Masnerkopf:
Hexenkopf:
Der Fußmarsch über fast 10km und 500Höhenmeter mit viel Gewicht am Buckel hat schon einiges an Kraft gekostet, aber wir freuen uns auf unser Quartier! Dabei handelt es sich nicht um das Matratzenlager direkt in der Hütte, sondern um den Notfallraum für den Winter unterhalb der Terrasse. Dieser Raum ist aber absolut perfekt für mein Ansinnen der Astrofotografie geeignet. Ich kann ungestört jederzeit in der Nacht raus und rein, kann die Gerätschaft direkt vor der Tür aufstellen und störe damit auch keine anderen Bergsteiger.
Der Platz vor dem Raum ist nur knapp 2m bevor es steil 50m zum Speichersee runter geht. Also in der Dunkelheit ein wenig gefährlich, denn ein Stativbein steht genau an der Kante

In unserem Raum, der mit 2x2,5m etwas kleiner als meine Rolldachhütte ist, war es aber gemütlich und es gab Platz für alles an Utensilien, die man halt so braucht bei der Astrofotografie.
Freie Sicht nach Süden und ein sehr tiefer Horizont gibt es als Draufgabe.

Leider hält sich das Wetter nicht an die Vorhersage, denn die schönen Haufenwolken lösen sich am Abend nicht auf, sondern werden immer dichter und der - durchaus schöne - Regenbogen verheißt nichts Gutes:
Kein Alpenglühen, keine Sterne zum Ausrichten der Montierung, sondern dichte Wolken und daher ist "Matrazen-Horchen" angesagt. Um zwei Uhr in der Nacht weckt uns zudem auch noch Regen und Hagel. Zum Glück wache ich um 3:30 wieder auf, denn der Himmel ist nach dem Regen schön klar. Also schnell die Montierung aufgestellt: leider nicht genau auf den Pol ausgerichtet, da so viele Sterne im Polsucher zu sehen sind, dass ich - möglicherweise durch die nur kurze Wachphase - den Polarstern offenbar verfehlt habe. Es dämmert ohnehin schon. Daher wwecke ich meine Tochter um 4:00 auf, wir schnappen die Stirnlampen
und gehen (eigentlich laufen) in 40min auf den 2828m hohen Masnerkopf. Eine schöne Dämmerung und ein Sonnenaufgang sind die Belohnung dafür. Leider ist der eigentliche Sonnenaufgang nicht zu sehen, da noch Restwolken der Regenfront die Sicht verstellen. Daher beschließen wir, auch am nächsten Morgen um diese Zeit hier her zu kommen.

Wir gehen gar nicht mehr zur Hütte zurück sondern besteigen gleich den 3035m hohen Hexenkopf, der immer wieder ein Erlebnis darstellt, da der Platz am Gipfel sehr klein ist und man wirklich das Gefühl hat, dass man auf einerBerg-"Spitze" sitzt.
Dann geht es zurück und wir bekommen um 10Uhr ein gutes Hüttenfrühstück. Den Tag verbringen wir mit kurzen Schläfchen und Sonnenbaden. Diesmal schaut das Wetter besser aus, denn die Wolken lösen sich gegen Abend hin immer mehr auf. In der Dämmerung beginne ich mit dem Aufstellen und diesmal treffe ich den Polarstern bzw. kontrolliere auch noch durch Scheinern. Schaut alles nicht so schlecht aus, aber nachdem ich den StarAdventurer erst hier im Urlaub bekommen habe, traue ich mich nicht länger als eine Minute bei 135mm zu belichten. Wäre schade bei dem Himmel, wenn dann Eiersterne auftreten.
Es bleiben leider noch ein paar Wolken in Horizontnähe hängen, dafür ist die Milchstraße bald sehr deutlich zu sehen. Welch ein Anblick für uns Flachländer mit Streulich verseuchtem Himmel! Das 135er zeigt auf M8/M20 und die WW (8mm; 16mm und 35mm) sollen möglichst viel vom visuellen Eindruck vermitteln. Nach der Dämmerung zeigt sich der Himmel in seiner vollen Pracht: SQM-Werte von 21,8-21,9 im Zenit! Ich schätze mal visuelle Grenzgröße von ca. 6,5m.
Trotzdem ist horizontnah viel Streulicht vorhanden, das von den Ortschaften der Umgebung (Fiss, Serfaus), aber auch von Norditalien kommen dürfte.

Sony A77; F=8mm; f/5,6; ISO400; 3x4min

Sony A77; F=16mm; f/4; ISO800; 3x2min

Sony A77; F=16mm; f/4; ISO800; 7x2min
Mosaik aus 2 Aufnahmen:

M8/M20 mit 135mm:

LINK für volle Auflösung.
Sony A700; F=135mm; f/2; ISO800; 60x1min
Bis Mitternacht sitze ich bei 12°C und staubtrockener Luft und genieße den Anblick, der ein Traum für jeden Astronomen ist! Dann stelle ich die Objektive um: das 135er soll den Nordamerika-Nebel und das 35er den Schwan aufnehmen. Der Wecker wird für 3 Uhr gestellt, ich hoffe auf mehr als 3,5 Stunden Belichtungszeit bis zur Dämmerung und gehe ins Bett. Drei Stunden später gehe ich wieder hinaus, schaue dass ich nicht 50m abstürze, bekomme aber trotzdem einen Schock: aus dem Tal ist offenbar feuchte Luft aufgestiegen und alle Optiken sind beschlagen! Der Himmel sieht zwar noch immer extrem gut aus und SQM-Werte um 21,5m sind ja nicht schlecht für uns, die wir uns über 20,2 oder 20,3 rund um Wien freuen. Aber ich kann Zwei Drittel der Aufnahmen schmeißen!!! Bei der Durchsicht der Aufnahmen finde ich aber einen Boliden im Schwan, der mindestes -5m gehabt haben muss. Immerhin etwas.
Schwan 35mm:

LINK für volle Auflösung.
Sony A77; F=35mm; f/4; ISO800; 30x2min
Bolide:

Da sieht man die Auswirkung vom Taubefall!
NGC7000 135mm:

LINK für volle Auflösung.
Sony A700; F=135mm; f/2; ISO800; 50x1min
Die Dämmerung beginnt sichtbar zu werden, also gehen wir wieder - diesmal etwas langsamer - auf den Masnerkopf um den Sonnenaufgang wirklich am Horizont bzw. den weit entfernten Bergkämmen beobachten zu können.
Ich bin mit den Aufnahmen durchaus zufrieden, auch wenn bei längerer Belichtungszeit noch mehr möglich gewesen wäre. Jetzt habe ich aber wenigstens ein paar Serien, an denen ich meine EBV verbessern kann, denn ich bin sicher, dass man mit PI und dem entsprechenden Wissen und Erfahrung noch mehr raus holen kann. Hoffentlich kann ich es spätestens im September beim Seminar von euch lernen!!
Auch wenn einiges schief gelaufen ist, sich das Wetter nicht von seiner besten Seite gezeigt hat und auch in den Alpen schon das Streulicht Probleme macht, waren es zwei wunderschöne, erlebnisreiche Tage, die ich und auch meine Tochter noch lange in Erinnerung behalten werden! Der Himmel dort oben hat aber auch gezeigt, dass sicher noch mehr möglich ist: im Herbst, wenn Hochnebelzeit ist, das Streulicht abgeschirmt wird und die Luft sehr trocken ist, müsste man dort sein...