Beobachtungsberichte vom 18. und 19. März 2010

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Alrukaba
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Beobachtungsberichte vom 18. und 19. März 2010

Beitrag von Alrukaba »

18. März

Es war seit langem wieder mal klar und so beschloß ich, wenigstens von der Terrasse aus eine Beobachtung zu starten. Kurz nach ½ 8 ging es los. Der drei Tage alte Mond stand im Westen über dem Dach meines Nachbarn. Der Meridian verlief ca. entlang des
50. östlichen Längengrads. Der westliche Rand des Mare Crisium, welches ziemlich am östlichen Rand klebte, wurde gerade noch von der Sonne beleuchtet. Nördlich fielen mir vor allem Cleomedes, Burckhardt, Geminus und Endymion durch die Schatten-Lichtspiele auf. Südlich lagen die Krater Langrenus, Vendelinus, Petavius und Wrottesley sowie Snellius, Stevinius, Furnelius, Fraunhofer und Mallet nahe am Terminator.
Danach bin ich ein Stück auf Stefans Spuren gewandelt und hab mir NGC 2169 und Cr 69 gesucht, zwei schöne offene im Orion, danke für die Inspiration. Auf der Karte fiel mir noch NGC 2022 auf, ein planetarischer, auf der Linie zwischen Cr 69 und Beteigeuze. Da aber der Himmel zu hell war, ließ ich es dann sein. Aber ich blieb vorerst noch im Himmelsjäger und suchte mir M 78 und den Orionnebel. Beim Trapez konnte ich auch Komponente - E ein paar Mal aufblitzen sehen.
Das Seeing war diesmal das Beste seit langem, ich würde sagen 1-2. Die Temperatur lag knapp über dem Gefrierpunkt und es wehte eine kaum spürbare Brise. Die Grenzgröße lag zwischen 3 und 4 mag.
Nach der Wanderung durch den Orion holte ich mir die Plejaden und die Krippe vom Himmel, ehe ich auf Mars schwenkte. Der stand da, fast wie ausgestochen und es waren viel Details zu erkennen. Im Norden die Polkappe, eingerahmt vom Vastitas Borealis. Im Äquatorbereich und südlich davon Syrtis Major und Terra Thyrrena. Zwischen Polkappe und dem Äquator das Utopia Planitia. Außerdem zeigte er am westlichen Rand eine leichte Delle, da er nur zu ca. 90% beleuchtet war.
Eigentlich wollte ich mir jetzt schon Universum ansehen. Ein Bericht über Jemen von Nicolas Hulot, der immer interessante Beiträge hat stand auf dem Programm. Aber der mußte ohne mich über die Wüste fliegen.
Auch Saturn stand ganz ruhig im Osten. Die Ringe waren nur leicht geöffnet aber man konnte gut die Cassini Teilung und den Zwischenraum zwischen Planeten und Ringe erkennen. Monde sah ich nur zwei, Titan und Thetys rechts von ihm.
Zum Schluß suchte ich mir noch Vesta, welche im Kopf des Löwen herumgeisterte. Ich ging von Epsilon Leo aus und wollte eigentlich einen Stern, der mit Epsilon und zwei anderen einen Drachen bildet als weiteren Visierpunkt nehmen. Von dem hätte ich dann nur nach links zu einen weiteren Stern gehen müßen und von dem im rechten Winkel nach unten zu Vesta.
Leider war der Himmel aber zu hell und so ging ich immer zu weit, zu 20 Leo, von dem nach links und dann im rechten Winkel nach unten und war schon fast in Höhe von Zeta Leo. Bis ich merkte, daß das Objekt, welches ich von 20 Leo nach links anvisierte, eigentlich schon Vesta ist, waren gut eine viertel Stunde vergangen.
Gegen ¾ 10 beendete ich die Beobachtung und es tat gut wieder mal ein paar Sterne zu sehen.


19. März

Eigentlich wäre das der Termin für unseren ersten öffentlichen Abend auf der Alm gewesen, aber nach Auskunft von Hans, der am Donnerstag oben war, liegt rund um die Hütten, entlang des Zugangs und auf dem Parkplatz noch 50-80 cm Schnee, was sicher eine Stunde freischaufeln bedeutet hätte. Hinaufgezogen hätte es uns schon. Sepp rief mich an und war dafür, ebenso Gerald und Michael. Doch Hans hat uns dann umgestimmt und schließlich war er der einzige, der oben war.
Ich machte es mir schließlich mit Michael aus bei ihm ab 20 Uhr zu beobachten, auch Kurt sagte zu. Sepp wollte da doch lieber zu Hause fotografieren und Gerald machte mit Günther Wuchterl eine Runde, um an ein paar Orten die Lichtverschmutzung zu messen. Unter anderen machten sie auch eine Messung auf dem Hochbärneck und Günther meinte, daß dies die Sternwarte mit dem dunkelsten Himmel in ganz Österreich sei. Außerdem stellte er fest, daß es deutlich heller wird, sobald die Milchstraße aufgeht. Es ist halt eine einzigartige Gegend unsere Alm.
Bis Michael zu Hause wäre, würde schließlich doch bis 9 Uhr dauern, wie er mir mitteilte und so beschloß ich erst mal alleine auf den Haberg zu fahren und später zu ihn zu kommen.
Gegen 20 Uhr war ich auf der Rudolfshöhe, wie die höchste Erhebung des Habergs heißt und kurz darauf hatte ich zuerst wieder Mal den Mond im Visier. Das Mare Crisium klebte immer noch am östlichen Rand, nur der Terminator ist um ca. 10° nach Westen gewandert. An diesem lagen diesmal die Krater Hercules, Atlas und Cepheus, lange Schatten fielen aber auch in Franklin. Westlich des Krisenmeeres streifte er Mare Tranquillitatis, während das Mare Fecunditatis schon im Sonnenschein lag. Daran grenzten Taruntius, Gutenberg und Goclenius. Danach krazte er am Mare Nectaris, sowie den Kratern Colombo, Santbech, und Neander. Das Trio Metius, Brenner und Fabricius, sowie Steinheil und Rosenberger bildeten schließlich das Ende meiner Reise über den Mond.
Irgendwann rief mich Michael an, aber da war ich schon zu sehr im beobachten vertieft als das ich meinen Standort nochmal gewechselt hätte.
Nun war es an der Zeit sich anderen Objekten zuzuwenden. Mars sollte der nächste sein. Dadurch, daß er sich etwas langsamer als die Erde um die Achse dreht, zeigte er mir das gleiche Gesicht wie am Vortag, nur daß es durch das etwas schlechtere Seeing etwas weniger Struktur zeigte.
Der Föhn trübte etwas die Sicht und sorgte auch für eine steifere Brise als einen Tag zuvor. Die Temperatur lag etwas über dem Nullpunkt und die Durchsicht zeigte Sterne bis etwas jenseits der 5. Größenklasse.
Nach dem roten Planeten suchte ich mir nochmal NGC 2169 und Cr 69 im Orion, ehe ich mich nochmal an NGC 2022 versuchte. Irgendeinen schwachen Flecken hab ich gesehen, aber 9,2 mag. könnte schon etwas schwach sein für meine Röhre. Der Orionnebel durfte natürlich nicht fehlen und diesmal konnte ich Komponente - E besser halten. M 78 war schließlich der letzte im Bunde, bevor ich mir M 1 ins Okular holte. Noch nie hatte ich die Nummer 1 des Messier Katalog so lange betrachtet wie diesmal, wodurch ich auch schon einige Strukturen erkennen konnte.
Nun war es Zeit für Saturn, der schon hoch in Südosten stand. Leider trübte auch seinen Anblick der Föhn aber ich konnte vier Monde erkennen. Titan und Rhea links, Dione und, weit draußen Japetus, rechts. Für die Cassini Teilung war das Seeing etwas zu schlecht.
Die Reise ging weiter zur Krippe im Krebs. Aber gibt es da nicht noch einen Sternhaufen, ja richtig M 67, der auch ein schöner Anblick war. Nun machte ich mich mal schlau, was im Krebs noch alles zu finden ist. Jota Cnc stach mir als erster ins Auge, ein Doppelstern, dessen Komponenten gelb und blau leuchten. Ich war gerade auf der Suche nach RS Cancri, einem, wie es in Wikipedia ausgedrückt wird, halbregelmäßig Veränderlichen der sehr rötlich leuchtet, als Kurt plötzlich neben mir stand. Michael hatte schon wieder abgebaut weil das Seeing so schlecht war. Hier heroben war es wesentlich besser wie Kurt feststellte. Naja hier, 150 Meter höher gibt es eben keine Dächer die Wärme abstrahlen. Ich zeigte ihm den Veränderlichen, sowie Mars und Saturn die bei mir um einiges besser rüberkamen. Auch M 51, den er sich mit seinen Feldstecher anschaute, gefiel ihm hier besser. Na gut, das ich nicht runtergefahren bin, das hätte ich nach einer Stunde wieder einpacken können. So plötzlich wie Kurt da war, so schnell war er auch wieder weg.
Als nächstes stand X Cancri, ein weiterer tiefroter halbregelmäßig Veränderlicher auf meiner Liste. Weiter ging´s mit Vesta, die ich diesmal wesentlich schneller fand als am Vortag. Danach schwenkte ich auf M 51. Deutlich konnte ich die beiden in Wechselwirkung zueinander stehenden Galaxien trennen. Ich blieb gleich in den Jagdhunden und suchte mir als nächstes das Herz Karls oder Alpha CVn. Ein schöner doppelter, dessen Komponente blau und weiß leuchten. Dann machte mich NGC 4490 neugierig, eine Spiralengalaxie unmittelbar neben beta CVn. Die war auch bald gefunden und war überraschend gut zu sehen. Genauso leicht zu finden war M 94, eine weiter Galaxie in den Jagdhunden. Natürlich durfte da auch der hellste Kugelsternhaufen des Sternbildes, M 3 nicht fehlen, der ebenso gleich in mein Okular leuchtete. Für den Abschluß suchte ich mir noch mal den Saturn, ehe ich zusammenpackte und nach Hause fuhr.

An beiden Tagen spechtelte ich mit meinem Fh 102 mit 1000 mm Brennweite

Ich hoffe bis zum Apriltermin liegt kein Schnee mehr und vielleicht besucht uns mal jemand von euch

tschüß Alex
Zuletzt geändert von Alrukaba am 27.03.2010, 00:08, insgesamt 1-mal geändert.
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Christoph K.
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Beitrag von Christoph K. »

Hi Alex

Super Bericht, auch wenn ich bei der Mondbeobachtung nicht ganz mitkomme... Ich komm da selten vorbei mitn Teleskop ;-)
Ich bin vorgestern draußen gesessen, hab aber nicht viel gesehen. M81 und NGCirgendwas in ursa Major... auch ne Galaxie... da hatte es schätzungsweise gute 6 mag. Hatte dann aber keine Lust mehr in der Kälte weiterzuspächteln, da ich ohnehin schon krank bin :-(

lg. Christoph
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Christoph K.
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Beitrag von Christoph K. »

Korrigiere von M81 auf M3... hab die Karte verkehrt rum gelesen XD
war mir bei dem unscheibaren nebelfetzen auch nicht sicher was es is.

lg. Christoph
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rorma
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Beitrag von rorma »

Hallo Alex,


wie immer ein super Bericht, auch als Wiedereinsteiger profitiere ich davon und freu mich immer auf deine Beobachtungseindrücke.


Gruß Robert
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PetziK
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Beitrag von PetziK »

Hallo Christoph
also an M3 hab ich mir die Augen auch schon wässrig geguckt - ist ganz schön schwer da eine Punkttrennung zu sehen.
Gehört nicht M3 noch zu den Jagdhunden?
Peter
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Heute schon Sterndaln geguckt?
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Alrukaba
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Beitrag von Alrukaba »

Hallo Christoph, Robert und Peter!

Danke für eure Komentare.
Ja Peter, M3 liegt zwar hart an der Grenze zum Bootes, gehört aber noch zu den Jagdhunden.
Chrtistoph, ich wünsch dir bis zum nächsetn Neumond gute Besserung

Alex
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Christoph K.
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Beitrag von Christoph K. »

Danke Alex, wird schon werden... ich werf halt 3x täglich meinen 'Chemiebaukasten' ein ;-). Der praktische Teil der Lehrabschlussprüfung verlief trotz allem gesundheitlichem Herumgezeter recht reibungslos. Auch wenns CNC-Programm nicht so ganz wollte. Macht nix, der Prüfer hat den Fehler auch nicht gefunden XD. Entgegen den Überlieferungen, dass die Prüfer penibel jeden Handgriff verfolgen und hinterfragen waren unsere zu keinem Zeitpunkt anwesend :lol: Die LAP war mehr Gruppenarbeit XD

lg. Christoph
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Beitrag von darthvader »

Hallo Alex,

super Bericht, bei mir im Burgenland war es nicht so berauschend. Ich habe am Freitag mit meiner Frau und Mak 127 Mars und Saturn im Garten beobachten, war aber nicht das Gelbe vom Ei :cry:

Der alte Leitsatz, wenn man sich etwas Neues kauft ist sicher "schiaches" Wetter. Wenn es nach dieser Weisheit geht, ist es die nächsten 3 Monate im Burgenland bewölkt, da ich mir am Samstag ein Meade LX90 305/3050 mit GPS und Goto bei Teleskop Austria gekauft habe :wink:

LG und Clear Sky

Andreas
Zuletzt geändert von darthvader am 23.03.2010, 12:01, insgesamt 1-mal geändert.
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Christoph K.
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Beitrag von Christoph K. »

Hi Andreas

Ich hoffe du lässt uns an deinen Erfahrungen mit dem LX90 teilhaben. Ist sicher ein super Gerät.

lg. Christoph
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Beitrag von darthvader »

Hallo Christoph,

ich stehe schon mit "scharrenden" Füßen in den Startlöchern um mit dem Meade das First Light zu feiern. Ich hoffe, daß das Gerät den Preis rechtfertigt und hoffentlich wird es meinerseits ein euphorischer Beobachtungsbericht :wink:

LG

Andreas
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Beitrag von Alrukaba »

Servus Andi!

Danke für deinen Komentar. Am Freitag war es bei mir auch nicht mehr sooo gut aber besser als bei manch anderer Beobachtzung heuer.

Christoph, pass auf, daß du nicht die falsche Chemie einwirfst

Alex
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rorma
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Beitrag von rorma »

Hallo Andi,

hast du das Gerät neu oder gebraucht gekauft? was kostet das Gerät - falls du es sagen willst.

HG Robert
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