CCD OSC / mono bei langer BW

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BernhardH
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CCD OSC / mono bei langer BW

Beitrag von BernhardH »

So ich trete die Diskussion mal wieder los, hab aber einen neuen Thread eröffnet weil der laufende sich eigentlich über DSLR und OSC dreht.

Mich interessiert folgende Frage:

Ich hab ja bereits eine MonoKamera die ich in der Form auch sicher behalte. Hier geht es somit eher um eine Ergänzung als eine Neuanschaffung.

Da ich in meine Sternwarte demnächst ein größeres Rohr packen werde mit 1600mm Brennweite werde ich wohl meinen 107er mit ~500mm Brennweite parallel dazu verwenden. Die Möglichkeit Kamera zu wechseln besteht bei mir natürlich, ist aber wegen nicht im Garten nebenan eben nicht ganz sofort möglich. Daher überlege ich eine zweite einzusetzen, weil es doch immer große und kleine Objekte am Himmel gibt.
Ich habe aus früheren Zeiten noch meine Eos 1000Da die man mal ohne Mehrkosten problemlos an beiden Systemen einsetzen kann mit allen schon x-mal besprochenen Nachteilen im vergleich zu einer ccd.

Im wesentlichen kurz zusammengefasst:

Keine Kühlung, somit vor allem bei dunklem Himmel schwer Hintergrundlimitiert und noch schwerer im Sommer
Geringere Quanteneffizienz (eos 1000da ~25-30%, qhy8 ~50-60%)
Sonstige Kalibrierunschönheiten (banding usw)

Die Königslösung wäre natürlich eine zweite SW ccd zu haben jedoch schreckt mich der gesamtpreis von Kamera filterrad filter schon etwas ab. abgesehen davon gibt es die wunsch-größe APS-C nicht und eine zweite 8300er brauch ich wohl sicher nicht^^.

Was ich mir allerdings preislich vorstellen könnte wäre eine OSC CCD in der klasse der QHY8 mit netter APS-C chipgröße (also noch größer als DSLR mit 28mm x 15mm) die auch ca 2x so groß ist wie meine 8300er im Moment.

Die Nachteile zur mono mal kurz aufgezählt:

Schmalband nicht wirklich möglich weil H2 nur 1 Pixel von 4 trifft, bei O3 2/4 + zusätzlicher filterverlust und Auflösungsverlust

Luminanzaufnahme fehlt, allerdings wird das so halb kompensiert weil man ja eine gesamtbelichtungzeit bei Mono für Farbe auch auf L R G und B aufteilen muss. Bei OSC kann ich mir natürlich die Teilbelichtungen nicht aussuchen quasi.
Hier hat die SW die Nase ein stück vorne bezüglich Rauschen wegen der L-Aufnahme:

Betrachtet man die Qualität (Rauschen) des Helligkeitsbildes auf einem 2x2 Pixelverbund:
Nimmt man 1h gesamtbelichtungszeit an, dass wir eine ~weiße quelle fotografieren und dass jeder Filter 1/3 des Spektrums durchlässt
OSC: 60min * je 1/3 des Gesamtlichts = 20 Lichtminuten
SW: 15min B (1/3) + 15min G (1/3) +15min R (1/3) +15min L (1/1)= 30 Lichtminuten

Also 1.5x besser mit SW

Bei ausgeglichenen Farben denke ich hab ich nichtmal den großen Auflösungsverlust.

Bei vorwiegend roten Objekten wird's schlechter für die OSC (also wo kaum grün oder blau dabei ist, Also Gesamtlicht nur Rot):

OSC: 60min *1/4 (weil nur das rote Pixel was sieht) = 15 Lichtminuten
SW: 0*15min B + 0*15min G +15min R (1/1) +15min L (1/1)= 30 Lichtminuten

Also hier Faktor 2.

Hier könnte ich sogar bei der SW CCD nun das Belichtungsverhältnis ändern und zb 25min R und 10+10min BG machen und hätte dann sogar 45min Licht im Vergleich zu 15min.
Als Extrembeispiel wäre dann Schmalband hier anzuführen wo man dann auf 15min/60min kommt

Klar was nun bleibt ist der Auflösungsverlust bei der OSC weil ja nur jedes 4t Pixel räumlich was sieht.

So nun kommt der springende Punkt. Wie sieht das bei langen Brennweiten aus wo ich eigentlich im Oversampling stecke. Spielt der Auflösungsverlust durch die Bayer-Matrix nun noch eine Rolle wenn das Seeing mir sowieso jede Punktquelle eigentlich auf ein Super-Pixel (4 Pixel) der OSC verschmiert?
Lassen wir mal das oben besprochene Missverhältnis der Helligkeit zwischen Faktor 1.5 und 4 außen vor.

Wie seht ihr das mit der Auflösung und dem Sampling?

Ich meine offenbar muss man mit der OSC mit einem Nachteil beim

1) Rauschen zwischen 1.5 (Galaxien/Sternhaufen, im Schnitt weißen Bildern) und maximal 4 (Emissionsnebel) rechnen

und 2) Auflösung wobei hier vielleicht bei hinreichendem Oversampling das keine Rolle spielt?

Also konkret in meinem Fall:

Schmalband mach ich sowieso wenn dann mit der Mono. (abgesehen davon kann ich mich nicht mehr erinnern wann ich das letzte hubble gemacht hab)
Der Belichtungszeitverlust trifft mich nur halb weil der OSC sensor eine 2x größere Chipfläche hätte als mein 8300er, passt allerdings ein Objekt auf den 8300er auch drauf, hätte der die Nase vorn um den Faktor oben.
Der Auflösungsverlust trifft mich (vielleicht) bei der langen Brennweite auch nicht so weil eben das seeing oft schlimm genug ist? QHY8 + 1640mm wäre eine pixelscale von 0,97"/px, also 1.94"/4er pack. Mein APO hat 2.2" pixelscale mit der SW cam und macht im schnitt bei gutem wetter FWHMs von 1.2-1.4 pixel, was wirklcih scharfe bilder in 100% Auflösung bringt.
Ok wenn die sw an den 1600mm und die OSC an den 500 angeschraubt ist dann hat man wohl auflösungsverlust am kleinen rohr^^ aber bei widefield ist einem das vielleicht sogar wurscht und der große Sensor macht sich dort sicher gut.

Mag jmd dazu seinen Senf abgeben mit dem Fokus auf zweitkamera und somit zusätzliche Bildgewinnung zum Hauptsetup. Der Gewinn von der DSLR muss ja schon merkbar sein wenn eben die QE fast doppelt so hoch ist und eben die Kühlung auch mitspielt. Vielleicht muss man ja die OSC CCD nicht neu kaufen dann isses preislich auch nicht so eine wumme.

Würde mich freuen,

Danke und cs Bernhard
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markusblauensteiner
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Re: CCD OSC / mono bei langer BW

Beitrag von markusblauensteiner »

Hallo Bernhard,

ich denke auch, dass du bei der langen Brennweite betreffend der Auflösung weniger Nachteile mit einer OSC zu befürchten hast als wenn du die z.B an 1000mm BW adaptieren wolltest.
Dennoch denke ich, dass das meiste schöne Rechnerei ist, die einem das ganze Wochende versauen kann :D und am Ende schauts erst anders aus. Mein Dualsystem würden die Theoretiker wohl auch in Stücke reißen, am Papier funktioniert das sicher nicht. :D :D :D :D :shock:

LG, Markus
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