Gestartet habe ich das Sterngucken in meiner Kindheit, mit einem Weihnachtsgeschenk, einem Quelle-Katalog-Teleskop. Meine Kindheits-Erwartungen: Pferdekopfnebel in Farbe. Realität: tägliches Mond-„Spechteln“. „Deep-Sky“-Objekte sind damit im Wesentlichen nicht möglich; Planeten vielleicht, aber sicher nicht ein 2 x 2 cm großer Saturn mit Cassini-Ring-Teilung wie man ihn von Hubble-Aufnahmen aus dem Internet kennt und Mond ist schon allein wegen der Größe bzw. leichten Auffindbarkeit ein dankbares Objekt

Vor 6 Jahren war es dann soweit, ein Teleskop musste wieder her. Irgendwie hat es mich dann doch nicht ganz losgelassen, die Erinnerungen mit dem Quelle-Katalog-Teleskop, die vielen Stunden auf der Terrasse meiner Großmutter, nur ich und der Mond, herrlich … vielleicht haben sie auch gute Seiten die Versandhaus-Teleskope …
Diesmal war es meine persönliche Entscheidung, nicht die meiner Eltern und es wurde das Celestron NexStar 102 SLT Goto, was ich für den Einstieg schon empfehlen kann. Man sieht schon viel, Planeten, Mond, Sonne (mit Filter), ein paar der größeren und lichtstarken Deep-Sky-Objekte, Herkules-Sternenhaufen z.B. (natürlich nicht aufgelöst, aber ein zartes graues kugelförmiges Wölkchen mit ein paar Stern-Tupfen). Und wenn ich mich heute beim Schleppen vom großen Equipment wieder mal selbst bemitleide, rückt das SLT wieder schnell in Erinnerung, trotz verwackelter Seherlebnisse, Farbfehler bei hellen Objekten und vielem mehr …
Ich hab‘ das SLT mittlerweile einem Freund geschenkt, kurz erklärt wie er die Goto bedienen muss (ist etwas gewöhnungsbedürftig) und er konnte ohne meine Hilfe schnell tolle erste Eindrücke am Sternenhimmel sammeln … der große Vorteil von so einem Gerät, für Anwender*innen mit noch weniger Beobachtungs-Wissen. Vom Equipment her: Ein Sonnenfilter (Folie für Weißlichtbeobachtung und man sieht Sonnenflecken), weitere Filter sind echt Geschmacksache, hatte hunderte Euro in Filter gesteckt, war aber tatsächlich fast immer enttäuscht! Die Marketing-Versprechen sind verlockend, aber … ev. einen Graufilter für den Mond würde ich empfehlen, oder für Jupiter wenn er sehr hell ist. UHC usw., hier gehen für michdie Erwartungen zwischen Preis und optischem Zugewinn zu weit auseinander. Natürlich sieht man mit dem Astronomik UHC etwas mehr am Land als ohne (in der Stadt „spechteln“ kommt für Deep Sky nicht in Frage, hatte zum Spaß mal den Orion-Nebel angepeilt, aus Wien raus, mit dem UHC-Filter, also man sieht schon was, aber verglichen mit dem Anblick vom Land ist das wirklich wenig).
Habe auch viele Okulare durchprobiert, einen passenden Celestron Zubehörkoffer, mit Filter, Barlow, Okularen, zusätzlich noch hochwertige Fujiyama-Orthos, doch das für mich beste „Setup“ am NexStar 102SLT war tasächlich ein 2-linsiges 2x Barlow von Celestron und ein Lacerta SWA20. Beides zusammen wiegt fast nichts, da wackelt noch wenig, verglichen mit den „Schwergewichten“ (Baader Morpheus, Nagler T4, Pentax XW,…), dennoch sieht man viel für den Preis, viel Himmelsausschnitt, viel Helligkeit, viel Schärfe, also wenn du um die 1.000 € bleiben möchtest: Das SLT mit 2 x Barlow und dem Lacerta SWA 10 und 20, ev. Sonnenfolie und Graufilter, Baader Fringe-Killer macht ggf. auch noch Sinn, eliminiert etwas vom Farbfehler, dann bleibst du um die 1.000 € und kannst 132x, 66x, 33x gucken, damit kannst du durch die Milchstraße spazieren, genauso ein paar Kugelsternhaufen beobachten und paar helle Nebel (wenn es richtig dunkel ist, z.B. Alpennordkamm, bei Neumond), aber auch schon Saturn winzig ganz klein mit Ringen erahnbar, Jupiter mit Bändern und den 4 gr. Monden, Sonnenflecken mit Sonnenfilter und Mond ganz ordentlich und du sparst dir mindestens 1.000 € wg. Nicht-Wissen, Kauflaune, unnötigem Ausprobieren …
Aber natürlich muss dann irgendwann mal auch was „größeres“ her, 132-fach kann nicht das Endes sein, nicht bei 102 mm Öffnung (beim SLT praktisch schon, wie gesagt mein subjektives Empfinden). Als nächstes war das TS 102 f/11 ED dran (ist kein Takahashi aber gut und günstig und ein sehr respektables Preis-Leistungs-Verhältnis), da kann man sich schon mehr in Richtung Grenzbereich von der Auflösung her vortasten, 170x, 200x, bei guten Luftbedingungen hatte ich auch schon 250-fach mit brauchbarem Ergebnis.
Da das f/11 schon ein ganz schön langes Rohr ist, braucht man eine stabile Montierung. Ich hab‘ die SW EQ5, nachgerüstet mit Schrittmotor, weil ich mich beim SLT 102 schon an die Nachführung gewöhnt habe (sonst flitzen mir die Objekte zu schnell aus dem Blick und man kann auch nicht so entspannt fokussieren, wenn es sich ständig bewegt). Solltest du mal Fotos machen wollen, dann brauchst du sowieso eine Nachführung (damit Sterne bei längeren Belichtungszeiten keine Kreislinien werden sondern schöne Punkte bleiben

Solange du nicht fotografieren möchtest, brauchst du aus meiner Sicht kein Polarscope und die Polarsope-Beleuchtung, hatte ich nie in Verwendung, würde ich mir sparen.
Toll am TS f/11 ist, dass man hinten ein Stück vom Tubus rausschrauben kann, damit macht ein Bino-Ansatz echt Sinn, weil es den Hebel etwas reduziert und das Bino wiegt ja auch was. Am Anfang hatte ich den Lacerta Zenithspiegel (99% Refl., 1/12 Lambda, dielektrische Vergütung), das Lacerta Bino, mit dem ich mich ins beidäugige Sehen verliebt habe, dazu die Lacerta 12 mm König und den Lacerta 2x Teleextender, damit kannst du fast 200-fach vergrößern, beidäugig, das gibt echt viel her!
Vorsicht: Wenn du den Teleextender verwendets musst das Tubus-Stück hinten am TS f/11 wieder reinschrauben, damit du in den Fokus kommst (Tubus verkürzen oder Brennweite verlängern, um den verlängerten Lichtweg durch das Bino auszugleichen – wirkt beides). Wenn du aber zwischen 100- und 200-fach hin-und-her Wechseln möchtest, ist das Aus- und Einschrauben von der Teleskop-Verlagerung nicht zielführend. Aber in Summe bekommst du echt tolle Bilder, wie ich behaupte, die du in der Preisklasse sonst nicht so leicht finden wirst.
Für die Pentax XF sind die Okular-Stutzen für das Lacerta Bino etwas zu lang, daher hab ich auf das Baader-Bino (MaxBright II) umgestellt, das nimmt irgendwie alle Okulare, groß, klein, lang, kurz, mit Sicherheitsnut, ohne,… zusammen mit dem GWK 1,2 und 1,7 (sparen im Vergleich zum Teleextender Länge und damit Hebel und sind einfach einzuschrauben), da kann man gut die Pentax XF 8,5 nehmen, dann geht es bis zu 224x bei gutem Wetter und ruhiger Luft, beidäugig, tadellos, auch wenn wir hier schon über dem Grenzbereich sind, man merkt es kaum – was für ein Zugewinn zum SLT! Doch hier sind wir dann preislich zwischen 1.500 und 2.500 €. Bei mir waren es durch die vielen Experimente und einigen Fehlkäufen gut und gerne 3.500 €.
Sollte man die Welt der Planeten, Sonne und Mond verlassen wollen, dann will man auch mehr Lichtsammelvermögen. Preis-Leistungstechnisch sind die Dobson, von denen du sicher schon gehört hast, sehr spannend, finde ich. Ich hab das GSO 200 f/6 Deluxe Dobson, hier gefällt mir die Rollenlagerung, sprich die Mechanik, optisch sind GSO, Skywatcher,… nicht recht unterschiedlich, alle gut. WICHTIG: Dunkelheit, Dunkelheit, Dunkelheit. Ich war letzten Sommer im Gesäuse – ein Traum! Neumond, keine Straßenlaternen und Häuser in Sicht. Dann sieht man auch leicht, fein, milchig z.B. die Balkengalaxie, mit peripherem Sehen, nimmt man auch die Whirlpool-Galaxie noch wahr. Sternenhaufen werden viele aufgelöst, planetarische Nebel, und und und … und alles mit nur einem Okular dem Nagler T4 12mm; hab viel Gutes und auch Schlechtes über sie gelesen, hatte ein preisreduziertes Ausstellungsstück gekauft und muss sagen, ist mein Lieblingsokular zum Deep Sky Gucken am 200 f/6 Dobson. Für sehr ausgedehnte Objekte vielleicht noch ein 30 mm, beim GSO ist ein TS WA30 standardmäßig dabei, reicht aus meiner Sicht auch vollkommen. Vielleicht noch was um die 6 mm (ich brauch‘s nicht und hab das Morpheus wieder verkauft), um weiter rein zu zoomen, aber das „Arbeitspferd“ ist das Nagler 12 mm.
Was Spaß macht aber mir optisch nicht viel Zugewinn gebracht hat, innen den Tubus mit Veloursfolie auskleben, da lernt man viel über Mechanik und Optik, aber die serienübliche Innenschwärzung reicht meist aus, außerdem ist das Zusammenschrauben nicht ganz einfach, wenn man nicht weiß was man tut. Apropros „herumschrauben“, das ist mir etwas zu „nervig“ am Newton, das Justieren, wenn du perfektionistisch bist, justierst du schnell mal, die halbe Nacht, vollkommen sinnbefreit, also rein vom Bequemlichkeitsfaktor, Preis außer Acht gelassen, wäre der Refraktor die bessere Wahl, oder Großfeldfernglas, Doppel-Apo,… überlege gerade ein APM 150mm SD-Apo anzuschaffen, würde knapp 12.000 € ohne Stativ kosten ... ihr seht, noch oben gibt es wenig Grenzen … Was ich aber schon auch empfehle ist ein kleines Weitwinkelfernglas, für „grab-and-go“, checken wie die Luftverhältnisse, das „Seeing“ ist, aber auch untertags immer einen Blick durch wert. Mir gefällt das Kowa BD II 8x42 XD, mit etwas Randunschärfe, aber dafür zum Viertel Preis eines Swarovski (was eine Welt für sich ist, auch preislich!)
Natürlich träume ich auch von einem Takahashi, einem der letzten noch erhältlichen Birkmaier-Dobson, LOMO-Spiegel, usw. aber träumen darf man und mit dem TS f/11 ED ggf. mit Bino-Ansatz seit ihr für Planeten-Beobachtung (gerne auch aus der Stadt raus) und einem 200 mm Dobson für Deep-Sky am Land gut, breit und relativ „preiswert“ aufgestellt …