Von der anderen Mitbeobachtern war, von denen ich Antwort bekam, Werner krank, Heiner war auch die Wetterlage zu unsicher, Michael war sowieso noch nie eine 100%ige Bank und Hans tanzte lieber mit dem Landeshauptmann.
Zugegeben, der Wolkenzug sah nicht rosig aus, aber laut Animation sollte es ab 17 Uhr aufreißen. Um diese Zeit waren Gerald und ich schon unterwegs Richtung Alm und nach einem Anruf von Sepp, der von zu Hause beobachtete, sollte das Seeing gut sein. Auch Kurt wollte, als wir ihn von der letzten Kehre aus noch mal über die Bewölkung informierten, die zu 90% nicht vorhanden war, lieber von zu Hause aus beobachten.
Kurz vor 18 Uhr waren wir auf der Alm, die Auffahrt war Problemlos. Unten war zwar Schneefahrbahn aber ab den letzten Häusern war es so gut wie aper. Wir hatten +5°, kaum Wind und die Durchsicht war vielversprechend, vorläufig.
Jupiter und der vier Tage alte Mond waren schon weit nach Süd-Westen gerückt. Wir stellten unsere Geräte auf den fast Schneefreien Beobachtungsplatz und obwohl der Hunger schon plagte, wollten wir erst noch eine Weile die beiden beobachten.

Ich widmete mich erst den beiden Gasriesen Jupiter und Uranus, die sich seit Mittwoch schon wieder merklich voneinander entfernt hatten. Sie passten zwar immer noch beide ins 17mm Okular aber sie klebten weiter am Rand als beim letzten Mal. Bei Jupiter stand vorerst Europa noch ganz innen, gefolgt von Io, Kallisto und Ganymed.
Plötzlich zwang uns ein menschliches Bedürfnis Gerald´s, doch früher als geplant die Almhütte aufzusuchen, denn er stand auf und meinte, er geht bevor ein Malheur passiert. Natürlich fuhren wir gleich gemeinsam und während er seinen Geschäften nachging bestellte ich zwei Bier.
Gestärkt von Berner mit Pommes und einer köstlichen Mehlspeise waren wir eine gute Stunde später wieder zurück an unseren Beobachtunsgplatz.
Den Mond nahm ich diesmal nur der Vollständigkeitshalber ins Visier, denn was ändert sich an dem, vier Tage nach Neumond vieles, außer vielleicht die Libration. Die war dafür verantwortlich, daß das Meer der Krisen ziemlich am Rand zu finden war. Außerdem stand er noch weiter im Südwesten als vorher und leichte Wolken hatten sich über ihn gelegt.
Also widmete ich mich wieder Jupiter, wo jetzt auch der große rote Fleck zu sehen sein sollte. Leider hatten sich auch über den Gasriesen leichte Wolken gelegt, dazu das nicht gerade berühmte Seeing und diese Kombi machte eine Sichtung des roten Klecks nicht gerade einfacher. Aber ich beobachtete ihn doch hartnäckig genug, um zumindest hin und wieder den roten Patzen, plus einen dünnen Streifen darüber, der das südliche Wolkenband andeutet, zu erkennen. Io und Europa hatten inzwischen ihre Plätzte getauscht und Ganymed hatte sich noch ein Stück von Kallisto wegbewegt. Zwischendurch schaute ich auch mal zum grünen Riesen in der Nachbarschaft, der war aber nicht mal mehr ein Stecknadelkopf.

Gerald sah sich erst auch mal Jupiter an, bevor er sich den Perseus vornahm. Er animierte mich dazu, mir M34 und h/chi auch im Feldstecher anzusehen. Etwas später zeigte er mir M76, den kleinen Hantelnebel in seinem Refraktor.
Ich nahm mir währenddessen das Schwertgehänge von NGC 1980 bis NGC 1981 vor. Das Trapez war schön zu sehen, für Komponente E war aber das Seeing zu schlecht. Danach schraubte ich mich hinauf zu M78 und machte auf den Weg dorthin bei Sigma Orioni halt, jenes Dreifachsystem, daß in der Nähe der Gürtelstern zu finden ist. M78 war danach auch ein echter Hingucker.
Kurz darauf nahm ich mir das Schwertgehänge, M31, M33 und die Plejaden mit dem Feldstecher vor, toll so ein Gerät.
Weil gerade die Saison war, wo die Hasen nicht nur auf den Pisten unterwegs sind, suchte ich mir gleich mal R-Lepus, dem Blutstropfen am Winterhimmel. Ich hatte ihn relativ rasch aber etwas blaser vor. So wie es aussieht, dürfte er gerade im Maximum sein, denn er war leicht unter den anderen Sternen zu identifizieren. Beta Lepus hätte eigentlich der nächste sein sollen, aber das Seeing ließ eine Trennung nicht zu, dabei ist das eine Pärchen von Epsilon Lyra noch enger beinander. Sicher spielt aber auch die Tatsache mit, daß Komponente A ganze 5 Größenklassen heller ist als sein Begleiter. Gamma Lepus war da schon viel leichter zu trennen, Kunststück, die sind aber auch gut 30x weiter auseinander. M79 war auch schnell gefunden und NGC 1964 legte ich vorerst mal auf Eis, den hätte ich unter den Bedingungen sowieso nicht gefunden.
Jetzt hab ich schon ein paar Mal das Seeing angesprochen. Das bekommt diesmal 2-3 auch wenn man nicht nur den Föhn dafür verantwortlich machen kann. Immer wieder zogen dünne Wolken durch und langsam kam der Dunst aus den Tälern herauf. Der Wind frischte etwas auf und die Temperaturen gingen leicht zurück. Die Grenzgröße lag bei 5 mag., mehr ließ der, wahrscheinlich auch vom Schnee, aufgehellte Himmel nicht zu. Die Milchstraße zog sich von Südost nach Nordwest. Im Bereich des Orion war sie kaum auszumachen, lediglich Richtung Westen konnte man sie etwas besser erkennen.
Gerald zeigte mir irgendwann das Sternbild der Giraffe, denn er hat darin die Kemble Kaskade gefunden, einer Sternengruppe, die aussieht, als hätte jemand mit einer MG Salve eine Linier gezogen. Die MG Spur ist übrigens auch unter der Katalognummer
Kemble 1 im Atlas zu finden. Gerald holte sich den Laserpointer, um mir die Kaskade leichter zeigen zu können, aber noch bevor er wieder zurück war hatte ich sie schon gefunden. Er bestätigte mir dann nur noch, daß ich mit meiner Vermutung recht hatte. An einem Ende der Kaskade ist der kleine offene Sternhaufen NGC 1502 zu finden, der aber gleich unsere volle Aufmerksamkeit hatte. Es ist eben wie im Leben, die schönsten Dinge sind meist sehr klein.
Für den Abschluß suchten wir uns noch M1, den Krabben Nebel. Ich hatte ihn als erster aber ich wußte auch, wo ich suchen muß. Da der aufgehellte Himmel und der Dunst eine weitere Beobachtung sinnlos machte, beschloßen wir unsere Geräte abzubauen und nur mit dem Feldstecher bewaffnet ein wenig über den Himmel zu spazieren. Gerald wollte aber nur noch wissen, wo der Luchs zu finden ist, also nahmen wir unsere Atlanten her und suchten uns das schwache Sternbild. Leider sind die Figuren in jedem Sternenatlas etwas anders eingezeichnet. Den Gerald zeigte mir mit dem Pointer das Sternbild etwas verwinkelter als es bei mir eingezeichnet ist. Das sollte die IAU vielleicht auch noch vereinheitlichen, denn wenn man sich z. B. Herkules hernimmt, so ist der von einem Atlas zum anderen oft nicht wiederzuerkennen.
Um 23 Uhr beendeten wir unsere Beobachtung dann endgültig, den Gerald mußte am Sonntag wieder früh raus.
Letztendlich war es trotz der nicht gerade wünschenswerten Bedingungen eine erfolgreiche Beobachtungsnacht. Wir haben, wenn auch nur zu zweit, unsere Tradition hochgehalten, zu Jahresanfang eine gemeinsame Beobachtung abzuhalten. Wer weiß, vielleicht finde ich mich nächstes Jahr alleine auf der Alm wieder, um mir bei schlechten Seeing die Nacht um die Ohren zu schlagen. Denn leider setzte zu Jahresanfang immer wieder mal Föhn ein und machte so eine kalte Nacht mit vernünftigen Seeing unmöglich. So hoffe ich schon heute, daß sich wenigstens die Anzahl der Mitstreiter nächstes Jahr wieder etwas erhöhen wird, weniger können es ja kaum mehr werden.
Gerald hatte diesmal seinen Equinox Apo dabei mit 120mm Öffnung und 900 mm Brennweite
Ich hatte meinen Fh 102 mit 1000mm Brennweite im Einsatz