Beobachtungsbericht vom 24. März 2012

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Alrukaba
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Beobachtungsbericht vom 24. März 2012

Beitrag von Alrukaba »

Unter einen besseren Stern als die Beobachtung am Vortag stand dieser Samstag gerade nicht, im Gegenteil. Die Prognosen vom Wochenanfang wurden, wie so oft, von den Verantwortlichen nicht eingehalten und so hatten wir mit dem zu kämpfen, was wir am allerwenigsten gebrauchen konnten, mit Wolken.
Angesagt war eine Gruppe von sechs Leuten rund um Katharina, die ihrer besten Freundin eine Beobachtung bei uns auf dem Hochbärneck geschenkt hatten. Susanne, eine Frau, die ein gutes Monat vorher ins rockige Jahrzehnt eingetreten ist und schon in ihrer Kindheit von ihrem Großvater in die Weiten des Alls entführt wurde, sollte bei uns ein unvergessener Abend geboten werden.
Schon im Jänner trat Katharine mit uns in Kontakt und fragte an, ob ein solches Vorhaben bei uns möglich wäre. Natürlich und als Zuckerl bot ich ihr noch den einen oder anderen Vortrag und eine Sonnenbeobachtung an. Dazwischen könnten wir uns bei Erika für die nächtliche Beobachtung stärken.
Was schon mal den ersten Abstrich bedeutete, denn Erika hatte, wie jedes Jahr, die zweite Märzhälfte Urlaub. Egal, Katharina machte den Vorschlag, da sie ohnehin mit Lilly unterwegs sein würden, daß sie einfach bei einem Mostheurigen unterwegs eine Jause mitnehmen und uns zu einem gemütlichen Picknick im Grünen einladen würden. Ich bräuchte nur bekanntgeben, wie viele Leute von unserer Seite aus zu erwarten sind. Klang gut, das Wetter war zu diesem Zeitpunkt ja noch vielversprechend.
Je näher der Termin rückte, umso schlechter wurden die Prognosen. Am Samstag Vormittag wurde sogar die Sonnenbeobachtung abgesagt, da sich diese zu dem Zeitpunkt ohnehin nicht sehr aktiv zeigte und es wurde sogar von Absage gesprochen. Als Jause sollte jeder eine kleine Wegzehrung mitnehmen.
Von den Mitbestreitern unserer Seits waren auch schon einige abgesprungen. Lediglich Werner, Gerald uns ich waren optimistisch. Um 16 Uhr rief mich Wolfgang, der Mann von Katharina noch mal an und meinte, sie seien schon seit dem Vormittag auf der Alm und wären auch schon beim Trefflingfall gewesen. Sie hatten zwar gerade einen heftigen Gewitterregen, aber für den Abend war er guter Dinge. Außerdem waren die restlichen vier auch schon unterwegs.
Etwas mehr als eine Stunde später waren Werner und ich unterwegs und fuhren bei heftigen Regen Richtung Steinakirchen. In Zarnsdorf und St. Anton war gar noch ein Match im Gange. Die wußten offensichtlich noch nicht, wieviel Naß in Kürze von oben runter kommen würde.
Als wir kurz nach 6 auf der Alm waren, war die illustre Gesellschaft rund um das Geburtstagskind bei Wein und einer guten Jause bereits bei uns auf der Station. Lilly stand auf der anderen Seite des Tunnels. Wer Lilly ist? Na das Wohnmobil von Katharine und Wolfgang.
Es war zwar noch bedeckt, aber wir alle waren doch noch in der Hoffnug, daß wir an diesem Abend den einen oder anderen Stern zu Gesicht bekommen würden. Naja, zumindest öffneten die Wolken im Westen rechtzeitig und gaben den Blick auf die Venus frei. Zwischen den Objekten blieb uns immer Zeit, viel Zeit, um uns kennen zu lernen. Katharina und Wolfgang sind als Paar ja schon bekannt. Susanne und Hans gehören zusammen und Doris und Christian waren das dritte Pärchen im Bunde.
Wie schon erwähnt, hatte Susanne schon als Kind das Astrofieber gepackt. Jedoch hatte sie seit 20 Jahren nicht mehr beobachtet und erst das Geschenk ihrer Freunde hatte ihr Fieber wieder entfacht. Seit Wochen hätte sie sich auf diesen Abend schon gefreut und alles Mögliche über das Thema regelrecht gebüffelt. Außerdem hat sie ein Teleskop zum Geburtstag bekommen und das hatte sie natürlich mit und stellte es auf den Platz. Naja, das Stativ war etwas klein geraten, aber der Tubus war für eine Wiedereinsteigerin durchaus geeignet. Immerhin hat es fast die gleichen Abmessungen wie meines, wenn es auch ein Newton ist.
Werner warf Laptop und Beamer an und zeigte einige beeindruckende Bilder und ich nahm Mars auf´s Korn. Sehr berühmt war sein Anblick aber auch nicht und auch Jupiter verblasste nicht nur im Dunst des Westhorizonts. Europa stand links von ihm, Ganymed und Kallisto rechts. Io hatte kurz zuvor einen Durchgang von links begonnen, war aber wegen der schlechten Bedingungen nicht zu erkennen.
Was ich damit sagen will. Das Seeing war nicht nur schlecht, sondern Grottenschlecht. Nur gut, daß uns wenigstens der Wind verschonte und es hatte +6°. Auf die Grenzgröße hab ich aber nicht geachtet.
Irgendwann gegen 8 rief Gerald an und fragte, wie es mit der Bewölkung aussieht; - „Nicht schlecht! Es wird immer besser!“ Er drohte zu kommen und es blieb nicht nur bei der Drohung. Eine Stunde später war er da.
Werner und ich standen währenddessen unsren Gästen Rede und Antwort und zusätzlich holte ich noch die sieben Schwestern im Stier ins Okular. Zentriert hatte ich auf Alkyon, dem Vierfachsternensystem. Verfolgt wurden die Plejaden schon in der griechischen Mythologie von Orion und von dem werden sie es noch heute am Sternenhimmel. Im Himmelsjäger zeigte ich den gleichnamigen Nebel. Das Trapez konnte man aber nur erkennen, wenn man wußte, daß da eines sein soll.
Auch Susanne suchte sich das eine oder andere Objekt, hatte aber ein wenig Startschwierigkeiten. Sie war wohl etwas aus der Übung gekommen, fand sich aber bald wieder zu Recht.
Als Gerald da war, wie sollte es anders sein, war wieder mal Schluß mit beobachten. Egal, wir verzogen uns in die Hütte und Plauderten ein wenig. Gerald begann zu lästern, weil ich immer sage, ich wär im Sternbild des Schlangenträger geboren. Natürlich erklärte ich unsren Gästen, wie ich zu der Auffassung komme und so kamen wir dahinter, daß Wolfgang und ich am gleichen Tag Geburtstag haben, nur daß er sieben Jahre jünger ist.
Gerald erklärte, wie die Sternbilder entstanden sind und wer sie als erster aufgelistet hatte und versetzte dabei Claudius Ptolemäus ins 2. vorchristliche Jahrhundert.
„Moment,“ - warf ich ein, - „Ptolemäus hot net 150 vor, sondan 150 noch Christus g´lebt;“ – was er mir nicht glauben wollte. Erst als wir Wiki befragten wurden alle Unklarheiten beseitigt. Da mußte Werner schon lachen.
Endlich konnte man wieder ein wenig an beobachten denken und ich suchte uns die Krippe im Krebs. Gerald bewaffnete sich mit dem Laserpointer und zeigte die Sternbilder die gerade frei waren. Zwischendurch war er wieder mal von einem Rauhfußkautz hin und weggerissen. Irgendwann kam er dann auf die Perseussage und machte Cassiopeia zur Königin von Griechenland.
„Des is net gaunz so richtig;“ - berichtigte ich ihn. „Die Cassiopeia woa die Königin von Äthiopien und net von Griechenland und des liegt am Roten Meer und net aun da Ägäis!“
Werner mußte wieder lachen und meinte: „Ia zwa sat´s wia Fakas und Waldbrunn bei ana Doppelconférence. Owa ia miasats de zwa moi ealebm, waun´s so richtig in eanan Element san!“
Karl Farkas und Ernst Waldbrunn also, - schöner Vergleich. Nur wer von uns der G´scheite und wer der Dumme ist sei dahingestellt.
Schließlich hatten wir es doch noch erwartet und ich holte den Ringträger vom Himmel. Leider zeigte auch er sich nicht gerade von seiner Schokoladenseite. Die Cassiniteilung konnte man gerade mal erahnen und Titan stand rechts von ihm.
Um ½ 11 beendeten wir unsere Beobachtung. Katharina und Wolfgang begaben sich zu Lilly, wo sie übernachteten. Das Geburtstagskind und die anderen fuhren nach Hause. Sie versprachen aber alle mal wieder zu kommen um mehr zu sehen.
Werner zauberte plötzlich ein paar Bierchen aus dem Kühlschrank, die wir uns noch genehmigten. Nach Hause fuhr ich mit Gerald, da bei ihm meine Sachen besser Platz hatten und ich konnte ihn das erste Mal dafür rügen, wofür er mich schon des Öfteren gerügt hat: „Du host grod a Eadgrott dafiat!“

Susanne hatte einen Celestron 4,5“ Newton Teleskop mit 114mm Öffnung und 1000mm Brennweite.
Ich beobachtete mit meinem Fh 102 mit ebenfalls 1000mm Brennweite.
http://www.astrostation.at

Der größte Irrtum der Menschheit ist der Glaube intelligent zu sein.
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