M101 das feuerrad

DeepSky Fotografie - Präsentation eigener Astrofotos
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tommy_nawratil
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Beitrag von tommy_nawratil »

hallo Alex,

"natürlicher" ist immer eine Philosophiefrage: Nimm meine Version, mach eine einfache Tonwertkorrektur mit den Werten RGB 0,65 R 1 G 1,1 B 0,9 und plötzlich sehen die Ergebnisse sich relativ ähnlich.

Im Bestreben immer mehr rauszuholen und noch mehr sichtbar zu machen, macht man hinsichtlich "Natürlichkeit" leider manchmal Kompromisse. Erst wers richtig gut kann und alle Mittel eizusetzen versteht, schafft den Ausgleich. Es gibt aber sehr wenige Bilder, auch von den echten Profis, die in diese oberste Kategorie fallen.

Das mag schon sein, dass ich hier 5km von Wien zuviel aus den Daten rausquetschen will und das ergebnis zu schrill ist, aber versuchen muss ich es.

lg Tommy
Zuletzt geändert von tommy_nawratil am 30.04.2010, 23:10, insgesamt 1-mal geändert.
UlrichW
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Beitrag von UlrichW »

tommy_nawratil hat geschrieben:servus Ulrich,

vielen herzlichen Dank für deinen "Roman", da steckt viel Info drin und Material zum Ausprobieren!
Hi Tommy,

klaro! Das ist ja der Trick: mindestens 100 Wege führen zum Ziel, und wer die meisten kennt, kann sich auch am Besten verirren...nee!
Noiseware: Aha, ein neues Bügeleisen! Der Effekt, kurz habe ich ihn ausprobiert, ähnelt sehr dem Medianfilter in PS, wenn man als Fülloption "aufhellen" nimmt. Wo siehst du den Unterschied?
Ich habe keinen Median-Filter in meinem PS..oder ich bin zu dusselig ihn zu finden.

künstliche Flats: Das ist klar ein gefährliches Werkzeug, weil es das Rauschen indirekt verstärkt. Im Grunde kann man durch geschicktes Anwenden der Curves dasselbe erzielen, nur viel komplizierter, vor allem hinsichtlich der Farbe. Ich verwende lieber einen kleinen Radius und oft hintereinander, da bekommt man bessere Ränder.
Naja, auch ein Weg. Ich bevorzuge den großen Radius, da ich damit immer nur auf die Farbe losgehe. Die Helligkeit der Vignette beeinflusse ich erst ganz zum Schluss, damit ich die Informationen darin nicht verliere. Aber wie gesagt: Ein Ziel, hundert Wege.

Ich neige eher nicht dazu, Dinge wie Flats oder Darks einfach so über die Bilder zu klatschen. Viel zu viel Informationen gehen dabei verloren.

Z.B. habe ich ein uraltes Dark. Ein Einzelnes. Dieses ziehe ich von den Rohbildern via Ebenenfunktion Differenz und der Transparenz nur soweit ab, daß gerade die Hotpix weg sind und die Farbkleckse sich dadurch minimiert haben. Dadurch vermeide ich "Löcher". Bei Flats ist es genauso. Durch selektiven Einsatz kann ich die Wirkung optimieren.

Eines ist aber klar: Das ist nur der Anfang des Weges. Bei besseren Rohdaten, besserem Himmel oder einer CCD usw. kann die verfahrensweise durchaus eine ganz andere sein.
Deine Methode mit der Pipette muss ich natürlich ausprobieren, habe ich noch nirgends gesehen. Füllst du die neue Ebene mit der aufgenommen Farbe gleichmässig (Punkt 10) - wie kann da eine Vignette verschwinden ohne dass eine neue entsteht? Hm.
Ja, füll die Ebene mit der aufgenommenen Farbe gleichmässig. Die Vignette verschwindet dadurch, daß die Ebenenfunktion "farbig nachbelichten" sozusagen eine Farb und Helligkeitssubtraktion durchführt. Dies aber sehr spezifisch auf die Farbe selbst. Was bei der Funktion intern wirklich abgeht, daß weis ich nicht, Ich weis nur, es funzt.

Noch ein Trick: Bild -> Anpassung -> manuelle Tonwertkorrektur.

Doppelklick auf die schwarze Pipette und per Farbdialog eine dunkle Farbe einstellen.

Dann mit der schwarzen Pipette (einmal draufklicken) in den Hintergrund des Bildes Klicken. Alle Farben die dem Punkt der Pipette entsprechen werden durch die neue Farbe aus dem Farbdialog ersetzt.

Kombiniert mit der Ebenenbearbeitung via Transparenz kann man damit einen farbigen und zu hellen Hintergrund prima gerade rücken. Auch eine Vignette lernt damit das Fürchten.
Auch den Hochpassfilter habe bis jetzt nur an Planeten benutzt, das geht hier natürlich auch. Habe die Sterne hier aber gar nicht geschärft.
Der Hochpassfilter erhöht die Kontraste zwischen Dunkel und Hell. Das führt gerade an Nebeln z.B. zu einem deutlichen Hervortreten der dunkleren Anteile. Faktisch ist es kein "schärfen" an sich, sondern eine selektive Kontrasterhöhung..was eigentlich wieder ein "schärfen" ist...och ist das kompliziert!

Aber wenn man die Sterne maskiert und damit nicht mitschärft, kann man Kontraste in Galaxien erhöhen. Ich finde das oft sehr praktisch.
Da werde dieses Wochenende mal tüchtig rumprobieren. Deine Version gefällt mir auch sehr gut, nicht so protzig aufgeblasen wie meine und sauberer, aber die ganz schwachen Sterne und Fetzerln fehlen. Und auch meine Version schluckt noch immer ein bisserl was. Mal sehen!
lg Tommy
Ja, für die ganz schwachen Anteile muss man wirklich sehr behutsam mit den Pixeln umgehen. Das ist eben auch eine Frage der Übung.

Na dann, viel Spass an deinem Feuerrad.

CS Ulrich

PS. Übrigens, das Rohsummenbild von Dir ist eine wirklich harte Nuss. Da kann man prima seine Fertigkeiten trainieren. Wenn man das hinbekommt, klappt es mit den eigenen Rohdaten wie am Schnürchen..tolle Sache!
Kein Stern ist so rund, daß ich ihn nicht eirig kriege!
starhopper62
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Beitrag von starhopper62 »

Hallo Ulrich,

der Medianfilter in der deutschen Version von PS ist zu finden unter: Rauschfilter - Helligkeit Interpolieren
UlrichW
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Beitrag von UlrichW »

tommy_nawratil hat geschrieben:hallo Alex,

"natürlicher" ist immer eine Philosophiefrage: Nimm meine Version, mach eine einfache Tonwertkorrektur mit den Werten RGB 0,65 R 1 G 1,1 B 0,9 und plötzlich sehen die Ergebnisse sich relativ ähnlich.

lg Tommy
Hi Tommy,

da stimme ich Dir zu. Wir sollten und nur davor hüten, in einer solchen Diskussion zu bewerten. Ob etwas natürlich aussieht oder nicht obliegt dem Betrachter. Ich habe z.B. gut 20 Bilder aus der Gamma-Cygni-Region. Und ehrlich, nicht zwei davon sind farblich gleich. Und wieweit die abweichen ist enorm. Natürlich sage ich zu mir: Ey Oller, dat sieht aber kac.e aus! Und das, obwohl mein Kumpel meint: Echt Macker, dat haste aber gut getroffen.

Die Frage war nur, welcher Sack den Spätburgunder abgegurgelt hat.

Ach, wenn ich es gerade schreibe, jetzt weis ich woher der Magentastich in den Bildern kommt.......

CS
Ulrich

PS...sonst meckert Patrick wieder....könnte auch ein Zinfandel gewesen sein, was die amerikanisch-poppigen Gamma-Cygnies erklärt. Nur wie ich auf Gelbstichig komme wird mir nicht klar...das ist zum Kot..en...obwohl...mmmh...auch gelblich....
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UlrichW
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Beitrag von UlrichW »

starhopper62 hat geschrieben:Hallo Ulrich,

der Medianfilter in der deutschen Version von PS ist zu finden unter: Rauschfilter - Helligkeit Interpolieren
Hi Tommy,

hab ich ausprobiert. Was mir auffällt ist, das diese Funktion die Farbwerte nicht "zurecht rechnet". Es bleiben mri zuviele Kanten und Störpixel übrig.
Aber im Prinzip ist die Funktion wirklich meinem Verfahren ähnlich. Da muss ich wohl mal ein bischen mit rumspielen, wer weis wozu das gut ist!


Eines fällt aber auf, die Funktion ist ein Weichspüler, und das gefällt mir nicht wirklich!

CS
Ulrich

PS: Danke!
Zuletzt geändert von UlrichW am 30.04.2010, 23:27, insgesamt 1-mal geändert.
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Alrukaba
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Beitrag von Alrukaba »

Hallo Tom!

Ich kenn nicht mal meine Leberwerte, geschweige denn die, die du da beschreibst. In dem Punkt muß ich dir und Ulrich zustimmen. Ob was natürlich aussieht, liegt im Auge des Betrachters. Schließlich hat noch niemand die echten Farben der verschiedenen Objekte gesehen, man kennt sie nur von Fotoplatten. Für mich erscheint trotzdem Ulrichs Version "natürlicher"

Alex
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tommy_nawratil
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Beitrag von tommy_nawratil »

jau Ulrich,

das mit den Farben mach ich so: Ich kalibriere mich an Bildern im Netz die ich ganz gut und nicht zu übertrieben finde, letzteres schaff ich schon allein ganz locker...!

Werten tun wir insgeheim ja immer: Das ist gut, das ist bullsh.t. Gerade beim Bearbeiten geht ja alles über Bewertungen. Und wir schärfen auch unsere Vorlieben, indem wir Arbeiten anderer bewerten, uns das "Gute" davon abschneiden, die "Fehler" vermeiden. Aber das ist natürlich nie eine Bewertung der Person. Deine Arbeit ist sauberer als meine, und du hast mir super erklärt was du gemacht hast - ich werde mir das ansehen und mir die Rosinen rauspicken, also was ich momentan für Rosinen halte. Nach ein zwei Jahren wird es vielleicht was anderes sein, und ich denke o Gott was habe ich damals für Blödsinn gemacht.

In der Musik wars auch immer so eine Diskussion, man muss einfach den nächsten Schritt tun, und wenn man Glück hat ist jemand da und sagt "steig doch mal dahin". Und es bringt einen weiter. Nur manchmal, und das ist mir auch schon passiert, merkt man nach zwei Jahren dass es der Schritt in den Gatsch war der sich so gut angefühlt hat ;-)

oioioi, Zinfandel also... oder Merlot... dann redet man viel...

Das nächste Post von mir ist wieder mehr beim Thema!

lg Tommy

PS(t): Der Median ist sehr nützlich für Hintergrund glätten in Verbindung mit Mixmode "aufhellen" - da frisst er überhaupt keine schwachen Objekte - entrauscht sie aber auch nicht.
UlrichW
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Beitrag von UlrichW »

Hi Tommy,

ich denke mal wir sind da auf der gleichen Schiene, nur eben mit anderen Worten. Was ich aber toll finde, ist daß man sich so locker über das Thema unterhalten kann. Das geht in den wenigsten Foren, und das muss auch mal gesagt werden.

Ich sagte es ja schon, ich habe in diesem Thread mehr gelernt als in hundert anderen zusammen. Alleine das "Rosinenpicken" ist es schon wert gewesen. Das ist ja das Schöne an der Sache, jeder kann seinen Weg gehen, denn den Königsweg gibt es nicht.

Ich habe gerade an einem älteren M42 von mir rumgespielt...erstaunlich was da noch geht. Nur stellt sich jetzt die Frage, ist M42 ein Teil der Umgebenden H-Alpha-wolke, also muss der Bildhintergrund durchaus rötlich sein, oder soll er wie ausgestanzt im Schwarzen stehen. Beide Bilder haben was und nun zancke ich mich mit mir selbst.

Und wie rot ist rot????????

Und erklär mal in einem Forum, warum dein Hintergrund rötlich ist...echt, da braucht es mehr als einen Merlot

CS
Ulrich

nöö, kein PS!
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prokyon
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Beitrag von prokyon »

Hallo Tommy,

an sich eine sehr gute Aufnahme. Nur die Vignette ist echt nicht von schlechten Eltern. Ich hab somit erstmals Astroworks verwendet (wegen deinem Bild heruntergeladen :wink: ). Damit hab ich ein künstliches Flat erzeugt, aber nur so larifari, das geht sicher viel besser.
Danach Bearbeitung in PS:

Bild

Ich hab nur an meinem Läppi bearbeitet, es kann sein, dass das Bild stark rauscht usw. Am Laptop seh ich das kaum.

cs

Werner
Ich liebe die Sterne zu sehr um die Nacht zu fürchten.

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tommy_nawratil
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Beitrag von tommy_nawratil »

hallo Werner,

vielen Dank für deine Bearbeitung bis 3h früh! Ich werde alle 3 Versionen heute abend in den PS reinladen und genau vergleichen, tagsüber habe ich zu viel Sonne im Zimmer um die schwachen Details zu sehen. Das glaube ich gerne, dass du an deinem privilegierten Standort über das Streulicht und die Vignette nur staunen kannst! Das kommt aber auch dadurch zustande dass mein FS sehr klein ist mit 24%, und das 100% ausgeleuchtete Bildfeld nur einige mm gross ist. Dafür kann ich auch wunderbar Planeten gucken mit dem Rohr.

bis später!

lg Tommy
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Alrukaba
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Beitrag von Alrukaba »

Es ist schon erstaunlich, was man aus den Daten eines einzigen Bildes alles machen kann. Je nach dem, wer es bearbeitet, es kommt immer etwas anderes raus.
Werner, deine Version gefällt mir momentan am bessten, auch wenn es nicht so viele Details zeigt wie das von Ulrich

Alex
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prokyon
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Beitrag von prokyon »

Das ist ja das schöne an der Astrofotografie. Jeder holt aus seinen Daten was anderes raus und interpretiert sie sozusagen auf seine persönliche Art.

Wenn alle alles gleich machen würden, das wär ja fad. :wink:
Ich liebe die Sterne zu sehr um die Nacht zu fürchten.

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Beitrag von prokyon »

tommy_nawratil hat geschrieben: Das kommt aber auch dadurch zustande dass mein FS sehr klein ist mit 24%, und das 100% ausgeleuchtete Bildfeld nur einige mm gross ist.
Hallo Tommy,

deshalb solltest du unbedingt immer Flats machen, damit könntest du das sehr gut in den Griff bekommen. Künstliche Flats sind ja nur eine Verlegenheitslösung.

cs

Werner
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tommy_nawratil
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Beitrag von tommy_nawratil »

hallöchen,

ich war inzwischen auch nicht faul und habe eine neue Version erarbeitet. Da ich immer mit Ebenen arbeite kann ich alles im Hinterher verändern.
Der Hintergrund wurde etwas "verunreinigt", die Galaxie entrauscht, schwach sichtbares nochmal angehoben, und schliesslich alles mit einer gütigen Gradation soweit ins Unbestimmte abgesenkt dass die Störungen nicht mehr so ins Auge fallen und das ganze Ding einen nicht mehr so extrem anhüpft.

Bild

Wie wir sehen sind die Methoden sehr sehr verschieden, ich mache keine Flats, Ulrich hat ein einzelnes uraltes Dark, und letztens hat Reinhard Ilk mir gesagt er macht nur Änderungen übers ganze Bild, also keine Masken und Separatistische Bewegungen...

Aber über den Tellerrand schauen erweitert eindeutig den Horizont...!

lg Tommy
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