Ganze zwei Stunden war es gestern dunkel. Diese Zeit habe ich mit wenigen, aber dafür schönen Objekten ausgekostet:
Datum, Uhrzeit: 01. Juli 2008, 23:45 bis 02:00 Uhr
Himmelsqualität: Bortle 2-3
Seeing: 2 (auf Schulnotenskala)
Wetter: wolkenlos, Temp.: zu Beginn 21 °C, am Ende 14 °C
Beobachtungsort: Hohe Wand, Postl-Wiese, 920 m (Niederösterreich)
Equipment: Sky-Watcher 8“ f/6 Dobson, TS WA 30 mm, Speers-Waler 17 mm, Speers-Waler 9,4 mm, TS Planetary HR 6 mm, Baader UHC-S, Baader OIII
Objekte:
Pillars of Creation in M 16
Hourglass Nebula in M 8
Pluto
M 2-9 Butterfly Nebula
Lohnt es, wegen vier Objekten einen Beobachtungsbericht zu verfassen…? Ja, und wie! Nachdem ich die letzten klaren Nächte verletzungsbedingt (hab eine Sehnenscheidenentzündung, die sich gewaschen hat) allesamt nur auf meiner Terrasse bei lediglich rund 6 mag Grenzgröße verbringen musste, konnte ich heute einfach nicht widerstehen, packte meinen Krempel ins Auto und fuhr endlich wieder einmal auf meinen Hausberg zum Spechteln. Oben traf ich den Reinhard ("ReiFu"), bei dem M 20 auf dem Programm stand.
Bald war ersichtlich, dass dies wohl endlich wieder eine typische Hohe Wand’sche Sommernacht werden würde: Die Milchstraße war stark strukturiert, Nordamerikanebel, Lagunennebel (und einige andere Wölkchen im Schützen) und M 13 waren locker freisichtig erkennbar, einige Sternwolken verwechselte ich im Lauf der Nacht mehrmals mit „echten“ Wolken.
Los geht’s: Im großen amerikanischen Nachbarforum war vor einigen Wochen die Frage, ab welcher Öffnung man die Pillars of Creation („Säulen der Schöpfung“) im Adlernebel erkennen kann. Die meisten Sichtungen gelangen mit 14“ aufwärts, jedoch ein Forenmitglied wollte die Pillars auch schon mit 6“ unter perfektem Himmel gesichtet haben. Das hieß für mich: Nachgucken, ob der Kollege tatsächlich die Wahrheit erzählt hat.


Der Hourglass Nebula (nicht zu verwechseln mit MyCn18!) im Lagunennebel M 8 sollte etwas leichter gehen. Dieser Nebel ist nicht wirklich ein eigenständiger Nebel in M 8, sondern vielmehr die wohl hellste Stelle in der Lagune, welche die Gestalt einer Sanduhr innehat. Das berühmte dunkle Staubband, das den Nebel durchzieht, liegt ziemlich exakt zwischen dem jungen Sternhaufen NGC 6530 und eben dem Stundenglas. Bereits im Übersichtsokular fällt der helle Teil östlich des Staubbandes auf. Je höher man vergrößert, desto deutlicher wird die Sanduhr-Form. Am schönsten war der Anblick mit UHC, der OIII schluckte zuviele Sterne.
Nun war es an der Zeit, einen alten Bekannten zu besuchen, um den sich in den letzen Jahren eine derart große Fangemeinde gebildet hat, wie sonst wohl um keinen Himmelskörper. Schuld daran war die IAU. Natürlich, wir reisen zum Pluto! Rund 5 Lh trennen unseren ehemals äußersten Planeten von der Erde. Mit rund 14 mag ist er vermutlich für so ziemlich alle Amateurfernrohre zugänglich, wenn auch nicht unbedingt auf einfachstem Wege. Meine Ausgangsposition war der Offene Sternhaufen M 23, da dieser mit bloßem Auge gut als kleines Nebelfleckerl erkennbar war. Von ihm aus wanderte ich zu einer trapezähnlichen Konstellation aus 7er bis 10er Sternen. An der westlichsten Komponente sollte der kleine Pluto herumschwirren. Also vergrößerte ich auf 123x, und schon jetzt war indirekt ein schwacher Lichtfunke gut zu halten. Darum sah ich keinen Grund, noch höher zu vergrößern. Da war er also, der Gott der Unterwelt, der eisige Gesteinszwergplanet, der hinter Neptun seine mehr oder weniger einsamen Bahnen zieht.
Langsam hatte ich ordentlich mit Tau zu kämpfen und obendrein blieb nur noch eine Viertelstunde bis zur Dämmerung. Also ging es ab in den Ophiuchus. In der Nähe eines 5,5er Sterns hatte ich bald die Stelle lokalisiert, an der sich der bipolare protoplanetarische Nebel M 2-9, namentlich Butterfly Nebula, befinden sollte. Mit 14,4 mag sH ist er eine ziemlich harte Nuss. Ohne Filter war nach längerer Beobachtung an der korrekten Stelle hin und wieder eine unregelmäßige Aufhellung erahnbar. Der OIII brachte keine Verbesserung, doch mit UHC wurde aus der Unregelmäßigkeit langsam aber stetig eine immer ovalere Form, die zunehmend „einfacher“ zu halten war (zu ca. 30%).
Nach dieser erfolgreichen Sichtung musste ich nun endgültig zusammenpacken, da alle meine Okulare stark beschlagen waren. Beim Einpacken verriet mir ein Blick auf die Uhr, dass ich tatsächlich die gesamten 2 Stunden Dunkelheit voll ausgenutzt habe. Der Sommer bietet wirklich einige schöne Objekte, aber auf eines freue ich mich jetzt wirklich schon wieder: Die langen Nächte im Herbst!

Danke fürs Lesen!
LG Christian
Edit: Grausamer Grammatikfehler korrigiert.