Komakorrektor Backfokus Verkippung, Erfahrungsbericht

Tipps und Tricks, Fragen und Antworten zur Astrofotografie und Bildbearbeitung
Antworten
Benutzeravatar
BernhardH
Austronom
Beiträge: 1393
Registriert: 10.05.2010, 10:45
Wohnort: Wien, 18
Kontaktdaten:

Komakorrektor Backfokus Verkippung, Erfahrungsbericht

Beitrag von BernhardH »

Hallo liebe Astrokollegen,

Ich habe gestern mal wieder meinen Newton ausgepackt um demnächst kleinere objekte abzulichten. Da ja das thema eiersterne ein ständiger Begleiter ist und ich einen Kameraadapter (zwischen Filterrad und Kamera) getauscht habe um später auch mit den Tele-Objektiven sauber in den Fokus zu kommen, dachte ich ich optimiere hier mal wieder.
Dabei ist mir etwas für mich nun seltsames aufgefallen was die Auswirkung von Vergrößern/verkleinern von backfokus angeht.

Ich möchte hier meinen kleinen Erfahrungsbericht schreiben, vielleicht hilft das jmd bei seinen Problemen.

Begriffe:

Spaghetti: verzogene Sterne parallel zur Diagonale laufend (also von der Mitte weg)
Bananen: verzogene Sterne rechtwinkelig zur Diagonale (also um die Mitte herum)
rechts oben heißt am pc displayten bild rechts oben (nebulosity 2)

Also:

Nach sauberer justage meines F/4 200/800 mit barlowed laser (nach schon vor längerem erfolger sauberer ausrichtung des FS) und längerer Auskühlzeit von Scope+Kamerakombo (paracorr) ging es los:
Nach sauberem klemmen des Paracorrs+Kamera (OAG+Filterrad+Kamera) mit Klemmring (3 schrauben in 120°winkel, nacheinander sukzessive angezogen), peniblen Scharfstellen in der mitte mit bathinov waren rechts oben die sterne spaghetti und links unten bananen. Die kamera+paracorr kombo um 180° im OAZ gedreht, geklemmt, mitte scharfgestellt und kontrolliert ob die fehler sich drehen oder ob alles so bleibt: Die spaghetti bleiben rechts oben, daraus folgere ich dass der chip in relation zum korrektor diagonal verkippt ist und mit dem teleskop alles ok ist. Die paracorr klemmung im OAZ ist offenbar gut reproduzierbar weil das fehlerbild immer wieder gleich war (dieser punkt wird ja oft angezweifelt, der paracorr hat aber zumindest eine saubere klemmschulter).

Da ich keinen Tilt-adjuster aus platz-gründen zwischen paracorr und kamera reinbekomme hab ich folgendes gemacht:
mein OAG wird per schwalbenschwanz auf einen paar mm dicken ring geklemmt der dann zum filterrad und zur kamera geht. Daher habe ich in den Ring wo der Schwalbenschwanz aufsetzt in 120° Abstand 3 kleine gewinde reingeschnitten (parallel zur Strahl-Richtung) um dort kleine (2.5mm) Schrauben reinzudrehen (die auch versenkt werden können falls kein zusätzlicher Abstand nötig ist) mit denen sich die OAG Auflagefläche gezielt tilten lässt und somit eine Verkippung ausgleichbar wird (ich nenne diesen mechanismus ab sofort tilt-adjuster)

grundsätzlich habe ich bisher die erfahrung gemacht dass wenn in der mitte sauber fokussiert wurde und irgendwo am rand eier herrschen man bananen wegbekommt indem man den fokussierer hineindreht und spaghetti indem man ihn herausdreht. Dass natürlich dann in der mitte der fokus nicht mehr ganz stimmt sei mal außen vorgelassen. Ich dachte nur man kann daraus ableiten ob man den tilt-adjuster in der jeweiligen ecke verlängern oder verkürzen muss. Ich dachte daher dass wenn ich rechts oben spaghetti hab ich rechts oben etwas abstand dazugeben muss.

Also hab ich als erstes mal versucht rauszufinden wo rechts oben und links unten bei meinem chip ist. Zum glück hat meine Kamera einen shutter mit drehpunkt an einer ecke, somit kann man anhand eines viel zu kurz belichteten flats erkennen welche ecke dunkler (am pc bild rechts unten) bleibt und daraus ableiten welche ecke am chip dann das ist. rechts oben ist dann einfach an der kurzen kante gegenüber. Somit habe ich an dieser ecke den tilt-adjuster verlängert (schraube ca 0.5mm rausgedreht), gecheckt ob der OAG sauber auf allen 3 punkten aufliegt und nicht wackelt, und den schwalbenschwanz fest angezogen.

Nun kommts, zu meiner Verwunderung ist das Fehler bild schlimmer geworden. Also ist es scheinbar genau andersrum. Ok mal hingenommen. Tilt-adjuster genau andersrum getunt (also dort wo ich bananen hatte den Abstand vergrößert, die beiden anderen schrauben gleichmäßig raus, die ursprüngliche auf 0 zurück). Zusammengeschraubt, wieder in den OAZ rein, in der mitte per maske scharfgestellt....Tada.... die Fehler sind weitgehend verschwunden (also keine unsymmetrien im bild mehr). Einzig der gesamt backfokus scheint noch nicht 100% zu passen, weil wenn ich in der mitte perfekt scharfstelle dann habe ich in allen ecken noch leichte spaghetti.

Also dachte ich von der letzten erkenntnis (bananen->Abstand vergrößern) dass ich wenn ich spaghetti hab den backfokus verkleinern muss. Gesagt getan, zwischen paracorr und OAG einen distanzring rausgenommen, alles wieder zusammen, mitte scharf.....und bäm: noch mehr spaghetti!!!
Jetzt war ich zugegeben verwirrt. Beim tilt adjuster bewirkt abstand vergrößern dass bananen in spaghetti übergehen und eine homogene abstands verkleinerung (durch zwischenring) bewirkt das selbe?? Wie kann das sein??

Naja egal, habe somit den distanzring wieder rein und noch zusätzlich 0.3mm dazu und nun passts perfekt. Scharfstellen in der mitte, mitte scharf und in den ecken auch weitgehend ok. Eventull kann man an der Winkelausrichtung des Tilt-adjuster noch optimieren, allerdings hab ich bei kurzen 1-3s Belichtungen keine nennenswerten Bildeier mehr gesehen. Eine milchstraßenregion wäre für diesen Test auch vorteilhaft gewesen wegen mehr sterne, seh ich aber zur zeit vom Balkon aus nicht.

Dass ich die ecken spiegelverkehrt vertauscht hätte schließe ich eigentlich aus da das mit dem Shutter und dem dunkleren bildeck eigentlich eindeutig ist.

Hat jmd eingehende optik-erfahrung und kann mir sagen warum das so ist? Ich mein ich hab mir schon überlegt dass vielleicht eigentlich der abstand zwischen Hauptspiegel und korrektor entscheidender ist (der sich ja über backfokus und scharfstellen ergibt) als der backfokus. Trotzdem bin ich von diesem gegensätzlichen Verhalten verwirrt.

Naja, zumindest weiß ich jetzt für mein System wie ich systematisch unsymmetrische spaghetti per tilten und dann backfokus tunen wegbekomme, verstehen tu ichs aber offengesagt nicht warum es so tut wie es tut.

Mag jemand dazu seinen Erfahrung schreiben? Falls nicht, auch kein Problem, vielleicht hilft ja mein Bericht jemand anderem mit seinen Verkippungsproblemem (Hallo Werner :D)

Cs Bernhard
Newton 355/1600 + APM 107/700
Moravian 11k + QHY9m
Fornax 102, Fornax 10
http://www.sternenbann.at
Benutzeravatar
Johann_M
Austronom
Beiträge: 448
Registriert: 15.02.2010, 17:58
Wohnort: Graz

Re: Komakorrektor Backfokus Verkippung, Erfahrungsbericht

Beitrag von Johann_M »

Hallo Bernhard,


Also dachte ich von der letzten erkenntnis (bananen->Abstand vergrößern) dass ich wenn ich spaghetti hab den backfokus verkleinern muss. Gesagt getan, zwischen paracorr und OAG einen distanzring rausgenommen, alles wieder zusammen, mitte scharf.....und bäm: noch mehr spaghetti!!!
Jetzt war ich zugegeben verwirrt. Beim tilt adjuster bewirkt abstand vergrößern dass bananen in spaghetti übergehen und eine homogene abstands verkleinerung (durch zwischenring) bewirkt das selbe?? Wie kann das sein??


Tommy Nawratil schrieb schon früher einmal:
da jeder Fernrohrtyp seine eigene Krümmung der Fokus"ebene" hat, kann der Abstand zu einem gegebenen Flattener nicht immer ganz gleich sein.
Faustregel: Sind die Sterne "Bananen" (Kreisbögen) ist die Kamera zu weit weg - zu viel Korrektur, sind die Sterne "Spaghetti" (radial), ist man zu nahe mit der Kamera - zu wenig Korrektur.


Also hast Du einfach falsch gedacht :)

Dein Bericht hat mir sehr gefallen :idea:

Liebe Grüße,
Johann
Benutzeravatar
BernhardH
Austronom
Beiträge: 1393
Registriert: 10.05.2010, 10:45
Wohnort: Wien, 18
Kontaktdaten:

Re: Komakorrektor Backfokus Verkippung, Erfahrungsbericht

Beitrag von BernhardH »

Danke für deinen Kommentar,

warum konnte dann aber das Einstellen des Tilt-adjusters (Vergrößern des Abstands Korrektor Kamera im linken unteren eck) die Bananen auf rund ändern wenn Bananen laut deines Posts durch verringern des Abstands andstatt vergrößern behandelt gehören?

ich bin verwirrt.

cs Bernhard
Newton 355/1600 + APM 107/700
Moravian 11k + QHY9m
Fornax 102, Fornax 10
http://www.sternenbann.at
Benutzeravatar
Johann_M
Austronom
Beiträge: 448
Registriert: 15.02.2010, 17:58
Wohnort: Graz

Re: Komakorrektor Backfokus Verkippung, Erfahrungsbericht

Beitrag von Johann_M »

Hallo Bernhard,

Du schriebst ja einige Zeilen vorher:

Ich dachte daher dass wenn ich rechts oben spaghetti hab ich rechts oben etwas abstand dazugeben muss.

Das war ja richtig gedacht.
Entweder liegt es an einer unrichtigen Zuordnung der Schrauben zu den Bildecken oder durch die Dreipunktlagerung verringert sich der Abstand an der gegenüberliegenden Seite der gerade justierten Schraube weil der Ring über die gedachte Verbindungslinie der beiden anderen Schrauben darüberkippt.
Hoffentlich hab ich mich verständlich ausgedrückt:)

Liebe Grüße,
Johann
Benutzeravatar
BernhardH
Austronom
Beiträge: 1393
Registriert: 10.05.2010, 10:45
Wohnort: Wien, 18
Kontaktdaten:

Re: Komakorrektor Backfokus Verkippung, Erfahrungsbericht

Beitrag von BernhardH »

Ja hab ich mir auch schon alles überlegt und auch mehrmals kontrolliert..............
Ich werde selbiges spielchen mit dem APO sicher demnächst auch nochmal machen und wenn es dort wieder so läuft kann man sich ja nochmal Fragen stellen^^.

danke,cs Bernhard
Newton 355/1600 + APM 107/700
Moravian 11k + QHY9m
Fornax 102, Fornax 10
http://www.sternenbann.at
Benutzeravatar
BernhardH
Austronom
Beiträge: 1393
Registriert: 10.05.2010, 10:45
Wohnort: Wien, 18
Kontaktdaten:

Re: Komakorrektor Backfokus Verkippung, Erfahrungsbericht

Beitrag von BernhardH »

Ich hab das mit der dunklen Ecke nochmal gecheckt, diese ist rechts unten. Also das passt alles dass dann rechts oben einfach entlang der kurzen chipseite von rechts unten ist. Falls noch jmd ideen hat oder selbst mal einen verkippten chip korrigiert hat, würde ich mich über feedback freuen.

cs Bernhard
Newton 355/1600 + APM 107/700
Moravian 11k + QHY9m
Fornax 102, Fornax 10
http://www.sternenbann.at
Benutzeravatar
BernhardH
Austronom
Beiträge: 1393
Registriert: 10.05.2010, 10:45
Wohnort: Wien, 18
Kontaktdaten:

Re: Komakorrektor Backfokus Verkippung, Erfahrungsbericht

Beitrag von BernhardH »

Nachtrag:

Also die Sache mit Spaghetti-> Backfokus vergrößern und umgekehrt gilt auch nicht ohne Einschränkungen immer.

Bei meinem Newton+paracorr ist es defninitiv so. (dort hab ich nun ein paar Abende verkippung und backfokus optimiert so wie oben beschrieben, auch mit den genannten Komischkeiten, und ich denke nun passt das ganz gut)

Beim APO mit dem ED reducer ist es aber genau andersrum. Vielleicht liegt es nur am Komakorrektor/Flattener physikalischem Verhalten, kA.

Also hier ist scheinbar nur ausprobieren und gucken möglich, was auch vermutlich der Grund ist warum hier kaum einer hier was schreibt weils jeder so macht?

cs Bernhard
Newton 355/1600 + APM 107/700
Moravian 11k + QHY9m
Fornax 102, Fornax 10
http://www.sternenbann.at
Antworten