Der Kurztrip wurde schon im Juli vorbereitet und Gebucht. Neumondphase, Wetter, alles musste zusammenpassen, und da waren die Tage vom 17 auf den 18 geradezu Perfekt! Klar, das mit dem Wetter war Glücksache, wer kann schon einen Monat das Wetter im Voraus berechnen? Die schaffen es ja nicht einmal drei Tage...
Am Freitag um Mittag waren wir, meine Freundin und ich, Abfahrtsbereit. Vor uns lagen 400km Autobahn und ein Wochenende, dass ich wohl nie mehr vergessen werde.
Um fünf kamen wir am Großglockner, genauer am Wallackhaus auf 2.500m an. Entgegen der Wetterprognosen, die sagten dass es bis in die Nacht hinein eher regnerisch sein sollte, begrüßte uns strahlender Sonnenschein, und für die Höhe, sehr milde Temperaturen.

De es noch ein bisschen dauern sollte, bis die Sonne unterging, nützte ich die Zeit um einen perfekten Beobachtungsplatz für die folgenden zwei Nächte zu finden. Meine Wahl fiel auf eine Kehre gut 200m höher gelegen als das Wallackhaus, direkt an der Hochalpenstraße. Da in der Nacht sowieso eine Einfahrsperre herrschte, dachte ich mir dass ich hier ungestört sein werde.
Die Zeit verging, und nach einem sehr guten Essen in der Hütte, machte ich mich schon auf den Aufbau meines Equipments. Am Start standen mein 8" Dobson, und mein neu Erworbener 3" ED für die Großflächigen Objekte. Leider bekam ich bei den Aufbau den Höhenkoller: Der ED sollte Huckepack auf den Dobson. Für diesen Zweck habe ich auf den Dobson eine kleine Prismenschiene Montiert, auf die die Halterung für den ED komme sollte. Und von dieser Halterung drehte ich, vor lauter Begeisterung, das Gewinde ab.

...Es wird dunkel.
Die Sonne verschwindet langsam hinter den Bergrücken, das Wetter war noch immer Perfekt bis auf einen leichten Dunst, und die ersten Sterne wurden Sichtbar. Ich kramte noch meine vorbereitete Beobachtungsliste hervor, und genoss das einbrechen der Nacht. Und das ging ziemlich hurtig! Es dauerte keine Stunde bis es dunkel war. Was mir als erstes auffiel war, dass die Sterne bis zum Horizont reichten, also im Norden, Osten und im Süden gab´s keine Lichtverschmutzung. Einzig der Westen glühte ein bisschen.

Als es Dunkel wurde, und die Milchstraße zum Vorschein kam, dachte ich mir noch: Und das soll die, so unglaubliche Hochalpenmilchstraße sein? Naja.... . Aber schon eine halbe Stunde später traute ich meinen Augen nicht! Sowas habe ich ja noch nie gesehen


Es wird Zeit für das erste Objekt: M31 die Andromedagalaxie. Was habe ich diese Galaxie schon studiert.... aber unter eine solchen Himmel habe ich sie noch nie gesehen. Zwei Staubbänder traten deutlich hervor, die Galaxie war Riesengroß! Da sieht man was Lichtverschmutzung anrichtet! M32 war auch sehr hell, einzig M110 schaute aus wie immer.
Das Seeing war leider sehr schlecht. Bei 120x war Schluss, also wurden die meisten PN, und sonstige kleine Objekte in meiner Liste gleich gestrichen.
Weiter ging es mit einer Reihe Kugelsternhaufen M22, NGC6643, NGC6934, und M71. Es machte Spaß zwischen Newton und ED zu wechseln. Im Newton hatte ich die volle Auflösung und konnte so ins Detail "sehen". Mit dem ED holte ich mir die Übersichtsaufnahmen, die KS werden sehr ästhetisch im ED abgebildet. Feine Nebel, gefällt mir!.
Als nächstes stand der Lagunennebel, M8 an. Ohne Filter schon ein sehr schöner Anblick. Mit dem engen UHC Filter gehen einem die Augen auf

Dann kam M27 dran. Mann der hat Ohren! Das erste Mal wird mir die Größe des Nebels bewusst, die Ohren reichten fast weiter in den Raum, als die Hantel. Vor allem die schwachen Sterne im Nebel haben sehr schön ausgesehen.
Weiter gehts zu NGC7000: Ich muss gestehen hier oben habe ich den Nebel das erste Mal "richtig" gesehen. Der Nebel trat deutlich hervor, und seit diesem Zeitpunkt weiß ich auch, was mit "der Bucht" und "Mexico" gemeint ist

Das einzige wirkliche Problem in dieser Nacht, war dieses verrückte Radrennen, wo ein Haufen Radler durch ganz Österreich fährt, und genau an diesem Abend eine Großglockner-Nachtüberquerung durchführten. Das war bitter für mich. Von acht Uhr abends bis drei Uhr früh, kam ein so ein Wahnsinniger alle eineinhalb Stunden mit Begleitfahrzeug und vernichtete meine Dunkeladaption. Nach dem ersten Radler, verzog ich mich immer hinters Auto und machte die Augen zu, um so meine Adaption bei zuhalten (Man hörte sie Gott sei Dank schon von weitem. Entweder die Anfeuerungsmusik aus dem Begleitfahrzeug, oder das Schnaufen der Radler selber, das an ein sterbendes Tier erinnerte). Schaut sicher Lustig aus, wenn sich der Hobbyastronom, mit geschlossenen Augen hinter dem Auto versteckt

Die Zeit strich voran und die "abgeschossenen" Objekte mehrten sich. Ich will hier nicht alle aufzählen, da es schon einige sind. Die meisten waren Messier Objekte, um sie mal bei wirklich dunklem Himmel genießen zu können.
Ein Highlight will ich noch erwähnen:
Der Cirrusnebel NGC6960 mit NGC 6992: WOW

Mittlerweile war es auch schon 04:00. Die Plejaden standen schon hoch am Himmel. und der Orion schob sich langsam über den Horizont. Der Winter schickt schon mal die ersten Grüße.

Auch Jupiter und Venus waren dabei. Die aufgeblasenen Planeten zeigen schön den Dunst, der mich durch die Nacht begleitete. Die Dämmerung schritt auch schon voran, und so machte ich mich auf ins Bett, einen Tag hatte ich ja noch....

"RRRRIIIINNNGGGG". Acht Uhr, der Wecker... Frühstück gibts leider nur bis halb neun.....
Zweiter Versuch:
Ein Uhr nachmittags. Diesmal hatte ich es geschafft. Ich schaute aus dem Fenster und ein Grandioser Tag mit Top Wetter erwartete mich.

An diesem Tag wollten wir ein bisschen Wandern, und alles ganz gemütlich angehen. Unser Ziel sollte die Edelweißspitze werden, was uns auch ohne Probleme gelang.
Eine herrliche Aussicht von dort oben!

Wir wanderten noch ein bisschen umher, um auch den höchsten Berg Österreichs vor die Linse zu bekommen.

Noch was gutes zum Essen und es war schon wieder mal sieben Uhr. Zeit zum Aufbauen. Der Hüttenwirt vom Wallackhaus war so nett und borgte mir eine Zwinge, sodass ich meine Huckepackidee auch austesten konnte!

Ich wählte wieder den gleichen Platz, da mir der Wirt versicherte, das heute keine Radfahrer den Berg raufkommen werden.
Eine Stunde später war alles Einsatzbereit und der Newton justiert. Die Milchstraße schälte sich auch schon aus dem letzten bisschen Licht der untergehenden Sonne, es konnte also losgehen!

Als erstes Objekt des Abends wählte ich M11. Ein sehr schöner OS, dessen Zentrale Form mich an einem Schmetterling erinnerte.
Weiter ging es zu M51 mit NGC5195. Einfach Wundervoll! Die Spiralarme lösten sich, nach längerem Beobachten, schön heraus, und auch die Materiebrücke zu 5195 kam schön zum Vorschein. Auch vielen mir einen Haufen Knoten in der Halo von M51 auf. Indirekt sah ich drei schwache Sterne, die auf den Spiralarmen saßen, wahrscheinlich aber Vordergrundsterne.
Danach folgte gleich M101. Von Lichtschwach kann in diesen Höhen keine Rede sein. Deutlich trat die Galaxie hervor. Nicht nur dass sie ganz schön groß ist, man konnte sogar Staubknoten in der Halo ausmachen, und das gar nicht mal so schwer.
Angespornt von dem, was ich sah, holte ich mir gleich M33 vom Himmel. Ok sie war heller als Daheim, das wars aber dann schon. Einen schönen Helligkeitsverlauf vom Kern zur Halo, mehr konnte ich aber nicht Erblicken.
Das Seeing war an diesem Tag leider nicht viel besser, einen PN musste ich aber trotzdem finden: NGC6210, mein alter Erzfeind. In unzähligen Nächten versuchte ich bereits diesen PN abzuschießen, bis zu diesem Tage ohne Erfolg. Auch in dieser Nacht suchte ich mir am Anfang "einen Wolf", bis ich ihn fand. Klitzeklein, und schaut aus wie ein Stern. Einzig die leicht grünliche Farbe hat ihn verraten. Weitere Details konnte ich ihn trotz testweiser 300x, nicht abringen.
Ich drehte noch im Herkules ein paar Runden, M13, M92, und NGC6210. Bis auf den PN waren die KS sehr schön anzusehen, für den PN reichte das Seeing leider nicht um ihn ordentlich beobachten zu können.
Es wurden noch einige andere Objekte beobachtet, über die bin ich aber "drübergeflogen", sicher nicht mehr als fünf Minuten pro Objekt.
Ich habe auch viel mit dem freien Auge beobachtet. Andromeda, H und Chi, alle großen Hellen Objekte konnte man mit dem freien Auge direkt sehen. In der zweiten Nacht schätzte ich die Himmelshelligkeit auf 6,2-6,5 mag ein, eigentlich nicht so viel für einen Alpenhimmel. Aber das der ganze Himmel gleich dunkel war, das machte es aus.
Abschließend stellte ich mir noch M45 ins Okular. Die Reflexionsnebel visuell zu knacken ist auch ein großer Wunsch von mir. Aber in dieser Nacht sollte er nicht in Erfüllung gehen. Zwar sah ich Blickweise einen leichten Nebel um Merope, ich glaube aber das es der Atmosphären Dunst war, zumal ich um die anderen Sterne nichts erkennen konnte.
In dieser Nacht packte ich um drei Uhr meine Sachen, da wir am nächsten Tag leider zeitig los mussten.
Zu guter Letzt machte ich noch ein Milchstraßenpanorama, aber ich war ein bisserl spät dran, der Rest ist schon untergegangen...dafür sieht man schön Andromeda, H und Chi und M33, is ja auch was


Einzig die Huckepackmethode meines ED hat mich nicht überzeugt. Ist der Schwerpunkt so einigermaßen, wird das Einblickverhalten relativ bescheiden. Ich glaube es wird Zeit für eine neue Rockerbox...
Die zwei Tage waren die bis jetzt schönsten in meiner Astronomiekarriere, bis auf das Seeing waren die Bedingungen in Ordnung! Vor allem die Temperaturen überraschten mich, kälter als zwei Grad wurde es nie. Ich werde nächstes Jahr sicher wieder hierher zurückkommen.
Ich bedanke mich bei allen recht herzlich fürs Lesen und fürs durchhalten, ist doch ein bisserl lang geworden....
Anschließend noch ein paar Fotos von der Glocknergegend
Cs und Lg Martin
Mein Beobachtungsplatzerl. Rechts vom Haus war ich schön Windgeschützt. Einzig der Blick nach Norden wurde durch die Berge Eingeschränkt...

Unser Schlafplatz mit schöner Kulisse...

Ein Teil der Großglockner Hochalpenstraße

Blick vom Wallackhaus auf den gegenüberliegenden Bergrücken

Und als Abschluß eine Strichspuraufnahme von Andromeda. (sowas passiert wenn man vergisst die Nachführung einzuschalten
