Meine Freundin hat gerade von handgeführtem Fernglas auf Sky-Watcher 102/500 mit AZ-4 upgedatet.
Ein sehr nettes Teil. Klein, leicht und man kann nett herumsurfen, bei Bedarf mit guten Okularen vergrößern. Bei 2" Zubehör würde das Teil hoffnungslos hecklastig werden, so hat sie mit dem guten 25mm Planetary HR einen angenehmen Kidney Bean freien Einblick ohne den Hintergrund zu sehr aufzuhellen. Im Gegensatz zu den 32mm und 40mm Super Plössl, die einen sehr deutlichen Kidney Bean Effekt haben. 40mm würde auch eine zu große Austrittspupille erzeugen.
Somit bin ich auf den Widefield-Geschmack gekommen und habe mir selber einen 150/750er Refraktor zum Testen geholt.
Der erste Eindruck beim Auspacken "Heiliges Kanonenrohr, wer hat DAS bestellt?" Marke "Walbaby".
Handling:
Meine EQ5 trägt ihn gerade noch mit 5kg am Ende der Stange oder mehr Gegengewicht.
Er ist austariert am hinteren Ende um 10cm kürzer als mein 120/1000er Refraktor, das ist für die Zenitlage eine Erleichterung.
Wenn man ihn mal auf der Montierung fixiert hat, lässt er sich gut führen und haut auch bei Objektivwechsel zu leichteren/schwereren Okularen nicht ab, denn das Hauptgewicht (die Linsen) ist näher beim Montierungskopf als beim langen Refraktor.
Performance:
Nun, ich kann maximal ein 30er oder 32er Okular verwenden, ansonsten hätte ich eine zu große Austrittspupille.
Somit zeigt er mit 30mm/68° Okular das gleiche Gesichtsfeld wie mein 120/1000er mit dem 38mm/70° Okular.
Also so "Widefield" nicht, wie man es vielleicht gerne zum Surfen hätte. Aber er hat ja auch die größere Öffnung.
Und die ist in unseren Breiten meiner Meinung nach oft mehr Fluch als Segen.
Kurz: Wenn es nicht eine wirklich dunkle Nacht ist (also die ca. 10 Nächte im Jahr

Die letzten Nächte waren ja extrem mondig (wohlgemerkt: ich habe am freien, kaum lichtverschmutzten Feld, nicht auf unserer Terrasse, getestet), und mein winziges C6 hat hochvergrößert, bei gleichem Gesichtsfeld, etwas mehr Details gezeigt als der Lichtriese.
Das C6 ist in Sachen Gewicht, Größe zu Lichtleistung genial, Jedoch zeigt es auch schon visuell die starke Bildfeldwölbung und Koma, der Refraktor glänzt mit seinen nadelfeinen Sternen bis zum Bildrand.
Was mir dabei auch klar geworden ist:
Je heller der Himmel, umso weniger öffnet unsere Pupille. Deshalb bringen lichtstarke Geräte bei aufgehelltem Himmel kaum etwas.
Zumindest bei 6", bei größerem Durchmessern habe ich zwar auch die aufgeweichten Bilder, jedoch die mit höherer Auflösung. Die hilft natürlich auch bei Planetenbeobachtung.
Apropos, der 150/750er hat ja den größten Farbfehler am Markt, denn abgesehen vom Öffnungsverhältnis steigt der Farbfehler exponentiell mit der Öffnung.
Also ein f/5 mit 102er Öffnung hat weniger Farbfehler als ein f/5 mit 120er, ein f/5 mit 150er noch mehr.
Der ist aber bei Deep Sky Beobachtung auch bei höherer Vergrößerung vernachlässigbar, an den Planeten und am Mond hat er natürlich seinen blauen Halo.
Fazit:
Wenn nur visuell Deep Sky beobachtet wird (starker Farbfehler fotografisch, bei Planeten sowie Mond) und man ihn in dunklen Nächten einsetzt , bringt er seine Leistung.
Hat man in der Mehrzahl aufgehellte Nächte, würde man mit einem langbrennweitigerem Gerät mehr herausholen können.

LG Herbert