Der Weltraum, unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2009, das internationale Jahr der Astronomie ist angebrochen. Dies ist das astronomische Logbuch des Amateurastronomen Alrukaba, der vor 25 Jahren begann mit Hilfe von optischen Geräten das Sonnensystem zu erforschen, ferne Welten zu beobachten und für sich neue Dimensionen zu entdecken und er drang dabei in Bereiche vor, die er noch nie zuvor gesehen hat.
Das Jahr 2009 ist auch für mich ein kleines Jubiläumsjahr. Es war im Jänner 1984 als ich mit meinen Vater mit dem Zug nach Linz fuhr und mir irgendwo rechts der Landstraße bei einem Optiker mein erstes Teleskop kaufte. Ca. 6800 heiße Alpendollar kostete das Gerät damals, ein Newton mit 900 mm Brennweite und 114 mm Spiegeldurchmesser. Für einen Lehrling im ersten Lehrjahr viel Geld. Sweet Little seegstihn war ich damals alt und trug am 11. Jänner diesen Jahres den Mond und M 42 als erste Objekte in das astronomische Logbuch des Perseus – Observatorium ein. Mittlerweile sind es sicher jenseits der 200 und wer weiß wie viele noch folgen werden.
Nun aber genug der Sentimentales. Letzten Samstag haben wir zu siebt unser Beobachtungsjahr 2009 eingeläutet. Eine Nacht, sieben Männer, sieben Geräte und neun Stunden Beobachtungszeit, naja fast. Wir das waren Willy, Gerald, Sepp, Kurt, Michael, Sepp Aigner, ein Bekannter von Gerald und meine Wenigkeit. Eigentlich war es schon für die Neujahrsnacht ausgemacht aber da war uns der Wolkenzug zu unsicher. Willy war um ½ 4 bei mir und wir fuhren gemeinsam zu Michael und trafen schließlich gegen ½ 5 auf der Alm ein.
Der Mond stand fast im Meridian und tief am Südwest Horizont grundelte ein Planet herum, den konnten wir aber nur mit freiem Auge betrachten. Es muß Merkur gewesen sein, denn laut Cartes du Ciel war Jupiter zu dieser Zeit schon unter dem Horizont.
Kurt war schon da und schaufelte schon fleißig. Rasch waren zwei weitere Beobachtungsplätze freigeschaufelt und wenig später hatte ich die Venus im Visier. Ich hatte als erstes mein kleines Gerät aufs Stativ „geschnallt“ aber auch das größere im Kofferraum. Auch Michael stellte seinen Dobson auf den Platz, gleich neben Kurtl´s APO.
In der Zwischenzeit sind auch Gerald und Sepp zu uns gestoßen und schon wurde ein kleiner Imbiss, drüben im Almhaus in Betracht gezogen. Aber erst mußte noch unser treuer Begleiter sein Licht in meinen Tubus fallen lassen. Nach einem kurzen Rundgang fuhren wir schließlich hinüber in die Hütte um uns zu stärken.
Als letzter stieß dann Sepp Aigner zu unserer Runde und er sollte sich, im laufe der Nacht als guter Engel zu erkennen geben. Nach kurzer Stärkung begaben wir uns wieder zur Sternwarte und gegen 7 Uhr Abend begann dann die erste Beobachtungsrunde des neuen Jahres. Leider waren, als wir wieder auf unseren Beobachtungsplatz eintrafen, unsere Geräte mit samt den Okularen vereist. Sofort wurden sie in die Hütte verfrachtet um sie wieder aufzutauen. Da kam mein zweites Gerät ins Spiel. Nochmals wurde die Venus eingestellt. Sie leuchtete so hell ins Okular, daß man glauben konnte, Einzelheiten in ihrer Wolkenstruktur zu erkennen. Noch heller war der acht Tage alte Mond. Wir hatten an diesem Tag quasi Halbmond aber den widmete ich mich etwas später.
Ach ja, Sepp hatte seinen Kleinen APO neben mir aufgestellt und sofort wurden eifrig Vergleiche gezogen, ebensolche mit Geralds Spektiv, welches er neben Michael auf den Platz aufbaute. Willy hatte kein Gerät dabei, ebenso Sepp Aigner. Kurt hatte noch seinen Dobson im Talon.
Ich hielt, solange der Mond da war, wieder mal mehr an den Standartobjekten fest. Als erste mußten die Plejaden daran glauben und gleich darauf der Krabben Nebel. Schon wurde zum ersten Gerätevergleich aufgerufen. Wer kann bei den Trapezsternen im Orionnebel, noch einen weiteren Komponenten auflösen. Erst sah es bei allen gleich aus; - vier Sterne, aber dann erkannte Sepp in meinem Refraktor doch tatsächlich neben Komponente A noch Komponente E. Er war zwar nicht leicht zu erkennen aber er war da. Das Seeing passte, noch, und so machten wir gleich mit Rigel weiter. Auch er war kein Problem, den konnte auch Gerald in seinen Spektiv trennen. An Sirius B bissen wir uns dann aber doch die Zähne aus.
Schluß mit dem Vergleichen, M 41 wurde aufs Korn genommen. Ihm folgte Omikron 2 Eridani und gleich wurde meinen Mitbeobachtern der einzige weiße Zwerg präsentiert, den man schon mit einem kleinen Teleskop aufstöbern kann.
Immer wieder schoßen Meteoriten über den Himmel, Sepp identifizierte sie als Quadrantiden. Er hat sieben oder acht im Laufe der Nacht gezählt. Anfangs hatten wir ca. -8° und die Temperaturen purzelten runter bis auf – 12°. Leider ließ mit der Temperatur auch das Seeing nach.
Nach einer kurzen Aufwärmpause machte ich dann doch einen kurzen Streifzug über den Mond. Die kleine „Sternkanone“ war nun wieder auf der Lafette um die große etwas aufzuwärmen. Auch Kurt machte zwei Mal einen Gerätewechsel. Michael hatte seinen Dobson leider wieder abgebaut, die Elektronik gab w.o. Auf dem Mond stach mir sofort Walter ins Auge, er lag direkt am Terminator und der verlief fast entlang des Null Meridian und sein Zentralberg ragte aus dem Schatten. Weiter nördlich traf ich auf Albategnius und Hipparchus und darüber das Sinus Medii mit dem Krater Triesenecker. Über das Mare Vaporum und die Apeninnen hinweg kam ich auf Autolycus und Aristillus und noch nördlicher Cassini. Gleich scharf links, quasi westlich von Cassini ragte Mt. Piton aus dem Schatten. Den Rest des Mondes überflog ich etwas schneller, vom Mare Serenitatis ins Mare Tranquilitatis, streifte dabei das Mare Crisium und das Mare Fecunditatis und schließlich über das Mare Nectaris wieder zu Walter.
Aigner Sepp betrachtete neben mir gerade mit seinem Feldstecher den Andromeda Nebel und fragte mich, ob er den auch mal durch das Teleskop sehen könnte. Schnell umgeschwenkt und schon konnte er die fernen Welteninseln betrachten. Für den Geist der Mirach war aber der Mond zu hell und der kleine zu schwach. Auf der anderen Seite des Himmels war die Krippe schon hoch genug, um sie mal ins Auge zu fassen. Doch gleich darauf schwenkte ich wieder nach Süden, in das Einhorn. Beta Monocerus, M 46 und M 47 wurden hier von der Allgemeinheit betrachtet. Danach ging’s noch weiter in den Süden, zum Langohr des Sternenhimmels. Nein Esel gibt es da keinen, von denen sitzen genug hinter den Rohren, ich spreche vom Hasen, da sind mir weniger bekannt. M 79 machte mich neugierig, ein Kugelhaufen, klein aber fein und Gamma Rabbit – aaah Lepus, ein Doppelter, einer gelb und einer bläulich.
Die Beobachtungsphasen wurden während der Nacht immer kürzer, die Aufwärmpausen dafür etwas länger. Während der vorletzten Beobachtungstour kam nochmals der größere zum Einsatz.
Der Mond war endlich unter den Horizont gesunken und man konnte eine vernünftige Sternzählung durchführen. Sowohl im kleinen Bären als auch im Gürtel des Orion waren, zumindest indirekt, Sterne bis fast 6. Größe auszumachen. Im Orion suchten wir dann gemeinsam M 78 auf, dann nochmals zu M 42, ehe nun Gerald M 79 im Visier hatte. Auch ich suchte mir den noch mal im großen Gerät und Michael faselte irgendetwas von R Lepus, von Hinds Karmesin Stern. Die Karte zeigte mir zwar, daß er quasi die „Blume“ des Hasen markiert, sie sagte mir aber auch, daß er zwischen 5,5 und 11,7 mag. schwankt und keiner wußte wie hell er im Moment ist. Ich schwenkte von mü Lepus nach Westen bis ich ca. im rechten Winkel mit Rigel stand und schaute erst mal mit dem 40 mm Okular und hatte plötzlich einen Blutstropfen im Auge. Sofort wurde vergrößert und ich sah einen tiefroten Stern, wie ich noch nie einen gesehen habe. Weiß jemand, wie hell der zur Zeit ist? Das Cartes du Ciel gibt da leider nur einen Durchschnittswert bekannt. Er war auf jeden Fall nicht heller als die Umgebungssterne und die hatten ca. 9. – 10. Größe. Auf jeden fall müßte er, nach kurzen Recherchen, zur Zeit wieder heller werden.
Danach machten wir eine letzte Pause, ehe wir uns Saturn zuwandten. Der stand noch hinter den Bäumen. Ich nahm den großen mit in die Hütte um den Herrn der Ringe nicht durch ein Rohr aus Eis betrachten zu müßen. Da gab sich Sepp Aigner als Engel zu erkennen. Er zauberte ein Sixpack mit Murauer und Stiegel, sowie Speck und Brot auf den Tisch.
Nach dieser Stärkung widmeten wir uns schließlich den Ringplaneten. Er war nun hoch genug um ihn aufs Korn zu nehmen. Ich konnte rechts Rhea und weiter draußen Titan erkennen und links von ihm, fast doppelt so weit weg wie Titan, Japetus. In Kurts APO konnte man auch noch, rechts, fast am Ring klebend, Tethys ausnehmen. Saturn selber sah aus wie ein Bratapfel auf dem Spieß. Nach ausgiebigem Studium beendigten wir um ½ 2 Uhr früh unsere erste Beobachtungsrunde des Jahres 2009 und ich stieß dabei wieder einmal in Bereiche vor, die ich noch nie zuvor gesehen habe.
Verwendete Geräte:
Sepp – ein 600 mm APO mit 80 mm Durchmesser
Gerald – ein Spektiv mit 460 mm Brennweite und 80 mm Durchmesser
Michael – einen 350 mm Dobson mit 1600 mm Brennweite
Kurt – einen 450 mm Dobson mit 2000 mm Brennweite und ein
Mead APO mit 127 mm Öffnung und 952 mm Brennweite
Ich verwendete einen Refraktor mit 102 mm Öffnung und 1000 mm Brennweite
und einen zweiten mit 102 mm Öffnung und 500 mm Brennweite
Beobachtungsbericht vom 3. Jänner 2009
- Alrukaba
- Austronom
- Beiträge: 2811
- Registriert: 03.01.2008, 22:53
- Wohnort: Brand/Finsternau
- Kontaktdaten:
Beobachtungsbericht vom 3. Jänner 2009
Zuletzt geändert von Alrukaba am 06.01.2009, 21:07, insgesamt 1-mal geändert.
Hallo Alex!
Auch ich habe deinen Bericht bei einem schönen Häferl Kaffee genossen, allerdings beim Nachmittagskaffee. Auch zu der Uhrzeit ließt er sich hervorragend
. Wirklich sehr informativ und unterhaltsam!
LG Clemens
PS: Meinen Respekt, dass man um diese Uhrzeit (1:44 Uhr) so viel schreiben kann
Auch ich habe deinen Bericht bei einem schönen Häferl Kaffee genossen, allerdings beim Nachmittagskaffee. Auch zu der Uhrzeit ließt er sich hervorragend

LG Clemens
PS: Meinen Respekt, dass man um diese Uhrzeit (1:44 Uhr) so viel schreiben kann

Von fern sieht man's vom Shuttle blinken:
Geh, schickt's und doch a Blattl Schinken!
Geh, schickt's und doch a Blattl Schinken!