

Nachdem ich mich seit dem Frühjahr, seit dem ich beim Tommy den 120er ED gekauft habe, eigentlich nur mit Mond- und Planetenaufnahmen beschäftigt habe, kam sehr bald der Wunsch nach einer erschütterungsfreien Fokussierung auf. Denn bei 2000-3000mm Brennweite und 11,7x-Vergrößerung im LiveView der Sony A77 führt jede Berührung des Rohres zu einer Wackelei, obwohl die HEQ-5 mit dem Gewicht des 120er sicher nicht überfordert ist, aber der Hebelarm ist halt bei einem Refraktor ganz einfach zu lang. Gut, wieder zu Tommy gepilgert und den Original Skywatcher Fokusmotor gekauft. Der passt zwar nicht wirklich auf den ED, aber mit ein paar neuen Löchern in der Grundplatte gings schon so halbwegs. Nur ist der Motor ein einfacher Gleichstrommotor und daher in der Geschwindigkeit kaum veränderbar. Und das Kabel der Handbox, das direkt zum Motor führt, brachte auch wieder Schwingungen. Also wurde der Gedanke geboren den Gleichstrommotor durch einen kleinen Schrittmotor zu ersetzen und die Ansteuerung auch gleich per Funk zu machen, damit man die Aufnahmen völlig erschütterungsfrei auslösen kann. Die Kamera wird ja schließlich auch über FUnk ausgelöst...
...in Summe dauerte es mindestens zwei Monate und über die Kosten reden wir besser nicht, denn so manches Halbwissen bezahlt man dann halt (wenn eine elektronische Schaltung abraucht, weil man nicht aufpasst, oder die Zahnriemen zu kurz sind, weil man nicht messen kann usw. usw.). Aber jetzt funktioniert es endlich! Ich kann auf wenige Mikrometer genau fokussieren, wenn ich die langsame Geschwindigkeit auswähle und kann den gesamten Fokusbereich durchfahren, wenn ich die hohe Geschwindigkeit wähle. Beim original Skywatcher war der Unterschied ca. 1:3, bei meinem Motor ist der Unterschied bei ca. 1:50 und zudem variabel.
So schaut das Ganze dann aus:
Der Schrittmotor wurde über einen Alu-Winkel an der Grundplatte des Fokussierers montiert und über einen Zahnriemen und Zahnscheiben mit dem Feintrieb verbunden. Wenn der Motor stromlos gemacht wird, kann man ganz normal händisch Fokussieren. Rechts hinter dem Motor sieht man die Steuerbox, die über die 12V der HEQ-5 versorgt wird. Diese Steuerbox sitzt auf einer Rohrschelle auf der oben dann der Sucher montiert ist. Aber dazu weiter unten Genaueres...
Mit dieser Handbox wird über Funk der Motor angesteuert. Es gibt Tasten für Vor und Zurück bzw. eine (die gelbe) Taste für die höhere Geschwindigkeit.
Das ist die Version 1.0 und nach einigen Tagen Betrieb, kommen schon die ersten Ideen für Verbesserungen: 1. Beleuchtete Tasten; 2. Gehäuse für den Motor; 3. Bessere Verkabelung usw. usw. aber das ist ja (für mich) auch Sinn und Zweck eines Hobbys.
Damit ich die genaue Fokussierung auch überprüfen kann, habe ich eine mm-Skala am OAZ angebracht. Mit einem Laserdrucker ausgedruckt und laminiert aufgeklebt. Zudem habe ich eine Messuhr am Sucherschuh befestigt. Damit kann ich auf 0,01mm den Fokus reproduzierbar einstellen. Gerade, wenn das Seeing schlecht ist, hat es sich bewährt, wenn man beim Scharfstellen schaut, wann ist es extrafokal und intrafokal erstmals eindeutig unscharf (zB. IF=54,50mm und EF=54,80mm). Dann stellt man mit dem Motor und der µm-Anzeige den Fokus auf 54,65mm und hat damit sicher den optimalen Fokus.
Das Bild sollte selbsterklärend sein, oder?
Weiters habe ich dann noch ein Sonnenfilter mit einer Baader-Sonnenfolie gebastelt. Die ist optisch wesentlich besser als mein 20 Jahre altes 5"-Glassonnenfilter von ThousandOaks! Für diese Filterbastelei gibt es im Netz genug Erläuterungen. Ich habe silber glänzenden 1,5mm dicken Fotokarton (Libro) verwendet. Damit wird das Ding sehr stabil und reflektiert das Sonnenlicht auch besser als normaler weißer Karton.
Nachdem der Befestigungsschuh für den Sucher durch die Halterung für die Messuhr belegt ist, musste der Sucher weiter nach vor wandern auf die Rohrschelle an der auch die Elektronik-Box der Schrittmotorsteuerung sitzt. Das ist mir auch vom Einblick lieber, weil nicht so nah an der Kamera.
Da sieht man auch noch einen Sonnensucher am eigentlich Sucherfernrohr, das auch einen Sonnenfilter bekommen hat. Der Sucher hat eine Amici-Prisma und damit ein aufrechtes, seitenrichtiges Bild. Das beleuchtete Fadenkreuz-Okular ist auch nicht original, das stammt vom Wolfi (Ransburg) und wurde von mir auf den Skywatcher Sucher angepasst. Die Beleuchtung wird nicht über Batterien versorgt, da ich immer vergesse, dass ich abschalte und nach jeder Beobachtungsnacht brauchte ich neue Batterien...
Daher wird das beleuchtete Fadenkreuz-Okular gleich von der Schrittmotorsteuerung mitversorgt, da dort eine stabilisierte 3,3V Spannung erzeugt wird.