Beobachtungsbericht vom 11. April 2009

Astronomie, Naturbeobachtung, Mikroskopie...
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Alrukaba
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Beobachtungsbericht vom 11. April 2009

Beitrag von Alrukaba »

Ein E-Mail trudelte schon am Freitag ein: „Lade euch zum Sternschauen ein – Sepp.“ Ich war noch unschlüssig, gab aber am Samstag mein okay.
Zwischen ½ und ¾ 8 war ich in Saxen. Michael war schon mit seinem Astro – Professional – Refraktor mit 900mm Brennweite und 152mm Durchmesser da und Kurt hatte seinen APO mit. Kurz nach 8 Uhr hatte ich Sirius im Visier, um meinen Sucher einzustellen. Für die Grobeinstellung nahm ich mir eine Fichte vor. Für alles andere war es noch zu hell.
In Seppls Observatorium konnte ich aber schon, durch alle vier Rohre die Trapezsterne betrachten. Durch die Bäume blitzte schon Saturn hindurch und wurde natürlich auch gleich aufs Korn genommen. Aber außer Titan war noch nichts zu sehen.
Mittlerweile sind auch Gerald und Willy zu uns gestoßen und ab sofort hatten wir 8 Refraktoren, einen Newton und einen Feldstecher zur Verfügung, das heißt, wenn man bei einem
APM 28x110 noch von einem Feldstecher sprechen kann. Ich hatte wieder mal meinen „großen“ mit, auf dem Holzstativ mit Azimut Montierung.
Endlich war es dunkel genug um selber mal die Trapezsterne aufzusuchen, samt den diffusen Nebel, der ihn umgibt und uns Astronomen als der große Orionnebel bekannt ist. Herrlich war das gesamte Schwertgehänge im 40mm Okular zu betrachten. Aber auch höher vergrößert gab er noch einiges her.
Die Beobachtung stand, bei unseren ständigen Smal-Talk etwas im Abseits, aber das Seeing war auch nicht gerade Astrein. Vom Äquator bis zum Zenit wabberte alles etwas zu viel herum. Dafür hatten wir einen dunklen Himmel. Sepp konnte einen +6 im kleinen Bären zumindest indirekt ausmachen und das bei bis auf +8° fallenden Temperaturen und immer stärker werdenden Wind.
Saturn wurde allgemein öfter aufs Korn genommen. Ich konnte zwei, zeitweise auch drei Monde ausmachen. Titan sowieso und außerdem Rhea sowie manchmal Tethys. Bei Sepp, Kurt und Michael konnte ich auch Dione erkennen.
Ich suchte mir irgendwann die Krippe, Kurt versuchte den Orionnebel auf Chip zu bannen und Sepp versuchte es mit NGC 3628, einer aus dem Leo – Triplet.
Eigentlich war unsere Ausbeute diesmal nicht sehr groß, auch die anderen boten nicht mehr Auswahl an Objekten. Dafür lief zu sehr der Schmäh und auch diskutiert wurde heftig.
Ich hatte gerade M65 und M66 im Visier als Willy meinte: „Do blinkt wos.“ Er machte mit seinem Dobson gerade eine Sternhaufen-Rally, als er auf etwas Blinkendes gestoßen ist.
„A Fliega“;- war unsere Antwort.
„Na, dafia blinkt´s zu sötn und ändat kaum die Position!“
„Loß moi schaun. Wo blinkt do wos? – Ajo! – wos woa des?“ Kurze Zeit nichts: „ Do wida!“ Natürlich wollten das die anderen ungläubigen Thomassen auch sehen, - wie passend für Ostern.
Als alle den geheimnisvollen Blinker gesehen hatten, wurde er schließlich mit fünf Geräten anvisiert. Aber auch mit freiem Auge war er zeitweise sichtbar. „Wos is des?“ – war die allgemeine Frage. Bald hatte auch ich ihn im Rohr. Als letztes hatte ihn neben Kurt und Gerald, Michael im Blickfeld und der gab uns die genaue Position.
Deklination: +2° 03´38´´
Rektaszension: 8h 17´59´´ um 22 Uhr 30
Ich stoppte mehrmals zwischen zwei mal blinken exakt 20 Sekunden. Die Helligkeit wechselte eindeutig immer wieder. Mindestens zwei von uns beobachteten den Blinker durch´s Teleskop, die anderen mit freiem Auge und selbst da konnte man Helligkeitsschwankungen wahrnehmen.
Sepp widmete sich schließlich wieder NGC 3628 als er plötzlich aufschrie: „Schauts im Zenit!“ Da zogen, hintereinander zwei, zirka Jupiterhelle Satelliten ihre Bahnen, welche etwa im Abstand der hinteren beiden Kastensterne des Großen Wagen vom Löwen in Richtung der beiden unterwegs waren. Aber vorher wurden sie in Höhe des kleinen Löwen schlagartig schwächer und waren im weiteren Verlauf kaum mehr sichtbar.
Die Position des Blinkers wurde das letzte Mal um 23 Uhr 15 notiert. Sie ergab
Deklination: +2° 33´36´´
Rektaszension: 9h 03´26´´
Eine halbe Stunde später konnten wir ihn nicht mehr beobachten, obwohl Willy seinen Dobson in der Zeit von 22 Uhr 10 bis ca. 23 Uhr 30 nur geringfügig weiterdrehen mußte, um ihn im der Mitte des Okulars zu halten. Das erste Mal wurde er im kleinen Hund, etwas unterhalb der Linie Prokyon –
HR 3145, zirka in Höhe von zeta CMi gesichtet. Das letzte Mal, und das wurde nicht mehr so genau notiert, im Kopf der Wasserschlange. Er änderte zwar die Position gegenüber dem Sternenhimmel um 45 Minuten, von 22 Uhr 30 bis 23 Uhr 15, aber in der Höhe stieg er um nur 30 Minuten. So kamen wir zum Schluß, daß es sich um einen geostationären Satelliten handeln mußte, der nur zufällig an diesem Tag von der Sonne angeleuchtet wurde. Das blinken alle 20 Sekunden wurde wahrscheinlich durch dessen Rotation hervorgerufen. Das wäre zumindest eine Erklärung dafür, warum er uns bei vorhergehenden Beobachtungen, trotz Südrichtung, noch nie aufgefallen ist.
Ich widmete meine Aufmerksamkeit schließlich noch mal dem Leo Triplet, konnte jedoch nur M65 und M66 erkennen, da der aufgehende Mond, es war zwei Tage nach Vollmond, bereits alles überstrahlte. Ob auch NGC 3628 für meinen Refraktor hell genug ist, werde ich wohl beim nächsten Mal feststellen müßen.
Durch Kurtl´s APO konnte ich schließlich noch einen Blick auf M3 in den Jagdhunden erhaschen und durch seinen „Feldstecher“, einen auf den wabberten Mond.
Kurz vor Mitternacht schloßen wir unsere Beobachtung, diskutierten aber noch eine gute halbe Stunde über Gott und Teleskope.
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Alrukaba
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Beitrag von Alrukaba »

Hallo, an alle, die meinen Bericht oben lesen. Kann mir jemand sagen, welcher Satellit für unseren Blinker in Frage kommt? Bei Cal-Sky kann ich keinen passenden finden. Wir haben das Objekt im südlichen Mühlviertel, genauen in Au bei Saxen beobachtet. Die Koordinaten haben wir von Michaels Goto abgelesen und die war sicher gut ausgerichtet. Willy hat sie auf Azimut umgerechnet und kam auf ca. 200° SSW und 33° Höhe. Er war zeitweise gut mit freiem Auge sichtbar, ich schätze ca. + 3 - +4 mag. und blinkte alle 20 Sekunden. Wenn ihr eine Idee habt, um welchen Satelliten es sich handeln könnte, laßt es mich wissen

tschüß Alex
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Josef
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Beitrag von Josef »

Hallo Alex,

wieder einmal ein toller Bericht von Dir!

Zur Auflockerung noch die entstandene NGC3628.

Bild
Optik: 8" TMB-FH
Kamera: Canon 300D unmod.
Belichtung: 48min
Aufnahmeort: Sternwarte Au 60 - Saxen
Bemerkung: Guiding 70mm Refraktor Meade DSI Pro u. PHD Guiding, sehr schlechtes Seeing
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Alrukaba
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Beitrag von Alrukaba »

Hallo Sepp!

Dein Bild peppt meinen Bericht gleich etwas auf, toll und danke

Alex
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Joe_Malik
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Beitrag von Joe_Malik »

Hallo Alex!

Toller Bericht! Die teilweise gscheadn Sätze in deinen Berichten bringen mich immer wieder zum Lachen! :lol: Dadurch fühlt man sich, als wär man direkt dabei gewesen.

Zu deinem Satellitenproblem kann ich aber leider nix beitragen.

Schönes Foto, Josef!

LG Christian
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Alrukaba
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Beitrag von Alrukaba »

Hallo Christian!

Schön das du dich beim lesen meiner Berichte amüsierst. Maunchmoi muas ma ebm schreibm, wia an da Schnowe gwoxn is.

Alex
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Beitrag von Bocki »

Seass Alex!

Ich hab den Willi-Satelliten am Montag Blinken gesehen. Is schon eine coole Sache.... und der Unterhaltungsfaktor deiner Berichte is wirklich immer wieder was Feines!

LG und bis bald, David
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Alrukaba
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Beitrag von Alrukaba »

Hallo David!

Und, hast du den kleinen Blinker schon identifiziert? Danke, das dir meine Art zu schreiben gefällt. Ich hätte nie gedacht, das dadurch meine Begeisterung für unser Hobbie so gut rüberkommt. Bis bald

Alex
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Blight
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Beitrag von Blight »

Liebe Freunde des geostationären Elektro-Schrotts!

Ich hab mich auch grad mal bei CalSyk ein bissl schlau gemacht, wobei mir bei deinem Bericht etwas aufgefallen ist, basierend auf deinen/euren angegebenen Koordinaten:

Deklination: +2° 33´36´´
Rektaszension: 9h 03´26´´
-> ca. 200° SSW und 33° Höhe

Die Horizontalkoordinaten stimmen nicht mit den Äquatorialkoordinaten überein: Der positive Deklinationswert muss zu einem Höhenwert >= 48° führen, weil Au bei Saxen auf 48,22° N 14,57° E liegt (lt. Schnell-Recherche im INetz)

Zu CalSky:
Bei den geostationären Satelliten ist es auffällig, dass der Großteil unter dem Himmelsäuator "steht".

Wenn ich mich nun nur an der Deklination orientiere, gibt es einen Satelliten, der es gewesen sein könnte:

STTW-1
(16526 1986-?Bodenpfad ?Sternkarte 010-A)
Helligkeit=11.2mag Leonis
Azimut=135.3° SE Höhe= 35.6° Entfernung=38134.1km
RA=10h55.9m Dec= +2°38'

Das passt aber auch wiederrum mit der RA zusammen...?!?
(--> Vielleicht ist CalSky nicht Up-to-Date?)

Ich würde eigentlich auch meinen, dass es ein Geostationärer Satellit war, aber ich bin mir eigentlich auch wieder nicht sicher, aus einem Grund:

Lt. dem Bericht hat er sich gegenüber dem Sternenhimmel nur geringfügig geändert... Vielleicht täusche ich mich auch, aber sollten diese Dinger sich überhaupt nicht ändern?
Denn: Ich kenne keine einzige Sat-Schüssel die einen Motor zur Ausgleichung der Satelliten-Bahn besitzt :wink:. Schon allein das Wort "Geostationär" wäre dann sinngemäß nicht richtig, vielleicht mus dass aber nicht auf GPS-Satelliten zutreffen... :?:


So, jetzt sind wir auch nicht gscheiter als vorher :wink:

PS: eine andere Möglichkeit am Rande: die Chinesen schicken ja ihre ersten Satelliten ins All...vielleicht hat sich da eienr verirrt :idea:
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Alrukaba
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Beitrag von Alrukaba »

Hallo Blight!

Danke für deine Bemühungen aber dein Satellit kann es nicht sein. Wie erwähnt beobachteten wir ihn vom kleinen Hund in die Wasserschlange und deiner stand zu dieser Zeit in der Jungfrau. Das mit dem bewegen, da hast du sicher recht, ein geostationärer müßte eigentlich immer auf der gleichen Stelle stehen, er dreht sich also mit der Erde mit und nur der Sternenhintergrund verändert sich für den Beobachter. Und was die Positionsänderung in der Höhe betrifft, vielleich war Michaels Gerät ja doch nicht so gut eingenordet, so das sich da etwas geringfügig geändert hat. Willy hatte ihn am längsten in seinem Dobson und was ich weiß, hat er ihn nie nachgeführt und das 1 1/2 Stunden lang. Ob er immer im Zentrum war kann ich aber nicht sagen. Aber wie dem auch sei, ich laß mir deswegen sicher keine grauen Haare wachsen. Es war nur ein Ereignis, wie wir es noch nie beobachtet hatten und das deshalb etwas für abwechslung und aufregung sorgte. Tschüß und schönen Tag noch

Alex
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Blight
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Beitrag von Blight »

Hi Alex!

Das sollte ja nur ein Versuch sein, den "Blinker" zu entlarven :D

Ich hab heut nochmal gegoogelt und bin auf auf das Forum von www.allmystery.de gestoßen. Da gibts auch nen Treat über Blinkende Dinger am Himmel...ist echt zu empfehlen :lol: :roll: :lol:

Und zuguterletzt (schreibt man das so?) ist mir in Sachen "Blinker" noch meine Signatur aufgefallen :wink:

LG, Clemens
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Beitrag von Alrukaba »

Hallo Clemens!

Ja, deine Signatur passt wirklich zu dem Thema. Meine Mitbestreiter und ich haben sich natürlich auch im Net schlau gemacht und jeder von uns ist auf (s)einen "Blinker" gestoßen. Gestern hat übrigens Michael noch mal nach ihn gesucht und hat die Koordinaten von voriger Woche eingegeben. Er hat zwar den Sternenhintergrund gefunden aber keinen Blinker. Meine Theorie - für ein kurzes Zeitfenster von vielleicht nur zwei bis vier Tagen, Gerald hat ihn ja einen Tag später noch mal beobachtet, hat die Sonneneinstrahlung einfach gepasst, sodas er für uns zum "geheimnisvollen Blinker" wurde. Vielleicht war es aber auch ein Satellit, der auf keiner Liste mehr geführt wird und deshalb nicht einwandfrei zu identifizieren ist. Wie dem auch sei, zu ihren Schinken werden sie so nicht kommen

Alex
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Josef
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Beitrag von Josef »

Da muß ich Dir recht geben Alex, konnte ihn gestern auch nicht mehr finden trotz intensiver Suche!
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