Was mich an diesen Abend etwas überraschte, war die für August niedrige Temperatur in der Nacht. Natürlich hatte ich vor, mir etwas mitzunehmen, aber wie sollte es anders sein, zu Hause vergessen. Was zur Folge hatte, daß ich, obwohl schob beim Sender, ich noch mal nach Hause fahren mußte, um mir etwas warmes zu holen. +17° um 8 Uhr Abend versprechen nicht gerade höhere Temperaturen zu fortgeschrittener Stunde.
Andrea hatte in der Zwischenzeit schon die untergehende Sonne fotografiert und als ich endlich oben war, bereits Saturn vor der Linse. Auch ein paar Spaziergänger aus der Umgebung waren unterwegs und zeigten Interesse. Ein Pärchen wußte sogar, daß in wenign Minuten die ISS über uns hinwegschwebt und wartete diesen Überflug ab. Schön immer wieder Leute zu treffen, die zwar keinen direkten Bezug zur Astronomie haben, aber doch für gewisse Ereignisse, wie eben der ISS oder den Perseiden, ihre Interesse zeigen.
Während wir auf den Überflug der Raumstation warteten, machte ich schnell ein paar Fotos des Trios, daß im Westen eine Parade abhielt. Saturn, Mars und Spica, der Hauptstern der Jungfrau gaben sich da ein Stelldichein und standen fast senkrecht übereinander. Während ich das ganze Trio versuchte auf Chip zu bannen, nahm Andrea nur Saturn auf´s Korn.



Irgendwann waren die drei dann doch zu weit hinter den Bäumen verschwunden und wir warteten in der fortschreitenden Dunkelheit ab, was diese alles für uns freigab.
Saturn hatte ich eigentlich durch Andreas Dobson beobachtet und auf Monde hab ich da nicht geachtet. Ich holte schließlich als erstes Mizar-Alkor im Großen Bären vom Himmel.
Danach begann ich damit, warum ich meinen kleinen diesmal eigentlich eingepackt hatte. Ich zeigte Andrea jene Objekte, die wir vor fast zwei Monaten nur teilweise betrachten konnten. Ich schraubte das 40mm Okular in den Auszug und zielte damit auf den Kleiderbügel im Füchschen. Toll, wie der schön in Gesamtansicht aussieht. Das gleiche galt auch für den Comahaufen, im gleichnamigen Sternbild. Der stand zwar schon etwas zu sehr im Mist, aber ein schöner Anblick war er noch allemal.
Andrea versuchte währenddessen den Schwan abzulichten und im Detail einen Doppelstern, der sie faszinierte. Cygnie 61 war der Kandidat, mein Paradedoppler des Sommers.
Ich suchte mir zunächst mal M4 im Skorpion. Da dieser, dank Dunst, schon eher schwach rüberkam, ließ M80 gleich aus dem Spiel.
Irgendwie faszinierte Andrea der Stern Antares. Schon ein paar Mal hatte sie ihn erwähnt, jenen roten Stern östlich der Sterne in der Waage. Ich erklärte ihr, daß die beiden früher bei den Arabern mal zu Skorpion gezählt wurden und heute immer noch die Bezeichnung für nördliche und südliche Schere des Skorpion tragen.
Sofort nahm sie die Gegend auch ins Visier, aber es fehlte ihr noch etwas an Übung, um bei den nicht gerade günstigen Bedingungen, das Objekt ihrer Begierde auszumachen. Tatsächlich war M4 durch ihren Dobson schwieriger auszumachen als durch mein Linsenfernrohr.
Ich versuchte es dann mit NGC 7000, dem Nordamerikenebel. Nur war dafür der Himmel etwas zu wenig gut, um den aufzuspüren und so ging ich weiter zu 61 Cygnie.
Danach wollte ich Andrea eigentlich etwas Geisterhaftes zeigen. Nein nicht den der zukünftigen Weihnacht, das wäre etwas zu erschreckend gewesen und ich war ja schließlich nicht mit Scrooge´s am Hengstberg, der aber auch eher zu mir passen würde. Nicht, daß ich Weihnachten hasse, aber mit der Geburt eines Balgs vor rund 2000 Jahren hat der Kaufrausch heutzutage nichts mehr zu tun. Charles Dickens bewies schon damals einen gewissen Weitblick, aber ich schweife ab.
Andrea konnte NGC404 in der Andromeda ebenso wenig sehen, wie all die anderen Figuren in der Weihnachtsgeschichte, die drei Geister in Charlies Roman. Mirachs Geist blieb damit ein Spuck, den nur ich sehen konnte. Der grundelte aber zu der Zeit noch sehr am Osthorizont herunm.
Egal, die Gute erforschte den Himmel schon wieder mit ihrem Tablett und wurde bei M2, einem Kugelhaufen im Wassermann fündig. Andrea suchte nach ihrem Tablett in ihrem Dobson, ich nach einer kurzen Nachschau in meinem Atlas mit meinem Teleskop. Natürlich war es bei mir die Erfahrung, aber vor 28 Jahren hätte ich dieses Objekt auch erst nach langem Suchen gefunden. Schließlich hatte ihn auch Andrea im Okular.
M15 im Pegasus war das nächste Objekt ihrer Begierde und den hatte sie beinah genauso schnell wie ich.
Danach startete ich einen Streifzug durch die Milchstraße. Gestartet hätte ich sie im Schwan, nur wurde diese bei der Schildwolke bereits wieder gestoppt, da sich tiefer unten eine Beobachtung nicht wirklich lohnte, weil es in der „Höhe“ doch ziemlich dunstig war. Bereits diese war nur sehr, wie würde Andrea sagen, dezent auszumachen und die Objekte in der Schlange und im Schützen visierten ich erst gar nicht mehr an, um uns eine Enttäuschung zu ersparen.
Das Seeing war an diesem Tag, zumindest im Horizontbereich, wirklich nicht berühmt, sagen wir eine 3 für den gesamten Himmel. Die Grenzgröße lag bei zirka 5,5 mag., also nicht sooo schlecht und das bei kaum Wind und erfrischenden +13°.
Wir beendeten unsre Beobachtung zwar schon vor Beginn der Geisterstunde, aber allein die für August doch relativ kühlen nächtlichen Temperaturen trieben uns dann doch dort hin, wo es warm ist, ins Bettchen!
Andrea beobachtete mit ihrem Dobson 1200/200
und ich mit meinen Fh 102/500! Zum orientieren und leichter finden hatte ich meinen Nokia Feldstecher 10x50 dabei und für alle Fälle den großen im Kofferraum.