Beobachtungsbericht vom 26. August 2011

Astronomie, Naturbeobachtung, Mikroskopie...
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Alrukaba
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Beobachtungsbericht vom 26. August 2011

Beitrag von Alrukaba »

Den Beobachtungsabend könnte man unter der Kategorie einordnen, wo eine letzte Möglichkeit genutzt wird, bevor wieder eine Schlechtwetterfront herein triftet. Außerdem war es für mich die erste und sicher auch letzte Beobachtungsnacht heuer, die ich in einer kurzen Hose absolviert habe.
Eigentlich wär ja für den nächsten Tag eine gemeinsame Beobachtung mit Gästen auf der Alm angesagt gewesen, aber bei der Voraussage wollte und mußte ich einfach die letzte Chance nutzten, die sich bot, den für den Samstag waren die Prognosen nicht gerade gut. Und ob es nächsten Freitag, an unseren öffentlichen Abend etwas wird, steht auch noch in den Sternen.
Eigentlich wollte ich auf dem Hochpyhra eine Beobachtung starten. Gerald wurde natürlich auch gefragt, der war aber in der Nacht zuvor mit seinem Neffen auf dem Hochbärneck zelten und hatte Schlaf nötig, also startete ich allein.
Gegen ½ 9 fuhr ich von zu Hause los und nicht ganz eine halbe Stunde später stand ich auf dem Hochpyhra. Die Bedingungen waren katastrophal. Ein föhniger Südwestwind blies mir um die Ohren, was zu Folge hatte, daß die Sterne wie wild flackerten.
Nein, hier könnte ich nicht bleiben, da wär ich buchstäblich vom Winde geblä…., eh – verweht. Aber ich wartete noch die ISS ab, die um ¼ nach 9 einen Überflug starten sollte. Pünktlich tauchte sie auf, flog durch den großen Bären und Drachen, streifte den kleinen Bären und Kepheus und verblasste wieder im Pegasus.
Wäre also eine kurze Beobachtung gewesen, aber beim runterfahren dachte ich mir, ich schau mal rüber in Richtung Niederaigen – Windischendorf. Da hatte ich damals schon den Kometen Hyakutake beobachtet und ich hätte den Hochkogel im Süden, der mir den Wind etwas abschirmte, so war zumindest meine Hoffnung.
Naja, der laue Wind kam hier zwar auch schön heftig, aber böig und dazwischen war es zeitweise ruhig. Das Seeing war hier natürlich genauso schlecht und noch dazu leuchtete vom nahen Niederaigen, zwar nicht immer, was ich ein bisschen komisch finde, aber doch sehr oft ein Scheinwerfer in meine Richtung.
Als erstes suchte ich mir natürlich den Kometen Garradd, der an diesem Tag den Kugelhaufen M71 im Pfeil besuchte. Schön standen die beiden beieinander und gemeinsam mit dem Stern BSC 9 Sgr, der am unteren Ende einer Gruppe stand, die wie ein Ypsilon angeordnet war und dem offenen Sternhaufen Harvad 20 darunter war die Gesellschaft ein reizender Anblick.
Als nächstes schenkte ich meine Aufmerksamkeit der Feuerradgalaxie oder M 101 im großen Bären. Neugierig machte mich die Galaxie natürlich wegen der Supernova, die erst diese Woche in ihr entdeckt wurde und selbst schon mit Amateurgeräten erreichbar sein sollte. Nur leider stand der große Bär genau in der Lichtglocke von Amstetten und so tat ich mir schon schwer, die Galaxie zu sehen. Gefunden hab ich die ansonsten gut sichtbare Galaxie durch Starhopping von Mizar aus. Eine Viererkette folgend und über den letzten beiden ein fünfter als Spitzte eines Dreiecks und darüber fand ich das Objekt meiner Begierde.
Leider zeigte sie sich nur schemenhaft und ich kann nicht sagen, ob ich die Nova dabei war, aber ich bin mir sicher, daß die Sterne, die ich in ihrer Nähe gesehen habe eher Vordergrundsterne waren. Sepp verriet mir zwar am Telefon, daß sie am südlichen Rand sein sollte, aber da konnte ich nichts erkennen.
Jetzt wollte ich mich erst mal ein wenig entspannen und schweifte mit meinem Fernglas ein wenig über die Milchstraße. Die endete knapp unter M20, dem Lagunennebel. Ihn und den Trifitnebel suchte ich mir auch mal schnell mit dem Teleskop. Leider sah der Sternhaufen rund um die beiden durch ihre Horizontnähe noch etwas aufgeblähter aus.
Als nächstes mußte mal was Neues her. Da hab ich mir doch mal ein paar Objekte in der Leier notiert. Das erste war Steph 1, ein schöner, wenn auch etwas auseinandergezogener offener Haufen rund um den Stern Delta Lyra, dem linken oberen Eck des Instruments. Weniger aufregend war NGC 6791, ein weiterer offener ein Stück unterhalb von Theta Lyra.
Wenn schon mal in der Leier, dann mußten natürlich auch Epsilon Lyra und M57 herhalten. Leider ließ sich das Vierersystem bei dem Föhn kaum trennen. Zum Glück galt das nicht für den Ringnebel, der sah toll aus. Das gleiche gilt für den Hantelnebel im Füchschen.
Eigentlich waren das alles nur Pausenfüller, denn der, den ich noch beobachten wollte, versteckte sich noch hinter einer Gruppe Bäumen. Auf Jupiter sollte zu der Zeit der große rote Fleck genau im Meridian stehen, aber leider wurde mir der Anblick nicht vergönnt und der Fleck wanderte jede Minute weiter zum Rand des Planeten.
Weitere Pausenclowns waren die Andromeda Galaxie, samt Begleiter und eigentlich wollte ich mir auch 61 Cygni reinholen, da hatte ich aber immer ein Stativbein im Anschlag. Gut, dann eben noch mal Garradd und die Feuerradgalaxie.
So, nun stand der Gasriese aber hoch genug, um ihn mal aufs Korn zu nehmen. Dafür zu warten, was ich da sah, hat sich diesmal nicht ausgezahlt. Um Einzelheiten wie den großen roten Fleck zu sehen, dafür mußte ich schon das 5mm Okular rein geben. Da zeiget sich aber nicht nur Jupiter wie ein verwaschener Wattebausch, sondern auch seine Monde. Darauf auch noch Einzelheiten wie den roten Fleck zu erkennen war aber nur Wunschdenken. Io, Kallisto und Ganymed standen links, Europa rechts.
Ja, das Seeing war wirklich unter jeder Kritik, es bekommt diesmal eine 3-. Als ich mir bei einem Stern mal die Beugungsringe ansah, sahen die aus als würden Hamtidamti und Rumpelstilzchen um den Titel des Dancingstar kämpfen. Naja, bei dem föhnig, böigen Wind kein Wunder. Die Grenzgröße lag bei ca. 5 mag. Das einzig angenehme war, wenn sie auch mitverantwortlich für das schlechte Seeing war, die Temperatur, 26°.
Bevor ich nun abbaute, wollte ich 61 Cygni doch noch sehn und wenn der Berg schon nicht zum Propheten kommt, dann muß der Prophet eben zum Berg gehen. Ich schnappte das Teleskop, drehte es aus der Nordrichtung, sodaß die Beine dem Rohr nicht im Weg waren und schon leuchtete mir mein Paradedoppler ins Okular. Aber auch die beiden waren ziemlich wacklig auf den Beinen.
Kurz nach Mitternacht packte ich zusammen und fuhr nach Hause.

Diesmal beobachtete ich wieder mal mit meinem Fh 102 mit 1000mm Brennweite und meinem Nikon 10x50 Feldstecher.
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rorma
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Beitrag von rorma »

Hallo Alex,


wie immer ein schöner und gern gelesener Bericht, trotz der schlechten Bedingung konntest du ja doch noch einiges vor die Linse bringen.


CS Robert
"Erwarten Sie nicht, beim Schauen schon zu sehen. Sehen ist eine Kunst, die erlernt werden muss!"
William Herschel
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Alrukaba
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Beitrag von Alrukaba »

Servus Robert!

Danke für deine Begeisterung. Ich wollte natürlich noch mehr beobachten, aber unter den Bedingungen hatte ich keine Lust

Alex
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Beitrag von darthvader »

Servus Alex,

schöner unterhaltsamer Bericht. Die geblä.... Winde können in vielen Situationen hinderlich sein :wink:

CS
Andreas
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Beitrag von Alrukaba »

Hallo Andreas!

Danke für den Komentar. Ja , so Winde sind immer hinderlich

Alex
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