 51, M 102, M 53.
Etwas überraschend habe ich jetzt (um 21:50 Uhr) fast eine Art Schwächeanfall. Ich stoppe die Beobachtungen, esse ein wenig und trinke Tee, dann geht es wieder weiter mit M 64 und M 3.
Als nächstes will ich mich ins Galaxiengetümmel im Bereich Vir/Com stürzen: Um 22:07 Uhr geht es los mit M 60, dann folgen M 59, M 58, M 89, M 90, M 91, M 88, M 87, M 86, M 84, M 99, M 98, M 100, M 85, M 49, M 61, M 104 und die Kugelsternhaufen M 68, M 13 und M 92 (22:38 Uhr). Das sind 31 Minuten für 20 Objekte.
Da das, was derzeit über dem Horizont ist, soweit erledigt ist, packe ich zusammen und fahre die 1 – 2 km nach Hause, wo ich von kurz nach 11 bis kurz vor 3 im Bett bin. Erfreulicherweise ist der Himmel um 3 immer noch klar, also geht’s wieder zum Beobachtungsplatz, wo es jetzt bei -1° windstill ist.
Um 3:26 Uhr starte ich Teil 2 des Marathons mit M 83, M 5, M 57, M 56, M 29, M 39, M 71, M 27, M 107, M 12, M 10, M 14, M 9, M 4, M 80, M 19, M 62, M 11 und M 26.
Fast nahtlos geht es ab 4:20 Uhr im Schützen weiter mit M 16, M 17, M 18, M 24, M 23, M 25, M 8, M 20, M 21, M 28 und M 22. Zwischen den Beobachtungen von M 25 und M 8 sehe ich noch einen tollen Mondaufgang.
Etwas zäher gestalten sich M 6 und M 7 im Skorpion, da beide Objekte (v. a. aber M 7) sehr tief stehen. Nach M 7 setzt um 5 Uhr doch sichtbar die Dämmerung ein.
Um 5:07 Uhr gelingt mir noch M 54, um 5:16 Uhr M 69 (indirekt ganz schwach), danach wird es für die noch offenen Kugelsternhaufen zu hell.
Zum Schluss nehme ich ganz kurz den noch sehr tief stehenden und kochenden Jupiter ins Visier.
Fazit: Wenn ich M 74 nicht in die Wertung nehme, bleiben immer noch 101 Objekte übrig – juhuuu! Äußerst beglückt packe ich im immer heller werdenden Licht meine Sachen ins Auto und fahre zurück nach Hause, wo ich noch ein paar Minuten Bett genießen kann, ehe die Kleinen kommen.
Bericht Messier-Marathon
Wahnsinn, ich dachte nicht, dass man bei der Beobachtung von über 100 Messier-Objekten sogar einen kurzen Matratzenhorchdienst eischieben kann.
Bei uns in der Gegend um Wien war heute die erste klare Nacht seit langem, aber am Berg gabs eisigen Sturm und Schneeverwehungen. Wir haben bis 9 ausgehalten, dann ging's nach Hause...
Deine Anleitung merk ich mir, nur M74 und M77 stehen bei mir auf jenen Fall an erster Stelle...
Grüße
Reinhard
Bei uns in der Gegend um Wien war heute die erste klare Nacht seit langem, aber am Berg gabs eisigen Sturm und Schneeverwehungen. Wir haben bis 9 ausgehalten, dann ging's nach Hause...
Deine Anleitung merk ich mir, nur M74 und M77 stehen bei mir auf jenen Fall an erster Stelle...
Grüße
Reinhard
Diese Objekte stehen auch auf der Liste an erster Stelle. Aber in der noch relativ hellen Dämmerung sind M 74 und M 77 einfach noch nicht sichtbar, und man kann in der Zwischenzeit schon ein paar andere Objekte abhaken.ilkr hat geschrieben:Deine Anleitung merk ich mir, nur M74 und M77 stehen bei mir auf jenen Fall an erster Stelle...
Meine Basisrechnung war: 100 Objekte à 3 Minuten ergibt 300 Minuten, d. h. von 20 bis 23 und von 3 bis 5 Uhr. So halbwegs habe ich das hingekriegt. Man kann ja auch in jeder anderen klaren Nacht einmal versuchen, z. B. 50 Messier-Objekte in 2 - 3 Stunden hinzubekommen, um den persönlichen Zeitbedarf für einen Messier-Marathon abschätzen zu können. Goto gilt natürlich nicht.
Clear skies,
Wolfgang
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- Registriert: 05.12.2008, 21:59
- Wohnort: Kleinschweinbarth/ Bezirk Mistelbach im Weinviertel
- binoviewer
- Beiträge: 48
- Registriert: 09.06.2008, 12:32
Hallo Wolfgang,
danke für den schönen, ausführlichen Bericht. Da waren gottlob die Bedingungen bei euch etwas besser als bei uns, hier war es schlicht zu windig (80 km/h).
Es ist schon erstaunlich wieviel Zeit beim Marathon für Anderes bleibt. Man kann entweder ein gemütliches Nickerchen machen, oder noch etliche weitere Objekte nebenher beobachten. Es soll ja Leute geben die auf Druck bis zu 600 Objekte in der Marathonnacht geschafft haben. Mir wäre das etwas zu extrem, das geht doch auch gemütlicher.
101 Objekte ist für unsere Breiten auf jeden Fall ein schöner Erfolg. Entscheidend sind halt die Kugelsternhaufen in der Morgendämmerung, die bei uns dummerweise sehr tief stehen. Weiter südlich in Nordafrika wäre der Marathon ein Klacks.
cs, Bino-Tom
danke für den schönen, ausführlichen Bericht. Da waren gottlob die Bedingungen bei euch etwas besser als bei uns, hier war es schlicht zu windig (80 km/h).
Es ist schon erstaunlich wieviel Zeit beim Marathon für Anderes bleibt. Man kann entweder ein gemütliches Nickerchen machen, oder noch etliche weitere Objekte nebenher beobachten. Es soll ja Leute geben die auf Druck bis zu 600 Objekte in der Marathonnacht geschafft haben. Mir wäre das etwas zu extrem, das geht doch auch gemütlicher.
101 Objekte ist für unsere Breiten auf jeden Fall ein schöner Erfolg. Entscheidend sind halt die Kugelsternhaufen in der Morgendämmerung, die bei uns dummerweise sehr tief stehen. Weiter südlich in Nordafrika wäre der Marathon ein Klacks.
cs, Bino-Tom
Re: Bericht Messier-Marathon
Hallo Wolfgang,
Viele Grüße
Christoph
ich bin durch eine Google-Suche nach Standorten im Raum Karlsruhe auf Deinen Beitrag gestoßen. Wärst Du bereit, die Koordinaten dieses Ortes mit sehr guter Rundumsicht mit mir zu teilen?wstroh hat geschrieben:Grüß euch!
Mein Beobachtungsstandort liegt nur 1 - 2 km vom Wohnhaus entfernt und bietet sehr gute Rundumsicht.
Viele Grüße
Christoph