Endlich war wieder mal ein Neumondwochenende, bei dem es auch mit dem Wetter passte und sofort wurde eine Beobachtung ins Auge gefasst. Nur war mir das Wetter diesmal eher hold als die Mitbestreiter.
Gerald war auf Tagung, Kurt schaute Champions League, Hans war bei einem Heurigen, Werner machte Pause, Roman beobachtete von zu Hause und die Mädls hatten auch keine Zeit.
Das einzige, was mich von einer Beobachtung auf dem Hochbärneck abhielt, war der Föhn. Ich befürchtete ein schlechtes Seeing, über das ich mich in der Nähe genauso gut hätte ärgern können. Schlußendlich war es der Ostwind, der mir auch zu Hause schon den ganzen Tag um die Ohren blies.
Schon am Vormittag rief ich deshalb Sepp an und fragte, ob bei ihm immer noch die Lichter der Groß…., naja, der Ortschaft abgedreht werden würde. Er meinte, ab Mitternacht sei das der Fall.
Gut, das war dann eine zweite Option, neben dem Hochpyhra, wo aber auch mit Wind zu rechnen wäre und der Garten von Sepp wäre wenigstens von Osten her durch einen Wald vom Wind abgeschirmt.
Kurz vor ½ 9 fuhr ich los und gut 20 Minuten später war ich in Saxen. Es war eine Schrecksekunde für Sepp, als ich plötzlich unter der Tür seiner Sternwarte stand. Er zielte gerade in Richtung Venus, die er ablichten wollte. Ein Blick durchs Okular zeigte eine ziemlich schmale Sichel, die ganz schön herumwabberte und ein fröhliches Farbenspiel zeigte.
Ich stellte mein Teleskop mitten in den Garten auf, von wo ich den Abendstern aber nicht mehr zu Gesicht bekam.
Irgendwie fehlte mir die Orientierung, den ich visierte das nächst bessere Objekt im Osten an, in der Meinung, es wäre Saturn, aber es fehlten mir die Ringe. Sepp, der ebenso neben mir stand, klärte mich auf, daß es sich eigentlich um Akturus handelt, den ich im Okular hatte. Oooh und das mir alten Hasen. Rasch verlängerte ich den Schwung der Deichsel, fand Spica und neben ihr den Ringträger. Der war dafür knackscharf, Cassiniteilung, Wolkenbänder, alles da.
Das Seeing wäre also auch sicher auf der Alm gut gewesen. Die Beugungsringe um Wega, zeigten selbst später nur wenige Ausfransungen, sagen wir eine -1 und das die ganze Nacht. Sepp konnte im kleinen Bären zumindest indirekt einen 6 mag. Stern ausmachen. Direkt war es 5,5 mag. Die Temperatur war etwas über 15° und das bei böigem Ostwind.
Sepp meinte schließlich; „ Moch ma aus dein Refraktor an Apo?“
„Okay, und wie?“
„Nau mit an Koma-Korrektor!“
Rasch war das Teil bei mir eingepflanzt und Saturn hatte keinen leichten Lilastich mehr, sondern war farbrein bräunlich. Mehr zu sehn gab es aber trotzdem nicht.
Allein, weil er zu der Zeit noch hoch am Himmel stand, suchte ich mir Mars. Aber auch wenn er uns eine Detailreichere Seite gezeigt hätte, hätte man nicht viel davon ausnehmen können.
Warum Garradd meine Aufmerksamkeit anzog, keine Ahnung. Irgendwie machte mich jener Komet, der im Herbst einige Sternhaufen kreuzte und Anfang des Jahres seine Glanzzeit hatte, neugierig. Cartes du Ciel verriet mir, daß er etwas oberhalb von Jota Cancer, der Nordspitze des Krebs, stand und allein die Tatsache, daß er da relativ leicht zu finden sein müßte, brachte mich dazu, ihn aufzusuchen. Naja, jenseits von 10 mag. war er kein echter Aufreger mehr. Aber zumindest glaubte ich ihn ein paar Mal aufblitzen zu sehn.
Sepp riß mich schließlich von ihm los, als er meinte: „Waun´st in Saturn im Bino sehn wüst, daun glei, sonst spaun i d´Kamera dahinta!“
Natürlich wollte ich. Aber war ich besoffen oder warum sah ich ihn doppelt.
„Do muaßt a bissl schün, daun geht’s scho!“
„Haß i Egon. Es bleim zwa, egal wos i moch! – Und waun i a Aug zuamoch, - bringt nix, oda?“
„Net wirklich!“
Doppelt hält zwar besser, bringt in dem Fall nicht wirklich was. Egal, ich ging wieder zu meinem Teleskop und nahm meine Wunschliste her. Wo suach ma si wos? Großa Bär, Luchs, Giraffe – na. Leo, a net – Leia, Pfeil, Fische – nimma oda nu net do. Cepheus, Cassio…., vergiss es – Jagdhunde? – Oooh! Zwar sehr anstrengend für das Genick, aber da.
Wos haum ma do – NGC 4151. Laut Wiki eine Balkengalaxie und laut Sternatlas leicht zu finden und wirklich, bald leuchtete sie in mein Okular.
Auf den Weg dorthin fiel mir 2 CVn im Atlas auf. Ein Doppelstern, den ich gleich auf´s Korn nahm. Wahnsinn, so einen blauen Begleiter hatte ich selten gesehn, fast schon türkis. Auch Sepp war verblüfft und sprach vom kleinen Albireo.
NGC 4244 war etwas schwieriger auszumachen, ja kaum zu sehn. Eine Edge-one Galaxie, für die selbst Sepp meinen Wegweiser brauchte.
NGC 4214 war die nächste im Bunde. Es handelt sich um eine irreguläre Galaxie, die noch etwas weiter südlich von Beta CVn liegt, der bisher mein Ausgangspunkt war.
Warum ich NGC 4151 in die Einschicht verlegte – keine Ahnung. Offensichtlich hatte ich nur eine falsche Einstellung vom Cartes du Ciel, daß mir die Galaxie nicht anzeigte. Denn sie liegt unmittelbar neben NGC 4151. Die muß ich mir eben beim nächsten Mal suchen.
Nun ging ich von Cor Caroli aus und suchte mir NGC 5005 und NGC 5033, die eigentlich ein Pärchen bilden und beide ungefähr die Ansicht der Andromeda Galaxie bieten, wenn auch schwächer.
Jetzt machte mich noch Ungren 1 neugierig, auch wenn ich nicht wußte, was das eigentlich ist. Ich hatte mir nur die Koordinaten auf meinem Wunschzettel notiert, als „es“ irgendjemand mal im Forum zeigte und mich darauf aufmerksam machte. Ich suchte mit der Maus im Cartes du Ciel nach den angegebenen Koordinaten und wurde etwas unterhalb von Cor Caroli fündig. Was ist das? Ein offener Sternhaufen, mit etwa 10 Sternen? Er kam schön rüber, aber erst das Internet am nächsten Tag gab mir Gewissheit.
NGC 4449 sollte den Abschluß meiner Reise durch die Jagdhunde bilden, einer weiteren irregulären Galaxie, die schön zu sehn war und etwas schräg oberhalb von Beta CVn in Richtung Großer Bär zu finden ist.
Allesamt hatten die Objekte eine Helligkeit zwischen 9,4 mag (NGC 4449) und 10,3 mag. (NGC 4151).
Irgendwann zwischen den ganzen Galaxien hat Sepp mal etwas aufblitzen sehn und sprach von einem Boliden. Ein anderes Objekt machte ihn auch neugierig. Ein Satellit, der gerade mal die Baumwipfel im Osten streifte, aber gleichzeitig blinkte. Sepp meinte, es könnte Weltraumschrott sein, der irgendwie trudelt und dadurch das Sonnenlicht nicht ständig reflektiert.
Irgendwo hatte ich doch vor kurzem gelesen, daß Alpha Libra ein Doppelstern ist und auch etwas von einem grünlichen Stern. Okay, Zuben el dschenubi ist tatsächlich ein Doppelstern, weiß-gelb und so weit voneinander entfernt, daß sie Sepp sogar mit bloßem Auge trennen konnte.
Das Zuben el schemali der grünliche sein sollte, wußte ich nicht, den das Buch, wo das zu lesen war, lag zu Hause, steht aber schon auf meiner Wunschliste.
Saturn stand nun zwar höher, zeigte aber trotz gutem Seeing nicht mehr Monde als vorher.
Und obwohl es schon nach Mitternacht war, brannten die Laternen des Ortes immer noch.
Sepp meinte: „Vielleicht haums die Uhr net auf Sommerzeit umgstöt!“ Aber als es nach ein Uhr war, wußten wir, daß es wahrscheinlich nur ein nicht gehaltenes Wahlversprechen war.
Pfeiff drauf. Sepp überredete mich nun entgültig zu einem Sterntest, den er eigentlich schon bei Spica machen wollte, nur mußte jetzt Wega herhalten. Er zeigte mir anhand meines Gerätes, wie ein Stern mit und ohne Koma-Korrektor aussieht und obwohl er schon öfter bemerkte, daß mein Fh ohnehin nur einen geringen Farbfehler hat, bemerkte man bei den Beugungsringen ein leichtes Farbspiel und daß das Seeing immer noch in Ordnung war.
Für den Abschluß wollte ich mir noch etwas Bekanntes suchen und dachte mir, wenn ich schon die ganze Zeit in den Jagdhunden unterwegs war, warum dann nicht M 51. Fast hatte ich mehr Schwierigkeiten diese Galaxie zu finden als all die anderen. Den Endgültigen Schlußpunkt setzte schließlich M 94, etwas oberhalb zwischen den beiden Hauptsternen der Hirtenhund.
Um 1 Uhr 15 schloß ich die Beobachtung, da ich erstens schon müde war und zweitens die Belichtungszeit für das Objekt, daß Sepp ablichtete auch schon in die Endphase ging.
Sepp beobachtete mit seinem Refraktorquartett in seiner Sternwarte. Fotografiert hat er davon mit dem 8“ TMB mit 1800mm Brennweite die Galaxien NGC 4725 und Seyfert 2 im Haar der Berenice.
Ich beobachtete mit meinem Fh 102 mit 1000mm Brennweite.
Beobachtungsbericht vom 19. Mai 2012
Re: Beobachtungsbericht vom 19. Mai 2012
Servus Alex!
Toller Bericht, war mal wieder eine tolle Sache so viele Objekte visuell zu beobachten!
Das Ding zur Farbkorrektur war ein Aries Chromacorr und wegen der Ortsbeleuchtung, da
bin gerade dran, eigentlich hätten nach wie vor die Lichter zwischen 00:00 und 04:00
ausgehen sollen.
Toller Bericht, war mal wieder eine tolle Sache so viele Objekte visuell zu beobachten!
Das Ding zur Farbkorrektur war ein Aries Chromacorr und wegen der Ortsbeleuchtung, da
bin gerade dran, eigentlich hätten nach wie vor die Lichter zwischen 00:00 und 04:00
ausgehen sollen.
- Alrukaba
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Re: Beobachtungsbericht vom 19. Mai 2012
Servus Sepp!
Danke für die Blumen und der korrekten Bezeichnung des Korrektors.
Vielleicht war es mit der Beleuchtzung so wie vor langer, langer Zeit als Gott sprach:"Mach aus das Licht!" Doch Petrus fand den Schalter nicht
Alex
Danke für die Blumen und der korrekten Bezeichnung des Korrektors.
Vielleicht war es mit der Beleuchtzung so wie vor langer, langer Zeit als Gott sprach:"Mach aus das Licht!" Doch Petrus fand den Schalter nicht

Alex
Re: Beobachtungsbericht vom 19. Mai 2012
Hallo Alex,
ein sehr schöner und wie von dir gewohnt ausführlicher Bericht mit gutem Schuss Humor, jetzt hast du mir wieder einen ordentlichen Gusto auf visuelle Beobachtungen gemacht.
LG und CS Robert
ein sehr schöner und wie von dir gewohnt ausführlicher Bericht mit gutem Schuss Humor, jetzt hast du mir wieder einen ordentlichen Gusto auf visuelle Beobachtungen gemacht.
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"Erwarten Sie nicht, beim Schauen schon zu sehen. Sehen ist eine Kunst, die erlernt werden muss!"
William Herschel
C11 CPC + Hyperstar, Skywatcher ED 80
MGEN II, Canon Eos 350D; 1000Da,
http://www.meixnerobservatorium.at
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Re: Beobachtungsbericht vom 19. Mai 2012
Servus Robert!
Das freut mich aber im doppelten Sinne. Dein Lob und mein Ansporn
Alex
Das freut mich aber im doppelten Sinne. Dein Lob und mein Ansporn
Alex