hallo Felix,
Foto versus visuell ist immer ein interessantes Thema - das Auge erlaubt leider keine "langbelichteten" Blicke, es funktioniert eher wie eine Videokamera. Daher werden auf Fotos mit demselben Instrument wesentlich mehr Details sichtbar. Aber der live Eindruck geht halt flöten.
Anders ist es bei Mond/Planeten - da kann das Auge die Momente ruhiger Luft optimal nutzen, und ein einzelnes Foto kann lang nicht so viel zeigen. Heute macht man Videos von den Planeten, und stackt die Bilder zu einem gemittelten Bild, das dann ohne Ende geschärft werden kann.
Die ruhige oder unruhige Luft ist es auch, die deinem 10" die Grenze bei der Vergrösserung setzen wird. Meist ist so ab 180-200x Schluss, weil in dem Gewaber das Bild nur schlechter wird wenn man mehr Power gibt. Oft sieht man mit weniger mehr, probiers aus!
Am Teleskop siehst du direkt die Wellennatur des Lichtes, ein punktförmiger Stern (Durchmesser 0,04" zb beim riesigen Beteigeuze) wird als kleines Scheibchen abgebildet - das Beugungsscheibchen. Wenn du so hoch vergrösserst wie der Spiegel Durchmesser in mm hat - 250x -
wird dieses Scheibchen schon leicht flächig. Am Planeten überlagern sich die Scheibchen der verschiedenen Bildpunkte, und wenn du höher vergrösserst als diese "förderliche" Vergrösserung, verschwimmen diese Scheibchen zunehmend ineinander und das Bild wird immer unschärfer.
Bei einer Vergrösserung von etwa 1,3x dem Durchmesser, so zeigt die Erfahrung, sind die auflösbaren Details am Planeten am besten wahrnehmbar - wenn die Luftunruhe es erlaubt. Am Mond und bei Doppelsternen, wo der kontrast höher ist, darf man noch ein Schauferl nachlegen.
Bei 2x dem Durchmesser wird das Bild schon so dunkel und weichgezeichnet, dass es nicht empfehlenswert ist darüber hinauszugehen - ausprobieren!
Austrittspupille: Wenn du aus so etwa 50cm aufs Okular schaust (am Tage oder beim Mond), dann siehst du das austretende Licht als kleinen Kreis mit definiertem Durchmesser - das ist die Austrittspupille. Das ist ein wesentliches Fakt, das man beim Beobachten "im Auge" behalten soll.
Sie ist umgekehrt proportional zur Vergrösserung und ist ein Mass für die Lichtstärke.
Eine grosse Austrittspupille bedeutet also kleine Vergrösserung, sprich Übersicht, und ist gut für Milchstrassenspaziergänge oder grosse Nebel. Dabei musst du darauf achten, dass sie nicht ZU gross ist, es muss nämlich die volle AP in deine Iris hineinpassen, sonst verlierst du Licht.
Eine Faustregel besagt, die freisichtig sichtbare Grenzgrösse der Sterne entspricht der maximal sinnvollen AP. Sonst wird der Hintergrund zu hell und die Objekte "saufen ab" - ausprobieren!
Eine kleine AP bedeutet hohe Vergrösserung, bei 1mm AP hast du die "förderliche" erreicht, wo das Teleskop schon alles zeigt was es physikalisch auflösen kann (das ist bei dir 250x). Bei 0,7mm AP werden die winzigen Details angenehmer wahrnehmbar, aber schon recht dunkel. Darunter wird das Bild immer dunkler und verschwommener, das macht dann keinen Spass mehr - ausprobieren!
Ich habe ein kleines Diagramm gemacht, wo diese ganzen Kennzahlen im Zusammenhang dargestellt sind, samt ein paar Formeln. Schau dir das mal an, vielleicht hilfts dir weiter.
www.vibes.co.at/images/Tommygramm5.jpg
vielSpass, Tommy