fst: 6,8 mag
Seeing: 2 (auf Schulnotenskala)
Wetter: wolkenlos, zeitweise etwas windig, Temp.: 7 °C
Beobachtungsort: Hohe Wand, Postl-Wiese, 920 m
Equipment: Sky-Watcher Skyliner 200, TS WA 30 mm, Speers-Waler 17 mm, Speers-Waler 9,4 mm, TS Planetary HR 6 mm, Baader OIII
Beobachtungen:
NGC 2537 – Bärentatzengalaxie
IC 2233 (Superthingalaxie)
UGC 5364
NGC 4618 + NGC 4625
NGC 4676 – The Mice
NGC 4236
NGC 4051
NGC 4013
NGC 2685 (Polarring-Galaxie)
M 57
Cirruskomplex
Man findet sie im Wiener Becken etwa so selten wie gute Beobachtungsorte – die Rede ist von visuellen Beobachtern. Umso erstaunter war ich, als ich gestern gegen 22 Uhr auf der Wiese hinterm Gasthof Postl auf einen zweiten Visuellen traf. Da die Hohe Wand normalerweise nahezu ausschließlich von Fotografen belagert wird, zeigten wir uns beide sehr froh darüber, endlich einen zweiten Beobachter gefunden zu haben. Markus hatte seine 10“ Meade Lightbridge dabei, und so folgte ein Vergleich unserer Geräte an einigen Standardobjekten. Das Ergebnis war wenig überraschend: An den Galaxien waren praktisch keine Unterschiede feststellbar, lediglich bei M81+M82 bildete ich mir ein, das Duo im 10“er einen Hauch heller gesehen zu haben.
Markus machte sich gegen Mitternacht auf den Heimweg, was ich aufgrund des penetranten Windes eigentlich auch vorhatte. Aber da der Wetterbericht für die nächsten Tage nicht gerade positiv aussieht, beschloss ich, die Nacht noch bis zum Mondaufgang voll auszukosten.
Ich begann mein Programm bei NGC 2537, der Bärentatzengalaxie im Lynx. Diese 11,7 mag helle Gx war erst im 17er Speers richtig gut zu sehen. Andeutungsweise konnte ich sogar die namensgebende Gestalt erkennen. Ein wenig weiter östlich lag ein weiteres Ziel: Die mit 12,6 mag relativ schwache Superthin-Galaxie IC 2233. Die war wirklich eine harte Nuss. Erst nach etwa einer Minute konnte ich sie indirekt gut halten. Bei Gelegenheit muss ich mich noch einmal intensiver mit ihr befassen, denn leider stand der Lynx schon relativ tief am Horizont, was sich zweifelsohne negativ auf die Beobachtung auswirkte.
UGC 5364 oder Leo III ist eine Zwerggalaxie im Löwen. Meine Suche startete bei Mu Leo und führte über einen 6,3 und einen 5,7 mag-Stern zu einem etwa 8 mag-Paar. Etwas weiter nördlich bildete ich mir ein, nach geduldiger Beobachtung eine äußerst (!) blasse Aufhellung aus dem Himmelshintergrund hervortreten zu sehen. Ich überprüfte die Stelle mehrmals im Star-Guide, weil ich mir alles andere als sicher war. Aber es war tatsächlich die korrekte Position! Ich werte diese Beobachtung dennoch vorerst als nicht gesichert.
NGC 4618 + NGC 4625 sind zwei wechselwirkende Galaxien, womit sie zu meinen Lieblingsobjekten zählen. Von Beta CVn aus wanderte ich etwa 2° Richtung Südosten, wo ich sofort auf den helleren Part NGC 4618 stieß. Ihre Begleiterin NGC 4625 war mit 12,4 mag deutlich schwächer und lediglich indirekt zu halten. Natürlich ist dieses Paar bei weitem nicht so spektakulär wie die sich wenige Grad weiter nördlich befindenden NGC 4490 + 4485, aber auch diese Galaxien haben durchaus ihren Reiz.
Nun stand eine große Herausforderung für den 8“er an: Die Beobachtung der „Mäuse“ NGC 4676 A und B. Mit einer scheinbaren Helligkeit von lediglich 14,1 mag sind dies die schwächsten Galaxien (abgesehen von Quasaren), die ich bisher beobachten konnte. Meine Suche startete beim wechselwirkenden Paar NGC 4631 und NGC 4656. Von dort aus wanderte ich zu einem markanten 8 mag-Stern, etwas weiter östlich. Er bildete eine Ecke eines Rhomboiden aus 8 bis 12 mag-Sternen, an dessen 10 mag-Komponente sich NGC 4676 befinden sollte. Im Übersichtsokular war keine Spur von Mäusen zu sehen. Erst im 17 mm Speers-Waler konnte mit sehr viel Geduld eine unregelmäßige Aufhellung an der richtigen Position festgestellt werden. Kurz darauf war diese eindeutig als Galaxie erkennbar, wobei ich meinte, mehrmals die Komponenten A und B sogar kurz getrennt aufblitzen gesehen zu haben. Ein genauerer Blick auf meinen CdC-Audruck bestätigte, dass ich die Ausrichtung dieses Galaxienpaares richtig gesehen habe, somit war meine Vermutung korrekt. Ich muss sagen, ich bin immer wieder verblüfft, was so ein 8“er zu leisten imstande ist; Sehr guter Himmel ist natürlich eine Grundvoraussetzung.
NGC 4236 beobachtete ich, weil sie die aktuelle Deep Sky-Herausforderung der Interstellarum ist. Am Schwanz des Drachen war die recht große 9,6 mag helle Galaxie rasch gefunden. Bereits im TS WA 30 war sie leicht unregelmäßig strukturiert. Im 17 und 9,4 mm Speers-Waler waren diese Unregelmäßigkeiten noch um einiges deutlicher zu sehen.
Auf meinem Weg zu NGC 4013, einer Galaxie in perfekter Kantenlage, stolperte ich über NGC 4051. Bei letzterer waren überraschend viele Einzelheiten erkennbar! Ein „krummer“ Spiralarm war bereits bei 40x eindeutig zu sehen. Diese Galaxie muss ich zu einem anderen Zeitpunkt noch einmal genauer unter die Lupe nehmen, denn ich wollte mich nicht zu lang bei ihr aufhalten, da ich ja zu NGC 4013 wollte. Zur Beobachtung dieser Gx hat mich das allseits bekannte Hubble-Bild inspiriert. Eine andere Aufnahme zeigt einen weiten Ausläufer, der aus einem Crash mit einer kleineren Galaxie herrührt. Dieses Filament blieb mir selbstverständlich verborgen, ist es schließlich nur auf lang belichteten Aufnahmen überhaupt nachweisbar. Allerdings konnte ich eine dunkle „Kante“ im Norden durch die ganze Galaxie beobachten! Von einem tatsächlich gesehenen Staubband zu sprechen wäre vielleicht etwas übertrieben, aber zumindest die Andeutung dessen gilt als gesichert.
Nun ging es weiter zu NGC 2685, einer der wenigen Polarring-Galaxien, die überhaupt mit Amateurmitteln beobachtbar sind. Meine Suche startete bei der „Nase“ des Bären und führte mich über einen 5 und einen 6 mag-Stern an die richtige Stelle. Letzterer hatte einen 8 mag-Begleiter, von dem aus ein Bogen aus 8er Sternen Richtung Nordosten ging. Wenige Bogenminuten östlich des 8ers war mit ein wenig Geduld eine schwache Aufhellung erkennbar. Bei 70x war die Galaxie eindeutig identifiziert. Der Polarring selbst blieb natürlich unbeobachtbar, mich spornte lediglich die Natur dieses Objektes zu dieser Beobachtung an.
Ein flüchtiger Blick nach Osten ließ mich kurz erschrecken. Denn es sah so aus, als würden Wolken aufziehen. Bei genauerem Hinsehen entdeckte ich allerdings, dass es dann doch nur die Sommermilchstraße war.

Der Schein des Mondes kündigte bereits dessen Aufgang an, weshalb ich neben meinen anderen Neuerwerben (Speers-Waler 17, 9,4 mm und TS Planetary HR 6 mm) auch noch meinen neuen Baader OIII-Filter ausprobieren wollte. Los ging es mit M 57, dem Ringnebel (hatte ihn schon vor Mitternacht unter suboptimalen Bedingungen beobachtet). Wahnsinn, welche Kontrastleistung der Filter bringt! Bei 128x mit OIII war der Himmelshintergrund aber so was von pechschwarz, und der Rauchkringel blendete mich schon fast.

Fazit dieser Nacht:
+ Viele schöne und interessante neue Objekte
+ Endlich einen visuellen Beobachtungskollegen gefunden
+ Ein mit seinem neuen Zubehör überaus zufriedener Chris

Danke fürs Lesen,
Christian