Aus gegebenem Anlass möchte ich hier im Forum das Projekt TBG ein Mal vorstellen. Wer am Gahberger Workshop war, weiß, um was es geht, aber das waren ja nicht alle...


"TBG" steht für "tief belichtete Galaxien" und ist ein Projekt innerhalb der Fachgruppe Astrofotografie der VdS rund um Peter Riepe.
Die ursprüngliche Zielsetzung war der Nachweis von Sternströmen - also den Überresten von Zwerggalaxien rund um eine Hauptgalaxie, die sich in Bögen und Schweifen zeigen, z.B bei Ngc 5907 ("Gezeitenschweife" wären dann das Ergebnis von Wechselwirkungen zweier größerer Galaxien, z.B die "Antennengalaxien").
Nun ist es für uns Amateure nicht damit getan, etwas zu fotografieren und etwas "neues" zu finden, sondern man braucht auch einen professionellen "Abnehmer", also einen Astronomen, der sich mit dieser Materie beschäftigt und mit den Daten was anfangen kann. Nämlich nur der kann Auswertungen vornehmen, die für Publikationen nötig sind.
Die Gruppe hat den Astronomen in der Person von Prof. Dr. Igor D. Karachentsev gefunden - dessen Gebiet sind allerdings nicht Sternströme, sondern "dwarf galaxies", also kleine Zwerggalaxien, die einer großen Galaxie zugehörig sind.
Daher haben wir uns darauf verlegt, solche dwarfs zu finden.
Die Gruppe besteht aktuell aus 32 Personen + Prof. Karachentsev. Es gibt neben dem Fotografieren der Galaxien noch eine Menge weiterer Arbeiten, sodass ganz schön Beschäftigung zusammenkommt.
So müssen potentiell interessante Objekte erst mal im Bild gefunden und markiert werden. Diese werden dann mit der aktuell tiefsten Himmelsdurchmusterung, dem SDSS-DR10 abgeglichen. Wirklich interessant wird es, wenn wir tiefer kommen als der SDSS...
Kandidaten für neue dwarfs werden dann flächenfotometriert, also die Helligkeit gemessen (ähnlich der Fotometrie von Sternen, z.B um Veränderliche zu vermessen). Daraus und aus der Größe am Bild können weitere Schlüsse gezogen werden.
Erscheint ein Objekt letztlich wirklich eine neue "dwarf galaxy" zu sein, so kommt verstärkt Prof. Karachentsev ins Spiel, der mit einem 6m Teleskop die Objekte nachbeobachtet und auch spektroskopiert.
Neu gefundene Zwerggalaxien bewegen sich helligkeitsmäßig etwa im Bereich um 26 - 28 mag/sec². Daher haben sie einen klingenden Namen:
Low Surface Brightness Dwarf Galaxies
Aktuell ist nun die zweite Publikation im Astrophysical Bulletin erschienen. In der ersten Publikation ging es um neue Zwerggalaxien rund um Ngc 4631 (Link), in der zweiten sind nun eine ganze Reihe an Galaxien "betroffen" (Link).
Ich bin schon gespannt, wie es weitergeht...
LG, Markus