Jupiter mit der Webcam

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M13
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Jupiter mit der Webcam

Beitrag von M13 »

Hallo!

Gestern habe ich mich zum ersten Mal mit der Webcam am Jupiter versucht:

Bild

Aufnahmedaten: 6" f/4.8 Maksutov-Newton, Celestron Neximage, 5x APO Barlow. Bearbeitung mit Registax 6.

Ich muss sagen, ich bin doch einigermaßen enttäuscht von dem Ergebnis. Wenn man im Web so schaut, was andere mit dieser Öffnung (z.B. 150/750 Newton) in etwa zusammenbekommen, dann dürfte irgendeine meiner Komponenten nicht ganz mitspielen.

Dass es der 6"-MN ist, glaube ich nicht. Visuell gibt's (für meine Begriffe) sehr schöne Jupiterbilder und einen so hohen Kontrast am Mond wie durch den MN habe ich auch schon lange nicht mehr gesehen. Die Kollimation ist recht genau, das habe ich mit dem Laser überprüft.

Die Neximage ist ein stinknormaler Philips-Klon, mit der viele andere schon super Aufnahmen geschafft haben. An der liegt's vermutlich auch eher nicht...

Bleibt noch die 5x Barlow: Wie ist die denn von der Qualität her einzuschätzen? Man findet im Netz wenig Informationen drüber.

Oder darf man einfach von den Umgebungsbedingungen her nicht mehr erwarten? Das Bild (Video) entstand heute um ca. 2 Uhr. Da war der Jupiter noch nicht allzu hoch. Die Luft war aber erstaunlich ruhig, finde ich.

Also vielleicht kann mir ja wer von euch Tips geben, wie ich mein Setup verbessern könnte...

Danke & lg,
Martin
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tommy_nawratil
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Beitrag von tommy_nawratil »

hallo Martin,

hast du die wavelets in Registax zum Schärfen bemüht? Dein Bild sieht sehr wenig geschärft aus, fast wie ein rohes Summenbild. Mit einer Deconvolution um 15 Pixel komme ich zu einem wesentlich schärferen Resultat mit deinem Bild, wenn auch ein paar seltsame Querstreifen drin sind.

Das Seeing ist entsscheidend, je höher der Jupi steht desto besser sollte es werden.

Mit dieser 5x Barlow um 62.- oder so, falls es diese ist, habe ich meine besten Aufnahmen bisher vom Jupi gemacht. Trick 17: Mit einem 20-25mm Okular einen Stern fokussieren und auf Farbsäume achten. Okular+Barlow im OAZ drehen bis die Farbsäume minimiert sind, festklemmen. Kamera rein und los.

Sollten die Farbsäume nicht weggehen (falls überhaupt vorhanden), so lange drehen bis sie mit der atmosphärischen Refraktion am Zielplaneten übereinstimmen. Diese Farbverschiebung in RGB ist ja wegen der Atmosphäre unvermeidlich und muss sowieso durch Verschieben der RGB Kanäle korrigiert werden. Dann wird der Fehler der Barlow gleich mitkorrigiert. Umgekehrt kann man auch probieren die atm.Refr. mit der Barlow zu kompensieren. Eine Menge Möglichkeiten also.

lg Tommy
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M13
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Beitrag von M13 »

Hallo Tommy!

Danke für deine Antwort! Ja, ich habe eigentlich schon geschärft mit den Wavelets. Aber es tut sich nicht wirklich viel... ist irgendwie seltsam.

Aber ich hab mir jetzt mal zum Testen auch Giotto angeschaut und muss sagen, abseits von der mehr als gewöhnungsbedürftigen Benutzeroberfläche gibt mir das auf Anhieb viel bessere Ergebnisse (woran auch immer das liegen mag). Mit demselben Rohvideo wie in Registax habe ich nach ein bißchen herumspielen mit dem "Speedy Gonzalez"-Mexican-Hat-Filter das hier herausbekommen:

Bild

Also ich bin von Giotto begeistert! Hab gleich noch mal schnell einen Saturn vom Frühjahr durchgejagt und so ein Ergebnis hab ich mit Registax bei weitem noch nie rausbekommen:

Bild

Das gefällt mir jetzt schon wesentlich besser und ich glaube, es liegt letztendlich doch nur an meinen Bildbearbeitungskenntnissen. Blood, sweat and tears...

lg,
Martin
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markusblauensteiner
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Beitrag von markusblauensteiner »

Hallo Martin,

aller Anfang ist schwer, in der Planetenfotografie am Meisten, wie ich finde.

Wie viele Aufnahmen hast du denn gemacht? Jupiter rotiert sehr schnell, länger als 2 Minuten sollten die Videos nicht sein. Aber auch nicht viel kürzer, weils dann schnell zu wenige Bilder werden.
Für 3,7 Meter Brennweite darf das Seeing schon sehr gut sein, auch der Fokuspunkt ist entscheidend! Die feinen Details der Atmosphäre des Gasriesen sind so fein, dass sie verschwinden, ehe du dichs versiehst....

Mein Avatar ist mit der "gleichen" Kamera (heißt nur anders) bei knapp 3 Metern Brennweite entstanden. Das war aber eine einmalige Angelegenheit, es ist nie wieder so gelungen. Wie manche Deutsche die Bilder am laufenden Band produzieren, ist mir ein Rätsel.... :D

LG, Markus
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Beitrag von M13 »

Hallo Markus und danke auch dir für deine Antwort!
markusblauensteiner hat geschrieben:Wie viele Aufnahmen hast du denn gemacht? Jupiter rotiert sehr schnell, länger als 2 Minuten sollten die Videos nicht sein. Aber auch nicht viel kürzer, weils dann schnell zu wenige Bilder werden.
Es waren 400 Frames, davon habe ich 10% verwenden lassen. Ich weiß um die Rotation von Jupiter (was muss das für ein Streß mit einer Monokamera sein!), darum habe ich die Zeiten extra kurz gehalten. Allerdings wohl etwas ZU kurz, wenn ich mir das gerade durchüberlege mit den 2 Minuten. Ich könnte bei 15 fps ja an die 1800 Frames aufnehmen! Dann werde ich das nächste Mal mehr versuchen, das ist schon einmal eine sehr gute Idee!

lg,
Martin
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prokyon
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Beitrag von prokyon »

Hallo Martin,

das ist ja schon mal kein schlechtes Ergbnis. Ich bin mit Registax besser zurecht gekommen als mit Giotto.
Beim Schärfen muss man sehr behutsam vorgehen. Bei deinem Saturnbild sind bereits Artefakte aufgetreten.
Planetenfotografie steht und fällt mit dem Seeing. Ich denke, deine Bedingungen in dieser nacht lassen nicht mehr Details zu. Du musst darauf achten, wirklich einen guten Standort zu wählen. D.h. heißt keine Häuser im Vordergrund usw.
Und die Webcam hat ihre Grenzen. Mit einer DMK erhält man viel bessere Ergebnisse. Hab beides schon ausprobiert.

Du könntest auch noch Autostakkert versuchen. Ist sehr einfach zu bedienen und liefert beachtliche Ergebnisse:

http://www.astrokraai.nl/autostakkert.php

cs

Werner
Ich liebe die Sterne zu sehr um die Nacht zu fürchten.

http://www.starrymetalnights.at
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Beitrag von M13 »

Danke, Werner, ich werde mir Astrostakkert auch anschauen, ob ich damit was zusammenkrieg! :)

Eine DMK ist natürlich eine tolle Sache, aber ich stelle mir das bei der hohen Rotation sehr stressig vor, Filter wechseln, Refokussieren usw. Da hat man eigentlich für jeden Kanal nur 30s Zeit.

Denkbar wäre natürlich auch, mit der Webcam ein Farbbild anzufertigen und mit der DMK die Luminanz. Dann hat man etwas mehr Zeit. Dürfte aber auch nicht gerade trivial sein. Die DBK wäre wohl ideal für faulere Leute (wie mich), auch wenn man da zur DMK Auflösung im Faktor 1,3 herschenkt.

lg,
Martin
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tommy_nawratil
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Beitrag von tommy_nawratil »

hallo Martin,

ja, sorry, die Registax wavelets haben bei mir auch nix gscheites produziert. Ich mach das Bild dann in Avistack 1.81 auf und die wavelets dort rocken ohne grüne Artefakte am Rand zu machen.

lg Tommy
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