Beobachtungsberichte vom 27. bis 30. Dezember 2008

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Alrukaba
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Beobachtungsberichte vom 27. bis 30. Dezember 2008

Beitrag von Alrukaba »

Beobachtungsberichte vom 27. bis 30. Dezember 2008



27. Dezember


Ich begleitete eigentlich nur unseren Besuch hinaus, als hoch über unseren Köpfen, vom Stier kommend, zwischen Widder, Dreieck, Andromeda und Perseus hindurch, in Richtung Cassiopeia, ein ziemlich heller Meteor raste. Ich hielt es eigentlich erst für einen Iridium-Flare, er war nicht besonders schnell unterwegs, aber plötzlich zerfiel das leicht rötliche Objekt, in Höhe Perseus, Dreieck und Andromeda, in drei Teile. Nach meiner Schätzung hatte er mind. -2 mag.
Ach ja, das ganze spielte sich gegen 22 Uhr ab und im Übrigen war das die erste Sternschnuppe für die Cousine meiner Frau.
Obwohl im Süden und Osten Wolken herumzogen, baute ich auf der Terrasse mein kleines Teleskop auf und warf eine gute ½ Stunde später einen ersten Blick auf die Plejaden. Erstmals passte das gesamte Siebengestirn in das Blickfeld eines meiner Teleskope. Natürlich wurde gleich mal etwas stärker vergrößert, aber auch die Hyaden kamen im 40 mm Okular schön rüber und als der doch etwas heftige Ostwind M 42 freiblies, nahm ich auch den gleich aufs Korn.
Bis Saturn weit genug über den Osthorizont gekommen ist, wärmte ich mich dazwischen mal im Wohnzimmer auf. Gegen ½ 12 hätte er eigentlich weit genug her oben sein müssen, aber leider versteckte er sich hinter ein paar Wolken und durch die blitzte er immer wieder nur kurz durch.
Also schwenkte ich nach Süden und suchte mir im Einhorn den Christbaum – Haufen ( NGC 2264 )
und NGC 2244, welcher im Rosettennebel eingebettet ist. Die Rosette konnte ich aber, am viel zu hellen Himmel, Delta Ursa Minoris war gerade noch indirekt zu erkennen, nur noch schemenhaft wahrnehmen.
Kurz vor Mitternacht stand Saturn schließlich, frei sichtbar, gute 10° über dem Osthorizont. Leider machte es der Wind fast unmöglich etwas zu erkennen und so kann ich nur Titan, weit links des Ringplaneten als sicher beobachtet angeben. Der Ring war nur eine schmale Linie, an der keine Öffnung zu erkennen war.
Um 0 Uhr 10 schloss ich meine Beobachtung, denn bei diesem Wind machte eine weitere Beobachtung keinen Sinn.


28. Dezember


Aller guten Dinge sind drei.
Schon am Vormittag hat mich Kurt angerufen, daß er am Abend zu Sepp nach Saxen fährt, um dort seinen neuen APO zu testen. Gleich schrieb ich ein SMS an Gerald, Willy, Franz und Hans. Gerald gab per SMS sein ok, Willy sagte mir telefonisch, er müße aber bis 10 Uhr arbeiten, kommt aber nach, Franz war krank und Hans -------------------?
Nach dem Mittagessen meldete ich mich bei Sepp für 18 Uhr an. Es dauerte dann doch bis fast ½ 7 bis ich in Saxen eintraf. Kurt war gerade dabei, seinen APO aufzubauen und Gerald kam, wie üblich, eine Stunde zu spät. Ich warf erst mal einen Blick durch seinen „neu“ erworbenen Frauenhofer, der auf die Venus gerichtet war. Sein TMB in der Sternwarte zeigte das gleiche Bild, nur größer.
Rasch war mein Gerät aufgestellt und ebenso auf den schon tief stehenden Abendstern gerichtet. Schließlich war auch Kurt mit dem Aufbau seines 952er Mead – Refraktor mit 127 mm Öffnung fertig, rasch noch nach Norden ausgerichtet, ein passender Leitstern gesucht und schon surrte die Go To das Teleskop in Richtung Venus um auch mit diesem Gerät einen direkten vergleich zu haben.
Anschließend gingen Kurt und Sepp daran den Refraktor auf Herz und Nieren durchzuchecken. Die verschiedensten Tests wurden durchgeführt, von wegen Beugungsringe ob jetzt intrafokal oder extrafokal, wos was i wia des ollas haßt. Auch Gerald war mittlerweile unter uns und pflanzte sein Spektiv neben unsern Geräten in den Garten.
Ich widmete mich dann doch mehr dem beobachten und holte mir Objekte herein, bei denen ich sonst immer herumschwenken mußte. Als erstes holte ich mir die Plejaden rein. Herrlich rund um Alcyon nicht nur seine drei Begleiter zu sehen, sondern auch den Rest des Siebengestirns. Denselben Effekt hatte ich beim Regengestirn, toll wie die Hyaden sich um Aldebaran versammelten. Als nächstes holte ich mir h&chi vor die Linse, ehe ich wieder ein wenig den Fachgesprächen der drei anderen lauschte. Die machten irgendeinen Sterntest bei dem Kapella eine große Rolle spielte. Ich beschloß, diesen Test ebenfalls mitzumachen und nachdem Sepp meinem Gerät einen guten Befund ausgestellt hatte, widmete ich mich wieder den weiten des Universums.
Erst suchte ich mir M 31 und seine zwei Begleitgalaxien, weiter zum Dreiecksnebel und noch ehe ich mir das nächste Objekt suchte erinnerte ich mich, das ich vor fast zwei Monaten einen Stern suchen wollte, dieser mir aber zu diesem Zeitpunkt noch zu schwach war, um ihn in der Sternarmen Gegend zu suchen. Diesmal strahlte er, oder besser gesagt sie, in voller Pracht im Sternbild des Walfisch, Mira. Sie war leichter zu finden als ich dachte. Mit Hilfe meiner drehbaren Sternkarte orientierte ich mich. Vom Stier nach Westen stößt man auf die Schwanzfloße des Ungeheuers, etwas weiter südwestlich findet man den maßigen Körper und das Maul und wenn man die Spitze, wo die beiden Fische miteinander verbunden sind, verlängert, stößt man direkt auf den rötlichen Langzeitveränderlichen. Nächstes Jahr werde ich mal versuchen, Mira während ihrer minimalen Helligkeit zu beobachten.
Als nächstes nahm ich mir ein paar offene im Fuhrmann vor. Erst mal 37, der kam im 40 mm Okular schön rüber, weiter zu M 36, da mußte ich schon etwas vergrößern, um auch Sterne zu erkennen, dann noch M 38 und zum Schluß NGC 2281. Endlich war nun Orion vor die Bäume getreten, welche zwar den Blick nach Osten versperrten, aber an diesem Tag auch den eisigen Ostwind abhielten. Es hatte ca. – 3°, hinter den Bäumen war es zum Glück fast windstill und trotz Ortsbeleuchtung waren, bei indirekte Sicht, Sterne bis ca. +5 mag. zu erkennen, obwohl das Seeing im Laufe der Nacht schlechter wurde. Im dunkleren Teil des Himmels, vom Zenit bis Nordwesten war sogar die Milchstraße schön sichtbar. Zurück zu Orion, hier war das gesamte Schwertgehänge, von NGC 1981 über M 42 und M 43 bis NGC 1980 alles im Gesichtsfeld. Gerald war gerade begeistert, daß er in seinem Spektiv alle drei Gürtelsterne auf ein Mal sehen konnte und Fragte mich, ob die bei mir auch reinpassen. Ich schwenkte nach oben und sagte: „Natürlich,“- was er aber nicht glauben konnte und sich deswegen selbst überzeugte: „ Wiakli woa.“
Sepp und Kurt hatten mittlerweile ihre Tests fast abgeschloßen und den Refraktor eine 1+ gegeben. Ich holte mir unterdessen einen Christbaum vom Himmel und schaute nach, wo die Rosetten herumhängen, konnte jedoch nur den Sternhaufen erkennen. Schnell noch ein Schwenk zu M 1, den Romana, Sepps Angetraute rief bereits zum wiederholten male zum Tee. Es war aber auch schon schön kalt hier draußen. Drinnen bei Tee und Keksen wurde eifrig über den Test diskutiert, und welche man noch eventuell durchführen könnte. Willy meldete sich telefonisch an, und meinte, daß er in einer ½ Stunde bei uns sein könnte.
Nach ca. einer ¾ Stunde im warmen, wagten wir uns wieder in die kälte hinaus. Nun wurde uns mal vorgeführt, was Kurtls neue Errungenschaft kann. Rasch waren M 31, M 42 und M 45 anvisiert und abgehagt. Willy stieß kurz vor ½ 11 auf unsere illustre Runde und war über die Vielzahl der Geräte erstaunt.
Ich zeigte ihm noch mal die Plejaden und h&chi und schwenkte gleich weiter zu Mel 20, jener Sternengruppe, welche sich um Algenib, ebenso im Perseus, versammelt. Warum ich diesen Haufen bisher ignoriert habe, weiß ich nicht. Zum Abschluß nahm ich nun noch die Krippe und M 35 in den Zwillingen, die nun auch hoch genug standen, aufs Korn.
Nach dem Abbau der Geräte versammelten wir uns alle in Sepps Observatorium, wenn’s auch ein wenig eng war, um noch ein paar Objekte anzusehen. Gerald hatte uns mittlerweile verlassen, er war der einzige, der am nächsten Tag arbeiten mußte, worum wir ihn alle beneideten – ha, ha.
Er zeigte uns noch ein paar Objekte des Osthimmels, wie M 81 und M 82 im Großen Bären, sowie noch mal M 44, NGC 2264, den Christbaum und M 42, den Orionnebel. Danach schloßen wir den Beobachtungsabend. Bevor wir uns aber voneinander verabschiedeten, wurde noch eine gemeinsame Beobachtung für den 1. Jänner auf dem Hochbärneck ausgemacht.
Was jetzt für einen perfekten Abschluß fehlte, war Saturn, der war aber sicher noch für mindestens eine Stunde hinter den Bäumen und so fuhren wir gegen
0 Uhr 15 in Richtung Heimat. Doch Willy und ich beschloßen, diesen noch auf der „Ockasteanwatn“ ins Visier zu holen. Dort pfiff aber ca. 20 Minuten später so der Wind, daß Saturn im Okular herum hüpfte wie Humpty Dumpty auf der Mauer und ich mir vorkam wie Alex im Windeland und so machte ich mich endgültig auf den Heimweg.
Als ich zu Hause in die Einfahrt einbog, stand Saturn hoch genug, um sich über dem Hausdach zu zeigen. Also baute ich ein drittes Mal mein Teleskop auf, diesmal in meinem Garten und im Windschatten meines Hauses und konnte den Herrn der Ringe, ohne viel herum wackeln, doch noch beobachten. Links von Saturn war aber nur Titan zu erkennen und so schloß ich den Beobachtungsmarathon um 1 Uhr 15.


29. Dezember


Eigentlich hatte ich an diesen Tag nicht vorgehabt, vor Mitternacht die wärme meines Heims zu verlassen um mich der Winddurchfegten Finsternis auszuliefern um wieder meinem Hobbie nachzugehen. Aber beim spazieren gehen mit meinen Hunden stach mir die schmale Sichel des
2 Tage jungen Mondes ins Auge und die reizte mich doch so sehr, um doch wieder mal, die wärmenden Räume meines Hauses zu verlassen. Aber ich mußte mich beeilen, denn die Sichel stand schon ziemlich tief zwischen Dächern der benachbarten Häuser. Es war ¾ 5 als ich mein Teleskop auf die Terrasse stellte und nach unseren Trabanten Ausschau hielt. Noch zogen einige Wolken über ihn hinweg aber kurz bevor er hinter einer Zeile von Fichten verschwand, gaben diesen unseren treuen Begleiter doch noch frei. Schnell ein Blick durchs Okular und es zeigte sich mir ein Anblick des schmalen Mondes, auf welchem man zwar kaum Details ausnehmen konnte aber trotzdem seinen Reiz hatte. Etwas höher, in Süd Süd Westen, stand die Venus, etwas mehr als halb beleuchtet.
Zum Glück hat an diesen Tag ein Freund zu einer spätjährlichen vorsilvester Pokerrunde gerufen, sonst hätte sich jemand bei dieser Kälte Sorgen um mich machen müßen. So suchte ich mir um ¼ nach 8nur schnell den Orionnebel, die Plejaden, das Regengestirn und den Krabben Nebel. Dann fuhr ich schnell noch etwas Geld „verdienen“.
Es war ½ 3 Uhr früh, als ich nach Hause kam und ich endlich den aufs Korn nehmen konnte, weshalb ich mich wirklich bei dieser Eiseskälte noch vor die Tür wagte, Saturn. Zugegeben, es zeigte sich wieder nur eine kleine Scheibe, welche scheinbar nur von einem Zahnstocher aufgespießt war und an die Titan noch etwas näher gerückt war, als ob da noch jemanden kalt währe. Aber dieser Anblick bietet sich nach dem August des kommenden Jahres, erst wieder im April 2025. Aber nun packte mich der Wahnsinn und ich schwenkte rüber zu M 44 und weiter zu M 67. Okay, ein schöner Anblick aber bei der Kälte – brrrrr. Gibt es da unterhalb des Kopfs der Hydra nicht einen Sternhaufen, der nicht allzu schwer zu finden ist? Richtig, der offene M 48. Und dann zeigte mir meine drehbare Sternkarte unterhalb des Einhorn noch M 47, noch ein schöner offener, der gehört aber ins Hinterdeck des Schiffes. Nun aber Schluß, morgen ist ja auch noch eine Nacht.



30. Dezember


Wieder mal eröffnete der Mond um 17 Uhr 15 einen neuen Beobachtungsreigens. Der Terminator war etwas weiter nach Westen gerückt und zog sich ca. entlang des 52 Längengrad von Norden nach Süden. Das Mare Crisium war total ausgeleuchtet und ragte sogar leicht in den Schatten hinein. Außerdem war er etwas näher an unsere innere Nachbarin, der Venus gerückt, was für die Silvesternacht eine schöne Begegnung verspricht.
Um ½ 11 wagte ich mich ein zweites Mal in die Kälte. Der Orionnebel sollte den Anfang machen und ihm sollte Omikron Orionis folgen, jenes Dreifachsystem, welches sicher schon jeder, der den Pferdekopfnebel betrachtet hat, schon mal im Blickfeld hatte aber eben wegen diesen, den nicht beachtet hat, - ein schöner Anblick. Ich hatte diesmal beide Teleskope aufgestellt und stellte so manche Vergleiche an.
Als erstes holte ich mir die Plejaden, dann die Hyaden mit Aldebaran und dem Doppelstern Theta Taurus und den Krabbennebel ins Okular. Für den Doppelstern Omikron 2 Eridani, mußte ich mich erst bei den aufgehellten Himmel etwas orientieren. Der hat einen interessanten Begleiter, einen weißen Zwerg. Ein schöner dreifacher ist auch Beta Monoceros, den müßt ihr euch mal ansehen. Zum Schluß noch M 50 und M 41, ehe Saturn auftauchte aber der stand noch zu sehr im Mist. Zum Glück hatte ich meiner Frau aufgetragen, sie sollte mich wecken, wenn sie um ½ 5 von der Nachtschicht nach Hause kommt. Also suchte ich mir zum drüberstreuen noch die Krippe und ging schlafen.
Wie abgemacht weckte mich meine Frau und ich ging runter auf die Terrasse. Sofort suchte ich mir Saturn, konnte aber nur einen Mond erkennen. Aber wie kann es sein, daß ich all bei den Monden nur Japetus erkennen konnte. Laut Cartes du Ciel war auch weit und breit kein hellerer Hintergrundstern in dem Bereich zu sehen. Wie dem auch sei, kurz nach ½ 6 beendete ich die Beobachtung und ging schlafen um für Silvester fit zu sein
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Josef
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Beitrag von Josef »

Sauber, vom feinsten wieder mal Deine Berichte!
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Alrukaba
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Beitrag von Alrukaba »

Danke, man bemüht sich

Alex
spiderfreak
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Beitrag von spiderfreak »

hey
guter Bericht, du steckst da anscheinend echt Arbeit rein^^
Ich plane im Sommer eine ganze Nacht auf einem kleinen Berg in Niederösterreich, das wird hoffentlich auch so gut wie deine Erfahrungen da
lg spiderfreak
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Alrukaba
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Beitrag von Alrukaba »

Hallo!

Danke, man tut was man kann. Übrigens, das Hochbärneck ist kein großer Berg, vielleicht sehen wir uns mal

Alex
http://www.astrostation.at

Der größte Irrtum der Menschheit ist der Glaube intelligent zu sein.
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